Historischer Rückblick aus dem Jahr 1979

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

April 1979

April

2.4.1979: Aus dem Wiener Landtag

Im heutigen Wiener Landtag stand unter anderem die Änderung des Wiener Schulgesetzes, durch die der Samstag an Volksschulen, Sonderschulen und Polytechnischen Lehrgängen schulenweise unterrichtsfrei erklärt werden kann, auf der Tagesordnung. Wie Landeshauptmann-Stellvertreterin Gertrude Fröhlich-Sandner erklärte, ist der schulfreie Samstag nur dann möglich, wenn die Erziehungsberechtigten und die Lehrer einer Schule sich in einer geheimen Befragung mehrheitlich dafür ausgesprochen haben. Für jene Eltern, die gegen die 5-Tage-Schulwoche sind, soll in einer zumutbaren Entfernung die Möglichkeit gegeben sein, ihre Kinder in eine 6-Tage-Schule zu schicken.

Nach ausführlicher Debatte wurde das Gesetz in erster und zweiter Lesung einstimmig angenommen.

2.4.1979: Fernsehkameras für Floridsdorfer Verkehrsknotenpunkte

Vier wichtige Verkehrsknotenpunkte im 21. Bezirk wurden mit Fernsehkameras ausgestattet und können nunmehr von der Verkehrsleitzentrale der Wiener Polizei in der Rossauer Kaserne aus direkt überwacht werden. Die Anlagen an den Kreuzungen Floridsdorfer Hauptstraße/Hubertusdamm, Floridsdorfer Hauptstraße/Jedleseer Straße, Am Spitz und Nordbrücke/Prager Straße gingen heute in Betrieb. Die Kameras können von der Leitzentrale fernbedient werden, sie sind schwenkbar, besitzen eine Zoom-Optik und sind auch während der Nacht funktionstüchtig. Eine Heizung sorgt für Betriebssicherheit auch bei Frost.

2.4.1979: Zilk - Grundsätze des Bürgerdienstes

"Aufgabe Nummer Eins des Bürgerdienstes ist die entscheidende Orientierungshilfe im Bereich der bestehenden und sich weiter entwickelnden Palette von Einrichtungen der Stadtverwaltung", betonte heute Stadtrat Dr. Helmut Zilk. Jeder Bürger müsse, so Zilk, die Möglichkeit haben, zu jener Stelle zu kommen, die ihn sozusagen schon erwartet und ihm die Hilfe, die er braucht, unkompliziert geben kann.

Der Bürgerdienst selbst müsse nach bürgernahen, universellen und unbürokratischen Grundsätzen arbeiten, erklärte Zilk. Er sei als Dienstleistung für den Bürger, für verschiedene Stellen, aber auch für den Politiker, der etwa in Zusammenhang mit dem Wunsch eines Bürgers selbst vor einem Problem steht, und auch als Dienstleistungsbetrieb für die Medien gedacht.

Außenstellen des Bürgerdienstes geplant

Um der Bevölkerung nicht nur Hilfestellung, sondern auch die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch zu bieten, werden auch neun oder zehn Außenstellen des Bürgerdienstes eingerichtet. Jede dieser Außenstellen soll mit einem bis zwei Mitarbeiter besetzt sein, die dafür notwendigen Personen wurden im Rahmen einer magistratsinternen Ausschreibung gefunden.

Gedacht ist, wie Zilk betonte, auch an die Einführung von Abenddiensten und an die Schaffung einer Bürgerdienststelle, die speziell Menschen mit Gehör- oder Sprechstörungen weiterhelfen soll. "Die Stadt Wien hat schon früher entsprechende Überlegungen - unter dem Begriff Bürgerservice, mit der Stadtinformation, mit dem Büro für Sofortmaßnahmen - angestellt", betonte Zilk außerdem. "Was wir im Bürgerdienst tun, wird ein weiterer Schritt zur Verwirklichung des Satzes von Karl Seitz sein, der Bürger will nicht als Akt, sondern ausschließlich als Mensch betrachtet werden."

2.4.1979: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat standen unter anderen folgende Punkte auf der Tagesordnung: Stadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher legte den Zielplan für die psychiatrische und psychosoziale Versorgung in Wien vor. Stacher gab einen umfassen Überblick über Inhalt und Entwicklung des Zielplanes. Der Zielplan wurde einstimmig angenommen.

Mit Stimmenmehrheit angenommen wurde der Antrag, auf Gewährung einer Subvention in der Höhe von 500.000 Schilling für die "Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg" zur Durchführung einer Ausstellung.

