Historischer Rückblick aus dem Jahr 1955

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1955

Jänner

5.1.1955: Wiener Stadtbibliothek übernimmt Karl Kraus-Archiv

Frau Eva Röder hat das von Frau Helene Kann und dann von ihr bewahrte Karl Kraus-Archiv nunmehr der Wiener Stadtbibliothek übergeben. Das in fünf Kisten von Zürich nach Wien versandte Material wird nach Aufarbeitung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

5.1.1955: Verspätete Weihnachtsgeschenke - 27.972 CARE-Pakete werden verteilt

Vizebürgermeister Honay bei der Verteilung der CARE-Pakete

Heute wurde in allen städtischen Fürsorgeämtern Wiens mit der Verteilung von insgesamt 27.972 CARE-Paketen begonnen. Jedes Paket ist ca. 6,5 kg schwer und enthält hochwertige Lebensmittel, die als Weihnachtsgeschenk des amerikanischen Volkes für bedürftige Wienerinnen und Wiener wegen Verzögerungen im Schiffsverkehr erst vor kurzem in Triest eingelangt sind. Für die Ausladung und den Transport der 10 Wagons Lebensmittel vom Matzleinsdorfer Bahnhof bis zu den 23 Fürsorgeämtern sowie für die Kosten der Verteilung ist die Gemeinde Wien aufgekommen.

Auf Einladung von Vizebürgermeister Honay wohnten heute die Angehörigen der Amerikanischen Wirtschaftsmission in Wien der Verteilung der Pakete im 17. Bezirk bei.

7.1.1955: Italienische Studenten bei Bürgermeister Jonas im Rathaus

Bürgermeister Jonas empfängt Studenten der Universität Pisa

Eine mit bizarren Studentenkappen ausstaffierte Abordnung der alten Universität Pisa besuchte heute Bürgermeister Jonas im Rathaus. Die Vertreter der einzelnen Fakultäten überreichten an den Bürgermeister eine Medaille mit dem berühmten schiefen Turm.

7.1.1955: Erster Großbrand im neuen Jahr

Im alten Maria Theresien-Schlössel in Penzing brach ein Brand aus, der sich rasch ausbreitete und beträchtlichen Sachschaden verursachte. Den Flammen fielen u.a. 500 Quadratmeter des Dachstuhles zum Opfer.

8.1.1955: Eröffnung der neuen Rotundenbrücke - Eine hervorragende Leistung unserer Techniker

Die neue Rotundenbrücke ist ein wichtiger Zufahrtsweg zum Messegelände und zum Praterstadion

Bürgermeister Jonas übergibt die Rotundenbrücke ihrer Bestimmung

Unter starker Beteiligung der Landstraßer und Leopoldstädter Bevölkerung wurde heute die von der Stadt Wien neugebaute Rotundenbrücke über den Donaukanal durch Bürgermeister Jonas eröffnet und ihrer Bestimmung übergeben.

Der Amtsführende Stadtrat für Bauwesen, Thaller, verwies auf die Bedeutung des nun vollendeten Brückenbaues, mit dessen Errichtung wieder ein weiterer hässlicher Kriegsschaden verschwunden ist.

Die Gemeinde Wien verwaltete bis 1. September 1954 insgesamt 952 Brücken, darunter 48 Bundesstraßenbrücken. Nach der Abtrennung der Randgemeinden verblieben in Wien 319 Brücken, darunter vier Bundesstraßenbrücken. Von den 319 Brücken waren nach Kriegsende 53 zerstört, 45 dieser Brücken wurden inzwischen wiederhergestellt, an fünf wird gegenwärtig gearbeitet, so dass nur mehr drei Brücken verbleiben, die noch wiederhergestellt werden müssen, nämlich die Salztorbrücke, die Heinrichsbachbrücke und eine Brücke nächst dem Alberner Hafen.

