Historischer Rückblick aus dem Jahr 1957

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1957

Juli

1.7.1957:80. Geburtstag von Erwin Stransky

Univ.-Prof. Dr. Erwin Stransky

Am 3. Juli vollendet der Psychiater Univ.-Prof. i.R. Erwin Stransky, ein gebürtiger Wiener, das 80. Lebensjahr.

Nach Absolvierung der medizinischen Studien bei Obersteiner, Frankl-Hochwarth und Wagner-Jauregg habilitierte er sich für Psychiatrie an der Universität Wien, an der er volle 43 Jahre wirkte. Im Alter von 68 Jahren übernahm er in der schwierigen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg den Neuaufbau der Nervenklinik am Rosenhügel und führte ihn erfolgreich durch. Prof. Stransky hat circa 220 wissenschaftliche Arbeiten über alle psychiatrischen Probleme und deren Grenzgebiete veröffentlicht. Einige davon sind für die Nervenheilkunde grundlegend geworden. Er hat als erster Neurologe auf dem Kontinent die psychische Hygiene eingeführt und durch die von ihm gegründete und geleitete Gesellschaft zu Bedeutung gebracht. Seine Untersuchungen befassen sich vor allem mit dem manisch-depressiven Irresein, mit der Anatomie der entzündeten Nerven, mit der angewandten Psychopathologie und der psychischen Hygiene sowie mit der multiplen Sklerose. Stransky ist als einziger Europäer Ehrenmitglied der "American Psychiatric Association".

1.7.1957: Neue Leiter der Magistratsabteilungen 1 und 63

Heute fanden die Amtseinführungen der neuen Leiter der Magistratsabteilung 1, Allgemeine Personalangelegenheiten, und der Magistratsabteilung 63, Gewerbewesen, statt.

Obermagistratsrat Dr. Delabro, der mit 33 Jahren der jüngste leitende Beamte der Wiener Stadtverwaltung ist, löst Senatsrat Gröger in der Magistratsabteilung 1 ab. Obermagistratsrat Dr. Steiner tritt in der Magistratsabteilung 63 an die Stelle von Obersenatsrat Kauer.

2.7.1957: Wasser nur mehr für zwei Tage

"Der Wasserspiegel in den Wiener Wasserbehältern sinkt von Stunde zu Stunde. Nach dem gestrigen Rekordverbrauch von 507 Millionen Litern, das sind 327 Liter pro Kopf, sind die Reserven auf ein Viertel der Behälterkapazität zusammengeschrumpft. Aufgrund der andauernden Hitzewelle ist auch mit einem Auffüllen der Behälter in den nächsten Tagen nicht zu rechnen."

Die Wiener Wasserwerke richten daher an die Wiener Bevölkerung wieder die dringende Mahnung, Wasser zu sparen, weil sonst die in Aussicht gestellten Wasserdrosselungen durchgeführt werden müssen. Beim gegenwärtigen Wasserverbrauch kann Wien nur mehr zwei Tage mit Wasser versorgt werden.

2.7.1957: Der erste Gelenkzug ist fertig - Indienststellung im Herbst auf der Linie 71

Der erste Gelenkzug der Wiener Verkehrsbetriebe ist fertig. Der riesige Wagen in "Cinemascope-Format" wird an die Hauptwerkstätte überstellt. StR. Nathschläger besichtigte heute den Zug im Karosseriewerk der Automobilfabrik Gräf & Stift in Liesing.

Der Gelenkzug, der aus zwei alten Stadtbahnwagen umgebaut wurde, ähnelt einem riesigen Großraumtriebwagen. Er besitzt jedoch verschiedene Vorteile. So betragen die Kosten pro Gelenkzug ungefähr 1,2 Millionen Schilling, während ein Großraumzug (Triebwagen und Beiwagen) 2,4 Millionen Schilling kostet. Der Großraumzug fasst zwar 170 Personen, doch kann auch der Gelenkzug mit einem Fassungsraum für 130 Fahrgäste aufwarten. Dafür ist er nur 21 Meter lang, der Großraumzug jedoch 29 Meter. Vier Motoren von zusammen 224 PS geben dem Gelenkzug ein großes Beschleunigungsvermögen. Vor allem aber kann der gesamte Gelenkzug von einem einzigen sitzenden Schaffner bedient werden. Besonders interessant ist die Verbindung zwischen den beiden Wagen, die nicht durch Bälge erfolgt, sondern nach einem italienischen Patent, durch so genannte Teleskopwände. Insgesamt sollen nach und nach 76 alte Straßenbahnwagen zu Gelenkzügen umgebaut werden.

