Historischer Rückblick aus dem Jahr 1953
Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz
September 1953
September
2.9.1953: Österreichisches Jugendrotkreuz baut in Holland
Auf der kürzlich abgehaltenen 15. Bundestagung des Österreichischen Jugendrotkreuzes wurden interessante Einzelheiten aus der Arbeit dieser großen Gemeinschaft bekannt gegeben.
Die sofort nach dem Bekanntwerden der Überschwemmungskatastrophe in Holland spontan einsetzende Sammlung der österreichischen Jugendrotkreuzgemeinschaften erbrachte fast 1,8 Millionen Schilling. Der Betrag wurde dafür verwendet, ein Heim für obdachlos gewordene Holländer in Woudschoten zu bauen und es mit der nötigen Einrichtung zu versehen. Der Wiener Architekt Dr. Roland Rainer verfasste den Plan, eine österreichische Firma stellte die Bauteile her, und nun sind bereits seit Wochen freiwillige jugendliche Helfer des Österreichischen Jugendrotkreuzes am Werk, um in gemeinsamer Arbeit die nach Holland gebrachten Bauteile aufzustellen und zusammenzubauen. Die Eröffnung des Heimes, das nach Henri Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes benannt werden wird, soll bereits Mitte Oktober erfolgen.
3.9.1953: Ausländische Radfahrer im Wiener Rathaus
Radfahrer Grillet errang den 6. Platz.
Im Rahmen des 3. Gesamtösterreichischen Gewerkschaftstreffens findet heute um 20 Uhr ein internationales Rathauskriterium um die Preise des Österreichischen Gewerkschaftsbundes statt. Die ausländischen Fahrer wurden heute von StR. Afritsch im Rathaus begrüßt. Unter den ausländischen Rennfahrern befindet sich auch der Franzose Grillet, der heuer bei der Österreich-Rundfahrt den 6. Platz erringen konnte.
3.9.1953: Der "Wiener Staub" - eine Plage der Vergangenheit - Bürgermeister Jonas: "Heuer 800.000 m2 Straßen staubfrei gemacht!"
Neunzig Jahre sind es nun her, seitdem der Wiener Geologe und Erbauer der Ersten Hochquellenleitung Eduard Sueß eine Abhandlung über den "Wiener Staub" herausgegeben hat und zu seiner Bekämpfung aufgerufen hat. Erst vierzig Jahre später, im Herbst 1903, hat die erste Probeteerung in der Nibelungengasse stattgefunden. Seither wurden sieben Millionen Quadratmeter Straßen, also eine Grundfläche, die etwa der Größe des 3. Wiener Bezirkes entspricht, geteert und asphaltiert.
Der Zustand der Verkehrsflächen in Wien wird von Jahr zu Jahr besser. Versäumnisse der Kriegsjahre werden rasch nachgeholt. Der "Wiener Staub", der mit Recht als Mitschuldiger an der Tuberkulose bezeichnet wurde, ist längst keine Plage mehr.
Die Straßenbautechnik in Wien bedient sich gegenwärtig der neuesten Erfahrungen auf diesem vollkommen mechanisierten Gebiet und erreicht erstaunliche Leistungen. Bürgermeister Jonas übergab heute eine der frisch "gehobelten" und mit Teer überzogenen Verkehrsflächen, die 14 km lange Straße, die Kaltenleutgeben mit Breitenfurt verbindet, dem Verkehr. Dieser stark frequentierte Straßenzug in einem der schönsten Randgebiete Wiens wurde maschinell mit dem neuen Motorgrader bearbeitet und mit einem amerikanischen automatischen Teerspritzgerät und mit einer automatischen Rieselstreumaschine geteert. 50 Tage waren notwendig, um die Straße zu ebnen.
Die Gemeinde Wien hat heuer 800.000 Quadratmeter Straßen nach den modernsten Methoden der Straßenbautechnik staubfrei gemacht.
4.9.1953: Im Schatten des UKW-Senders - Stefanie-Warte wieder eröffnet
Im Zusammenhang mit der Installierung des UKW-Probesenders auf dem Kahlenberg wurde die Stefanie-Warte, die unter den Kriegs- und Nachkriegsereignissen stark gelitten hatte und bisher gesperrt war, wieder instandgesetzt und konnte nun eröffnet werden.
7.9.1953: 33 neue Operetten
Die Wiener Operette ist nicht tot, zumindest nicht ihre Librettisten; das beweist das vorläufige Ergebnis des Operetten-Wettbewerbes, den das Kulturamt der Stadt Wien veranstaltet. 33 Operettenlibretti sind bisher eingelangt.
