Historischer Rückblick aus dem Jahr 1972

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juni 1972

Juni

2.6.1972: Verordnung des Gesundheitsministeriums: Pockenimpfung für Reisende aus mehreren Ländern Pflicht

Wie das Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz den Landesregierungen mitteilte, wurden die Maßnahmen zum Schutz gegen das Einschleppen von Pocken verschärft (aufgrund massiver Pockenerkrankungen in Jugoslawien). Es wird von allen Reisenden, die älter als ein Jahr sind, ein internationales Zeugnis über die Impfung gegen Pocken verlangt, wenn sie aus einem Land Afrikas (ausgenommen Algerien, Ägypten, Libyen, Marokko, Tunesien), Amerikas (ausgenommen USA und Kanada) oder Asiens (ausgenommen Israel, Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei, UdSSR) kommen. Als Reisender aus einem der Länder gilt, wer sich innerhalb der vierzehn Tage vor der Einreise nach Österreich dort aufgehalten hat. Die Weltgesundheitsorganisation wurde von dieser Maßnahme verständigt.

Diese wirksame Möglichkeit des verbesserten Schutzes Österreichs gegen die Pockengefahr wurde aufgrund eines Gutachtens des Obersten Sanitätsrates festgelegt, der sie für unbedingt notwendig erachtet.

2.6.1972: 70. Geburtstag von Leopold Lindtberg

Am 1. Juni feierte Oberregisseur Prof. Leopold Lindtberg seinen 70. Geburtstag.

Lindtberg wurde 1902 in Wien geboren, studierte Germanistik, Kunst- und Musikwissenschaft und absolvierte Schauspielunterricht bei Josef Danegger. Er wirkte als Darsteller in Wien, Berlin und Düsseldorf, wandte sich aber bereits 1926 der Regie zu und inszenierte als erstes Werk am Stadttheater Bielefeld den "Liebestrank" von Wedekind. Es folgten Regieengagements an die Piscator-Bühne nach Berlin, an das Stadttheater in Koblenz und an das Stadttheater Berlin und Düsseldorf. 1933 musste Lindtberg Deutschland verlassen und wurde Oberregisseur am Schauspielhaus in Zürich. Bereits in diesen Jahren erwarb sich Lindtberg als Regisseur Weltgeltung. In Zürich inszenierte er unter der Direktion Waelterlin "Napoleon I." von Bruckner, ferner Zuckmayers "Ulla Windblad", Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder", mit diesem Stück führte er 1946 das erste ausländische Gastspiel in Wien nach dem Zweiten Weltkrieg im Theater in der Josefstadt durch. Lindtberg hatte in der Schweiz nicht nur als Bühnenregisseur, sondern auch als Filmregisseur außerordentliche Erfolge zu verzeichnen. Lindtberg ist erst vor einigen Jahren endgültig nach Wien zurückgekehrt. Seit 1959 gehört er dem Wiener Burgtheater als Oberregisseur an. Gleichzeitig hat er aber in den vergangenen Jahren sowohl bei den Salzburger Festspielen wie auch als Gastregisseur in Tel Aviv und in Berlin gewirkt. Vor seiner Bindung an das Burgtheater war er bei den Kammerspielen in München engagiert. Bis dato verzeichnet Lindtberg fast 200 Inszenierungen.

Einige davon: "Alpenkönig und Menschenfeind", "Einen Jux will er sich machen", "Maria Stuart", "Weh dem der lügt", "Die Jungfrau von Orleans" , die "Wallenstein-Trilogie"

1958 erhielt Lindtberg die Josef Kainz-Medaille für seine überragenden Leistungen als Regisseur; 1960 den Professorentitel. 1962 wurde im die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold verliehen; 1963 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 2. Klasse. 1965 erhielt er den Grillparzer-Ring. Außerdem hat er verschiedene internationale Auszeichnungen erhalten, zum Beispiel für seine Filmarbeit in Edinburgh 1950 und 1954, ferner die Goldene Nadel des Züricher Schauspielhauses 1962 und andere Filmauszeichnungen.

