Historischer Rückblick aus dem Jahr 1979

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Dezember 1979

Dezember

1.12.1979: Neuer Glanz für das Wienfluss-Aufsichtsgebäude

Das Wienfluss-Aufsichtsgebäude in Hadersdorf, ein mit Jugenstilelementen geschmücktes Haus, wurde von der Wiener Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt renoviert und präsentiert sich nun in seinem ursprünglichen Zustand. Ein weiteres Beispiel für Wiens Denkmalpflege.

Die 1897 begonnene Wienfluss-Regulierung, die Hand in Hand mit dem Stadtbahnbau durchgeführt wurde, machte den Bau des Aufsichtsgebäudes notwendig. Der Wienfluss, in Trockenperioden einem harmlosen Rinnsal gleich, entwickelte nach stärkeren Niederschlägen einen wahren Wildbachcharakter und trat stets aus seinen Ufern. Die permanente Hochwassergefahr und die ständig zunehmende Verschmutzung des Gewässers - es wurden häuslicher und industrieller Unrat in den Fluss geleitet - machten eine Regulierung unumgänglich. Um eine ständige Betreuung der Regulierungsanlagen gewährleisten zu können wurde die Wienflussaufsicht in den Jahren 1901 und 1902 nach Plänen der Architekten Ohmann und Hackhofer gebaut. In seiner klaren Schönheit, zweckgebundenen Form und mit gediegenen handwerklichen Ausfertigungen entsprach das Gebäude allen architektonischen Forderungen des Jugendstils.

Die Wienfluss-Aufsicht in Hadersdorf, Hauptstraße 3, ist ein reiner Zweckbau, sie enthält Depot- und Kanzleiräume sowie Dienstwohnungen, die eine ständige Anwesenheit des Aufsichtspersonals ermöglichen. Der Zahn der Zeit ließ jedoch auch die Wienfluss-Aufsicht nicht unbehelligt, sodass in den Jahren 1978 und 1979 eine Restaurierung durchgeführt werden musste, die rund 1,5 Millionen Schilling erforderte. Unter Bedachtnahme auf die ursprünglichen Pläne der Erbauer wurde dem Gebäude in Form und Farbe unter Entfernung späterer Änderungen sein ursprüngliches Aussehen wiedergegeben. Aus denkmalpflegerischen Gründen galt es die Ornamente, Traufenuntersichten, Profile, Fensterleibungen und Putzfelder zu erhalten, lose Putzteile wurden durch Nachbildungen ersetzt.

Der Gebäudesockel, der Gittersockel und das Eingangsportal wurden gereinigt und ungesintert. Der Schriftzug an der Vorderseite wurde neu vergoldet. An der Westseite wurde die ursprüngliche Holzschindelverkleidung wieder hergestellt. Die beiden Ecktürmchen wurden ihrer ursprünglichen Funktion - Hochwasseralarm (Glocke) und genaue Zeit (Turmuhr) - zugeführt. Die liebevollen Zierarbeiten aus Eisen und Blech, die der Ausschmückung von Dach und Fassade dienten, wurden überholt, ergänzt und korosionsfest gemacht, außerdem gab man ihnen ihre Originalfarbe wieder. Der Zaun und die Flügelmauern wurden saniert und mit Laternen ausgestaltet.

Um harmonische Gesamterscheinung bemüht, legte man neue Gehwege, Rasenflächen und ein neues Traufenpflaster an, um dem im neuen Glanz erstrahlenden Jugendstilgebäude einen würdigen Rahmen zu verleihen.

3.12.1979: Weghuberpark - Tiefgarage unter Barockpark

Im Mai 1980 soll mit dem Bau einer Tiefgarage für 540 Fahrzeuge unter dem Weghuberpark und neben dem Palais Trautson an der Lerchenfelder Straße begonnen werden. Die Baukosten werden 70 Millionen Schilling betragen. Als Fertigstellungstermin ist Mai 1981 vorgesehen. Sofort danach soll mit der Ausgestaltung des Parks begonnen werden. Mit der Errichtung der Tiefgarage wird einerseits den Bedürfnissen der im Justizpalast Tätigen und der Besucher des Volkstheaters, andererseits den Wünschen der Bevölkerung des unmittelbar angrenzenden Stadterneuerungsgebietes "Ulrichsberg" entsprochen.