Der Antrag, dem Verein für rhythmische Musik für die Adaptierung von "Fattys Saloon" am Petersplatz einen einmaligen Bau- und Ausstattungsbetrag bis zu einer Höhe von zwei Millionen zur Verfügung zu stellen, wurde mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ angenommen.

Einstimmig angenommen wurde der Antrag auf Erhöhung eines Sachkredites für den Umbau und die Sanierung des Grundwasserwerkes Nussdorf von sechs auf 11,5 Millionen Schilling.

Der Antrag auf Genehmigung der Brückenpfeilerummantelung im Bereich des Entlastungsgerinnes-Praterbrücke mit einem Gesamterfordernis von 57,5 Millionen Schilling wurde einstimmig angenommen.

3.4.1979: Erstmals in Europa - Zahnstation für behinderte Kinder eröffnet

Die Abteilung für entwicklungsgestörte Kinder (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Andreas Rett) im Neurologischen Krankenhaus Rosenhügel wurde um einen wichtigen Therapiebereich erweitert: mit einem Kostenaufwand von insgesamt 1,1 Millionen Schilling wurde eine eigene Zahnstation zur Behandlung von behinderten Kindern errichtet. Heute wurde diese Station - übrigens die erste derartige in Europa - in Betrieb genommen.

3.4.1979: Neuer Direktor des Wiener Künstlerhauses

Zum neuen Direktor des Wiener Künstlerhauses wurde vom Vorstand der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs Otto Staininger für die nächsten Jahre bestellt. Er wird seinen Posten am 1. Mai antreten.

Staininger ist seit eineinhalb Jahren Vorsitzender des Kuratoriums des Künstlerhauses. Er war zehn Jahre Leiter der "Galerie junge Generation", Herausgeber der "Kulturlandschaft Österreichs" und in den letzten fünf Jahren kulturpolitischer Berater der Wiener Kulturstadträtin sowie geschäftsführender Präsident des Wiener Volksbildungswerkes.

3.4.1979: Städtebund - Konstituierende Sitzung des Arbeitskreises "Kabelfernsehen"

Mit der Frage des Kabelfernsehens - von grundsätzlichen Überlegungen bis zu Urheberrechtsfragen - in den österreichischen Städten beschäftigt sich der Kabel-TV-Ausschuss des Österreichischen Städtebundes. Die konstituierende Sitzung dieses Arbeitskreises fand heute statt. Zum Vorsitzenden des Arbeitskreises wurde Stadtrat Peter Schieder (Wien), zu seinem Stellvertreter Vizebürgermeister Dipl.-Ing. Franz Hasiba (Graz) gewählt.

4.4.1979: Flughafen Aspern wird Betriebsbaugebiet

In Übereinstimmung zwischen Bund und Gemeinde Wien soll das Areal des ehemaligen Flughafens Aspern als Betriebsbaugebiet aufgeschlossen werden. Der Wiener Stadtsenat genehmigte dafür für die Vorbereitungsarbeiten für die Aufschließung 65,9 Millionen Schilling. Gleichzeitig wurden Baugrunduntersuchungen durch die Magistratsabteilung für Brückenbau in Auftrag gegeben, die zwei Millionen Schilling kosten.

In den Kosten für die Vorbereitungsarbeiten für die Aufschließung des Betriebsbaugebietes Aspern sind auch die Freimachung des Geländes von diversen Baulichkeiten und die Beseitigung von Rollbahnen enthalten. Ebenso soll ein generelles Straßenprojekt sowie ein Straßendetailprojekt inklusive der Geometeraufnahmen erstellt werden. Die Baugrunduntersuchungen umfassen Probebohrungen sowie bodenphysikalische und chemische Untersuchungen, die die Technische Universität, Institut für Grundbau und Bodenmechanik beziehungsweise die Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien - durchführen sollen.

4.4.1979: Dänemarks Königin im Wiener Rathaus

Margrethe II, Königin von Dänemark, und Prinzgemahl Henrik besuchten heute das Wiener Rathaus, wo sie von Bürgermeister Leopold Gratz begrüßt wurden.

4.4.1979: Hofrat Dr. Denscher - neuer Leiter des Kulturamtes

Hofrat Senatsrat Dr. Richard Denscher übernahm heute sein Amt als neuer Leiter der Magistratsabteilung 7 - Wiener Kulturamt.

