Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.10.2002:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.
ÖBB-Bahnhofsoffensive Wien Nord auf Schiene
Wien (RK). Das europaweite Planungsverfahren zur Umsetzung der Bahnhofsoffensive Wien Nord ist abgeschlossen, das Siegerprojekt von Architekt Albert Wimmer und seinem Team liegt vor. Mit über 37 Mio. Euro Investitionsvolumen ist auch die Finanzierung des groß angelegten Bahnhofsumbaus gesichert. Der Bahnhofsoffensive ...
Wien (RK). Das europaweite Planungsverfahren zur Umsetzung der Bahnhofsoffensive Wien Nord ist abgeschlossen, das Siegerprojekt von Architekt Albert Wimmer und seinem Team liegt vor. Mit über 37 Mio. Euro Investitionsvolumen ist auch die Finanzierung des groß angelegten Bahnhofsumbaus gesichert. Der Bahnhofsoffensive Wien Nord und der Neugestaltung des gesamten Pratersterns steht damit nichts mehr im Wege. "Mit diesem Projekt, dem ersten im Rahmen der ÖBB-Bahnhofsoffensive in Wien, schalten wir alle Signale in Richtung Komfort, Kundennutzen und Modernität auf grün," erklärt ÖBB-Generaldirektor-Stv. DI Helmut Hainitz bei der gemeinsamen Präsentation des künftigen Bahnhofes Wien Nord mit dem Wiener Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr, DI Rudolf Schicker, am Montag in Wien.****
Helligkeit und klare Wegeleitsysteme
Effizienz, Leistungsfähigkeit und maximaler Kundennutzen stehen im Mittelpunkt der Bahnhofsoffensive Wien Nord, die einen der wichtigsten Bahnhöfe Wiens zu einer modernen Verkehrsdrehschreibe umgestalten wird. Der Umbau von Wien Nord wird aufgrund seines schlechten Zustandes von ÖBB und Stadt Wien als absolut prioritär betrachtet. Eine auf rund 7.400m² ausgedehnte, lichtdurchlässige Überdachung des neuen Bahnhofes sorgt nach dem Umbau für eine helle und freundliche Atmosphäre und stellt einen optimalen Witterungsschutz, vor allem auf den Bahnsteigen, sicher. Das Gebäudeinnere ist dadurch tagsüber bei jedem Wetter von Licht durchflutet. In der Nacht kehrt sich die Lichtwirkung um und die Halle zeigt sich als markant erleuchtetes Bauwerk. Klare Wegeleitsysteme ermöglichen zudem eine leistungsfähige Abwicklung der Umsteigebeziehungen zwischen Bahnhof und U-Bahn - schon im Bahnsteigbereich werden die Fahrgastströme so geleitet, dass im Verteilergeschoss ein Kreuzen der Ströme verhindert wird.
Neben einer behindertengerechten Ausstattung über Rolltreppen und Lichtanlagen werden auch die Umsteigewege zur U1, zur künftigen U2-Station und zu den Haltestellen der Straßenbahn- und Buslinien am Bahnhofsvorplatz optimiert. Perforierte Schallschutzelemente in den seitlich begrenzten Bahnsteigrändern und in den Flugdächern der Bahnsteige sorgen zudem für eine maßgebliche Eindämmung der Lärmentwicklung. Zudem werden die gelochten Raumakustikelemente gleichzeitig für Beleuchtung, Lautsprecher und Infosysteme genutzt. Insgesamt ist der neue Bahnhof in einem modernen Corporate Design gehalten - die Farbe Blau ist für das Leitsystem reserviert, Gelb dient sämtlichen Sicherheitsmarkierungen.
Bahnhofsvorplatz: Praterstern neu
Die Neugestaltung des Pratersterns als großes, weichenstellendes Gemeinschaftsprojekt von ÖBB und Stadt Wien umfasst aber nicht nur den völligen Umbau des Bahnhofes, sondern insbesondere auch die Verlängerung der U-Bahnlinie U2, die Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs und des Individualverkehrs auf einer der wichtigsten Verkehrsdrehschreiben der Stadt. Hier forciert die Stadt Wien federführend maßgebliche Veränderungen zum Nutzen einer effizienten Gesamt- Verkehrsorganisation.
Mit der Eröffnung der über den Praterstern verlängerten U- Bahnlinie U2, geplant für das Jahr 2007, wird die Straßenbahnlinie 21 eingestellt. Alle Straßenbahn- und Bushaltestellen (Straßenbahnlinien O und 5, Buslinie 80A, Regionalbuslinien) werden dann auf den westlichen Vorplatz des Bahnhofes zusammengefasst.
Maßgebliche Verbesserungen werden hier auch für Fußgänger umgesetzt, um dem erwarteten erhöhten Fußgängerverkehr in diesem Bereich Rechnung zu tragen. Verbreiterte Schutzwege und übersichtliche Leitsysteme werden hier für Sicherheit und Effizienz sorgen.
Geschäfte, Gastronomie und Service im Bahnhof
Im Bahnhof selbst werden kommerzielle Einrichtungen nicht nur die angenehme Atmosphäre der Bahnhofshalle unterstreichen, sondern auch wichtige Versorgerfunktionen übernehmen. Sowohl die Shopping Mall im Erdgeschoss, ein Pavillon unter dem Gleiskörper im Süden des Bahnhofes als auch die Einrichtungen im 1. Untergeschoss schaffen zudem nicht nur ein attraktives Angebot, sondern nehmen selbst auch eine wichtige Funktion in der Organisation der Verkehrsströme wahr. Kompakte, richtungsdefinierte Baukörper werden damit mit integriertem Nutzen errichtet.