Auf diesem Gelände befinden sich derzeit noch die Gebäude der UNIDO. Mit dem Abbruch der Bauwerke wurde bereits begonnen. Die Architekten Lippert, Burckhardt und Partner haben ein Projekt vorgelegt, das die Errichtung der für dieses Gebiet so wichtigen Garage vorsieht und gleichzeitig die Schaffung eines attraktiven Barockgartens in dem dichtbebauten und grünflächenarmen Gebiet zulässt. Von der Stadt Wien besteht die Forderung, die Oberfläche des Weghuberparkgeländes so rasch fertigzustellen, dass mit der gärtnerischen Ausgestaltung noch vor Eröffnung der Garage begonnen werden kann.

Ein- und Ausfahrt der dreigeschossigen Tiefgarage werden sich in der Neustiftgasse befinden.

3.12.1979: Stadterneuerung - "Zum Dattelbaum" wird renoviert

Für das denkmalgeschützte Haus "Zum Dattelbaum" in der Burggasse 11 (7. Bezirk), das derzeit renoviert wird, wurden 5,5 Millionen Schilling bereitgestellt. Es ist das sechste Haus, das im Bereich des Spittelbergs von der Stadt Wien instandgesetzt wird. Von der Gesiba wurden sieben Häuser, darunter das Amerlinghaus renoviert.

Das Haus "Zum Dattelbaum" entstand um 1800 durch die Zusammenziehung zweier kleinerer Gebäude, die dann eine einheitliche Fassade erhielten. Die ursprüngliche Zweiteilung lässt sich noch am unregelmäßigen Abstand der Fensterachsen erkennen. Nach der Instandsetzung werden in jedem der drei Stockwerke zwei moderne Wohnungen mit 90 Quadratmeter und 67 Quadratmeter Größe vorhanden sein. Im Erdgeschoss werden drei Lokale zur Verfügung stehen.

4.12.1979: Neubau der Sonnbergbrücke

Den Neubau der Brücke über die Liesing im Zuge der Sonnbergstraße in Rodaun beschloss der zuständige Ausschuss. Eine Generalinstandsetzung der alten, für den Verkehr gesperrten Brücke wäre wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Die Kosten für den Neubau der Brücke an der Grenze zwischen den Gemeinden Wien und Perchtoldsdorf belaufen sich auf 1,7 Millionen Schilling. Sie werden je zur Hälfte von Wien und Perchtoldsdorf getragen. Die Bauzeit beträgt fünf Monate.

4.12.1979: Neue Betriebsaußenstelle der Kanalisation

In der Boschstraße 40 - 44 im 19. Bezirk, wurde eine neue Betriebsaußenstelle der Magistratsabteilung 30 (Kanalisation) in Betrieb genommen. Das Gebäude wurde mit rund 10 Millionen Schilling errichtet. Die "Besatzung" beträgt 40 Mann.

5.12.1979: Betriebsbaugebiet Aspern - 55 Millionen für Stromversorgung

Die Wiener E-Werke werden für die Stromversorgung des künftigen General-Motors-Werkes in Aspern zwei 110 KV-Leitungssysteme vom Umspannwerk Stadlau zum Gelände des ehemaligen Flughafens Aspern verlegen. Die voraussichtlichen Kosten in der Höhe von 55 Millionen Schilling wurden heute genehmigt.

5.12.1979: Ab 1980 - Einführung eines Sozialpasses

Die Einführung eines Sozialpasses, ab kommenden Jahr, kündigte heute Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher an. Laut Stacher wird dieser Sozialpass zur Inanspruchnahme der verschiedensten sozialen Dienste für Senioren aber auch für all jene, die soziale Hilfe "benötigen" berechtigen. Mit der Einführung dieses neuen Ausweises soll es künftig zu einer wesentlichen Vereinfachung und Erleichterung bei der Inanspruchnahme kommen.

6.12.1979: Auszeichnungen für Fröhlich-Sandner und Pfoch

Landeshauptmann Leopold Gratz überreichte an Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner und Landtagspräsident Hubert Pfoch das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

7.12.1979: Neues Radargerät für die Wiener Polizei

Die Stadt Wien wird der Polizei ein weiteres Radargerät zur Geschwindigkeitsüberwachung zur Verfügung stellen. Dies beschloss heute der Wiener Stadtsenat. Das Gerät, das 550.000 Schilling kostet, soll noch heuer angeschafft werden. Derzeit verfügt die Polizei über zwei mobile Radargeräte.