Die im April 1945 zerstörte Rotundenbrücke wurde noch im ersten Nachkriegsjahr durch ein Provisorium ersetzt. Im Sommer 1953 fasste der Wiener Gemeinderat den Beschluss, die Rotundenbrücke wegen ihrer Bedeutung als Zufahrtsweg zum Messegelände und zum Praterstadion neu aufzubauen. Die neue Trägerrostbrücke aus hochwertigem Baustahl hat eine Stützweite von 61,70 Meter und wiegt 520 Tonnen. Die Baukosten betrugen 9,1 Millionen Schilling. Dazu kommen noch 1,1 Millionen, die die Wiener Verkehrsbetriebe ausgegeben haben. Beim Bau wurden modernste Berechnungs- und Konstruktionsmethoden angewendet. So wurden zur Überprüfung der Schweißarbeiten 216 Röntgenaufnahmen von hochbeanspruchten Stumpfnähten gemacht und 1.850 Meter wichtiger Kehlnähte magnetisch durchflutet. Am Bau waren 20 Firmen sowie weitere 24 Firmen, die mit Baustofflieferungen beauftragt waren, beschäftigt.

10.1.1955: Besuch aus Tel Aviv

Bürgermeister Jonas empfing heute Stadtrat Y.M. Abramovicz aus Tel Aviv, in Begleitung des israelischen Konsuls Arie Eshel. Stadtrat Abramovicz wird in Wien kommunale Einrichtungen besichtigen.

11.1.1955: Interessante Instandsetzungsarbeiten im unterirdischen Wien

Die derzeit größte unterirdische Baustelle befindet sich nächst der Secession an der Einmündung des Ottakringer Baches in den Wienfluss-Sammelkanal, also an der Stelle, die durch den "Dritten Mann" fast zu einer Sehenswürdigkeit wurde. Nach den Plänen der MA30-Kanalisation soll das zwei Meter hohe Profil des Ottakringer Bachkanals, der aus dem Quellgebiet des Gallitzinberges gespeist wird, im Abschnitt Secession - Lerchenfelder Straße ausgebessert werden.

11.1.1955: Müllverarbeitungsanlage in Favoriten - Gemeinde Wien übernimmt Haftung für 1 Million-ERP-Kredit

Der Wiener Gemeinderat hat am 30. Juli des vergangenen Jahres die Beteiligung der Stadt Wien an der "Biomüll-Gesellschaft zur Verwertung städtischer Abfallstoffe Ges.m.b.H" mit einer Stammeinlage von 285.600 Schilling, das sind 51 Prozent des mit 560.000 Schilling festgesetzten Gesellschaftskapitales, beschlossen. Die gründende Gesellschaftsversammlung fand am 31. August statt und die Eintragung der Gesellschaft im Handelsregister erfolgte am 15. Oktober 1954.

Die Gesellschaft, die aufgrund eines patentierten Verfahrens Müll unter Zusatz von Fäkalien, bzw. Mineralstoffen und nachfolgender Fermentierung zu Dünger verarbeiten wird, beabsichtigt nun im 10. Bezirk "Am Ziegelofen", auf der Simmeringer Seite des Laaer Berges auf den so genannten "Löwygründen", eine entsprechende Anlage zur Müllverarbeitung zu errichten, deren Kosten sich auf rund 1,250.000 Schilling belaufen werden. Von diesen Kosten wird die Gesellschaft 250.000 Schilling aus eigenen Mitteln aufbringen, während zur Deckung des restlichen Erfordernisses von einer Million Schilling die Inanspruchnahme eines ERP-Kredites beabsichtigt ist. Im heutigen Stadtsenat wurde der Antrag, dass die Stadt Wien die Bürgschaft für diesen ERP-Kredit übernimmt, einstimmig angenommen.

Im Ausland, so in Dänemark, Deutschland und Holland, wird die Kompostbereitung aus städtischen Abfällen schon seit Jahren mit gutem Erfolg durchgeführt. In Österreich gibt es derzeit nur eine kleine Anlage in Graz. "Am Ziegelofen" sollen jährlich ungefähr 5.000 Tonnen Dünger erzeugt werden, wovon einen Teil das Stadtgartenamt, das Stadtforstamt und der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien verbrauchen werden. Ferner hat sich der Verband ländlicher Genossenschaften Niederösterreichs bereit erklärt, für den Absatz des Düngers zu sorgen.

12.1.1955: Eröffnung der umgebauten Landstraßer Hauptstraße - Im Jahre 1954: 138 Millionen Schilling für Straßenbauten

Die umgebaute Landstraßer Hauptstraße wurde heute dem Verkehr übergeben. Bei dieser Gelegenheit zog StR. Thaller Bilanz über die Ausgaben für Straßenbauten im Jahre 1954. 138 Millionen Schilling wurden von der Gemeinde Wien für den Straßenbau ausgegeben, es wurden u.a. 325 Kilometer Wiener Straßen im Flächenausmaß von 26 Millionen Quadratmetern neu errichtet oder umgebaut.