5.4.1979: Stephansplatz: Polizeiwachzimmer in der U-Bahn-Station eröffnet

Das neue Polizeiwachzimmer in der U-Bahn-Station Stephansplatz ist fertiggestellt und wurde heute seiner Bestimmung übergeben. Zu der Eröffnung hatten sich auch Innenminister Erwin Lanc, Verkehrsstadtrat Heinz Nittel und zahlreiche Ehrengäste eingefunden.

Nach dem Wachzimmer am Karlsplatz folgt nun mit der Polizeistation Stephansplatz ein weiterer wichtiger Schritt im Rahmen des Wiener Sicherheitsplanes.

6.4.1979: "Wien 1879" - Ausstellung in der Hermesvilla

Wie sah Wien vor 100 Jahren denn eigentlich aus? Antwort auf diese Frage gibt die neue Ausstellung "Wien 1879" in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten. In 19 Räumen der Hermesvilla bieten 364 Exponate nach Themenkreisen geordnet ein repräsentatives Bild des Historismus in Wien. Dabei wird - anders als in den üblichen chronologisch geordneten historischen Ausstellungen - einmal ein Querschnitt durch die Geschichte geboten. Die Ausstellung konzentriert sich auf ein einziges Jahr und zeigt in Ölgemälden, Grafiken, Fotografien, Möbeln, Kleidern und anderen kaum bekannten Schaustücken wie sich die Stadt ihren Bewohnern damals präsentierte.

Die Palette dessen, was gezeigt wird, reicht vom kaiserlichen Hofzeremoniell bis zum Leben der kleinen Leute, von den Ringstraßenbauten bis zu den Wärmestuben und Asylen, von der Wagnertetralogie bis zu den Schrammeln.

6.4.1979: Präsentation des Großprojektes Zentralverschiebebahnhof Wien

Auf dem Gelände der Baustelle in Wien-Kledering, an der Grenze zwischen Wien und Niederösterreich fand die Präsentation des größten Projektes im Rahmen des Güterverkehrsplans der ÖBB statt - der Verschiebebahnhof Wien-Kledering wird gemeinsam mit den bereits fertiggestellten Bahnhöfen Salzburg-Gnigl, Hall in Tirol, dem vor der Fertigstellung befindlichen Bahnhof Wolfurt in Vorarlberg und dem soeben begonnenen Bahnhof Villach-Süd die Weichen für den Güterverkehr für das Jahr 2000 stellen.

Das Gelände präsentiert sich als eine Baustelle in der Größe von einer Million Quadratmeter mit nahezu 1.000 Beschäftigten.

Seit dem Baubeginn im Frühjahr 1978 wurde vor allem an der Erstellung von Verlegungen der Ostbahn und der Aspangbahn sowie zahlreichen Brückenbauten und Straßenverlegungen gearbeitet. Insgesamt wird die Bauzeit des gesamten Projektes einen Zeitraum von acht Jahren in Anspruch nehmen, doch kann bereits nach vier Jahren mit einer teilweisen Inbetriebnahme der Anlage gerechnet werden. Die Gesamtbaukosten werden etwa 2,2 Milliarden Schilling betragen. Von großer Bedeutung ist das Projekt auch für die Bauwirtschaft und damit auch - nahezu 1.000 Arbeitsplätze sind für acht Jahre gesichert - für die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Im Endausbau wird sich der Verschiebebahnhof über eine Länge von sieben Kilometern erstrecken und über 300 elektronisch gesteuerte Weichen verfügen. Der Bahnhof wird sich in einen Einfahrhof, einem Rollberg als Herzstück der Anlage, einen Reihungsbahnhof und einen Ausfahrtsbahnhof gliedern. Die moderne Anlage wird gegenüber dem heutigen Stand 4.300 Zugstunden und 68.000 Verschubstunden und damit 225 Millionen jährlich einsparen - das entspricht 30 Prozent der heutigen Kosten. Überdies dürften 90 Prozent der derzeitigen Schadensfälle vermieden werden können. 700 Eisenbahner können vom Verschubdienst zu qualifizierten Arbeiten überwechseln.