7.9.1953: Testamente Wiener Persönlichkeiten
Das Archiv der Stadt Wien zeigt in einer Ausstellung im Rathaus, gegenwärtig in sieben Vitrinen Testamente und Verlassenschaftsabhandlungen von Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens, und zwar von Donner, Martinelle, Maulbertsch, Haydn, Schikaneder, Mozart, Beethoven, Schubert, Raimund, Grillparzer, Johann-Strauß-Vater, Bruckner, Billroth und Anzengruber.
9.9.1953: Büste nach Prof. Dr. Richard Volk im Wilhelminenspital enthüllt
Heute fand im Wilhelminenspital die Enthüllung einer Büste für den verstorbenen Prof. Dr. Richard Volk, den verdienstvollen Leiter der Lupusheilstätte von 1918 bis 1938, statt. Prof. Dr. Volk ist im Jahre 1945 in der Emigration in Mexiko gestorben.
10.9.1953: Ausstellung zum 80. Geburtstag Rudolf Kassners
Wird mit Ausstellung geehrt: Dr. Rudolf Kassner
Am 11. September, dem 80. Geburtstag des großen österreichischen Kulturphilosophen und Kritikers Rudolf Kassner, eröffnet die Wiener Stadtbibliothek eine Ausstellung, die einen Überblick über das Leben und die Arbeiten des Denkers gibt.
Aus der großen Zahl seiner Bücher werden die wichtigsten, besonders die Erscheinungen der letzten Jahre, ausgelegt. Handschriften, Briefe und Photographien zeigen Rudolf Kassner in seiner Arbeit. Eine kleine Zusammenstellung von Aufsätzen, die in der Presse des In- und Auslandes anlässlich seines 80. Geburtstages erschienen sind, und eine Zusammenstellung über seinen Freundeskreis (Rilke, Hoffmannsthal, Buber) ergänzen Kassners Werke.
10.9.1953: Eröffnung des neuen Flotten-Kinos. Flotten-Bar wird Kulturfilmbühne
Das Flottenkino wurde neu eröffnet.
Die Ausstattung wurde modernisiert.
Als Präsident der KIBA eröffnete heute StR. Afritsch das neue, modernisierte Flotten-Kino in der Mariahilfer Straße. Bei der Übernahme des Kinos durch die KIBA war dieses in keinem guten Zustand und besaß auch keine neuen kinotechnischen Errungenschaften. Mit der Umgestaltung war Architekt Robert Kotas betraut. Nach den Umbauarbeiten hat das Flotten-Kino nun eine zeitgemäße Klimaanlage, Beheizung sowie moderne hygienische Einrichtungen. Auf die Klangwirkung und auf bequeme Sitzgelegenheiten wurde besonders Bedacht genommen. Auch der Zugang und das Foyer mit dem Buffet wurden modernisiert. Der Kinosaal hat 775 Sitzplätze. Die Bar, die zum alten Flotten-Kino gehörte, soll in eine Kulturfilmbühne für 250 Personen umgewandelt werden.
12.9.1953: Liesingbachregulierung kostet 100 Millionen - Bis Jahresende 13 von 24 Kilometern fertig
Anlässlich der Fertigstellung der Baulose "Liesing-West" und "Stelzerau" der Liesingbachregulierung fand in Liesing eine Feier für die Arbeiter statt.
Wie StR. Thaller bei dieser Gelegenheit mitteilte, werden bis Jahresende von den insgesamt 24 Kilometern zur Regulierung bestimmten Liesingstrecke 13 verbaut sein. Die Kosten dafür betragen 46 Millionen Schilling. Das Programm der Stadt Wien sieht vor, die Regulierung bis spätestens 1959 abzuschließen. Die Gesamtkosten sind mit 100 Millionen Schilling veranschlagt.
Das Baulos Liesing-West erstreckt sich von der Rathausbrücke in Liesing bachaufwärts bis zur Straßenbahnbrücke der Linie Mauer-Mödling. Es ist 1,2 Kilometer lang. Durch Tieferlegung der alten Bachsohle und Vergrößerung des Durchflussprofiles können nun die stärksten Katastrophenhochwässer abfließen. Das Baulos Stelzerau wurde Ende August fertig gestellt. Es dient in seinem Unterlauf als Schotterrückhaltebecken, damit bei Hochwasser die Geschiebemengen des Liesingbaches aus dem Oberlauf nicht in die bereits fertig gestellten Bachregulierungsstrecken wandern können. Teilweise wurde dabei das alte Bachbett verlegt.