2.7.1957: Gemeinde Wien gibt 3,3 Millionen Schilling für neue Luftverkehrsgesellschaft - Ein bedeutungsvoller einstimmiger Beschluss des Wiener Stadtsenates

"Auf Antrag des städtischen Finanzreferenten Stadtrat Resch beschloss heute der Wiener Stadtsenat einstimmig die Beteiligung der Gemeinde Wien an der zu gründenden 'ÖSTERREICHISCHEN LUFTVERKEHRS-AKTIENGESELLSCHAFT' ('OELAG') mit einem Betrag von 3,3 Millionen Schilling. Mit diesem Beschluss soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Verwaltung der Bundeshauptstadt an der Gründung einer einheitlichen österreichischen Luftverkehrsgesellschaft und damit an der Eingliederung unserer Republik in den internationalen Luftverkehr außerordentlich interessiert ist.

In der neuen Luftverkehrsgesellschaft werden die 'AIR AUSTRIA' und die 'AUSTRIAN AIRWAYS' unter Beiziehung der 'Scandinavian AIRLINES SYSTEM' (SAS) und der 'FRED OLSENS FLYSELSKAP' zusammengeschlossen sein. Die 'OELAG' soll mit einem Kapital von insgesamt 60 Millionen Schilling ausgestattet werden. Davon entfallen auf die Gruppe der 'AIR AUSTRIA' 25,2 Millionen Schilling (42 Prozent), auf die Gruppe der 'AUSTRIAN AIRWAYS' 16,8 Millionen Schilling (28 Prozent), auf die 'SAS' 9 Millionen Schilling (15 Prozent) und auf die 'FRED OLSENS FLYSELSKAP' ebenfalls 9 Millionen Schilling (15 Prozent). Die Gemeinde Wien wird mit der heute im Wiener Stadtsenat beschlossenen Beteiligung von 3,3 Millionen Schilling im Rahmen der Gruppe 'AUSTRIAN AIRWAYS' 5,5 Prozent des gesamten Gesellschaftskapitals aufbringen. Dementsprechend wird die Stadt Wien auch in dem aus 14 Mitgliedern bestehenden Aufsichtsrat, von dem sechs Mandate der 'AIR AUSTRIA', vier Mandate der 'AUSTRIAN AIRWAYS' und je wie Mandate der 'SAS' und der 'FRED OLSENS FLYSELSKAP' eingeräumt werden sollen, einen Vertreter im Rahmen der Gruppe 'AUSTRIAN AIRWAYS' entsenden.

3.7.1957: Wiens Naturwacht wurde angelobt

Im Kulturamt der Stadt Wien fand die Angelobung der ersten Angehörigen der Wiener Naturwacht, die von der Stadtverwaltung zum Schutze des Wienerwaldes aufgestellt wurde, statt. In der ersten Gruppe von 20 Männern der Naturwacht sind alle Berufszweige vertreten. Der älteste ist ein 67-jähriger Pensionist, der jüngste ein 24-jähriger Ingenieur. Alle wurden in einem achtwöchigen vom Kulturamt der Gemeinde Wien zusammen mit dem Stadtforstamt und dem Marktamt der Stadt Wien veranstalteten Kursen auf ihre ehrenamtliche Funktion gründlich vorbereitet worden. Ihre Aufgabe besteht darin, darüber zu wachen, dass in den Wiener Ausflugsgebieten nicht gegen das Naturschutzgesetz gesündigt wird. Nebenbei fungieren sie auch als Helfer der Baupolizei, der sie jeden Verdacht auf unbefugtes Bauen im Wald- und Wiesengürtel melden werden.

3.7.1957: Eine Tschermak-Seysenegg Ehrung

Als Ergänzung des Gregor Mendel-Denkmals auf dem Friedrich Engels-Platz in der Brigittenau wurde eine Bronzetafel des Wiener Wiederentdeckers der Mendel'schen Vererbungsgesetze, Hofrat Prof. Dr. Erich Tschermak-Seysenegg, angebracht. Das Denkmal sowie die Bronzetafel sind Werke des Wiener Bildhauers Mario Petrucci.