Auch für 1955 sind wieder große Bauvorhaben geplant, u.a. der Fußgängertunnel unter der Opernkreuzung, der Umbau des Pratersterns usw.

13.1.1955: Dem Konservatorium gewidmet

Josef Matthias Hauer

Josef Matthias Hauer widmete sein Zwölftonspiel für acht Instrumente dem Konservatorium der Stadt Wien. Das Konservatorium wird das Werk noch in diesem Schuljahr in Form einer Lehraufführung spielen.

13.1.1955: Manuskript Dr. Renners für das städtische Archiv

Die Witwe nach dem verstorbenen Bundespräsidenten Dr. Karl Renner, Frau Luise Renner, hat Bürgermeister Jonas schriftlich mitgeteilt, dass sie das Manuskript des vor kurzem aus dem Nachlass Dr. Renners erschienenen Buches "Die Welt der Moderne" dem Archiv der Stadt Wien schenken will. Jonas hat das wertvolle Unikat heute von Frau Luise Renner übernommen.

14.1.1955: Eine hochherzige Spende aus Amerika

Mit der Überreichung eines Schecks über 1.500 Dollar, fast 40.000 Schilling, wurde heute im städtischen Kindergarten auf dem Rudolfsplatz das Gedenken an eine der vielen Wiener Frauen geehrt, die in der Zeit der Naziherrschaft ums Leben gekommen sind. Der Scheck kommt aus Bridgewater in Connecticut (USA), ausgestellt von Mrs. G.D. Pratt. Mrs. Pratt gab den Scheck ihrer Freundin, Charlotte Adler, mit, die sich derzeit zu einem Besuch in Wien aufhält und zwar mit der Bitte: "Übergeben Sie diesen Betrag einem Wiener städtischen Kindergarten. Diese Spende soll an Frau Philippine Reich erinnern, die mir im Jahre 1933 während meines Besuches in Wien als Fremdenführerin des Austro-Amerikanischen Instituts die sozialen Einrichtungen der Gemeinde Wien gezeigt hat. Wie ich nach Kriegsende erfuhr, ist Frau Reich mit ihren Mann Dr. Ferdinand Reich, einem Mitarbeiter in der Lebensmüdenstelle der Ethischen Gemeinde, verschollen".

15.1.1955: "Schrittmacher für ein besseres Leben" - Überreichung der Preise aus der Dr. Karl Renner-Stiftung 1954

Die feierliche Überreichung der Preise aus der Dr. Karl Renner-Stiftung fand heute in Anwesenheit des Präsidenten des Nationalrates Dr. Hurdes, Bundespräsident Dr. h.c. Körner, Bürgermeister Jonas sowie zahlreicher Vertreter der Bundesregierung und der Wiener Landesregierung im Rathaus statt.

Renner-Preis an Ilse Arlt

Renner-Preis an Prof. Karl Mühl

Renner-Preis an Dr. Herbert Tichy

Die Preisträger sind:

  • Fürsorgerätin Ilse Arlt
  • Prof. Karl Mühl
  • Ing. Gustav Reinsperger
  • Prof. Franz Salmhofer
  • Dr. Herbert Tichy
  • Prof. Dr. Meister für die Österreichische Akademie der Wissenschaften
  • Die Verleihung wurde von Bürgermeister Jonas vorgenommen.

17.1.1955: Leonhard Frank bei Bürgermeister Jonas

Leonhard Frank

Der bekannte deutsche Dichter Leonhard Frank besuchte heute Bürgermeister Jonas. Frank wird auf Einladung des Bürgermeisters in den nächsten Tagen Rundfahrten durch Wien unternehmen.

18.1.1955: Stokowski dirigiert Eröffnungskonzert

Dirigent Leopold Stokowski wird die Wiener Festwochen eröffnen

Von Leopold Stokowski kam nun die Zusage, das Eröffnungskonzert der Wiener Festwochen 1955 zu dirigieren. Der berühmte amerikanische Dirigent, wird zum ersten Mal in Wien am Dirigentenpult stehen und gleichzeitig auch zum ersten Mal mit den Wiener Philharmonikern konzertieren.