Leopold Lindtberg ist heute neben seiner Tätigkeit als Oberregisseur am Burgtheater noch als Regisseur an der Züricher Oper, am Züricher Schauspielhaus, im Berliner Schillertheater, in der Hamburgischen Staatsoper und bei den Bregenzer Festspielen tätig.

3.6.1972: Kredithilfe für Wiener Kinos

Die Stadt Wien führt eine Kreditaktion durch, die dem "Kinosterben" entgegenwirken soll. Die Kredite für die Modernisierung von Kinos können bis zu einer Million Schilling betragen und werden für fünf Jahre gewährt. Die Stadt Wien haftet für die Kredite und verzichtet auf die Vergnügungssteuer für jenen Teil der Kinoeinnahmen, der zur Abstattung des Kredites verwendet wird. Insgesamt wurden für diese Aktion 50 Millionen Schilling bereitgestellt.

3.6.1972: Flutlichtanlage für Sportzentrum West

Für Elektro-Installationsarbeiten im Sportzentrum West, das an der Keisslergasse im 14. Bezirk entsteht, bewilligte der zuständige Ausschuss 18,1 Millionen Schilling und vergab die Arbeiten an die Elin-Union-AG. In dem Auftrag ist auch die Errichtung einer Flutlichtanlage enthalten.

5.6.1972: Österreichische Richterwoche

Die diesjährige österreichische Richterwoche wird in Weissenbach am Attersee stattfinden. Auch das Jugendamt der Stadt Wien ist mit seinem Leiter, Obersenatsrat Dr. Walter Prohaska, vertreten.

6.6.1972: Zukunftstendenzen: Feuerbestattung und "grüner" Friedhof

Die Forcierung der Feuerbestattung als Beitrag zur Bewältigung akuter Platzschwierigkeiten in den Städten und die bevorzugte Anlage parkartiger Friedhöfe, die in die Grünraumgestaltung einbezogen werden, zeichnen sich als Tendenzen, vor allem in Europa, für die nächste Zukunft ab. Dies erklärte der Direktor der Wiener Städtischen Bestattung und Generalsekretär der europäischen Bestatter-Union, Kommerzialrat Dipl.-Ing. Karl Pröbsting, auf einem derzeit in Grenoble stattfindenden Kongress der international cremation federation.

Durch die kirchliche Freigabe der Einäscherung gewinnt diese Bestattungsform nun auch in vorwiegend katholischen Ländern an Boden. In Österreich beträgt der Anteil derzeit rund neun Prozent. Großbritannien mit 56 Prozent, die skandinavischen Länder Dänemark (41 Prozent) und Schweden (40 Prozent), die CSSR (39 Prozent) und die Schweiz (34 Prozent) stehen in Europa an der Spitze. In der Sowjetunion beträgt der Anteil der Feuerbestattungen 22 Prozent, in Westdeutschland 15 Prozent und in den USA lediglich vier Prozent.

6.6.1972: Neuer Betrieb in Inzersdorf

In Anwesenheit von Bürgermeister Felix Slavik, des amerikanischen Botschafters John Humes und des Präsidenten der Wiener Handelskammer, Otto Mitterer, wurde heute in Inzersdorf die Betriebsanlage der Potter Instrument Company eröffnet. Dieses amerikanische Unternehmen beschäftigt sich in erster Linie mit der Erzeugung von Computermaterial und hat erst vor kurzem in Österreich in Tochterunternehmen gegründet.

Das neue Werk in Inzersdorf, das mit Unterstützung der Wiener Betriebsansiedlungsgesellschaft gegründet wurde, hat eine Nutzfläche von 2.430 Quadratmeter und bietet rund 120 Arbeitsplätze. Das neue Werk ist nur die erste Ausbaustufe der österreichischen Tochtergesellschaft, eine Erweiterung der Betriebsanlage in den nächsten Jahren sowie die Gründung eines eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrums für ganz Europa ist in Planung.