Großräumige, lichte Passagen innerhalb des Bahnhofes sorgen dabei für Wohlbefinden bei den Reisenden. Ebenso gegeben ist dadurch die Durchlässigkeit des Bahnhofes und damit die Verbindung von Ost- und Westvorplatz. Glasportale schaffen eine klare übersichtliche Konfiguration und lassen die Räumlichkeiten optisch zusammenfließen. Geschäfte und Gastronomie werden sowohl von der Bahnhofshalle, als auch vom Vorplatz erschlossen. Ein modernes ÖBB-Reisezentrum sorgt zudem für eine optimale Kundenbetreuung am Bahnhof. Bei der Organisation der einzelnen Einrichtungen wird auch auf die Frequenz der künftigen U2-Station Bedacht genommen. Berücksichtigt werden auch die Errichtung von öffentlichen WC- Anlagen und internen ÖBB-Räumen zur Abwicklung eines reibungslosen Bahnbetriebes.
Bahnhof für die Zukunft
Eine der Grundlagen für die Umgestaltung des Bahnhofes bilden die Verkehrsprognosen, die für die kommenden Jahre einen massiven Bedeutungszuwachs des Pratersterns ausweisen. Nach einer Untersuchung des Ziviltechnikerbüros Rosinak & Partner wird die Zahl der Ein- und Aussteiger bis zum Jahr 2010 auf 12.900 pro Tag steigen, die Zahl der Umsteiger auf 113.000 Fahrgäste täglich, wobei der Relation Schnellbahn - U-Bahn mit 53.500 Fahrgästen die größte Bedeutung hat.
Zukunftsweisend ist auch die Versorgung des neuen Bahnhofes mit Wärmeenergie. Über mehrere Verbindungsschächte zwischen 1. Untergeschoss und Bahnsteig kommt es über Rolltreppen zu einem geregelten Luftaustausch zwischen Bahnhof und U-Bahn, wodurch die vorgewärmte Luft der U-Bahn für den Bahnhof genutzt werden kann. Hierzu sind keine mechanischen Einrichtungen notwendig, über die physikalischen Gesetze bezüglich Temperaturdifferenz und Druckunterschiede kann diese energiesparende Methode erfolgreich umgesetzt werden. In den Sommermonaten sorgen am Dach befindliche Windtürme für eine natürliche Sogwirkung, sodass auch hier ohne mechanische Energie ein angenehmes Umgebungsklima im Bahnhof sicher gestellt werden kann.
Der Fahrplan zum neuen Bahnhof
Insgesamt sind für den Bahnhofsumbau rund 37 Mio. Euro vorgesehen, 25,8 Mio. Euro davon entfallen allein auf das Hochbauprojekt inklusive Bahnsteigüberdachung. Im Dezember 2002 wird der Strukturplan vorliegen, die Einreichung wird für September 2003 angestrebt. Bis September 2004 sind die notwendigen Bescheide zu erwarten, mit den Arbeiten kann dann umgehend begonnen werden. Die Fertigstellung des Komplettumbaus ist für das Jahr 2007, im Gleichklang mit der U2-Verlängerung, geplant. Als Generalplaner zeichnet das Architektenbüro DI Albert Wimmer.
Weitere Planungen für den Praterstern
"Mit der Umgestaltung des Nordbahnhofes als Start- und Endpunkt der Praterzone wird nunmehr auch der Startschuss dazu gegeben, dass die Stadt Wien ihre weiteren Planungen für den Praterstern vorantreiben kann und der zentrale Verkehrsknoten maßgeblich aufgewertet wird. Dadurch hat die Stadt Wien die Chance für eine städtebauliche Entwicklung und Attraktivierung eines bislang optisch wenig ansprechenden und in seinen Potenzialen nicht ausgenutzten Ortes.", betonte Wiens Planungsstadtrat Rudolf Schicker.
Die neue Platzgestaltung werde allerdings erst nachdem die Umbaumaßnahmen des Bahnhofes und der U2 weitgehend abgeschlossen sind, also jedenfalls erst nach 2004, relevant.
Neben Arch. Wimmer habe im Zuge des Auswahlverfahren für den Generalplaner des Bahnhofumbaus auch Arch. Boris Podrecca einen sehr interessanten Entwurf zur künftigen Gestaltung des Pratersterns eingebracht, der auch im Rahmen der Architektur- Biennale in Venedig gezeigt wurde. Zur Erarbeitung möglicher Nutzungsszenarien für die weitere städtebauliche Entwicklung des Pratersterns wäre es daher begrüßenswert, wenn Arch. Wimmer und Arch. Podrecca. ihre Projekte verschränken und gemeinsam neue Gestaltungs- und Nutzungsvarianten für den Vorplatz entwickeln, unterstrich Schicker.
rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/
(Schluss) gb
- Rückfragehinweis:
Gaby Berauschek
Tel.: 4000/81 414
e-mail: gab@gsv.magwien.gv.at
(RK vom 28.10.2002)
Presseartikel teilen