Für die Verkehrsregion Wien-Niederösterreich sorgt der Zentralverschiebebahnhof indirekt - viele Lastentransporte im Wiener Raum fallen weg - für die leichtere Verwirklichung weiterer Schnellbahnpläne. Von besonderer Bedeutung für Wien wird jedoch der Wegfall der derzeitigen Wiener Verschiebebahnhöfe sein. Neben kleineren Bahnhöfen können die Hauptverschiebebahnhöfe Penzing, Matzleinsdorf, Simmering, Stadlau, Wien-Nord und Brigittenau aufgelassen werden. In Penzing, Stadlau und Matzleinsdorf sowie Nordwestbahnhof werden lediglich kleinere Hilfsverschiebebahnhöfe bestehen bleiben. Neben der fortfallenden Lärmbelästigung für die in der Nähe der bisherigen Bahnhöfe wohnenden Bevölkerung, würden die freiwerdenden Gründe, große Möglichkeiten für die Stadtentwicklung bieten. Vor allem die Lage der Gründe im zentralen Bereich der Stadt, wie etwa in der Lassallestraße, würden es möglich machen, Wohnraum im Herzen von Wien zu gewinnen und so gegen die Abwanderung an die Peripherie anzukämpfen. Damit zeitigt das Großprojekt Kledering positive Auswirkungen nicht nur für den Güterverkehr der ÖBB sondern darüber hinaus auch für die Stadt und den Großraum Wien.

7.4.1979: Mahler - Autograph erworben

Der Wiener Stadt- und Landesbibliothek ist es gelungen, aus Privatbesitz des westlichen Auslandes ein überaus interessantes Autograph von Gustav Mahler zu erwerben.

Es handelt sich um die Stimme der Es-Klarinette zu Beethovens "Weihe des Hauses", dessen Original sich seit der Jahrhundertwende im Besitz der Bibliothek befindet. Damit liegt eines der sehr markanten Beispiele für Mahlers berühmtberüchtigte Retuschen, an Beethovens Werk, für die Forschung zur Einsicht vor. Wobei besonders darauf hingewiesen werden kann, dass diese Retusche bisher völlig unbekannt gewesen ist.

10.4.1979: Stadtbibliothek als Fundgrube für Künstler

Seit Jahresbeginn konnte gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres eine 50-prozentige Zunahme von Reproduktionsansuchen, die an die Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek herangetragen wurden, registriert werden. Schwerpunkte waren die zahlreichen Nestroy-Vertonungen von Adolf Müller und Carl Binder, die vor allem an deutschen Bühnen (Ingolstadt, Regensburg, Frankfurt, Württemberg, München, und so weiter) in Österreich (Volkstheater, Wiener Kammeroper, Stadttheater Klagenfurt, unter anderen) sowie an zahlreichen Laienbühnen und Schultheatergemeinden "reißenden" Absatz fanden.

Auch Joseph Drechslers Originalmusik zu Ferdinand Raimunds Zaubermärchen "Der Bauer als Millionär" wurde von deutschen und österreichischen Bühnen mehrmals angefordert (Städtische Bühnen Köln, Wiener Burgtheater).

Die aus dem Artaria Verlags-Archiv stammenden Erstausgaben der Gitarre-Kompositionen von Giuliani, Call, Carulli, Diabelli, Matiegka u.a. erfreuten sich einer besonders regen Nachfrage durch Gitarre-Virtuosen und Studierende aus Deutschland, Italien, der Schweiz und Japan.
Durch die fast lückenlose Erfassung aller zeitgenössischen Gitarre-Transkriptionen von Werken Franz Schuberts konnte die rege Nachfrage gerade in dieser Sparte größtenteils erfüllt werden.
Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die zahlreichen Libretti und Partituren zu den Operetten von Carl Millöcker und Franz von Suppé, die komplett in Autographie- und Druckausgaben in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vorhanden sind. Auch davon konnten zahlreiche Xeroxkopien an die Interessenten weitergegeben werden.

Äußerst stark war auch die Nachfrage nach Kopien der in der Musiksammlung vollzählig vorhandenen Klavier-Erstausgaben der Dynastie Strauß.

12.4.1979: Baubeginn für drei neue städtische Wohnhausanlagen

Im 21. und 5. Bezirk wird mit dem Bau von drei städtischen Wohnhausanlagen begonnen. Die größte der drei Anlagen wird in der Prager Straße südlich der Josef Zapf-Gasse gebaut. In insgesamt 13 Stiegen werden 185 Wohnungen errichtet werden, weiters im 21. Bezirk, Schliemanngasse eine Wohnhausanlage mit 44 Wohnungen und in der Ziegelofengasse im 5. Bezirk eine Anlage mit 67 Wohnungen. Bei allen drei Wohnhausanlagen ist der Bau von Garagen eingeplant.

