Historischer Rückblick aus dem Jahr 1953
Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz
April 1953
April
2.4.1953: Der Umbau der äußeren Mariahilfer Straße beginnt
Die umfangreichen Vorarbeiten für den Umbau der äußeren Mariahilfer Straße vom Gürtel bis nach Schönbrunn wurden dieser Tage beendet. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Kabelleitungen unter den Gehsteigen instandgesetzt wurden, sind nun auch die Gaswerke und Wasserwerke mit der gründlichen Überholung ihrer Leitungen fertig geworden, so dass nun die Verkehrsbetriebe mit der Verlegung der Gleisanlagen im ersten Baulos vom Gürtel bis zur Sperrgasse beginnen können. Auch außerhalb des Gürtels werden die Gleise in die Straßenmitte verlegt. Links und rechts entstehen zweispurige Fahrbahnen von je 6,5 Meter Breite.
Die eigentlichen Straßenbauarbeiten werden im mittleren Baulos (Sperrgasse-Denglergasse) beginnen. In diesem Bauabschnitt verschwindet auch ein kleines Kuriosum im Netz der Wiener Verkehrsflächen, die "verkehrte Kurve", ein Überbleibsel aus dem Zeitalter der Fuhrwerker. Die Innenseite der Kurve liegt hier höher als die äußere. Bei der Korrektur dieser Stelle werden etwa 1.000 Kubikmeter Erde bewegt werden müssen. Ein interessanter Bauabschnitt ergibt sich auch auf dem Schwendermarkt. Um auch hier die Fahrbahnbreite einhalten zu können, wird der Gehsteig auf der Marktseite teilweise konsolenartig ausgebildet.
2.4.1953: Lord Silkim bei Bürgermeister Jonas
Lord Silkim, der frühere Minister der Labourregierung für Städtebau und Landesplanung, der sich gegenwärtig auf einer Informationsreise durch Österreich befindet, wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen. Lord Silkim war der Initiator und Verfechter des berühmten Town and Country Planning Act, das ist das Städtebau- und Landesplanungsgesetz Englands. Er zählt zu den führenden Landesplanungs- und Städtebaufachleuten Englands.
2.4.1953: Eine Grotte unter der Schadekgasse
In der Schadekgasse (im 6. Bezirk) schossen zwischen den Pflastersteinen Wasserfontänen empor. Nach Sperre der Fahrbahn wurde die Straße von Arbeitern der Wasserwerke aufgerissen. Man entdeckte dabei einen riesigen Hohlraum. Zuerst wurde vermutet, es handle sich um einen unbekannten unterirdischen Gang. Wie man nun feststellte, ist der 50 Kubikmeter große Hohlraum durch Auswaschungen entstanden. Es ist allerdings selten, wenn Wasserrohrbrüche solange unbemerkt bleiben, dass das Wasser derart große Grotten aushöhlen kann.
8.4.1953: "Normalzeit" mit Gemeindewappen
Oft schon hat sich der pünktliche Wiener geärgert, wenn ihm ein Blick auf die "Normaluhr" eine ungenaue Zeit angab. Wirklich genau und verlässlich können jedoch nur die an die "Mutteruhr" in der Feuerwehrzentrale angeschlossenen ferngesteuerten Uhren sein. Um die genaue Zeit zeigenden Uhren von den gewöhnlichen zu unterscheiden, wurde nun eine Kennzeichnung genehmigt. Der zuständige Gemeinderatsausschuss beschloss, jene öffentlichen Uhren, die über die Feuermeldeleitungen der Feuerwehr der Stadt Wien zentralgesteuert werden, mit dem Gemeindewappen und der Aufschrift "Normalzeit" zu versehen.
Die Uhren, die durch ihre technische Ausführung die relativ größte Ganggenauigkeit und die geringste Störungsanfälligkeit erwarten lassen, sollen auf diese Weise deutlich gekennzeichnet werden. Gegenwärtig gibt es in Wien 24 zentralgesteuerte öffentliche Uhren; doch sollen demnächst noch weitere an das Netz der Feuerwehrzentrale angeschlossen werden.
