Historischer Rückblick aus dem Jahr 1951

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1951

März

2.3.1951: Wissenschaftler bei Bürgermeister Körner

Prof. Dr. Heinrich Ficker ist Gast beim Bürgermeister.

Bürgermeister Dr. Körner empfing heute die Präsidenten der Akademie der Wissenschaft und der Gesellschaft für Natur und Technik, Prof. Heinrich Ficker und Prof. Georg Wagner. Die beiden Gelehrten überreichten im Namen ihrer Institute dem Bürgermeister ein Exemplar des von der Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Werkes "Österreichische Naturforscher und Techniker". Das neue Buch bringt 80 Biographien namhafter österreichischer Wissenschaftler.

3.3.1951: Sportler aus aller Welt im Rathaus - Bürgermeister Körner: Wir wollen mit allen Völkern in Frieden und Freiheit leben!

Bei einem von Bürgermeister Körner veranstalteten Empfang versammelten sich die besten Tischtennisspieler aus 31 Staaten aller Erdteile, die zu den 28. Weltmeisterschaften nach Wien gekommen sind, im Wiener Rathaus.

Körner gratulierte in seiner Ansprache der Internationalen Table-Tennisföderation zu ihrem 25jährigen Bestehen. Körner: "Wie die im olympischen Geiste gestalteten Wettkämpfe aller anderen Sportarten, werden auch diese Wiener Weltmeisterschaften im Tischtennis nicht nur von rein sportlicher, sondern auch von völkerverbindender Bedeutung sein. Am schönsten kommt dies in der erfreulichen Tatsache zum Ausdruck, dass sich bei diesen Wiener Weltmeisterschaften - allen Staatsmännern der Welt zu nachahmenswerten Beispiel - auch Nationalmannschaften aus den osteuropäischen Volksdemokratien mit jenen aus allen anderen Weltteilen in friedlichem Wettstreit begegnen werden."

6.3.1951: Peter Rosegger - Gedenkausstellung

Bürgermeister Körner eröffnete heute die im Kulturamt der Stadt Wien untergebrachte Gedenkausstellung über "Peter Rosegger."

Die Ausstellung zeigt schöne Bilder aus Roseggers Waldheimat, weiters Handschriften und eine Anzahl von Gebrauchsgegenständen aus dem Nachlass des Dichters.

7.3.1951: Vizebürgermeister Honay eröffnet Kinderspielzeugausstellung

Die Kinderspielzeug-Ausstellung lässt Kinderaugen leuchten.

Vizebürgermeister Honay eröffnete heute die vom Jugendamt der Stadt Wien veranstaltete Ausstellung für Spiel- und Beschäftigungsmaterial im städtischen Kindergarten 15, Beingasse 19.

Honay wies in seiner Eröffnungsansprache darauf hin, dass heuer 36 Millionen Schilling für die städtischen Kindergärten und Horte ausgegeben werden. 14 neue Kindergärten und Horte sollen noch in diesem Jahr gebaut werden, so dass die Zahl der betreuten Kinder von 13.000 auf 15.000 steigen wird. Für die insgesamt 600 Abteilungen der einzelnen Kindergärten ist es daher von größter Wichtigkeit, dass den Kindern zur Beschäftigung nur pädagogisch einwandfreies Spielzeug zur Verfügung gestellt wird.

10.3.1951: Künstlerische Ausgestaltung von Gemeindebauten - Der Brigittakirtag in der Engerthstraße

Im Zuge der künstlerischen Ausgestaltung von städtischen Wohnhausanlagen wir ein Bau im 20. und einer im 9. Bezirk besonders geschmückt werden. Ein Altwiener Volksfest wird durch eine Sgraffitomalerei auf dem Gemeindebau im 20. Bezirk in der Engerthstraße 37 ein Denkmal erhalten. Beim Anblick des Bildes wird man an die Zeiten erinnert, in der man in der Brigittenau vier Wochen nach Pfingsten den Brigitta-Kirtag feierte.

Dieses Kirchweihfest war ein uralter Brauch, von dem schon in den Archiven des Klosterneuburger Stiftes im Jahre 1711 die Rede war. Gegen eine jährliche Abgabe von vier Goldgulden war es während der Kirtagzeit erlaubt, in Buden in der heutigen Brigittenau Wein, Bier, Branntwein und Met auszuschenken. Das Geschäft dürfte recht gut gegangen sein. Denn schon im Jahre 1748 wurde den Richtern und Geschworenen von Eipeldau durch ein Dekret des Stiftes Klosterneuburg das Recht zugesprochen, am Kirchweihtag von den Branntweinern, Lebzeltern und Zuckerbäckern ein Standgeld zu verlangen.