14.4.1979: Landwirtschaftsbetrieb - auch "biologischer" Weinbau

Für eine Fortsetzung des vor vier Jahren begonnenen biologischen Landbaus hat sich Stadtrat Josef Veleta beim Besuch der Magistratsabteilung 47 (Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien) ausgesprochen. Wie Direktor Dipl.-Ing. Herfried Vincze berichtete, geht es dabei weniger darum, kostendeckend zu arbeiten, als vielmehr eine Antwort auf die Frage zu finden, ob diese Wirtschaftsweise im pannonischen Raum überhaupt möglich ist. Beim umweltfreundlichen biologischen Landbau - durchgeführt in Essling und in der Lobau - werden kein wasserlöslicher Mineraldünger und keine chemischen Pflanzenschutzmittel verwendet. Die Humusversorgung erfolgt mittels Kompost und im Rahmen der Fruchtfolge.

Es wurden Hektar-Erträge erzielt, die durchaus den Erträgnissen bei konventioneller Wirtschaftsweise entsprechen: 5.600 Kilogramm bei Grünbohnen, 5.000 Kilogramm bei Sellerie und 15.000 Kilogramm bei Karotten. Der biologische Landbau des städtischen Landwirtschaftsbetriebes erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität für Bodenkultur. Zur Vervollständigung der Versuche wurde auch im Weinbau, am Stadtgut Cobenzl, eine Parzelle aus der normalen mineralischen Düngung und chemischen Schädlingsbekämpfung herausgenommen. Die Reben wurden bis zur Lese von kleinen Krankheiten befallen. Die auf einem Hektar Weingartenfläche installierte künstliche Tropfbewässerung hat gezeigt, dass sich auf diese Weise maßgebliche Ertragssteigerungen erzielen lassen. Die Versuchsparzelle brachte gegenüber den normal bewässerten Flächen einen um zirka 20 Prozent höheren Traubenertrag.

Die Gesamtfläche der städtischen Landwirtschaftsbetriebe beträgt rund 3.500 Hektar. Davon werden 3.000 Hektar als Ackerflächen genützt, auf 27 Hektar wird Weinbau betrieben. Im Aufgabenbereich Umwelt betreut die Magistratsabteilung 47 die Lagerwiesen beim Magdalenenhof und am Cobenzl, am Cobenzl durch Abweiden mit Schafen. Die Herde hat sich inzwischen auf 130 Tiere vergrößert, vorläufiges Ziel ist ein Wachsen auf 300 Stück. Während der Wintermonate sind die Schafe am Wellhof in Rannersdorf untergebracht.

14.4.1979: In Wildalpen entsteht ein zweites Wasserleitungsmuseum

Der 2. Dezember 1985 bedeutet ein wichtiges Gedenkdatum für die Wiener Wasserversorgung. An diesem Tag kann das Jubiläum der 75. Wiederkehr der Inbetriebnahme der 2. Wiener Hochquellenleitung gefeiert werden. Dieses Jubiläum wird zum Anlass genommen, um in Wildalpen ein zweites Wasserleitungsmuseum zu eröffnen. Mit der Einrichtung dieses Museums wurde Regierungsrat Josef Donner von den Wasserwerken betraut, der bereits einschlägige Erfahrung besitzt, da von ihm das Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn geschaffen wurde.

Während das Museum Kaiserbrunn die Geschichte der Wasserversorgung von der Urzeit bis 1873 - bis zur Eröffnung der 1. Wiener Hochquellenleitung - behandelt, soll im Wasserleitungsmuseum Wildalpen die weitere Entwicklung der Wasserversorgung bis heute und in Zukunft dargestellt werden.

Das Museum wird im sogenannten Herrenhaus der im Salztal gelegenen Ortschaft Wildalpen eingerichtet. Dieses 1631 erbaute Haus hat die Gemeinde Wien von den Bundesforsten erworben. Die Räumlichkeiten des Gebäudes, in welchem früher der Eisenhammer-Herr wohnte und amtierte, weisen wunderschöne alte Holzdecken auf.