16.9.1953: Neues Zahlenmaterial über Wien
Soeben erschien das Heft "Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Stadt Wien" mit statistischem Zahlenmaterial über die Monate April bis Juni 1953. Demnach wurden Ende Juni 1953 in Wien 97.917 Wohnhäuser mit 686.183 Wohnungen und 1.759.440 Einwohner gezählt. Im Vergleich mit dem Ergebnissen der Volkszählung vom Juni 1951 hat sich die Zahl der Wohnhäuser um 1.652 und die Zahl der Wohnungen um 28.956 erhöht. Der Bevölkerungsstand hat sich in dieser Zeit um 6.662 verringert. Die Landstraße weist gegenwärtig mit 118.177 Bewohnern vor Ottakring und Favoriten die höchste Bevölkerungsziffer auf.
Die "Mitteilungen" registrierten u.a. auch die Vorgänge im Fremdenverkehr, auf dem Arbeitsmarkt, im Fürsorge- und Gesundheitswesen sowie die Leistungen der Wiener Stadtwerke. Die Zahl der Kraftfahrzeuge in Wien hat sich von April bis Juni um 3.627 auf 84.902 erhöht. Die zunehmende Motorisierung Wiens wirkte sich leider auch auf die Statistik der Verkehrsunfälle aus.
16.9.1953: 358.000 neue Baumpflanzen
Der Wiener Stadtsenat beschloss den Ankauf von 358.000 Stück Baumpflanzen zur Durchführung des diesjährigen zusätzlichen Aufforstungsprogramms der Gemeinde Wien. Es handelt sich um 158.000 Laubholzpflanzen, 180.000 Nadelholzpflanzen und um 20.000 Pappelheister.
16.9.1953: Maria Jeritza bei Bürgermeister Jonas
Maria Jeritza mit Albert Einstein um 1940.
Bürgermeister Jonas und StR. Mandl empfingen heute im Wiener Rathaus die gegenwärtig in Wien weilende Kammersängerin Maria Jeritza. Die berühmte Künstlerin war in Begleitung ihres Gatten Mr. Seery erschienen.
18.9.1953: 50. Geburtstag von Manfred Mautner-Markhof
Feiert seinen 50. Geburtstag: Mautner-Markhof
Am 19. September vollendet Dipl.-Ing. Dr. hc. Manfred Mautner-Markhof sein 50. Lebensjahr.
Als Spross einer österreichischen Industriellenfamilie in Wien geboren, erwarb er sich an der Brauerei-Fakultät Weihenstephan der Technischen Hochschule München und an der Wiener Universität seine fachliche Ausbildung und trat nach Absolvierung seiner Studien in die väterlichen Betriebe ein, wo er sich in führender Stellung betätigte. In jüngeren Jahren als vielseitiger, aktiver Sportsmann bekannt, trat er nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus im wirtschaftlichen und kulturellen Leben Österreichs verdienstvoll hervor. Vorwiegend auf seine Initiative geht die Schaffung der Fakultät für Brau- und Gärungstechnik an der Hochschule für Bodenkultur zurück, deren Ehrendoktorat ihm verliehen wurde, ferner aus jüngster Zeit die Aktion der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft zur freiwilligen Einstellung von Lehrlingen durch die Privatwirtschaft. Neben seiner beruflichen und organisatorischen Arbeit für die österreichische Wirtschaft ist Mautner-Markhof als besonderer Förderer kultureller Einrichtungen sowie der Musik, Kunst und Wissenschaft bekannt.
19.9.1953: Jean Vilar bei Bürgermeister Jonas
Jean Vilar lässt seine Theatertruppe in Wien auftreten.
Der bekannte französische Regisseur und Leiter des Pariser nationalen Volkstheaters, Jean Vilar, der gestern mit seiner Truppe in Wien eingetroffen ist, die im Volkstheater den "Geizigen" und "Richard II" geben wird, wurde heute von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen.
22.9.1953: Wien hat wieder einen Fremdenverkehr
Erwartungsgemäß hat der Fremdenverkehr der Bundeshauptstadt seit der im Juni aufgehobenen Zonengrenzensperre die erwünschte Belebung erfahren und im August seinen Höhepunkt erreicht. Das Statistische Amt der Stadt Wien veröffentlichte seinen Bericht über den Wiener Fremdenverkehr im Monat August.
Heuer hielten sich im August 45.497 Fremde, darunter 29.383 Besucher aus dem Ausland in Wien auf. Es wurden 127.043 Übernachtungen gemeldet, ein Stand, der in der Nachkriegszeit noch nie erreicht wurde.