7.6.1972: "Utopischer Garten" für die WIG 74

Eine besondere Attraktion des Großparks der WIG 74 am Laaer Berg soll der "Utopische Garten" werden. Die mit der Detailplanung beauftragten Pariser Architekten Michel Herbert und Roland Jiptner stellen sich darunter einen künstlichen Garten, der "Bekanntes in ungewohnter Form" erleben lässt, vor. Neben gartenarchitektonisch gestalteten Raumeinheiten kommen dabei geometrische Objekte und Plastiken zur Verwendung. Es wird unter anderem einen "Weltraum", einen "Wind- und Wolkengarten" und einen "Zauberwald" geben. Geschätzte Kosten der Planungsarbeiten: rund 775.000 Schilling.

8.6.1972: Umweltschutz: Rechter Hauptsammelkanal aus Riesenfertigteilen wächst zügig

Die geplante Zusammenführung der Sammelkanäle Wiens zur Reinigung aller Abwässer in der neuen Hauptkläranlage in Wien-Simmering (11. Bezirk) macht umfangreiche Kanalbauten erforderlich. Eines dieser Großbauvorhaben, nämlich die Verlängerung des Rechten Hauptsammelkanals am rechten Donaukanalufer von der Ausmündung unterhalb des E-Werkes Simmering um 2,2 Kilometer bis zur künftigen Hauptkläranlage an der Margetinstraße, ist nun bereits auf einer Länge von 1,5 Kilometer fertig und soll voraussichtlich noch heuer vollendet werden. Gleichzeitig ist ein Überfallbauwerk zum Auffangen plötzlicher Hochwassermengen errichtet worden.

Beim Rechten Donausammler wird eine international viel beachtete Kanalbautechnik erstmals angewandt: riesige Fertigteile werden in freier Vorbauweise - ähnlich wie beim Bau der Praterbrücke - mit Hilfe einer Hängevorrichtung versetzt und dann mit Beton unterfüllt. Die Fertigteilrohre sind sechs Meter lang, 56 Tonnen schwer und haben ein Profil von 5,00/4,35 Meter. Sie werden auf der Baustelle produziert. Entlang des Donaukanals wird der Verlängerungskanal mit einem Zwillingsprofil zwischen Überfallbauwerk und Einlaufbauwerk der Hauptkläranlage auf einem 170 Meter langen Stück sogar dreiteilig ausgeführt. Das dritte Kanalprofil nimmt die Abwässer von Floridsdorf und Donaustadt auf.

8.6.1972: Neues Konzertcafe in Wien

Ein namhaftes Wiener Kaffeehaus, das Cafe Museum, in der Friedrichstraße im 1. Bezirk, wird zum Konzertcafe. Mit Musik von 16 bis 19 Uhr will das Cafe Museum die große Tradition der Konzertcafes fortsetzen.

8.6.1972: Der Prater "wächst" um ein Stück

Wiens größte "grüne Lunge" in Zentrumsnähe, der Prater, "wächst" um ein Stück. Derzeit beträgt die Fläche des Praters exakt 6,068.244 Quadratmeter. Durch die Auflassung der Endstation der Linie 80 wird entlang der Gärtnerstraße ein Grundstück frei, das nun durch das Stadtgartenamt gärtnerisch ausgestaltet wird. Der "Zuwachs" beträgt rund 24.000 Quadratmeter. Nach Fertigstellung der Versorgungsleitungen der E- und Gaswerke im Untergrund dieses Areals kann die neue Grünfläche, auf der noch zusätzlich Bäume gepflanzt werden, im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

10.6.1972: Projekt für Verbindung zur Nordbrücke

Der zuständige Ausschuss hat die Ausarbeitung des Detailprojekts für die Verbindung der derzeit im Umbau befindlichen Klosterneuburger Bundesstraße zur Nordbrücke beschlossen. Das generelle Projekt war bereits im Herbst des Vorjahres vom Bautenministerium genehmigt worden. Die Erstellung des Detailprojekts wurde an den Zivilingenieur Dr. Heinrich Breiner gegen ein Honorar von 335.000 Schilling vergeben.

10.6.1972: Sportanlage für den Bacherplatz

Für die Errichtung einer Jugendsportanlage im 5. Bezirk, Bacherplatz, wurde rund eine Million Schilling genehmigt. Für die Anlage wird ein Teil des Parks auf dem Bacherplatz herangezogen. Es sollen ein Kleinfeld für Handball, eine Laufbahn und eine Hoch- und Weitsprunganlage gebaut werden.