Im Parterre soll das Heimat- und Ortsmuseum von Wildalpen untergebracht werden, das sich derzeit noch im Haus des Gemeindeamtes befindet. Das gesamte erste Stockwerk wird der 2. Hochquellenwasserleitung gewidmet sein. Die interessantesten Objekte stammen vom Planer und Erbauer dieser Wasserleitung, Oberbaurat Dipl.-Ing. Dr. Karl Kinzer, und wurden von dessen in der deutschen Bundesrepublik lebenden Verwandten Bürgermeister Leopold Gratz zum Geschenk gemacht. Technische Einzelheiten des Baugeschehens werden rund hundert Fotos illustrieren, aufgenommen vom italienischen Baumeister Luigi Faccanoni. Eine eigene Abteilung wird der Fauna und Flora des Hochschwabgebiets gewidmet sein.
Wie seinerzeit zum Jubiläum der 1. Hochquellenleitung ist auch für 1985 die Ausgabe einer Sondermarke vorgesehen. Zeigte die erste "Wassermarke" die Kaiserbrunn-Quellenfassung, soll auf der zweiten Sondermarke ein für die 2. Hochquellenleitung typischer Aquädukt abgebildet sein. Das Bildmotiv wird voraussichtlich wieder Regierungsrat Donner beisteuern, von dem auch der Entwurf für die Sondermarke der 1. Hochquellenleitung stammte.

18.4.1979: U 1-Gleise schon bis Praterstraße

Rasche Fortschritte machen die Arbeiten an der U-Bahn zwischen Stephansplatz und Praterstern. Die Gleise sind bereits bis unterhalb der Praterstraße verlegt. Die U 1 soll noch heuer im Herbst bis zum Schwedenplatz und Mitte 1981 bis zum Praterstern ihren Betrieb aufnehmen.

19.4.1979: Medizinisch-wissenschaftlicher Fonds - Überreichung der Förderungsmittel

Im Wiener Rathaus wurden die erstmals vergebenen Förderungsmittel des im Vorjahr konstituierten medizinisch-wissenschaftlichen Fondsdes Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien überreicht. Aufgabe des über Anregung von Gratz geschaffenen Fonds ist es, die wissenschaftliche Tätigkeit und Forschungsarbeit der Wiener Ärzte zu fördern. Insgesamt wurden Förderungsmittel in der Höhe von 7,8 Millionen Schilling für 30 medizinisch-wissenschaftliche Projekte vergeben.

Bürgermeister Leopold Gratz, der die Übergabe vornahm, erklärte bei dieser Gelegenheit, dass es keinen Grund gäbe, nostalgisch auf die Zeit der Wiener Medizinischen Schule zurückzublicken. Es sei vielmehr faszinierend, auf wie vielen Gebieten ein Ergebnis der praxisnahen Forschungsarbeiten von Wiens Ärzten vielen zehntausenden kranken Menschen neu oder besser geholfen werden konnte als bisher. Zweck des Fondswäre es daher, solche Forschungsvorhaben zu unterstützen und bei der Dokumentation der Wiener medizinischen Forschung mitzuwirken. Bei der Förderung sollte es nicht um die Unterstützung großer aufwendiger Projekte gehen, sondern darum, praxisnahe Forschung zu unterstützen.

Fonds-Präsident Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass sich die genehmigten Anträge vor allem auf Gebiete der Tumorforschung auf orthopädische und rheumatische Probleme, auf sozialmedizinische und psychosoziale Probleme sowie auf Herz-, Gefäß- und Kreislauferkrankungen beziehen. Die bewilligten Anträge kamen sowohl von den niedergelassenen Ärzten als auch von Ärzten privater und öffentlicher Spitäler der Stadt Wien sowie von Universitätskliniken. Laut Stacher stellen die finanziellen Mittel, die auf diese Weise von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt werden, neben der Hochschuljubiläumsstiftung einen weiteren Beitrag der Stadt zur Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeit der Ärzte Wiens dar.

20.4.1979: Neue Hütteldorfer Brücke ist fertig

In einer Bauzeit von nur vier Monaten wurde die neue Hütteldorfer Brücke über die Wien fertiggestellt und heute für den Verkehr freigegeben. Die neue Brücke weist vier Fahrspuren auf, die Baukosten beliefen sich auf 11,5 Millionen Schilling. Die alte Hütteldorfer Brücke hatte nur zwei Fahrspuren. Außerdem galt auf ihr eine Gewichtsbeschränkung von 1,5 Tonnen.

23.4.1979: Kopenhagen interessiert sich für Information der Wiener

Kopenhagens Oberbürgermeister Egon Weidekamp, der Informationschef der dänischen Hauptstadt, Gregers Christensen, und 17 dänische Journalisten besuchten Wien, um Organisation und Arbeitsweise des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien zu studieren.