Die meisten Fremden kamen wieder aus Italien, nämlich 6.798. Die zweite Stelle nimmt Frankreich mit 3.259 Besuchern ein. Es folgen die Vereinigten Staaten mit 2.845, die Schweiz mit 1.970 und Großbritannien mit 1.823 Besuchern. Mehr als 1.000 Besucher kamen noch aus Schweden, Deutschland und Belgien-Luxemburg.
Im Jugendgästehaus in Pötzleinsdorf wurden 2.030 Jugendliche einquartiert, darunter 1.700 Ausländer.
23.9.1953: Das sechstausendste Goldene Hochzeitspaar im Wiener Rathaus
Heute waren 64 Ehepaare in das Rathaus eingeladen, von denen zwei das Fest der Diamantenen und 62 das ihrer Goldenen Hochzeit feierten. Diese 64 Paare können bereits auf 204 Kinder, 177 Enkel und 24 Urenkel blicken. Eine Statistik zeigt, dass z.B. 1914 nur 80 Wiener Paare, 1952 aber mehr als 800 Paare das Fest der Goldenen Hochzeit erlebt haben. Im Rahmen dieses Festaktes wurde das 6000. Goldene Hochzeitspaar seit 1945 begrüßt.
24.9.1953: Der Forscher Professor Filchner bei Bürgermeister Jonas
Der berühmte Asien- und Polarforscher Prof. Dr. Filchner, der sich einige Tage in Wien befindet, um hier Vorträge zu halten, wurde von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen. Der Gelehrte ist seit dem Ersten Weltkrieg zum ersten Mal wieder in Wien.
25.9.1953: Bienen, Biber, Birnen, Blumen - Jubiläumsausstellung der Kleingärtner
Hühner, Hasen, Tauben, Biber und mehr gibt es auf der Kleintierausstellung zu sehen.
Eröffnung der Kleintierausstellung im Rathaus.
Für eine Woche hat sich das Wiener Rathaus völlig verwandelt. Über Nacht wuchsen Blumen und Sträucher, sogar Bäume und Siedlungshäuser aus dem Asphalt des Rathausplatzes, edles Obst prangt in der großen Volkshalle, und der dahinterliegende Arkadenhof ist zu einer Menagerie geworden. In kleinen Käfigen sitzen Hühner, Hasen, Tauben, Biber und kostbare Nerze, um sich bestaunen zu lassen. Der "Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter Österreichs" hat sein 35-jähriges Bestandsjubiläum zum Anlass genommen, mit einer großen Leistungsschau vor die Öffentlichkeit zu treten.
78.000 Kleinwirtschafter sind in diesem Zentralverband organisierst und bilden einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor. Die Investitionen und Anschaffungen betragen jährlich ca. 25 Millionen Schilling.
Die großartige Ausstellung wurde von Bürgermeister Jonas in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Stadtregierung eröffnet.
26.9.1953: Portugiesische Fußballer im Wiener Rathaus - Ein Meidlinger Maskottchen aus Lissabon
Die Portugiesische Fußballmannschaft kam in Begleitung des zwölfjährigen Günther Wacek aus Meidling.
Die Nationalmannschaft der portugiesischen Fußballer besuchte heute das Rathaus, wo sie durch StR. Afritsch begrüßt wurde. Die 15 Spieler und ihre Begleiter, unter ihnen auch der Polizeichef von Lissabon, Loureiro, in seiner Funktion als Präsident des Portugiesischen Fußballverbandes, wurden durch den Präsidenten des Wiener Fußballverbandes, OAR Putzendopler, vorstellt.
Stadtrat Afritsch wünschte namens der Stadtverwaltung dem Länderspiel zwischen Portugal und Österreich die besten sportlichen Erfolge.
Im Gefolge der Fußballmannschaft war auch deren blondhaariges Maskottchen, das sich als waschechtes Wiener Kind und noch dazu als ein eingefleischter Wacker-Anhänger entpuppte. Der treue Begleiter der Portugiesen ist der zwölfjährige Günther Wacek aus Meidling. Er verbrachte als Wiener Pflegekind vier Jahre in Portugal, von wo er erst vor kurzem zu seinen Eltern nach Wien zurück kam.