10.4.1953: Neues von den Verkehrsbetrieben: Stadtbahnzüge mit Lautsprecheranlage
Gegenwärtig werden in der Simmeringer Wagonfabrik 55 Stadtbahnwagen völlig neu hergerichtet. Die Wagen sollen noch heuer geliefert und in Betrieb gestellt werden. Sie erhalten automatisch sich öffnende und schließende pneumatische Türen; auch die Sitze werden neu sein. Sie bestehen aus Durofol, einem Material, das sich der Körperform anpasst. Als besondere Attraktion in den neuen Zügen wird der Zugführer durch eine Lautsprecheranlage die Stationen in allen Wagons durchsagen.
13.4.1953: Sängerwettstreit der Lehrlingsheime
Die Zöglinge der städtischen Lehrlingsheime traten in "Wettstreit" mit den Zöglingen der Erziehungsheime Hohe Warte, Klosterneuburg und Theresienfeld. Fast 200 Sänger und Sängerinnen nahmen daran teil. Waren bei den vergangenen Bewerben noch Schlager und Songs das Repertoire der Zöglinge, konnte man diesmal Volkslieder, Wanderlieder, aber auch Operette und Oper hören. Den Wanderpreis der Lehrlinge eroberte zum zweiten Mal das Lehrlingsheim Nußdorf vor dem Heim Augarten.
14.4.1953: Verbreitungsbeschränkung für "Adrienne Eckhardts Geständnisse"
Nach dem Eckhardt-Prozess sind überall in den Straßen Plakate aufgetaucht, die ein Heft der Bärenreihe ankündigten, in dem die drei Geständnisse Adrienne Eckhardts abgedruckt sind. Das Jugendamt der Stadt Wien hat nun auf Antrag der Bundespolizeidirektion das Heft "Adrienne Eckhardt und die drei Geständnisse" von jeder Verbreitung an Personen unter 16 Jahren ausgeschlossen. Damit ist auch die Verbreitung durch Straßenverkauf oder Zeitungsverschleisser verboten, ebenso das Ausstellen oder Anschlagen an Orten, die Personen unter 16 Jahren zugänglich sind.
In der Begründung heißt es, das Druckwerk berichte in tendenziöser Art über den Kriminalfall Adrienne Eckhardt. Die breite Schilderung des Mordvorganges wird durch die Darstellung der Geständnisse mehrfach im Stil eines Kriminalreissers wiederholt. Dadurch wird der Ernst und die Sachlichkeit eines gerichtlichen Verfahrens ins Sensationelle umgebogen. Weiters wird in dem Heft das Milieu der Wiener Unterwelt, des Schiebertums und des Nachtlebens beschrieben. Nach den Erfahrungen der Jugendschutzbehörden beeinflusst ein solches Druckwerk die geistige und sittliche Entwicklung Jugendlicher auf schädliche Weise.
Der Bescheid wird im "Amtsblatt der Stadt Wien" verlautbart werden.
14.4.1953: Aus dem Erträgnis der Tbc-Sammlung. Gemeinde Wien kauft geländegängigen Röntgenwagen - Bürgermeister Jonas ließ sich als erster durchleuchten
Röntgenwagen für die Stadt Wien
Im Juli 1951 hat die UNICEF der Wiener Stadtverwaltung ein komplettes Schirmbildgerät mit Röntgeneinrichtung und einer Einrichtung für Schirmbildaufnahmen (Schmal- und Großfilm), diverse Zusatzgeräte für Filmentwicklung und Ausarbeitung sowie verschiedenes Filmmaterial gespendet. Diese Geräte eigneten sich vorzüglich zur Einrichtung einer fahrbaren Röntgenuntersuchungsstelle. Zur gleichen Spende gehörte auch eine Röntgenkamera, die in eine stationäre Anlage des Gesundheitsamtes der Stadt Wien eingebaut wurde. Der Gesamtwert der Röntgenanlage, welche die UNICEF spendete, beträgt 10.873 Dollar.