23.4.1979: Initiative zur Restaurierung historischer Fassaden

Die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien und das Kulturamt der Stadt Wien präsentierten heute die Aktion "Auszeichnung für vorbildliche Fassadenrestaurierung". Die Aktion soll helfen, die für das Wiener Stadtbild wertvolle historische Bausubstanz vom Barock über die Gründerzeit bis zum Jugendstil in ihrer ursprünglichen Form zu konservieren, beziehungsweise wiederherzustellen. Es ist dabei geplant, sowohl "Würdigungsplaketten für vorbildliche Fassadenrestaurierung" als auch Geldpreise in der Höhe von 25.000, 50.000, 75.000 und 100.000 Schilling zu vergeben. Die Auswahl der Preisträger trifft eine Jury aus Vertretern der Stadt Wien, der Zentralsparkasse und aus unabhängigen Experten.

Wie Stadtrat Dr. Zilk betonte, gehe es darum, durch die Fassadenaktion allmählich einen Multiplikationseffekt zu erreichen und das Bewusstsein der Hausbesitzer, aber auch der gesamten Bevölkerung, um ein schöneres, lebendigeres Stadtbild zu stärken.

24.4.1979: Bundeskanzler Dr. Kreisky - Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses

Der Präsident der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs, Künstlerhaus, Prof. Hans Mayr, überreichte heute an Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky die höchste Auszeichnung, die das Wiener Künstlerhaus zu vergeben hat: die Ehrenmitgliedschaft. Dr. Kreisky ist der erste Bundeskanzler Österreichs, dem die Ehrenmitgliedschaft des Künstlerhauses verliehen wurde.

25.4.1979: Wettbewerb Wienerberggründe - 2. Stufe beginnt im Juli

Weitgehende Übereinstimmung brachte ein Kontaktgespräch zwischen Vertretern der Stadt Wien und den zehn Preisträgern der ersten Wettbewerbsstufe des städtebaulichen Wettbewerbs Wienerberggründe über den Vorentwurf zur Ausschreibung der zweiten Wettbewerbsstufe. Die Architekten brachten Vorschläge über die Organisation und den weiteren Ablauf vor. Diese müssen jedoch noch von der Stadt Wien hinsichtlich der Durchführbarkeit überprüft werden.

Der städtebauliche Wettbewerb für das 315 Hektar große Gebiet der Wienerberggründe wird mit seiner zweiten Stufe im Juli voraussichtlich in seine entscheidende Phase treten.

26.4.1979: Virgil-Kapelle - schon 25.000 Besucher

Als besonders publikumswirksam erweist sich die Außenstelle des Historischen Museums der Stadt Wien, mit der Virgil-Kapelle, in der U-Bahn-Station Stephansplatz. Seit dem 10. April, dem Tag an dem die bei den U-Bahn-Bauarbeiten freigelegte Kapelle zu besichtigen ist, haben bereits 25.000 Personen die Kapelle und die dort ausgestellten Ausgrabungen besichtigt.

26.4.1979: Dachgleiche im Allgemeinen Krankenhaus

Die 800 Arbeiter, die beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses beschäftigt sind, feierten mit zahlreichen Ehrengästen die Dachgleiche beim Kerngebäude. Als Vertreter der Bundesregierung nahmen Vizekanzler Dr. Hannes Androsch und die Bundesminister Dr. Hertha Firnberg und Primaria Dr. Ingrid Leodolter teil, namens der Stadt Wien Bürgermeister Leopold Gratz sowie alle Mitglieder der Wiener Landesregierung.

30.4.1979: Lobmeyrhof wird "generalüberholt"

Die neunzig Jahre alte Wohnhausanlage in Ottakring (16. Bezirk), der sogenannte "Lobmeyrhof", soll bis Ende 1981 generalüberholt werden. Erstmals sollen die Mieter bei der Sanierung ein Mitspracherecht erhalten, indem sie über Alternativvorschläge zur Fassade und Hofgestaltung selbst entscheiden können. Während der Bauarbeiten wird es zu keinen wesentlichen Beeinträchtigungen kommen, sodass die Mieter in ihren Wohnungen bleiben können.

Die 1890 errichtete Wohnhausanlage mit 234 Wohnungen war von ihrem privaten Vorbesitzer dem Verfall preisgegeben. Um den Mietern die Delogierung zu ersparen und ein historisch wertvolles Althausensemble zu erhalten, hat die Stadt Wien 1978 um 7,7 Millionen Schilling den Lobmeyrhof aufgekauft.