12.6.1972: Doderer-Gedenkstätte eröffnet

Im Bezirksmuseum Alsergrund wurde durch Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner ein Gedenkraum für den Schriftsteller Heimito von Doderer eröffnet. Der Doderer-Gedenkraum zeigt das Arbeitszimmer des Dichters, wie es in seiner Wohnung Währinger Straße war. Das Zimmer ist mit den Originaleinrichtungsgegenständen ausgestattet, die die Witwe zur Verfügung gestellt hat. Neben Büchern, Manuskripten und der Totenmaske sind auch zahlreiche persönliche Erinnerungsgegenstände von Heimito von Doderer zu sehen.

Der Dichter wurde 1896 als Sohn eines nach Österreich eingewanderten Schwaben, des Architekten und mehrfachen Rektors der Technischen Hochschule in Wien, Wilhelm von Doderer, geboren. Sein berühmtester Vorfahre war sein Großonkel Nikolaus Lenau. Heimito von Doderer geriet bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in russische Gefangenschaft, aus der er erst einige Jahre nach Kriegsende zurückkehrte. Nach Abschluss des geschichtswissenschaftlichen Studiums und Erlangung des Doktorats wandte er sich der Schriftstellerei zu. Viele Erzählungen und Romane entstanden in der Folge. Der Roman "die Strudelhofstiege" wurde sein Hauptwerke, das Doderer in der ganzen Welt bekanntmachte.

Anlässlich seines 70. Geburtstages im Oktober 1966 wurde der Dichter durch die Überreichung des Ehrenringes der Stadt Wien geehrt. Nur kurze Zeit später, im Dezember 1966, ist der große österreichische Romancier gestorben.

12.6.1972: Polens Außenminister im Wiener Rathaus

Der Außenminister der Volksrepublik Polen, Stefan Olszowski, besuchte heute das Wiener Rathaus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein. Er wurde von Vizebürgermeisterin Fröhlich-Sandner empfangen.

13.6.1972: Neue "schöne Laterne": Ein Stück Alt-Wien und ein Beitrag zur Stadterhaltung

Für den symbolischen Kaufpreis von einem Schilling nahm heute Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner die vom Kunstschmiedemeister Josef Schmirler maßstabgetreu geschaffene Kopie der historischen "schönen Laterne" - das Original befindet sich im Historischen Museum - entgegen. Schmirler - er hat seine Werkstätte in der Schönlaterngasse - leistete damit einen privaten Beitrag zur Altstadterhaltung. Die Laterne wurde an der Stirnwand des Hauses Schönlaterngasse 6, wo einst das historische Original hing, montiert und wird heute Abend angezündet.

Für einen weiteren Schilling nahm die Vizebürgermeisterin auch den über dem Tor der Schmiede hängenden kunstvollen Schlüssel - ebenfalls ein Wahrzeichen der Gasse - symbolisch in "Obhut".

Die Fassade des Hauses Schönlaterngasse 6 - gegenüber dem sagenumwobenen Basiliskenhaus - wurde vom Kulturamt der Stadt Wien mit einem Aufwand von 86.000 Schilling in der ursprünglichen barocken Farbgebung in zwei Grautönen restauriert. Gleichzeitig wurden zwei bisher verborgene Wandbilder - eine Muttergottesdarstellerin mit Engeln und ein Heiliger Florian - freigelegt und restauriert.

Weitere Häuser der Schönlaterngasse wurden im Rahmen der Altfassadenaktion der Stadt Wien, für die seit ihrem Beginn im Jahr 1965 insgesamt 4,7 Millionen Schilling vom Kulturamt und 2,8 Millionen Schilling vom Bundesdenkmalamt bereitgestellt wurden, erneuert. Zwei Häuser der Gasse wurden durch das Ekazent saniert. Von Seiten der Stadtplanung wurden Vorbereitungen getroffen, die attraktive Gasse mit Alt-Wiener Gepräge in die Fußgängerzone mit ein zu beziehen. Die städtische Beleuchtungsabteilung bereitet die Installierung einer stilvollen Altstadtbeleuchtung vor.