Zum Beginn des 19. Jahrhunderts aber erst wurde der Brigittenauer Kirtag zum richtigen Volksfest. Die Chronik berichtet, dass während der Kirtagszeit die Brücken und Stege über den Strom und über die Donauarme überfüllt waren und oft genug Einsturzgefahr bestand, so stark war damals der Zustrom zu dem Volksfest in der Brigittenau.

Auch auf dem neuen Gemeindebau in der Galileigasse wird in Kürze ein Relief des berühmten italienischen Gelehrten angebracht.

10.3.1951: Vizebürgermeister Honay - Präsident der Wiener Symphoniker

Anstelle des kürzlich verstorbenen Direktors Apold wurde Orchestervorstand Schenker zum Geschäftsführer der Wiener Symphoniker bestellt. Einstimmig zum Präsidenten wurde Vizebürgermeister Honay gewählt. Als künstlerischer Beirat fungiert Dirigent Herbert Karajan.

10.3.1951: Ehrenring für Oskar Kokoschka

Der Wiener Gemeinderat hat beschlossen, dem Maler Oskar Kokoschka anlässlich der Vollendung seines 65. Lebensjahres am 1. März in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Malerei den Ehrenring der Stadt Wien zu verleihen.

Kokoschka wurde 1886 in Pöchlarn geboren. Er kam frühzeitig nach Wien und wollt sich dem Chemiestudium widmen. Ein freigewordenes Stipendium veranlasste ihn, die Abteilung für Lehramtskandidaten des Freihandzeichnens an Mittelschulen zu besuchen; später wurde er Schüler der Fachschule für Malerei bei Prof. Czeschka und kam schließlich zu Prof. Löffler an die Kunstgewerbeschule. Mit 22 Jahren beteiligte er sich an der Ausstellung "Kunstschau Wien 1908" und erregte mit seinen Arbeiten Aufsehen, die einen völligen Bruch mit den herkömmlichen Schönheitsidealen bedeuteten.

Viel umstritten, wurde er zum Führer der Jungradikalen und stand in einer Wiener Expressionistenausstellung im Mittelpuntk der Schau.

Kokosch'kas Künstlerschaft erschöpfte sich jedoch nicht in der Malerei. Die gleiche hervorragende Bedeutung kommt seinen lithographischen Werken zu. Auch in der Plastik hat er sich versucht. Vor allem ist er aber auch als Dramatiker hervorgetreten.

Mit 34 Jahren wird Kokoschka an die Dresdner Akademie berufen und bleibt dort bis 1924. Dann beginnt ein unstetes Wanderleben. Seine Reisen führen ihn durch ganz Europa, Ägypten und Palästina. Nach einem Aufenthalt in Berlin und Wien bleibt er bis 1938 in Prag und geht dann nach Paris, London, Amerika und wieder nach London, wo er auch derzeit weilt.

Trotz seiner jahrelangen Abwesenheit hat Kokoschka die Beziehungen zu Wien nie abgebrochen. Im Jahre 1930 erhielt er den Auftrag zu einer Gesamtansicht Wiens, 1931 las er im Wiener Rundfunk aus eigenen Dichtungen. Seit 1933 sprach er in zahlreichen Vorträgen über Kunsterziehung. Wien würdigte den Künstler in zwei Ausstellungen in den Jahren 1932 und 1937.

13.3.1951: Die 40.000ste Lampe wurde angezündet

Aus einem Tätigkeitsbericht der Magistratsabteilung für öffentliche Beleuchtung geht hervor, dass in den Wiener Straßen wieder 40.593 Lampen leuchten. Die 40.000ste Lichtstelle wurde bereits Ende Februar in einem Kandelaber auf der Augartenbrücke gezündet.

Seit dem 1. Jänner 1951 hat sich die Zahl der Lichtstellen in den 26 Wiener Bezirken und den Randgemeinden um rund 800 erhöht. Größere Neuanlagen wurden auf dem Josefsplatz, auf der Augartenbrücke und in der Wagramer Straße errichtet.

In ganz Wien gibt es derzeit 200 öffentliche Uhren, von denen 131 beleuchtet sind.

13.3.1951: Der neue Branddirektor

Der neue Branddirektor Priessnitz.