30.4.1979: Wahlberechtigte in Wien für die Nationalratswahl am 6. Mai

In Wien sind 493.247 Männer und 686.672 Frauen, das sind zusammen 1,719.919 Wahlberechtigte, die bei der kommenden Nationalratswahl am 6. Mai ihre Stimme abgeben können.

30.4.1979: Weitgehender Vertrag zwischen Bund und Wien - Ausbau von U-Bahn und S-Bahn vereinbart

Bundeskanzler Dr. Kreisky und Bürgermeister Leopold Gratz paraphierten im Bundeskanzleramt eine Vereinbarung, nach der bedeutsame Probleme und Projekte in der Bundeshauptstadt einer optimalen Lösung zugeführt werden können. Das Vertragspaket umfasst folgende Problemkreise: Schienenverbundprojekt, Straßenbauprojekte, Hochwasserschutz, Kasernenverlegung, Koordinierung und Verstärkung von kulturellen Aktivitäten, Förderung von Sporteinrichtungen, Infrastrukturmaßnahmen für die UNO-City und die Neuverwendung von Objekten, die derzeit von der Atomenergiebehörde und der UNIDO benützt werden.

Wichtigster Punkt der Vereinbarung ist der Ausbau der U-Bahn und der S-Bahn. Folgende Linien sollen neu gebaut, beziehungsweise ausgebaut werden:

  • Die U 3 zwischen Erdberg und Breitensee (über Wien-Mitte, Stephansplatz - Westbahnhof);
  • die U 6 von Heiligenstadt nach Siebenhirten (Adaptierung der Gürtelstrecke der Stadtbahn von Heiligenstadt beziehungsweise Friedensbrücke bis zum Bereich Gumpendorfer Straße), unterirdische Verbindung von der Gumpendorfer Straße bis zur Philadelphiabrücke und Anschluss an die Straßenbahnlinie "64" nach Alt-Erlaa;
  • zweigleisiger Ausbau und der Elektrizifierung der Vorortelinie;
  • Ausbau der Flughafenschnellbahn.

Dieses Großvorhaben wird auf Preisbasis 1981 Investitionen in der Höhe von 27,4 Milliarden Schilling erfordern. Davon entfallen auf die U-Bahn-Strecken 23,1 Milliarden und auf die beiden Schnellbahnstrecken 4,3 Milliarden Schilling. Die Kosten für die U-Bahn-Strecken werden vom Bund und von Land Wien zu je 50 Prozent finanziert. Das Erfordernis für die Schnellbahn wird nach dem geltenden Nahverkehrsmodell im Verhältnis 80 zu 20 Prozent zwischen Bund und Wien aufgeteilt. Das Projekt sichert auf die Dauer der Bauzeit von 10 bis 12 Jahren rund 8.000 Arbeitsplätze.

Die Vereinbarung enthält neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs noch zwei weitere wichtige finanzielle Vereinbarungen:

das Land Wien verpflichtet sich, für Straßenbauprojekte bis zu einem Ausmaß von drei Milliarden Schilling Sonderfinanzierungsverträge abzuschließen. Welche Straßen ausgebaut werden, muss noch festgelegt werden. Durch die Vereinbarung wird die Finanzierung und der Bau von verkehrstechnisch besonders dringlichen Bundesstraßen in kürzerer Zeit möglich; für das Hochwasserschutzprojekt (Donauinsel) wird der Bund ab 1980 einen Pauschalbetrag in der Höhe von einer Milliarde Schilling in 10 gleichen Jahresraten an das Land Wien leisten.

Die weiteren Punkte der Vereinbarung sind Grundsatzerklärungen, die zum großen Teil noch spezifiziert werden müssen. Sie betreffen folgende Probleme:

Verkehrsmaßnahmen im Zusammenhang mit der UNO-City, Kasernenverlegungsprogramm, Verstärkung der kulturellen Aktivitäten, Förderung von Sporteinrichtungen, Infrastrukturmaßnahmen für die UNO-City sowie die Neuverwendung der derzeit von der Atomenergiebehörde und der UNIDO genützten Gebäude.

Für die Nutzung der von der UNIDO derzeit in Anspruch genommenen Gebäude ist bereits eine konkrete Aussage enthalten: die Fertigteilbauten an der Lastenstraße sollen abgetragen werden und für die Gendarmerieschule Mödling und für das Flüchtlingslager Traiskirchen weiterverwendet werden. Auf dem Platz vor dem Justizministerium soll eine Grünanlage entstehen. Das in Festbauweise errichtete UNIDO-Gebäude an der Lerchenfelder Straße soll als Studentenheim genützt werden.