3.7.1957: Parkanlagen werden mit Donauwasser besprengt

Aufgrund der prekären Wassersituation dürfen die städtischen Gartenanlagen ab sofort nur mehr mit Flusswasser besprengt werden. Dem Stadtgartenamt wurden heute von mehreren Magistratsabteilungen Tankwagen zum Transport von Donauwasser zu den Parkanlagen zur Verfügung gestellt. Die Grünflächen entlang der Donau und des Donaukanals werden mittels Pumpenaggregaten direkt von Motorschiffen aus berieselt. Für die Herbeischaffung von Donauwasser in die Gartenanlagen wurde auch eine Anzahl von Tankwagen der Feuerwehr der Stadt Wien herangezogen.

5.7.1957: Ein "Book-Mobil" für den Stadtrand

Um den Betrag von 815.000 Schilling wurde für die Städtischen Büchereien eine fahrbare Bücherei, ein so genanntes "Book-Mobil" konstruiert, das seinen Dienst im nordöstlichen Teil Wiens, in den Randgebieten, die verkehrstechnisch noch nicht einwandfrei an das Stadtgebiet angeschlossen sind, aufnehmen wird. Nach langen Studien, besonders an den Bücherautobussen des "Information Centers" in den westlichen Bundesländern, entstand ein Autobus, der eine Länge von 14 Metern aufweist und trotzdem sehr beweglich ist, und auch auf den schlechtesten Straßen oder Wegen seine Manövrierfähigkeit behält. 20 Gemeinden wird dieser Autobus "versorgen".

6.7.1957: Indischer Besuch im Wiener Rathaus

Dr. Pawar bei Stadtrat Koci

Stadtrat Koci empfing heute die Leiterin der öffentlichen Park- und Gartenanlagen von Bombay, Frau Dr. Pawar. Sie wird die gärtnerische Ausgestaltung der öffentlichen Grünanlagen, sowie der Grünflächen in Krankenhäusern in Wien besichtigen.

9.7.1957: Am heißesten Tag: 70 Millionen Liter Wasser mehr verbraucht - Hitzeerleichterungen für Uniformträger

Mit 38,3 Grad Celsius stellte der gestrige Tag einen Hitzerekord auf. Die Wassersparmaßnahmen müssen weiterhin aufrecht erhalten werden.

Hitzeerleichterungen wurden für Bedienstete der Wiener Verkehrsbetriebe, sie dürfen die Uniformblusen ablegen, gestattet. In den geschlossenen Werkstätten der Verkehrsbetriebe wird die Arbeitszeit um eine Stunde vorverlegt. Das gleiche gilt auch bei der Müllabfuhr, wo außerdem noch bei den Abladestellen für Erfrischungsgetränke vorgesorgt sein wird.

11.7.1957: Wassersparmaßnahmen aufgehoben!

Der Rückgang der Temperatur und die starken Regenfälle haben eine fühlbare Verbesserung der Wasserversorgung bewirkt. Daher konnten die Wiener Wasserwerke die Kundmachung über "Maßnahmen zur Einschränkung des Wasserverbrauches" aufheben.

12.7.1957: Die internationale Keglerelite im Wiener Rathaus

Eröffnung der Weltmeisterschaften im Sportkegeln in der Hyegasse

Vizebürgermeister Honay empfing heute die Repräsentanten der Sportkeglervereinigungen aus 14 Staaten, die aus Anlass der 3. Weltmeisterschaften im Sportkegeln nach Wien gekommen sind.

15.7.1957: Franz, Jakob und Andreas

Bürgermeister Jonas und Vizebürgermeister Honey besuchen Drillinge im AKH

Bürgermeister Jonas und Vizebürgermeister Honay statteten heute den vor fünf Tagen in der I. Frauenklinik des Allgemeinen Krankenhauses auf die Welt gekommenen Drillingen einen Besuch ab. Bürgermeister Jonas übergab an die Mutter 3.000 Schilling. Vizebürgermeister Honay überbrachte drei Säuglingswäschepakete der Stadt Wien.

