Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.03.2022:
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Stadt Wien stellt Reform für Krisenpflegeeltern mit begleitender Kampagne vor

Wiederkehr: “Mit dem neuen Anstellungsmodell stellen wir sicher, dass noch mehr Kinder, die in Wien leben ein familiäres Umfeld für eine positive Entwicklung bekommen“

Im Rahmen eines Medientermins haben heute Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr, Gemeinderat und selbst Krisenpflege-Vater Christian Oxonitsch, die Leiterin des Fachbereichs Pflegekinder der Wiener Kinder-und Jugendhilfe, Martina Reichl-Rossbacher und Christine Baidinger, eine amtierende Krisenpflegemutter das neue Anstellungsmodell für Krisenpflegeeltern mit einer begleitenden Medienkampagne vorgestellt.

Durch die Attraktivierung der Aufgabe durch das deutlich flexiblere und praxisgerechtere Anstellungsmodell von Krisenpflegeeltern erhofft man sich seitens der Stadt, dass noch mehr Bürger*innen die Aufgabe als Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern übernehmen.

Ergebnis aus der Evaluierung der Anstellungsmodelle

Pflegeeltern und Krisenpflegeeltern sind wichtige Kooperationspartner*innen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. Bereits im Jahr 2003 hat sich die Stadt Wien entschlossen Pflegepersonen und ihre ihnen anvertrauten Pflegekinder umfassend zu unterstützen.  Denn Pflegepersonen, egal ob sie der Kommune als Krisenpflegepersonen zur Verfügung stehen oder als Dauerpflegepersonen, leisten einen enormen gesellschaftlichen Beitrag für die ihnen anvertrauten Kinder.

Daher wurde bereits mit 2003 das Anstellungsmodell für Pflegepersonen eingeführt, mit allen sozialversicherungsrechtlichen Ansprüchen. Bis heute wurde das Anstellungsmodell immer wieder den Anforderungen angepasst, ergänzt und verbessert. Daher hat mit Ende des Jahres 2021 die Forschungsstelle der MA 11 die Anstellungsmodelle mit dem Ziel, die Tätigkeit der Krisenpflegeeltern und Langzeitpflegeeltern attraktiver zu gestalten und um mehr Pflegeeltern und Krisenpflegeeltern zu gewinnen, evaluiert.

Dabei zeigte sich, dass sich die Krisenpflegeeltern eine bessere Bezahlung, keine verpflichtende Aufnahme eines zweiten Kindes, die Möglichkeiten von Pausen zwischen der Versorgung von Krisenpflegekindern bei einem längeren Aufenthalt des Kindes einlegen zu können, sowie regelmäßigen Informationsaustausch und Erfahrungsaustausch mit dem Fachbereich Pflegekinder und der Abteilungsleitung, fordern.

Um Krisenpflegeeltern als auch Pflegeeltern für die längerfristige Unterbringung von Kindern zu gewinnen, wurden mit dem Anstellungsträger, dem Verein Eltern für Kinder Österreich folgende Vorschläge ausgearbeitet, die auch umgesetzt werden sollen:  

Neues Gehaltsmodell für Krisenpflegepersonen

Das Gehalt in der Höhe von € 1.500,00 netto monatlich entspricht

  • einem modernen und existenzsichernden Einkommen,
  • bietet Alleinziehenden die Möglichkeit diese Tätigkeit auszuüben,
  • sichert langfristig höhere Pensionen und
  • erhöht zusätzlich die Attraktivität des Berufsbildes der Krisenpflege. 

Neuregelung für die Aufnahme und Versorgung von Geschwisterkindern/weiteren Kindern

Die Krisenpflegeeltern mit den bisher höheren Anstellungsmodell hatten die Verpflichtung regelmäßig 2 Kinder, vorrangig Geschwister während der Krisenpflege bei sich aufzunehmen. Dies führte und führt immer wieder zu sehr belastenden, familiären Situationen. Daher soll das neue Modell von dieser Verpflichtung abgehen und allen Krisenpflegepersonen die Möglichkeit anbieten selbst bestimmen zu können, wann sie ein weiteres Kind bei sich aufnehmen. Selbstverständlich soll dies nicht ohne zusätzliche finanzielle Anerkennung erfolgen. Daher gibt es für die Aufnahme eines weiteren Krisenkindes neben dem Krisenpflegekindergeld eine Aufwandsentschädigung in der Höhe von € 500,00, die tagaktuell abgerechnet wird. 

Regelungen beziehungsweise Verpflichtungen im neuen Anstellungsmodell

Die Regelungen und Verpflichtungen für Krisenpflegeeltern werden ebenfalls an die Praxis und nach vielfältigen Rückmeldungen angepasst:

  • Die durchschnittliche Wochenstundenzahl erhöht sich bzw. bleibt bei 12 Stunden für sozialpädagogischen Mehraufwand
  • Verpflichtende Supervision
  • Verpflichtende Fortbildungen
  • Dokumentation
  • Erreichbarkeit für die Unterbringung eines Kindes außerhalb der normalen Bürozeiten
  • Möglichkeiten von bis zu 5 Wochen Pausen pro Jahr nach einem längeren Aufenthalt eines Kindes in Krisenpflege  

Anstellungsmodell ab dem 2. Lebensjahr bei langfristiger Unterbringung eines Kindes in einer Pflegefamilie

