Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.06.2020:
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Umweltanwaltschaft: Österreich verliert Boden unter den Füßen

Initiative „Gemeinsam für unseren Boden“

Österreich verliert täglich 12 Hektar an produktiven Böden. Das sind 5.000 m2, also rund 10 Einfamilienhausgärten pro Stunde – und das für immer, denn Bodenverlust ist meist irreversibel!

Um den Bodenverbrauch zu stoppen, wurde die Initiative „Gemeinsam für unseren Boden“ ins Leben gerufen – im November 2019,  also bevor es den Begriff „COVID-19“ überhaupt gab. Initiiert wurde diese von Expertinnen und Experten der AGES, der Stadt Wien-Umweltschutz, der Wiener Umweltanwaltschaft, dem Umweltbundesamt, dem Land Oberösterreich, dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft. Mittlerweile sind alle neun Bundesländer, das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) und die Landwirtschaftskammer Österreich eingebunden. 

Wie wichtig es sein kann die Versorgung mit lebensnotwendigen Produkten regional decken zu können und sich nicht auf globale Märkte verlassen zu müssen, haben wir in den letzten Wochen erlebt. Diesmal waren/sind es Schutzmasken, medizinische Tests und medizinische Geräte, es könnten aber auch Lebens- und Futtermittel sein!

Die weitgehende Ernährungssouveränität Österreichs ist ein wesentlicher Baustein der Resilienz unseres Landes gegen Krisen.

Trendumkehr dringend notwendig    

Wenn wir den aktuellen Bodenverbrauch nicht stoppen, wird in 200 Jahren der letzte Quadratmeter landwirtschaftlichen Bodens in Österreich verloren sein. Keine Ressource in Österreich ist in den letzten Jahren so unter Druck geraten, wie der Boden. 

Bodenverbrauch und Versiegelung haben zahlreiche negative Auswirkungen, die wir teils heute schon spüren:

  • weniger Produktionsfläche für Lebens- und Futtermittel und damit höhere Abhängigkeit von Importen;
  • weniger Wasserrückhalt und damit höheres Risiko für Überflutungen;
  • höhere Wärmespeicherung und damit Beeinträchtigung von Lebensqualität und Gesundheit bei sommerlichen Hitzeperioden;
  • weniger Kultur- und Naturlandschaft für Erholung und Tourismus;
  • weniger Lebensraum für Wildtiere und -pflanzen und damit Abnahme der Biodiversität.

Vorschläge für Lösungen in Ausarbeitung    

Mit der Onlinetagung am 26. Mai 2020 setzten Expertinnen und Experten aus Politik, Finanz, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und Raumplanung, die Initialzündung für einen Prozess, der den Bodenverbrauch in Österreich nachhaltig reduzieren soll.

Mehr als 50 Teilnehmende diskutierten unter anderem darüber, wie Österreich die Versorgung mit Lebensmitteln langfristig sicher stellen kann, welche Regelungen es braucht, um positive Lenkungseffekte zu bewirken und welche Lösungsansätze im In- und Ausland als positive Beispiele dienen können. Im Herbst 2020 wird bei einer Tagung in Linz weiter an einer Konkretisierung  gearbeitet.

Die Initiative „Gemeinsam für unseren Boden“ hofft mit dieser breiten Unterstützung endlich die dringend notwendige Trendumkehr für den Bodenverbrauch in Österreich  zu schaffen und damit die  Ziele der EU „kein Netto-Bodenverbrauch bis 2050“ sowie jene der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes „maximal 2,5 ha pro Tag bis 2030“ zu erreichen. (Schluss)/ru

Rückfragehinweis für Medien

  • Andrea Schnattinger, Wiener Umweltanwältin
    Tel.: 01/379 79/88981
    Romana Gnasmüller, Wiener Umweltanwaltschaft
    Tel.: 01/379 79/88985
    Handy: 0676/8118 88985
    E-Mail: romana.gnasmueller@wien.gv.at