Historischer Rückblick aus dem Jahr 1971

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

August 1971

August

2.8.1971: Züge für schaffnerlosen Verkehr im Probebetrieb

Auf der Linie 16 (Ringturm-Stadlau) wurde mit der Erprobung der Züge begonnen, die für den schaffnerlosen Betrieb bestimmt sind. Die zwanzig umgebauten Züge sind aber vorläufig noch mit Schaffnern besetzt.

Nach erfolgter Schulung der neuen Schaltautomatik sollen die Züge dann tatsächlich schaffnerlos in Betrieb gehen.

2.8.1971: Zugzusammenstoß auf dem Frachtenbahnhof Floridsdorf: drei Tankwaggons entgleist

Großeinsatz für die Wiener Feuerwehr: Auf dem Gelände des Frachtenbahnhofs Floridsdorf fuhr ein rangierender Güterzug auf einen abgestellten Tankwaggonzug auf. Vier Waggongs, darunter drei vollgefüllte Tankwagen, entgleisten. Zwei Tankwaggons stürzten um und wurden schwer beschädigt. Die Tanks beider Waggons wurden leck geschlagen, aus einem der beiden Waggons floss Dieselöl. Die Feuerwehr sicherte die Unfallstelle und stellte auch sofort Schaumrohrgeräte auf. Nach Absaugen des Dieselöls wurde dieses in andere Waggons umgeleitet. Mit den Aufräumarbeiten war die Feuerwehr die ganze Nacht beschäftigt. Bei dem Zusammenstoß kamen keine Personen zu Schaden.

4.8.1971: Unido-Betreuung: Sehr freundliches Echo

Schon seit längerer Zeit engagiert sich die Wiener Stadtverwaltung in der gesellschaftlichen und kulturellen Betreuung der Angehörigen jener internationalen Organisationen, die in Wien ihren Sitz haben. In der Zeitschrift der UNIDO, dem "unido staff journal", finden sich immer mehr Leserbriefe, die diese Bestrebungen würdigen. In der jüngsten Nummer heißt es in einer Zuschrift von Bob Hillhouse: "Ich hoffe, unsere Führungsspitze wird den richtigen Weg finden, den Bürgermeister von Wien wissen zu lassen, wie sehr wir alle die Veranstaltungen schätzen, die er für den UNIDO-Stab organisiert hat. Man muss in der Geschichte der Vereinten Nationen lange suchen, bis man auf eine Stadt stößt, die als Gastgeber so viel für die internationalen Organisationen tut wie Wien. Die Gastfreundschaft verdient ein lautes Dankeschön, mindestens doppelt so laut wie die Beschwerden, die wir so gerne laut werden lassen, wenn uns hier etwas nicht gefällt".

4.8.1971: Lebensmittelpolizei: Jetzt mit Einsatzwagen

Die Lebensmittelpolizei - sie ist ein Teil des Marktamts der Stadt Wien - geht mit der Zeit: vor wenigen Tagen wurde der erste Einsatzwagen in Betrieb genommen. Es handelt sich um einen Vw-Transporter, der für die Zwecke der Lebensmittelpolizei adaptiert wurde.

In dem Fahrzeug ist ein Kühlschrank installiert (zum Transport gezogener Proben) sowie ein Schreibtisch mit Sitzmöglichkeiten (zur sofortigen Durchführung von Befragungen und zur Aufnahme von Protokollen in dringenden Fällen).

Mit diesem Fahrzeug wird es für die Lebensmittelpolizei leichter, sofort an Ort und Stelle zu sein, wenn es die Lage erfordert. Im übrigen wird das Fahrzeug natürlich zur Entlastung der Beamten in die normale Kontrolltätigkeit der Lebensmittelpolizei einbezogen werden, die sich immerhin auf 15.000 Betriebe in Wien erstreckt.