Ein weiteres, erfreuliches Ergebnis der Evaluierung ist die Zufriedenheit beim großen Anstellungsmodell für Langzeitpflegeeltern bei der Aufnahme von Kindern zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr. Das aktuelle Gehalt beträgt € 1.350,00 und ist auf ein halbes Jahr befristet, da in diesem Zeitraum der Anspruch auf Elternkarenz besteht.  Doch auch hier wurde angeregt, dass es eine Lücke für Kinder zwischen dem 2 und 3. Lebensjahr gibt und Pflegeeltern bei Übernahme eines Kindes in dieser Altersgruppe weder die große Anstellung wählen können noch Anspruch auf Leistungen aus der normalen Karenz haben. Diese Wahrnehmung der Pflegeeltern kann aus Sicht des Fachbereichs Pflegekinder bestätigt werden. Daher ist es für die Pflegeeltern, als auch für die Vermittlung von Kindern ab dem 2. Lebensjahr wichtig diese Möglichkeit der Anstellung ab dem 2. Lebensjahr des Pflegekindes in Anspruch zu nehmen zu können. Ebenso sollte die Möglichkeit geschaffen werden, die Befristung bei Bedarf verlängern zu können. 

Regelungen und Dienstverpflichtungen für Pflegeeltern

Auch für Langzeitpflegeeltern ändern sich einige Details in der Anstellung.

  • Die durchschnittliche Wochenstundenzahl beträgt 12 Stunden für sozialpädagogischen Mehraufwand 
  • Zusätzliche Fortbildung während der Eingewöhnung
  • Inanspruchnahme eines Pflegeelterncoachings
  • Dokumentation

Durch die Anpassung der Anstellung gelingt ein zeitgemäßes und den vielfältigen Aufgaben von Krisenpflegepersonen und Dauerpflegepersonen entsprechendes Entlohnungssystem zu schaffen. Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Kindern aus Notsituationen vorübergehend oder auf Dauer ein zu Hause zu geben, wird damit aufgewertet.

Suche nach neuen Krisenpflegeeltern und Langzeitpflegeeltern

Die Stadt intensiviert die durch die aktuelle Covid-Pandemie zutage getretenen höheren Anforderungen in diesem Bereich, die Suche nach neuen Krisenpflege-und Langzeitpflegeeltern. Dabei soll eine begleitende Medienkampagne, deren Sujets im Rahmen der Pressekonferenz vorgestellt wurden, helfen.

 

Dazu Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr: „Mit dem neuen Anstellungsmodell für Krisenpflegeeltern stellen wir sicher, dass noch mehr Kinder, die in Wien leben ein familiäres Umfeld für eine positive Entwicklung bekommen. Gleichzeitig sehen wir den Bedarf in der Stadt, noch mehr Krisenpflegeeltern und Langzeitpflegeeltern anzustellen. Hier erhoffen wir uns durch die begleitende Medienkampagne weitere Personen ansprechen zu können, die diese sehr wichtige Aufgabe unter besseren Rahmenbedingungen übernehmen möchten!“

Gemeinderat Christian Oxonitsch kennt die Umstände: "Manchmal werden Familien aus unterschiedlichen Gründen aus der Bahn geworfen und dann bieten Krisenpflegeeltern eine sichere und schützende Hand. Ich weiß aus eigener Erfahrung als Krisenpflege-Vater, wie schön und herausfordernd zugleich diese Aufgabe ist. Wir haben uns in Wien angesehen wo es Verbesserungsbedarf gibt und ich bin froh, dass wir die Wünsche der Pflegeeltern so schnell umsetzen konnten. Jetzt haben wir ein modernes, zeitgemäßes Modell, das gerade in Zeiten der Pandemie und des Ukraine-Krieges doppelt wichtig ist., Die Kinder, egal woher sie kommen oder welche Probleme sie haben, sind die Gesellschaft von morgen. Je behutsamer wir mit ihnen umgehen, umso besser wird es ihnen später gehen."

Die Leiterin des Fachbereichs Pflegekinder der Wiener Kinder-und Jugendhilfe, Martina Reichl-Rossbacher ergänzt: „Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern sind wichtige Kooperationspartner*innen der Kinder– und Jugendhilfe. Sie übernehmen essenzielle Aufgaben der Öffentlichkeit und stellen der Gesellschaft ihre persönlichen, privaten Ressourcen zur Verfügung. Sie lassen sich auf das Kind und seine Familie ein, bieten Kontinuität in der Beziehung, Liebe und Engagement, für das Kind an“.

Christine Baidinger, Krisenpflegemutter zeigt sich über das neue Anstellungsmodell erfreut: „Vor etwa 5 Jahren hat man die Krisenpflege auf neue Beine gestellt und es freut mich sehr, dass nun ein verbessertes Anstellungsmodell für Krisenpflegeeltern und solche, die es noch werden wollen, wesentlich mehr Möglichkeiten bietet.  In diesem neuen Modell werden beispielsweise die Anliegen nach verbesserter Altersvorsorge und mehr Flexibilität im Hinblick darauf, ob man ein oder mehrere Kinder betreuen kann, verwirklicht, was die Perspektive als Krisenpflegeeltern deutlich verbessert! “

Interessierte können sich unter diesen Kontaktdaten bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe melden:

Telefon: 01/4000-90770 (MO-FR 8-15.30), E-Mail: kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at

Zudem wird es am 24.März von 17-19 Uhr eine Online-Infoveranstaltung der Kinder-und Jugendhilfe zum Thema geben. Anmeldung ebenfalls unter kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at

 

 

 

 


 

 

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