Nach dem Ableben des Branddirektors Dipl.-Ing. Seifert am 10. Oktober 1950 ist Oberbrandrat Dipl.-Ing. Franz Priessnitz auf Anordnung des Bürgermeisters mit der vorläufigen Führung des Feuerwehrkommandos betraut worden. Der Wiener Stadtsenat fasste heute einstimmig den Beschluss, ihn zum Branddirektor zu ernennen.

Der neue Wiener Branddirektor wurde am 22. August 1899 geboren und ist am 1. Dezember 1919 in den Dienst der Feuerwehr der Stadt Wien getreten. Er war in verschiedenen Wiener Bezirken Kommandant von Feuerwachen. Seit 1946 macht Dipl.-Ing. Franz Priessnitz in der Feuerwehrzentrale Dienst und hat dort auch den früheren Branddirektor vertreten.

17.3.1951: In memoriam Josef Kyrle

Auf den 20. März fällt der 10. Todestag des frühverstorbenen Dermatologen Josef Kyrle, der zu Leuchten der Wiener Medizinischen Schule gehörte und dessen Lebensarbeit der erfolgreichen Bekämpfung der Syphilis galt.

Am 8. Dezember 1880 in Schärding geboren, absolvierte er das medizinische Studium in Graz und betrieb zunächst bei Weichselbaum an der Wiener Universität pathologische Anatomie. Seinen Forschungen verdankt die Wissenschaft eine erweiterte Kenntnis der Zuckerkrankheit. Seit 1907 wirkte er als Assistent an der Klinik Finger, wo er eine Reihe histologischer Arbeiten verfasste, die seinen Namen in Fachkreisen sehr bekannt machten. 1913 habilitierte er sich für Dermatosyphilidologie an der Wiener medizinischen Fakultät und wurde 1918 zum außerordentlichen Professor ernannt. In seinem neuen Wirkungskreis erwarb sich Kyrle eine außerordentliche Kenntnis der mikroskopischen Anatomie der Hauterkrankungen. Das Ergebnis seiner Untersuchungen liegt in dem großangelegten zweibändigem Werk "Histobiologie der Haut" vor, durch das Kyrle eine internationale Autorität wurde. In der Folge befasste er sich mit wichtigen Einzelstudien, besonders mit der Anwendung von Wagner-Jaureggs Malariatherapie bei der Behandlung der Lues in ihren frühen Stadien. Außerhalb seiner akademischen Tätigkeit, die Ärzte aus der ganzen Welt, hauptsächlich aus England und Amerika, nach Wien zog, war Kyrle erster Sekretär der Gesellschaft der Ärzte und Schriftsteller der Wiener klinischen Wochenschrift.

19.3.1951: Der Mühlbach in Liesing wird zugeschüttet - Eine wichtige sanitäre Maßnahme

Unmittelbar in der Nähe des Liesinger Rathauses befindet sich die sogenannte Maresch- oder Rathauswehr, aus der aus am rechten Ufer der Liesing ein kleines Werksgerinne, der sogenannte Mühlbach, abzweigt. Er ist etwas mehr als 2 km lang und eine Reihe wichtiger Industriebetriebe entnehmen aus dem Gerinne das Nutzwasser. Nun hat sich aber im Laufe der Jahre der Mühlbach zu einer unhygienischen Angelegenheit entwickelt. Durch die Wasserstauung entsteht in dem engverbauten Wohngebiet eine arge Geruchsbelästigung und während der Sommermonate kommt es zu einer unerträglichen Fliegenplage. Außerdem haben sich die Liesinger Ratten in dem Gerinne des Mühlbaches angesiedelt. Ihre Bekämpfung ist dort fast unmöglich. Um diese schwere gesundheitliche Gefährdung zu beseitigen, hat sich die Wiener Gemeindeverwaltung entschlossen, den Mühlbach zuzuschütten und für die angrenzenden Industrien und Gewerbebetriebe eine andere Möglichkeit des Wasserbezuges zu schaffen. Gleichzeitig wird für die bisher in den Mühlbach einmündenden Regenwasserkanäle eine Vorflut zum nahen Liesingbach hergestellt werden. Vorläufig wurden 650.000 Schilling für diese Arbeiten bewilligt.

22.3.1951: Bürgermeister Körner bewilligt Stephansgroschen-Umtauschtag

Bürgermeister Körner hat zugestimmt, dass die vom Münzamt geprägten Stephansgroschen, deren Erlös für den weiteren Ausbau des Domes bestimmt ist, an einem noch zu bestimmenden Tag in den Straßen Wiens zum Preise von 1 Schilling umgetauscht werden können.