6.8.1971: Brand im ORF-Zentrum

Heute kam es im Studio 2 des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg zu einem Brand. Bei Flemmarbeiten kam es offenbar durch die Hitze des flüssigen Asphalts in Verbindung mit der starken Sonnenbestrahlung zu einem Brand. Infolge Sauerstoffmangels in dem niederen Dachbodenraum konnte sich das Feuer zum Glück nicht entfalten und so rasch eingedämmt werden.

9.8.1971: Norwegische Parlamentarier in Wien - sie informieren sich über kommunale Verwaltung, Arbeitsmarktpolitik und regionale Planung

Eine Studienreise durch mehrere europäische Länder hat die Mitglieder des Kommunalausschusses des norwegischen Parlaments nun nach Wien geführt. Sie waren bereits in Rom, Venedig, Florenz, Bologna und Graz, die weiteren Stationen sind München, Amsterdam und Kopenhagen.

In Wien nehmen die Parlamentarier an einem Seminar teil, das im kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrum für sie durchgeführt wird und unter anderem Vorträge über Arbeitsmarktpolitik, Regionalpolitik und über die Probleme der Kommunalverwaltung bieten wird.

11.8.1971: Würzburger Oberbürgermeister in Wien

Der Oberbürgermeister von Würzburg, Dr. Klaus Zeitler, ist zu einem viertägigen Besuch nach Wien gekommen und wurde von Vizebürgermeister Hans Bock im Wiener Rathaus empfangen.

13.8.1971: Künftige U-Bahn-Linie berücksichtigt: Fernheizleitung tiefer gelegt

Es dauert zwar noch einige Zeit, bis die U-Bahn-Linie durch die Nussdorfer Straße gebaut wird, aber beim Bau der Fernwärmeleitung vom Werk Spittelau zum Allgemeinen Krankenhaus wurde schon darauf Rücksicht genommen. Die Leitung wurde so tief gelegt, dass sie beim Bau der U-Bahn nicht neu verlegt werden muss. Daraus entstanden zusätzliche Ausgaben von 4,15 Millionen Schilling, die dem Fernheizwerk zu Lasten der U-Bahn refundiert werden.

18.8.1971: Sieben amerikanische Universitätschöre in Wien

Zum dritten Mal findet heuer in Wien ein Symposium für Chefdirigenten aus den USA statt. Die Themen der beiden vergangenen Jahre waren Barockmusik und Romantik, heuer wird die Musik des 20. Jahrhunderts behandelt. Zum Symposium sind auch sieben Chöre amerikanischer Universitäten mit etwa 230 Mitgliedern nach Wien gekommen.

21.8.1971: Fast 100.000 Meter Gasrohre verlegt

Im vergangenen Jahr haben die Wiener Gaswerke, wie aus dem Verwaltungsbericht der Wiener Stadtwerke hervorgeht, fast 100.000 Meter Rohre verlegt. Davon entfallen rund 25.000 Meter auf neue Leitungen, die vor allem in den Zentren des Wohnungsbaus - Per Albin-Hansson-Siedlung in Favoriten (10. Bezirk), Mühlsangergasse in Simmering (11. Bezirk), Kagran (22. Bezirk) und Liesing (23. Bezirk) geschaffen wurden. Fast 70.000 Meter wurden bei Erneuerungen und Verstärkungen des bestehenden Rohrnetzes verlegt. Auch in Niederösterreich, vor allem in Perchtoldsdorf und in Wiener Neudorf, wurden Gasrohre verlegt.

Die Gesamtlänge des Wiener Gasrohrnetzes beträgt mit Stichtag 31. Dezember 1970 genau 2,618.880 Meter, das ist mehr als die Strecke Wien-Madrid. Der Rauminhalt des Netzes beträgt 148.377 Kubikmeter.

21.8.1971: Kundendienstzeitung für Bewohner der Großfeldsiedlung

Die "Projektgruppe Kommunikation und Kulturarbeit am Stadtrand", eine Interessensgemeinschaft vorwiegend jüngerer Frauen und Männer, zeichnet für eine Publikation verantwortlich, die unter dem Titel "Großfeld-Journal" den Bewohnern der Großfeldsiedlung Kundendienst leisten will: die Zeitschrift, deren erste Nummer dieser Tage erschienen ist, wird allen Bewohnern der Großfeldsiedlung kostenlos zugestellt.