Nun wurde ein Röntgenschirmbildwagen angeschafft, der aus dem Erträgnis der Tbc-Sammlung bezahlt wurde. Es handelt sich um einen Lastkraftwagen der Type Steyr Diesel 380, 90 PS, wassergekühlt und geländegängig, der in den Lohner-Werken gebaut wurde. Die Kosten des Wagens betragen ohne Röntgenausstattung 380.000 Schilling. Ein Anhänger, gebaut von der Firma Julius WRBKA & Sohn, dient als Aufnahme-, Untersuchungs- und Warteraum.
Der Röntgenwagen soll heuer zur Untersuchung der Schüler in der letzten Klasse der Hauptschule eingesetzt werden. Später will man damit in die Randgemeinden fahren und vor allem auch die Belegschaft von großen Betrieben untersuchen. In dem Wagen, der zu seiner Bedienung nur drei Personen, den Chauffeur und zwei Röntgenassistenten, braucht, können 100 Aufnahmen pro Stunde hergestellt werden.
Heute wurde im Arkadenhof des Rathauses der Röntgenwagen an den Amtsführenden Stadtrat für Gesundheitswesen Weinberger, in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, übergeben. In seiner Ansprache sagte Bürgermeister Jonas, dass die Tuberkulose vor Jahrzehnten die typische Wiener Krankheit war, die viele Opfer forderte - und noch immer fordert. Mit dem neuen Röntgenwagen können nun jährlich bei voller Ausnützung ca. 100.000 Personen untersucht werden. Bürgermeister Jonas und die Mitglieder des Stadtsenates unterzogen sich auch als erste dieser Untersuchung.
14.4.1953: Eine Erleichterung für den Parteienverkehr - Namensschilder in den Ämtern der Gemeinde Wien
In der heutigen Sitzung des Wiener Stadtsenates teilte Bürgermeister Jonas mit, dass die Wiener Stadtverwaltung - nach Vorbild einiger Stadtverwaltungen im Ausland - nun nach und nach in allen städtischen Dienststellen und auch Krankenanstalten Namensschilder für die Bediensteten einführen wird.
15.4.1953: Ein Urlaub auf Rechnung der Stadtverwaltung - 1.500 alte Leute fahren in die Sommerfrische
Heute brachte ein großer Überlandautobus die erste Gruppe von alten Wienerinnen und Wienern, die vom städtischen Wohlfahrtsamt betreut werden, nach Sattelbach bei Heiligenkreuz, wo sie auf Kosten der Stadt Wien vierzehn Tage der Erholung verbringen werden.
15.4.1953: Fensterbeleuchtung am Vorabend von Körners Geburtstag
Bürgermeister Jonas erließ heute folgenden Aufruf an die Wiener Bevölkerung:
Wienerinnen und Wiener!
Am 24. April begeht Bundespräsident Dr. h.c. Körner seinen 80. Geburtstag. Dieser Tag ist nicht nur ein Ehrentag für das Staatsoberhaupt selbst, sondern auch für die ganze Republik und vor allem für die Stadt Wien, deren Ehrenbürger der Bundespräsident ist. Unvergesslich sind der gesamten Bevölkerung seine Verdienste um den Wiederaufbau der Bundeshauptstadt nach dem Kriege. Er hat die Grundlagen für den Wiederaufstieg Wiens geschaffen.
Ich appelliere an alle Wienerinnen und Wiener, ihrer Verbundenheit mit dem Bundespräsidenten in besonderer Art Ausdruck zu verleihen. Wir wollen am Vorabend seines Geburtstages, also Donnerstag, den 23. April, von 20 bis 20.30 Uhr, alle Fenster beleuchten und ihm damit unsere Geburtstagswünsche festlich bekunden.
Jonas
16.4.1953: Vier Kongresse während der Festwochen
Während der Wiener Festwochen 1953, vom 30. Mai bis 21. Juni, finden in Wien vier internationale Kongresse statt.
In der ersten Juniwoche eine Internationale Journalistenkonferenz, weiters eine Konferenz der "International Federation for Documentation" sowie eine Tagung der "International Federation of Library-Association". Diese beiden Kongresse werden von der Österreichischen Gesellschaft für Dokumentation und Bibliographie sowie von der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare veranstaltet. Der größte und bedeutendste Kongress findet in der Zeit vom 15. bis 20. statt - und zwar der XI. Internationale Städtekongress.