24.3.1951: Amerikanische Kinder schenken fünf Millionen Spielsachen

Auf Anregung des Verbandes amerikanischer Kriegsteilnehmer, der mehr als vier Millionen Mitglieder zählt, haben amerikanische Kinder von ihren Weihnachtsgeschenken rund fünf Millionen Spielsachen für bedürftige Kinder in Europa gespendet. Auf Österreich entfallen 130.000 Stück, die für Kindergärten der Gemeinde Wien und Waisenhäuser in Österreich bestimmt sind.

Anlässlich des Wiener Besuches des Landeskommandanten des amerikanischen Kriegsteilnehmerverbandes Erle Cocke wird auf Wunsch der Spender Ende März im städtischen Kindergarten Stadtpark eine Auswahl der Geschenke ausgestellt.

29.3.1951: Der Umbau der Stadtbahnstation Westbahnhof im Gange

Nach vorbereitenden Arbeiten, begann am 9. März der eigentliche Umbau der Stadtbahnanlage vor dem neuen Westbahnhof. Die eigentlichen Bauarbeiten sollten bis Juli fertig sein. Bis Ende August sind sodann auch alle Installationen und sonstigen Ausstattungsarbeiten in der Station Westbahnhof zu Ende zu führen, danach soll die Übergabe des neuen Bundesbahnhofes erfolgen.

30.3.1951: 75. Geburtstag von Emil Hoppe

Am 2. April vollendet Baurat Emil Hoppe, der zu den führenden Architekten von Wien gehört, sein 75. Lebensjahr.

Hoppe unternahm, nach Absolvierung der Akademie der bildenden Künste bei Otto Wagner, Studienreisen nach Italien und Ägypten. Er wurde in der Folge Mitarbeiter von Wagner und war maßgeblich an dessen Großbauten beteiligt. Hoppe, er bei verschiedenen Wettbewerben im In- und Ausland erste Preise errang, führte zahlreiche Wohn- und Industriebauten, Sport- und sonstige Anlagen aus, u.a. in Wien die Friedensbrücke, die städtischen Wohnhausanlagen Sandleiten, Rinnböckstraße-Zipperergasse, Laxenburger Straße-Gudrunstraße, die Tribünenanlage des Trabrennvereins, die Zentralbank der deutschen Sparkassen samt allen Filialen, die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien. Er erhielt Auszeichnungen bei den internationalen Baukunstausstellungen in Rom und Leipzig, das Diplom des internationalen Architektenkongresses in Budapest, den Jubiläumspreis sowie den Goldenen Lorbeer des Künstlerhauses, dessen Mitglied er seit 1919 ist und dem er einige Jahre als Vizepräsident vorstand.

31.3.1951: Überreichung des Ehrenringes an Oscar Straus

Oscar Straus: Ehrenring zu seinem 80. Geburtstag

Der Wiener Gemeinderat hatte bereits 14. April 1950 den Beschluss gefasst, Oscar Straus den Ehrenring anlässlich der Vollendung des 80. Lebensjahres in Würdigung seiner großen Verdienste um das Musikleben Wiens, zu verleihen.

Stadtrat Mandl schilderte den Lebensweg des Meisters, der am 6. März 1870 in Wien geboren wurde, also einer der wenigen Wiener Operettenkomponisten ist, die tatsächlich Wiener waren. Oscar Straus wandte sich nach seiner Ausbildung zuerst der ernsten Musik zu. Seine Tätigkeit als Komponist bei Wolzogen's Berliner "Überbrettl" entschied seine spätere Entwicklung. Der große Publikumserfolg stellte sich mit der am 2. März 1907 im Wiener Carl-Theater uraufgeführten Operette "Ein Walzertraum" ein. Dieses Werk machte Oscar Straus nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt berühmt. In dichter Folge erschienen nun weitere Operetten des Komponisten. Seine bisher letzte "Die Musik kommt" schrieb er 1948. Anlässlich seines 25jährigen Jubiläums als Operettenkomponist wurde ihm vom Bundespräsidenten das Ehrenzeichen der Republik verliehen. 1938 musste er Wien verlassen und ging zuerst nach Frankreich, dann in die Vereinigten Staaten. Er wurde amerikanischer Staatsbürger. Nach den Jahren der Verbannung kehre er aber für kurze Zeit als Gast nach Wien zurück, wo er auch ein Konzert zugunsten des Wiederaufbaus der Staatsoper dirigierte.

Bürgermeister Körner überreichte an Oscar Straus den Ehrenring der Stadt Wien.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).