Unter dem Titel: "Was wir wollen", heißt es in der ersten Nummer der Zeitung: "Wir wollen zunächst einmal eine Plattform für die Kommunikation unter den Bewohnern schaffen. Probleme des Zusammenlebens in einer Stadtrandsiedlung aufgreifen und diskutieren. Lösungsvorschläge erarbeiten, Mittler zu den Stellen der Verwaltung sein, Bewohnerinitiativen und Selbsthilfeeinrichtungen anregen und unterstützen, das kulturelle Vakuum auffüllen, Veranstaltungen organisieren..."

23.8.1971: Großbrand auf Yppenmarkt

Ein Großbrand vernichtete über 30 Marktstände auf dem Yppenmarkt im 16. Bezirk. Durch das Feuer wurden alle Warenbestände vernichtet. Die Brandursache ist noch ungeklärte.

24.8.1971: Zehntausend kommen zu Pädiatrie -Kongress nach Wien - 1.500 Vorträge beim bisher größten wissenschaftlichen Kongress

Etwa zehntausend Teilnehmer werden beim internationalen Kongress für Pädiatrie (Kinderheilkunde) erwartet, der vom 29. August bis 4. September in Wien stattfindet. Zu diesem bisher größten wissenschaftlichen Kongress in der kongressreichen Geschichte Wiens kommen Teilnehmer aus fast allen Ländern der Erde. Den Ehrenschutz hat Bundespräsident Franz Jonas übernommen. Veranstalter ist die Österreichische Gesellschaft für Kinderheilkunde. Die Eröffnung findet in der Stadthalle statt, die wissenschaftliche Arbeit wird in parallelen Arbeitsgruppen geleistet, die in fünfzehn Sälen, vom allem im Kongresszentrum in der Hofburg und in der Universität, tagen. Dabei werden etwa 1.500 Referate gehalten werden. Vier Ausstellungen ergänzen das Programm: in der Neuen Hofburg gibt es eine wissenschaftliche und eine Industrie-Ausstellung, das Institut für Geschichte der Medizin (im 9. Bezirk) zeigt die Entwicklung der Kinderheilkunde und eine künstlerische Exhibition "Die stillende Mutter in der Kunst" wird in der Hofburg geboten.

27.8.1971: Wiener Festwochen 1972: Peter Brook nach Wien?

Der Intendant der Wiener Festwochen, Ulrich Baumgartner, wurde eingeladen, bei dem in dieser Woche tagenden UNESCO-Kongress in Shiraz (Persien), der das Thema "Festivals und ihre Beziehungen zum historischen Erbe" behandelt, zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit wird er auch mit dem Regisseur Peter Brook wegen einer Mitwirkung bei den Wiener Festwochen 1972 oder 1973 verhandeln.

Peter Brook befindet sich zur Zeit in Persien, da beim Festival in Persepolis zwei seiner Inszenierungen, neben neuen Werken des griechischen Komponisten Yannis Xenakis, der Höhepunkt sind.

27.8.1971: Afrikanische Nachwuchs-Journalisten in Wien

In Österreich halten sich derzeit 27 Hörer und zwei Lehrkräfte der Journalistenschule von Nairobi auf. In dieser Schule, zu der Österreich und Dänemark gemeinsame Entwicklungshilfe leisten, werden Nachwuchskräfte für die Massenmedien mehrerer afrikanischer Staaten herangebildet. In Österreich haben die angehenden Journalisten mehrere Zeitungsredaktionen, Druckereien, Einrichtungen des ORF und mehrere große Betriebe in Wien, der Steiermark und Niederösterreich besucht, aber natürlich auch Gelegenheit gehabt, das historische und das neue Wien kennenzulernen.

31.8.1971: Gratis-Delphinshow für Insassen von Jugendheimen

Eine Sondervorstellung für etwa 900 Kinder und Jugendliche städtischer Heime gibt die zur Zeit in Wien gastierende Delphinshow.