Der XI. Internationale Städtekongress ist der erste internationale Kongress dieser Art, der nach Wien und überhaupt nach Österreich einberufen wurde. Er wird vom Internationalen Städtebund veranstaltet, der 1913 in Genf gegründet wurde und seit 1948 seinen Sitz in Holland hat. Dem Internationalen Städtebund gehören die Städte- und Gemeindeverbände fast aller europäischen Staaten an, ferner Nordamerika und Kanada. Bis vor wenigen Jahren waren auch die Gemeindeverbände der CSR und Polens aktive Mitglieder. In Asien und Afrika sind ähnliche Organisationen im werden, doch gehören derzeit nur einzelne Städte und Regierungsbehörden der internationalen Vereinigung als Mitglieder an. Es handelt sich also um eine weltumspannende Vereinigung, die diesmal ihren Kongress in Wien abhalten wird. Bisher haben solche internationalen Städtekongresse im Jahre 1948 in Paris, 1949 in Genf und 1951 in Brighton in Südengland stattgefunden. Bei dem letzten waren 350 Delegierte aus 20 verschiedenen Ländern vertreten. Nach den bisher vorliegenden Meldungen dürfte aber der Wiener Kongress noch größer werden. Allein aus den Vereinigten Staaten sind 50 Teilnehmer angemeldet. Große Delegationen werden vor allem aus der westdeutschen Bundesrepublik, England, den skandinavischen Staaten, aber auch aus Italien und vielen überseeischen Ländern erwartet. Selbstverständlich werden auch die österreichischen Gemeinden zahlreich vertreten sein. Im Mittelpunkt der Beratungen steht als Thema "Die Großstadt und die kleine Gemeinde, ihre Kraft und ihre Schwäche".
17.4.1953: 1.000 Dachgeschosswohnungen sind fertig
Stadtrat Thaller besichtigte heute die 1.000ste fertig gestellte Dachgeschosswohnungen. Sie befindet sich in einem im Jahre 1929 errichteten Gemeindebau 12, Liebenstraße 48. Die durchschnittliche Größe einer solchen Dachgeschosswohnung beträgt 43 Quadratmeter. Ein Quadratmeter Baukosten wird im Durchschnitt mit 1.200 Schilling angenommen; die Kosten pro Wohnung belaufen sich auf 51.000 Schilling. Bis jetzt wurden im Dachgeschosswohnungsprogramm 63 Millionen Schilling verbaut. Die geräumigen Dachstühle in den Gemeindebauten aus der Zeit vor 1934 bieten für das gegenwärtige Dachgeschosswohnungsprogramm sehr günstige Bedingungen. Beim Ausbau der ersten tausend Dachgeschosswohnungen wurden insgesamt 980 Firmen mit 6.700 Arbeitern beschäftigt.
17.4.1953: Das Ergebnis des Sporthalle-Wettbewerbes. Zwei erste Preise für Prof. Aalto und Dr. Rainer
Prof. Alvar Aalto teilt sich den ersten Preis ...
... mit Dr. Roland Rainer.
Stadtrat Thaller gab heute die Ergebnisse des internationalen Wettbewerbes für die Wiener Sporthalle bekannt. 14 der bedeutendsten Architekten Europas, die zum Wettbewerb eingeladen wurden, haben Arbeiten eingesendet. Die Jury, der Bürgermeister Jonas, die Stadträte Mandl und Thaller, Prof. Sven Markelius aus Stockholm, Prof. Boltenstern, Prof. Schuster, Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gundacker, Oberbaurat Stöhr und Oberamtsrat Bonek angehörten, hat nach eingehenden Beratungen folgende Preise zuerkannt:
Zwei erste Preise in Höhe von je 20.000 Schilling erhielten Prof. Alvar Aalto (Finnland) und Dr. Roland Rainer (Wien). Dem von den Architekten Prof. Fellerer-Wörle eingesandten Projekt wurde der zweite Preis (12.000 Schilling) und der dritte dem Entwurf des deutschen Architekten Höltje (8.000 Schilling) zuerkannt.