Kunstschmiedemeister Schmirler schuf in acht Monaten die Kopie nach Zeichnungen und Fotos vom Original, das aus Zinkblech besteht und mit dem Kreuz einen Meter hoch ist. Die Kopie wurde allerdings in Kupfer getrieben und ist somit wesentlich haltbarer. Das Haus Schönlaterngasse 6 trägt auch eine neue Gedenktafel mit einer Inschrift über die Stiftung der Laterne.

15.6.1972: Bezirksmuseum für Rudolfsheim-Fünfhaus

Wiens Bezirksmuseen haben Zuwachs erhalten. Im 15. Bezirk in der Rosinagasse 4 wurde heute ein neues Bezirksmuseum eröffnet. Die neuen Schauräume wurden nach fast zweijährigen Umbauarbeiten geschaffen und in der ersten Sonderausstellung des Museums wird ein Überblick über die Geschichte und Entwicklung des Wiener Westbahnhofs gezeigt.

19.6.1972: Altfassadenaktion: Zehn wertvolle Objekte werden saniert

Auch im zweiten Halbjahr werden im Rahmen der Altfassadenaktion zehn weitere erhaltenswerte Altstadthäuser instandgesetzt beziehungsweise verschönert. Die Eigentümer dieser, für das Wiener Stadtbild typischen, Bauten erhalten für die Instandsetzung der Schauseiten ihrer Häuser Subventionen durch das Kulturamt der Stadt Wien. Für die zehn Objekte - vier von ihnen befinden sich im ersten, eines im achten und weitere fünf im 19. Bezirk - wurden insgesamt 492.000 Schilling genehmigt.

19.6.1972: Theodor Ottawa gestorben

Der Wiener Schriftsteller und Journalist, Dr. Theodor Ottawa, ist gestorben. Ottawa hat sich durch seine humoristischen Feuilletons vor allem aber kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als "Wiener Spaziergänger" in der "Weltpresse" einen Namen gemacht. Von ihm stammen auch eine Reihe von Büchern und Filmdrehbüchern.

20.6.1972: Trabrennvereinsgründe: Spatenstich für ersten Betrieb

Bürgermeister Felix Slavik nahm den Spatenstich für die Errichtung eines neuen Werkes der Firma "Knoblich-Licht" auf den Trabrennvereinsgründen (künftigen wichtigstes Industrieansiedlungsgebiet Wiens) im 22. Bezirk vor.

Das Unternehmen, das vor allem Beleuchtungskörper und elektrotechnische Artikel herstellt, will auf einer Grundfläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern um rund 36 Millionen Schilling eine Produktionsstätte bauen. Das neue Werk soll im Mai 1973 in Betrieb genommen werden.

20.6.1972: Japanische Firma nach Wien

Eine der größten Kugellagerfabriken der Welt, der japanische Konzert ntn - the toyo bearing manufactoring co. wird sich in Wien ansiedeln. Vor wenigen Tagen wurde mit der japanischen Firma ein Vertrag über den Kauf eines Grundstücks im Industriegebiet Inzersdorf unterzeichnet. Der Konzert erwirbt ein 4.000 Quadratmeter großes Areal. Der Konzert will von Wien aus vor allem das comecon-Geschäft abwickeln.

21.6.1972: Umbau Leopoldauer Platz

Zur besseren verkehrsmäßigen Erschließung wird der Leopoldauer Platz im 21. Bezirk mit einem Kostenaufwand von 8,5 Millionen Schilling umgebaut.

23.6.1972: Ein technisches Novum für Europa: Akustikampel für Blinde - elektronisch überwachtes Summsignal gibt Schutzwege frei

Die erste akustische Blindenampel Wiens, die in ihrer Konzeption ein technisches Novum für Europa darstellt, nahm ihren Betrieb auf. Die neuartige Verkehrslichtsignalanlage sichert die Kreuzung Böcklinstraße/Wittelsbachstraße in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk). Sie wurde in fünf Wochen mit einem Kostenaufwand von 470.000 Schilling errichtet.