19.1.1955: Neue Baustellen im unterirdischen Wien - Praterstern und Opernkreuzung

Baubeginn der unterirdischen Passage Opernkreuzung

Bauarbeiten an der Opernkreuzung

Bauarbeiten an der Opernkreuzung

Neben den größeren Kanalbauten, die gegenwärtig in Wien durchgeführt werden, werden in nächster Zeit noch weitere Bauprojekte im unterirdischen Wien in Angriff genommen werden. Noch vor Beginn der Umgestaltung des Pratersterns müssen dort von den Wasserwerken umfangreiche Rohrstrangverlegungen vorgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit soll der wichtige Großrohrknotenpunkt "Praterstern" auch den künftigen Versorgungserfordernissen entsprechend, völlig neu gestaltet werden. Die Rohrleitungen unter dem Praterstern wurden im Kriege im weiten Umkreis an vielen Stellen durch Bomben zerstört. Teile des Rohrnetzes wurden nur provisorisch geflickt; nun sollen sie aber durch großkalibrige Rohre bis zu 700 Millionen Durchmesser ersetzt werden.

Umbauarbeiten am Praterstern

Der Praterstern wird komplett umgestaltet

Auch die Rohrleitungen unter dem Praterstern werden erneuert

Auch der Baubeginn der unterirdischen Passage an der Opernkreuzung steht unmittelbar bevor. Soeben wurden die erforderlichen Erd- und Baumeisterarbeiten ausgeschrieben.

20.1.1955: Vorbildliche Österreich-Propaganda in Dänemark

Die ehemalige Wiener Schauspielerin Maria West, bemüht sich in ihrer Wahlheimat Dänemark intensiv um eine Kulturpropaganda im Dienste Österreichs. Sie hielt im abgelaufenen Jahr fünfzehn Radiovorträge, sowie zehn öffentliche Vorträge, zu denen noch Kurse über "Österreichische Literatur" und "Sprachfertigkeit" (mit Österreich als Grundthema) kommen. Besonderen Erfolg hatte der Film "Symphonie Wien", den Maria West nicht nur in Kopenhagen, sondern auch in zahlreichen dänischen und schwedischen Orten vorführte und kommentierte. Die größten Zeitungen von Kopenhagen luden die begeisterte Werberin Österreichs mehrfach zu Vorträgen in ihren Räumen ein.

22.1.1955: Überreichung der Ehrenmedaille an Gemeinderätin Antonie Alt

Überreichung der Ehrenmedaille an Altgemeinderätin Alt

Altgemeinderätin Antonie Alt

Der Wiener Gemeinderat hat am 22. Dezember 1954 beschlossen, Frau Alt anlässlich der Vollendung des 70. Lebensjahres in Anerkennung ihrer besonderen Leistungen die Ehrenmedaille zu verleihen. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste überreichte heute Bürgermeister Jonas an die ehemalige Wiener Gemeinderätin Antonie Alt die Ehrenmedaille der Stadt Wien.

Antonie Alt wurde am 18. November 1884 in Wels geboren. Nach Verlust ihrer Eltern wurde sie von Verwandten in Wien großgezogen. Mit 17 Jahren wurde sie Mitarbeiterin des Gemeinderates Adalbert Alt, ihres späteren Gatten, durch den sie zur Sozialdemokratischen Partei kam. Schon 1905 trat sie im Verein sozialistischer Frauen und Mädchen politisch hervor, von 1914 bis 1932 versah sie das Amt einer Bezirksrätin von Favoriten und wurde 1932 in den Wiener Gemeinderat gewählt, dem sie bis zu seiner Auflösung angehörte. Nach der Wiedererrichtung der Republik wurde sie 1945 von ihrem Wohnbezirk Favoriten neuerlich in den Gemeinderat entsandt. Sie gehörte dem Gemeinderat bis 1954 an.

22.1.1955: Die modernste Ausfallstraße Wiens fertig gestellt - Stadtrat Thaller eröffnet die neue Simmeringer Hauptstraße

Eröffnung der Simmeringer Hauptstraße

Heute wurde der letzte Bauabschnitt der umgebauten Simmeringer Hauptstraße durch Stadtrat Thaller im Beisein von Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Hosnedl dem Verkehr übergeben. Somit ist eine weitere Ausfallstraße vom Ring bis zur Stadtgrenze zu einer modernen, geräuscharmen, Transportkosten vermindernden und gleitsicheren Betonfahrbahn umgebaut worden.