18.7.1957: Simmering erhält eigenes Magistratisches Bezirksamt

In einer Sitzung der Bezirksvertretung Simmering gab StR. Afritsch bekannt, dass ab 1. Jänner 1958 Simmering ein eigenes Magistratisches Bezirksamt, mit dem Sitz in 11, Enkplatz, erhält.

22.7.1957: Quäker im Wiener Rathaus

Teilnehmer der internationalen Quäkerorganisationen

Die Teilnehmer an einem von der Internationalen Quäkerorganisation nach Wien einberufenen Seminar, das von Quäkern aus 20 Ländern beschickt wurde, wurden heute von Vizebürgermeister Honay empfangen.

Die Mehrzahl der Seminarteilnehmer stammt aus Asien und Afrika. Honay verwies in seiner Begrüßungsansprache auf die karitative Arbeit der Quäker, die in den letzten zwei Jahrzehnten in Wien geleistet wurde, so zum Beispiel im Jahre 1934, als Österreich durch die erste Welle des Faschismus heimgesucht wurde. Die Quäker halfen damals vielen Demokraten, die durch die Ereignisse um ihre Existenz gebracht wurden. Zum zweiten Mal trat die Quäkerhilfe im Jahre 1938 nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich in Tätigkeit. Nach 1945 hatten sich die Quäker abermals in einer großartigen Weise für Wien eingesetzt.

23.7.1957: Würzburger in Wien

Würzburger Rechtsreferendare im Rathaus

Eine Gruppe von Rechtsreferendaren aus Würzburg ist in Wien eingetroffen, um die österreichische Bundeshauptstadt kennen zu lernen und bei dieser Gelegenheit auch die Rechtspflege in Österreich zu studieren. Die Gruppe wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen.

26.7.1957: Donaukanalufer werden Grünanlagen

Die gärtnerische Ausgestaltung der Donaukanalufer, die mit der Errichtung der Grünflächen an der Brigittenauer Lände begonnen haben, wird fortgesetzt. Neue Grünflächen werden am linken Ufer stromabwärts von der Schwedenbrücke, oberhalb der Kaimauer in der Unteren Donaustraße und am rechten Ufer von der Schlachthausbrücke entlang des Hanuschhofes, entstehen. In die Grünanlagen des Donaukanalufers im 3. Bezirk werden auch die ehemaligen Gleisanlagen der Preßburger Bahn einbezogen. Als Blumenschmuck werden überall Rosenbeete in allen Farben dominieren.

26.7.1957: Gründung der Wiener Stadthalle-Betriebsgesellschaft

Heute fand im Wiener Rathaus die Gründungsversammlung der "Wiener Stadthalle-Betriebsgesellschaft m.b.H." statt. Dabei wurde der Aufsichtsrat bestellt und zum Geschäftsführer der bisherige Generalsekretär des Wiener Eislaufvereines Adolf Eder bestimmt. Die Stadthalle-Betriebsgesellschaft hat die Aufgabe, in Hinkunft den Betrieb der Wiener Stadthalle auf dem Vogelweidplatz zu führen und alle damit zusammenhängenden Agenden zu betreuen.

30.7.1957: Riesenzylinder rollte durch Wien - Der 27 Tonnen-Kessel für die Stadthalle wird aufgestellt

Heute Nacht gelang es den Angestellten eines Spezialtransportunternehmens einen außergewöhnlichen Speditionsauftrag durchzuführen. Es galt den für die Wiener Stadthalle eigens konstruierten Heißwasserspeicher von der Werkshalle der Simmering-Graz-Pauker AG in Floridsdorf zum Vogelweidplatz zu transportieren. Die vierstündige Fahrt durch Wien ist ohne Schwierigkeiten verlaufen.

31.7.1957: Wiener Opernpassage für Australien?

Vizebürgermeister Honay empfängt den Magistratsdirektor von Adelaide Mister Velae

Auf einer Weltreise befindet sich seit fast einem halben Jahr der Magistratsdirektor der südaustralischen Stadt Adelaide, Mister Velae. Vor einigen Tagen kam er auch nach Wien, wo er ein umfangreiches Besichtigungsprogramm absolvierte. Nach seiner Aussage hat ihn besonders die Opernpassage fasziniert, die er auch gerne in Australien sehen würde. Velae wurde heute von Vizebürgermeister Honay empfangen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).