23.6.1972: Neues Werk für Odelga

Bürgermeister Felix Slavik eröffnete heute ein neues Werk der Firma Odelga in der Koppstraße in Wien-Ottakring (16. Bezirk). Odelga, im Besitz der Stadt Wien, errichtete auf einem rund 12.500 Quadratmeter großen Grundstück eine neue Produktionsstätte im Ausmaß von rund 8.000 Quadratmeter. Kosten der Investition: 43 Millionen Schilling. Bauzeit: 13 Monate.

Die Firma Odelga, die sich vor allem mit der Erzeugung von medizinisch-technischen Geräten beschäftigt, hat zur Zeit eine ausgezeichnete Auftragslage: das Unternehmen ist mit Aufträgen bis Mitte 1973 ausgelastet.

26.6.1972: Rathaus-Empfang für aida-Kongress

Im Wiener Rathaus gab Bürgermeister Felix Slavik einen Empfang für die Teilnehmer am 8. Kongress der "Internationalen Vereinigung der Verteilung von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern" (aida), der bis 29. Juni in Wien tagt. Aida-Kongresse finden alle drei Jahre statt.

26.6.1972: 33. Kinderfreibad eröffnet

Im 22. Bezirk - Hirschstetten - wurde das 33. Kinderfreibad mit einem großen Fest eröffnet.

27.6.1972: Spittelbergsanierung beginnt: die ersten Mittel aus dem Kulturschilling vergeben

Zum ersten Mal wurden Mittel aus dem Kulturschilling zur Altstadterhaltung vergeben. Insgesamt wurden 10,520.000 Schilling freigemacht, wobei für die Sanierung des Spittelberges allein sieben Millionen Schilling bestimmt sind.

Die ehemalige Vorstadt Spittelberg ist städtebaulich deshalb so wertvoll, weil sie im Gegensatz zu anderen, von Klassizismus und Biedermeier geprägten Vorstädten, einen starken barocken Hausbestand aufweist. Noch heute sind in der Breitegasse alte langgestreckte bäuerliche Hofgrundrisse erkennbar - derzeit Verkaufshöfe von Möbelfirmen -, es finden sich zahlreiche Hauszeichen, Heiligenfiguren, reizvolle Stuckaturen sowie die berühmten "Pawlatschengänge" in den Innenhöfen.

Im Jahr 1969 wurde ein Sanierungskonzept von der Stadt Wien in Auftrag gegeben, in dessen Rahmen nun die konkrete Planung und Inangriffnahme der Sicherungsmaßnahmen beginnt. Die Sanierung gilt vor allem jenen barocken Objekten, die sich bereits im Besitz der Stadt befinden. Das Konzept, das von zwei privaten Architekten sowie von Assistenten der Lehrkanzel für Denkmalpflege an der Technischen Hochschule erarbeitet worden ist, sieht auch eine neue kulturelle Funktion für das sanierte Spittelberggebiet vor. In den fertiggestellten Häusern werden das Archiv der Stadt Wien sowie solche Vereinigungen ein neues Domizil finden, die mit dem Archiv zusammenarbeiten (Verein für Geschichte der Stadt Wien etcetera).

29.6.1972: Löwenbesuch im Rathaus

Ungewöhnlichen Besuch erhielt Bürgermeister Felix Slavik im Rathaus: das elf Monate alte Löwenmännchen Panjo vom Zirkus Althoff stattete in Begleitung seiner beiden Dompteure, Dimitro und Tibor dem Bürgermeister einen Besuch ab. Der Zirkus Althoff gastiert noch einige Tage in Wien und begibt sich dann auf Österreich-Tournee.

30.6.1972: In eigener Sache: Wir kriegen einen neuen Chef

Der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien bekommt einen neuen Chef: Prof. Alois Brunnthaler, Kommunalberichterstatter der "Arbeiter-Zeitung", wird die Nachfolge von Chefredakteur Prof. Wilhelm Adametz antreten, der aus Gesundheitsgründen in Pension geht.