Prof. Markelius, Prof. Schuster und Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gundacker gaben Erläuterungen zu den vier preisgekrönten Projekten.
Der Entwurf von Prof. Aalto ist eine hervorragende städtebauliche Lösung im Sinne der im Programm geforderten großzügigen Zusammenfassung der Grünflächen. Die architektonische Durchbildung des Projektes ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. Prof. Markelius verwies auf die großartige Gestaltungskraft des finnischen Baukünstlers. Sein Werk steigert sich bis zum dramatischen Effekt, ohne auf die Innenausgestaltung und deren ökonomische Lösung zu verzichten. Prof. Aalto ist als Senior und großer Lehrmeister der modernen Baukunst weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt.
Das Projekt von Dr. Roland Rainer besticht durch die klar zum Ausdruck kommende Grundidee und eine sparsame Verbauung des Geländes. Die architektonische und städtebauliche Gesamthaltung ist ausgeprägt, die konstruktive Lösung kühn. Die gesamte bauliche Anlage ist gut gegliedert und die einzelnen Raumgruppen stehen in vorteilhafter Verbindung untereinander. Dr. Rainer ist in der letzten Zeit als Erbauer des modernen Lehrlingsheimes der Arbeiterkammer hervorgetreten. Von der Stadt Wien wurde er mit dem Umbau des Pötzleinsdorfer Schlosses in ein Jugendgästehaus beauftragt.
21.4.1953: Neue Straßennamen am Stadtrand
In der Freihof-Siedlung im 22. Bezirk wurden die bis jetzt noch nicht benannten Gassen 3 und 4 in "Stundlgasse" (Theodor Stundl, 1875 bis 1934, Wiener Bildhauer) und "Larwingasse" (Johann Larwin, 1873 bis 1938, Wiener Genremaler) benannt. Drei Wege erhielten den Namen "Wollekweg" (Karl Wollek, 1862 bis 1936, Wiener Bildhauer), "Knappweg" (Johann Knapp, 1778 bis 1833, Blumenmaler der Biedermeierzeit), "Speidelweg" (Ludwig Speidel, 1830 bis 1906, Klassiker des Wiener Feuilletons).
In der Siedlung Schrammgrund wurde eine Gasse nach dem Wiener Chirurgen Prof. Dr. Dumreicher (1815 bis 1880) benannt.
22.4.1953: "Theodor Körner-Hilfsfonds" der Städtischen Versicherung
Die "Städtische Versicherungsanstalt", in deren Aufsichtsrat Bundespräsident Dr. Körner als Bürgermeister jahrelang den Vorsitz führte, hat in dankbarer Würdigung der Förderung, die Dr. h.c. Körner in den Nachkriegsjahren der Anstalt angedeihen ließ - mit Zustimmung der Aufsichts-Körperschaften - anlässlich des 80. Geburtstages des Bundespräsidenten einen "Theodor Körner-Hilfsfonds" geschaffen. Das Anfangskapital von 250.000 Schilling soll durch alljährliche Dotierungen aufgrund jeweiliger Beschlüsse der Mitgliedervertretung ergänzt werden.
Der Fonds dient zur Unterstützung bedürftiger "physischer" Personen, die Versicherte der Anstalt sind oder waren und durch außergewöhnliche Naturereignisse, wie Erdbeben, Lawinen- und Schneedruck, Hochwasser und Überschwemmung, Erdrutsch, Sturm, an ihrem Eigentum Schaden erleiden, für den kein Versicherungsschutz gewährt werden kann. Weiter sollen Personen, die bei der Anstalt lebensversichert sind, durch Gewährung von Kurkostenbeiträgen, Operationsbeihilfen und dergleichen die Wiedererlangung ihrer Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ermöglicht werden.