7.12.1979: Relief vom alten "Drachenhaus" im Historischen Museum der Stadt Wien

Im Historischen Museum der Stadt Wien ist nun ein Relief zu sehen, das vom alten "Drachenhaus" in der Singerstraße 4 stammt, das 1937 abgerissen wurde. Das Relief, das die Krönung Mariens darstellt, ist das schönste einer Reihe von Steindenkmälern, die im 1. Stock der Schausammlung neu aufgestellt wurden. Der größte Teil der Exponate - Grab- und Wappensteine - geht auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück und stammt aus dem ehemaligen Bürgerspital in Sankt Marx und dem Königinkloster am Josefsplatz. Auch die Wappensteine des sogenannten "Hasenhauses", das einer der wichtigsten Renaissancebauten in Wien war, sind zu sehen. Ein Wappen aus dem Jahr 1618 zeugt vom damaligen Bürgermeister Daniel Moser.

Die Objekte, die nun erstmals dem Publikum zugänglich gemacht werden konnten, stammen aus den Depotbeständen des Historischen Museums.

10.12.1979: Stadtbibliothek - Wiener Zeitung auf Mikrofilm

In öffentlich wissenschaftlichen Bibliotheken zählen die Tageszeitungen zu den durch die Benützung am meisten gefährdeten Objekten. Bei starker Frequenz tragen schlechte Papierqualitäten und Umblättern der großen Formate dazu bei, die Erhaltung der Originalbestände zu gefährden.

Mit der Mikroverfilmung wurde ein Weg gefunden, die Originale zu schonen und den Lesern dabei den Zugang zum Zeitungsbestand zu sichern. Die Mikroverfilmung von Zeitungen ist daher eine der wesentlichen Aufgaben für öffentliche Bibliotheken.

Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek kann nun die gesamte Wiener Zeitung vom 8. März 1703 bis zum 30 Dezember 1973 ihren Lesern auf Mikrofilm zur Verfügung stellen. Auf einem sogenannten Reader-Printer-Lesegerät können die Leser auch sofort Kopien herstellen lassen.

10.12.1979: Wiener Gemeinderat

Ab 10. Dezember fand im Wiener Gemeinderat die Budgetdebatte statt.

11.12.1979: Kuratorium für psychosoziale Dienste konstituiert

Unter dem Vorsitz von Gesundheits- und Sozialstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher fand die konstituierende Sitzung des Vorstandes des "Kuratoriums für psychosoziale Dienste in Wien" statt. Der Vorstand des Kuratoriums - dessen Gründung im September 1979 vom Wiener Gemeinderat beschlossen wurde - besteht aus dem Präsidenten - dem jeweils Amtsführenden Gesundheitsstadtrat - und 19 weiteren Mitgliedern, und zwar dem Landessanitätsdirektor, 15 Mitgliedern aus dem Stadtsenat beziehungsweise Gemeinderat sowie drei Beamten. Das Kuratorium ist ein gemeinnütziger Fonds, dessen Zweck die Errichtung und Führung von Einrichtungen ist, die der ambulanten und teilstationären Betreuung und Behandlung psychiatrischer Patienten dienen. Im Rahmen der konstituierenden Sitzung wurde Gemeinderat Anton Windhab zum ersten Vizepräsidenten, Stadträtin Dr. Gertrude Kubiena zum zweiten Vizepräsidenten gewählt.

13.12.1979: Aus dem Wiener Landtag

Volksbefragung, Volksabstimmung, Volksbegehren

Die Vorlage eines Gesetzes zur Durchführung von Volksbefragungen, Volksabstimmungen und Volksbegehren bildeten den Inhalt eines Tagesordnungspunktes, der von Stadtrat Nekula referiert wurde. Wie der Stadtrat dabei ausführte, werde damit der im Frühjahr 1978 vom Wiener Landtag beschlossenen Änderung der Wiener Stadtverfassung bezüglich der Mitwirkung der Bürger, entsprochen. Nekula unterstrich bei dieser Gelegenheit die hohe politische Bedeutung, die der Möglichkeit von Volksabstimmungen, Volksbefragungen und Volksbegehren zu kommen.

Damit erhalten Minderheiten ein Instrumentarium, welches mit gewachsenen politischen Strukturen nicht ident sein muss. Volksabstimmung und Volksbegehren haben bereits Vorbilder in der Bundesverfassung, absolut neu hingegen ist die Einrichtung der Volksbefragung, die zwar den Gemeinderat nicht rechtlich bindet, der aber doch ein hoher politischer Stellenwert zugemessen wird.