Dem starken Fahrzeugverkehr aus dem burgenländischen Gebiet und umgekehrt angepasst, wurde die zehn bis elf Meter breite Fahrbahn mit einer 24 Zentimeter starken Betondecke ausgeführt. Die Baukosten betrugen 8,5 Millionen Schilling.

24.1.1955: Hirsch-Park und Korngoldgasse

Im Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung wurde heute die Benennung einer öffentlichen Parkanlage in Floridsdorf, Töllergasse, die bisher unter der nichtamtlichen Bezeichnung "Donaufelder Friedhof-Park" bekannt war, in "Hans Hirsch-Park" nach Univ.-Prof. Dr. Hirsch, der Vorstand des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung war, beschlossen. Eine noch unbenannte Verkehrsfläche in Liesing, Hadersdorf, wurde nach dem Musikkritiker Julius Korngold in "Korngoldgasse" benannt.

25.1.1955: Professor Leibbrand bei Bürgermeister Jonas - Haupttransportmittel bleibt das Schienenfahrzeug

Verkehrsfachmann Prof. Dr. Ing. Kurt Leibbrand beim Bürgermeister

Der Verkehrsfachmann Prof. Dr. Ing. Kurt Leibbrand der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich wurde heute von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen. Es wurden Probleme des Großstadtverkehrs besprochen. Dr. Leibbrand berichtete vor allem über seine Planungsarbeiten für die Städte Zürich und Basel.

Von den Beispielen dieser beiden Städte ausgehend, wurden die brennendsten Verkehrsfragen, die auch für die anderen Städte gelten, erörtert. Prof. Leibbrand vertritt den Standpunkt, dass die Hauptlast des Personentransportes die schienengebundenen Fahrzeuge tragen müssen, denn sie haben die höchste Beförderungsleistung. Autobusse hingegen bewähren sich als Zubringer- und Verteilerlinien zu diesen Schienenverkehrsmitteln.

28.1.1955: Großalarm bei der Straßenpflege: Glatteis auf den Wiener Straßen

In Wien verdichtete sich in der vergangenen Nacht sowie in den frühen Morgenstunden der nebelige Niederschlag so stark, dass die Bildung von Glatteis auf den Verkehrsflächen begann. Nahezu schlagartig breitete sich das Glatteis über ganz Wien aus. Die MA 48 musste ihre gesamte Mannschaft zum Dienst einberufen und ist seit den Nachtstunden mit der Streuung der Flächen beschäftigt.

29.1.1955: Gemeinde Wien als "Nockerl-Exporteur"

"Nockerln" nennen die Wiener Straßenbauer die nicht mehr ganz kantigen Steinwürfel im Straßenpflaster, die verdienstvollen Vorgänger der heutigen Hartgussasphaltdecken. Unvorstellbar groß war einst der Bedarf Wiens an Pflastersteinen. Mauthausen, Schärding und das Böhmische Massiv, aber auch viele andere Steinbrücke der alten Monarchie waren die Hauptlieferanten. Gegenwärtig sind noch sieben Millionen Quadratmeter Wiener Bodens mit rund 185 Millionen Stück Granitwürfeln gepflastert.

Das Zeitalter der umwälzenden technischen Neuerungen und der fortschreitende Umbau und die Modernisierung der Wiener Verkehrsflächen versetzt nun die Gemeinde Wien in die Lage, ausrangiertes Pflastermaterial zu verkaufen. Viele niederösterreichischen Gemeinden sind bereitwillige Abnehmer. Das Pflaster der Mariahilfer Straße wanderte in die Gemeinden des Mistelbacher Bezirkes, das Pflaster der nun umgebauten Praterstraße und der Landstraßer Hauptstraße an verschiedene niederösterreichische Gemeinden.

Eine Ausnahme bildet das alte Pflaster der Simmeringer Hauptstraße. Die beim Umbau ausgemusterten "Nockerln" mussten noch eine wichtige Aufgabe erfüllen. Sie wurden nämlich im vergangenen Sommer zum Ausbau der gefährdeten Donaudämme verwendet.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).