29.9.1953: 209 neue Gemeindewohnungen - Wiederaufbau der Feuerwehrzentrale Am Hof
Der Wiener Stadtsenat beschloss heute die Errichtung von zwei neuen städtischen Wohnhausanlagen mit zusammen 209 Wohnungen und drei Geschäftslokalen, sowie den Wiederaufbau der Feuerwehrzentrale Am Hof. Die Kosten dieser drei Bauvorhaben belaufen sich auf 28 Millionen Schilling. Die Wohnhausanlagen befinden sich in Wien 11, Geiselbergstraße - Geiereckstraße und Wien 12, Ecke Rothenbrugstraße - Sagedergasse.
Der Wiederaufbau des durch Kriegsereignisse zerstörten Hauptgebäudes des Feuerwehrkommandos der Stadt Wien Am Hof 9 wird 10 Millionen Schilling kosten. Die Pläne wurden im Auftrag der Magistratsabteilung 19 von Arch. Senatsrat Dipl.-Ing. Leischner entworfen. Diese sehen die Errichtung des Objektes in einer dem seinerzeitigen Bestand ähnlichen äußeren Gestaltung vor. Sie haben bereits die Zustimmung des Bundesdenkmalamtes gefunden.
30.9.1953: Ab 1. Oktober: Brandmeldeanlagen in Betrieb
Vor dem Kriege verfügte die Feuerwehr der Stadt Wien über eine automatische Brandmeldeanlage, deren Leitungsnetz etwa 882 Kilometer betrug. An dieses feuerwehreigene Netz waren 831 öffentliche Melder und 266 Innenmelder in öffentlichen Gebäuden, Theater, Industrieanlagen etc. angeschlossen. Die jeden Wiener bekannten roten Brandmeldekasten wurden nach 1938 zuerst blau überstrichen und später überhaupt außer Betrieb gesetzt.
Das Feuerwehrkommando hat seinerzeit die Frage geprüft, ob auf den Bestand einer Brandmeldeanlage in Wien verzichtet werden könne. Eine Rundfrage bei den Feuerwehren in anderen großen Städten führte zu dem Entschluss, die Wiedererrichtung der zerstörten Brandmeldeanlage in Angriff zu nehmen. Nun ist es soweit, dass die komplizierte Apparatur, die mit betriebseigenem Personal mit minimalem Kostenaufwand nach monatelanger Arbeit neu errichtet wurde, ab 1. Oktober in Betrieb genommen werden kann. Die neue Brandmeldeanlage weist verschiedene Neuerungen auf. So ist sie imstande, gleichzeitig vier Brände anzuzeigen, was praktisch in Wien kaum zutreffen dürfte.
An drei Melderschleifen, die eine Gesamtlänge von etwa 16,2 Kilometer haben und in der Nachrichtenzentrale "Am Hof" zusammenlaufen, sind vorläufig die Innere Stadt und Teile des 3. und 9. Bezirkes angeschlossen. Ab 1. Oktober werden die Innenmelder im Bundeskanzleramt, in der Hofburg, im Burgtheater, im Ronacher, im Dorotheum und anderen öffentlichen Gebäuden in Betrieb genommen. Im 9. Bezirk ist die Nationalbank und die E-Werksdirektion angeschlossen. Demnächst kommen noch eine Reihe von anderen Gebäuden und Industrieanlagen dazu. Es ist geplant, die Brandmeldeanlage auf das ganze Stadtgebiet zu erweitern. Allerdings werden es ausschließlich nur Innenmelder sein. Durch eine sinnreiche Konstruktion wird es auch möglich sein, über die Brandmeldeleitung gleichzeitig die Steuerung der öffentlichen elektrischen Uhren zu betätigen. Die öffentlichen Uhren auf dem Karlsplatz und vor der Oper wurden bereits an die Leitung angeschlossen.
30.9.1953: Bürgermeister Jonas bei den Opfern des Sprengstoffanschlages
Bürgermeister Jonas begab sich heute kurz nach Mittag ins Allgemeine Krankenhaus, um sich an Ort und Stelle über den Hergang eines Sprengstoffanschlages und seine furchtbaren Auswirkungen zu informieren. Sein erster Weg führte in die Unfallstation, wo die Verletzten unmittelbar nach der Schreckenstat Aufnahme fanden. Prof. Dr. Schönbauer berichtete dem Bürgermeister über den Zustand der schwer Verletzten. Der Vorstand der kriminalogischen Lehrkanzel, Prof. Dr. Grassberger, unterrichte Jonas über die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen.
Schon um die Mittagsstunde, nach Bekanntwerden des Anschlages, hatten sich die Stadträte Afritsch und Sigmund am Tatort (AKH-Verpflegskostenstelle) eingefunden. Der Anschlag forderte ein Todesopfer, den Beamten des Anstaltenamtes Otto Schätz, sowie drei schwer Verletzte.
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