23.4.1953: Stadtrat Bauer verlangt: Abschaffung der Missstände beim Eisverkauf
Mit der warmen Jahreszeit beginnt wieder die Saison für die Erzeugung und den Verkauf von Eis zu Kühlzwecken. In den letzten Sommern wurden verschiedene Klagen über Unregelmäßigkeiten bei der Zustellung laut; es kam häufig vor, dass man statt des gewünschten halben Blockes Eis nur eine geringere Menge bekam u.a. Dies soll in Zukunft durch ständige Kontrollen des Marktamtes verhindert werden. In Zukunft werden auch alle Eiswagen sichtbare Aufschriften tragen, auf denen der Preis für einen Block mit 3,50 Schilling festgelegt ist. Auch wenn ein Kunde einen halben oder einen Viertelblock verlangt, muss er diesen erhalten.
24.4.1953: Aus dem Wiener Gemeinderat:
Bürgermeister Jonas stellte den Antrag, der Wiener Gemeinderat möge aus Anlass des 80. Geburtstages von Bundespräsident Dr. h.c. Körner den Beschluss fassen, als Ausdruck warm empfundenen Dankes für die großen Verdienste Dr. h.c. Körner als Bürgermeister von Wien in den Jahren 1945 bis 1951 und in Erfüllung seines oft geäußerten Wunsches ein eigenes Gebäude für das Museum der Stadt auf dem Karlsplatz zu errichten. 500.000 Schilling werden noch für dieses Jahr bereitgestellt, damit mit den Arbeiten begonnen werden kann. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Die Stadt Wien wird einen engeren Architekturwettbewerb ausschreiben, zu dem mehrere Wiener Architekten eingeladen werden.
27.4.1953: Neue Praterattraktionen: U-Bootbahn, Liliputstadt, Lachkabinett
Mit 1. Mai beginnt wieder die offizielle Volksprater-Saison. Die Praterunternehmen haben sich auch heuer wieder neue Attraktionen einfallen lassen. Die verwegene Loopingbahn hat ihren Auslauf ausgebaut, die vier Geisterbahnen werden mit neuen Gespenstern aufwarten können. Die gute alte Liliputbahn hat in gewissen Sinne eine Ergänzung erfahren, denn unter den neuen Attraktionen im Wiener Volksprater befindet sich auch eine Liliputstadt mit den dazugehörigen kleinen Bewohnern. Außerdem gibt es an Neuheiten eine U-Bootbahn, die die Illusion einer Fahrt unter Wasser vermittelt und ein neues Lachspiegelkabinett.
28.4.1953: An der Donau dürfen keine Kühe weiden
Das neue "Landesgesetzblatt für Wien" enthält eine Verordnung des Landeshauptmannes über Wirtschaftsbeschränkungen im Bereich der Donau, des Donaukanales, der Alten Donau, des Wienflusses und des Liesingbaches. In dieser Verordnung wird aufgrund des Wasserrechtsgesetzes das Weidenlassen von Vieh auf den Uferböschungen und Schutzdämmen der Donau, des Donaukanals, der Alten Donau, des Wienflusses und des Liesingbaches verboten.
30.4.1953: Die Preise der Stadt Wien für 1953
Zum siebenten Male seit Kriegsende werden die Preise der Stadt Wien für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete von Kunst und Wissenschaft vergeben. Mit jedem Preis ist ein Geldbetrag von 10.000 Schilling verbunden.
Prof. Franz Theodor Csokor
Univ.-Prof. Dr. Egon Wellesz
Robert Ullmann
Univ. Prof. Dr. Franz Seelich
- Prof. Franz Theodor Csokor erhält den Preis für Dichtkunst
- Chefredakteur Dr. Friedrich Funder erhält den Preis für Publizistik
- Univ.-Prof. Dr. Egon Wellesz erhält den Preis für Musik
- (Akademischer Bildhauer Robert Ullmann für Bildhauerei)
- Der Preis für Malerei und Grafik ging an Prof. Robin C. Andersen;
- für angewandte Kunst an Adele List;
- für Architektur an Zivilarchitekt Baurat Prof. Dipl.-Ing. Siegfried Theiss;
- für Volksbildung an Sektionschef Dr. Edwin Zellweker;
- für Geisteswissenschaften an Univ.-Prof. Dr. Eduard Castle;
- den Preis für Naturwissenschaften erhielt Univ.-Prof. Dr. phil. Franz Seelich.
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