Das Gesetz wurde in erster und zweiter Lesung einstimmig beschlossen.

14.12.1979: Hygiene-Informationsblatt für Schulküchen

Das Gesundheitsamt der Stadt Wien hat ein Informationsblatt für die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen ausgearbeitet, das in den nächsten Tagen den Schulbehörden aber auch den Kindergärten übermittelt werden wird. Die Information enthält wichtige Hinweise bezüglich der Anlieferung und Behandlung von Speisen sowie Hygiene-Vorschriften, die in den Küchen, wo diese Menüs hergestellt werden, einzuhalten sind. Dazu gehören unter anderen die laufenden Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten von Räumen, Speisebehältern und Geschirr, aber auch die persönliche Hygiene am Arbeitsplatz in der Küche. Die strenge Einhaltung dieser Vorschriften und Maßnahmen ist eine wesentliche Voraussetzung, um Lebensmittelvergiftungen vorzubeugen.

17.12.1979: Dr. Hertha Firnberg - erste Ehrenbürgerin von Wien

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Hertha Firnberg, die Ehrenbürgerurkunde der Bundeshauptstadt Wien, die ihr vom Wiener Gemeinderat einstimmig verliehen worden war. Dr. Hertha Firnberg ist der 114. Ehrenbürger Wiens seit diese Form der Ehrung im Jahre 1801 geschaffen wurde. Alle ihre Vorgänger haben zur Urkunde eine Anstecknadel als Zeichen ihrer Würde erhalten. Dr. Hertha Firnberg erhielt eine Brosche, denn sie ist die erste Frau, die Wiens Ehrenbürgerschaft verliehen erhielt.

18.12.1979: Heikki Siren erhielt Camillo Sitte-Preis

Im Rahmen einer akademischen Feier wurde vom Rektor der Technischen Universität der Camillo Sitte-Preis 1979 an Prof. Arch. Heikki Siren (Helsinki) verliehen.

Einen Förderungspreis erhielt Univ.-Ass. Dr. Walter Berka (Salzburg) für seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet des Raumordnungsrechtes, und ein Reisestipendium erhielt Wilhelm Lankmayer, der an der Meisterschule für Architektur bei Prof. Peichl studiert.

Der Geschäftsführende Obmann des Camillo Sitte-Fonds Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wurzer würdigte das umfassende Lebenswerk Heikki Sirens, der vor allem durch die Planung des Brucknerhauses in Linz und durch die künstlerische Beratung beim Bau der Reichsbrücke auch in Österreich allgemein bekannt ist.

20.12.1979: Baubeginn an der Donauufer-Autobahn

In dieser Wochen haben die Bauarbeiten an der Donauufer-Autobahn (A 22) im Abschnitt Nord (Landesgrenze - Floridsdorfer Brücke) begonnen.

Mit der Verkehrsaufnahme ist in zirka zwei Jahren zu rechnen. Der Bauabschnitt Nord der Donauufer-Autobahn reicht von der Landesgrenze Wien/Niederösterreich bei Strebersdorf bis zur Floridsdorfer Brücke und ist 4,5 Kilometer lang.

20.12.1979: Hoher päpstlicher Orden für Gratz

Der Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Leopold Gratz erhielt im Erzbischöflichen Palais von Kardinal Franz König das ihm von Papst Johannes Paul II. verliehene Großkreuz des Silvesterordens mit dem Stern überreicht.

Kardinal König hob hervor, dass seit vielen Generationen zum ersten Mal wieder der Bischof von Wien dem Wiener Bürgermeister eine hohe päpstliche Auszeichnung übergeben kann. Die Kirche will damit ihren Dank für die verständnisvolle Haltung des Geehrten ausdrücken. Leopold Gratz hat als Unterrichtsminister durch die Übernahme der Personalkosten der Katholischen Privatschulen die materielle Basis für die Existenz dieser Schulen gesichert.

27.12.1979: Auftakt zur Ballsaison

Mit dem Kaiserball in der Wiener Hofburg beginnt zu Silvester die Wiener Ballsaison 1980, die offiziell bis Faschingsdienstag, den 19. Februar dauert. Zur Vergnügungssteuer wurden bisher 196 Bälle angemeldet.

30.12.1979: Straßenbahn umgestürzt

Ein Straßenbahnzug der "Linie 26" ist heute bei der Auffahrt zur Reichsbrücke umgestürzt. Der Unfall forderte 14 verletzte Personen, die in Krankenhäuser gebracht wurden.