Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.05.1994:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

"25 Jahre Heizbetriebe Wien"

Wien, 4.5. (RK-KOMMUNAL) Im Rahmen eines Pressegespräches am Mittwoch zogenBürgermeister Dr. Helmut ZILK, Umweltstadtrat Dr. Michael HÄUPL,Stadtwerke-Generaldirektor Dr. Karl SKYBA sowie die beiden Direktoren derHBW, Dr. Erich HAIDER und Dipl.-Ing. Anton WISCHINKA Bilanz über "25 JahreHBW". Vor 25 Jahren betrat nicht nur der erste Astronaut den Mond,auch die Heizbetriebe Wien Ges.m.b.H. (HBW) wurde gegründet, und zwar am22. Jänner 1969. Ihr Auftrag lautete, die Stadt Wien mit Fernwärme zuversorgen, vorrangig die Beheizung der neu errichteten Gemeindebauten, dieWärmeversorgung des Allgemeinen Krankenhauses sicherzustellen und weitersdie Müllverbrennungsanlage Spittelau zu betreiben. ImHBW-Gründungsjahr 1969 wurden von der MA 32 - Maschinentechnik, Wärme-,Kälte- und Energiewirtschaft alle technischen Einrichtungen, 26,3 KilometerLeitungsnetz sowie sechs Wärmeproduktionsstätten übernommen. Dazu zähltendas Werk Spittelau, die Blockheizwerke Großfeldsiedlung, HütteldorferStraße, Dirmhirngasse, Mitterweg, das Fernwärmewerk Kagran sowie 17 kleineHeizzentralen in städtischen Wohnhäusern. Ebenso wurden die bisher von derMA 32 versorgten 13.596 Wohnungen übernommen. Die Leistung betrug damalsrund 150 Megawatt (MW). Im Zuge der dynamischen Entwicklung der vergangenen25 Jahre hat das Primär-Fernwärmenetz nunmehr eine Länge von rund 390Kilometern, wobei elf Erzeugungsstätten in acht Werken Wärme in einVerbundnetz einspeisen. Die Leistung beträgt jetzt 2.190 MW. Insgesamthat das Unternehmen seit dem Gründungsjahr mehr als 13 Milliarden Schillinginvestiert und 40.310 GWh Wärme abgegeben. Mit dieser Menge könnten ineinem Winter rund 5,3 Millionen Wohnungen beheizt werden. DerFernwärmemarktanteil in Wien für Heizung und Warmwasserbereitung beträgtderzeit rund 22 Prozent.**** Der Ausbau des Wiener Fernwärmenetzestrug wesentlich zur Energieeinsparung und Verminderung vonSchadstoffemissionen bei, insbesondere die Kraftwerke der Wiener E-Werkemit ihren Kraft-Wärme-Kupplungen. Das Fernwärme-Verbundnetz mit seinenErzeugungsanlagen hat ermöglicht, daß allein von 1981 bis 1987 zwölf großeBlockheizwerke stillgelegt werden konnten. In den nächsten 25 Jahrenrechnet die HBW, Österreichs größtes Fernwärmeversorgungsunternehmen, miteinem Marktanteil von mindestens 58 Prozent am Nutzenergiebedarf in Wien.Es liegt auf der Hand, daß diese Entwicklung die Emissionsbilanz an Staub,Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Stickoxid und Schwefeldioxid weiter drastischverbessern wird.

Zwtl.: Fernwärme - ein Umweltfaktor 1993 wurden 67,4 Prozent derFernwärme aus Kraft-Wärme-Kupplungsanlagen, 26,2 Prozent ausMüllverbrennungsanlagen und nur 6,4 Prozent aus Spitzenkesseln insVerbundnetz geliefert. Durch den konsequenten Einsatz vonMüllverbrennungsanlagen und Kraft-Wärme-Kupplungen spart Fernwärme rund 70Prozent Primärenergie. So konnten z.B. 1993 zum Vergleich, wenn dienotwendige Wärmelieferung aus Heizzentralen erfolgen müßte, o bei Einsatzvon Heizöl 271 Millionen Kilogramm oder o bei Einsatz von Erdgas 304Millionen Kubikmeter eingespart werden. Diese Energieeinsparungbewirkt auch bei den Luftschadstoffemissionen, z.B. bei Kohlendioxid, eineReduktion von jährlich 873.000 Tonnen bei Ölanlagen oder 493.320 Tonnen beiErdgasanlagen.

Zwtl.: Versorgung von Wohnbauten Seit Jahresbeginn versorgt dasUnternehmen bereits 125.195 Wohnungen, davon 108.217 mit Einzelverrechnungund Wohnungsservice. Der derzeit auf den Wiener Gesamtwohnbereich bezogeneVersorgungsanteil beträgt rund 17 Prozent. Betrachtet man diesen Anteil ab1970 für Neubauten, so ergibt sich eine Steigerung auf nahezu 70 Prozentaller geförderten Wohnungen, und rund 92 Prozent beträgt der Anteil anfernwärmeversorgten Gemeindewohnungen. Seit 1974 werden die Neubautennicht nur mit Raumheizung, sondern auch mit Wärme für dieWarmwasserbereitung versorgt. In Altbauten wurden bereits mehr als 18.000Wohnungen durch den nachträglichen Einbau von Zentralheizungen mitFernwärmeanschluß ausgestattet. Zu erwähnen wären die sockelsaniertenAnlagen wie der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof und der Rabenhof. Dieses, durch das Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetzgeförderte Programm führt zu beachtlichen Reduktionen der Schadstoffe ausdem Hausbrand. 1992/93 sind an Wohnbauten mit Einzelverrechnung undServicedienst 911 GWh (26 Prozent der Gesamtwärmeabgabemenge) geliefertworden. 2.617 GWh haben die Großprojekte abgenommen. Größter Gesamtkundeist die Stadt Wien, gefolgt von der Republik Österreich mit denBundesgebäuden.

Zwtl.: Spitäler als Großwärmeabnehmer Rund 16 Prozent der gesamtabgegebenen Wärme beziehen Wiens Spitäler. War im Gründungsgedankenvorgesehen, das AKH zu versorgen, so sind es jetzt bereits 35 WienerSpitäler und Pflegeheime, die aus dem Verbundnetz Wärme beziehen. AmBeispiel des Krankenhauses und Pflegeheimes Lainz kann man die positivenAuswirkungen dieser Maßnahmen am besten verdeutlichen. Bis zum Winter1989/90 wurden in den dortigen Heizanlagen vorwiegend Öl und Koksverbrannt. Mit dem Anschluß an die Fernwärme konnte eine Einsparung derEndenergie von 30 Prozent, bei der Primärenergie sogar um 65 Prozenterzielt werden. Durch die Substituierung der Öl- und Koksheizungen wurdeder Schwefeldioxidausstoß um 80.000 Kilogramm jährlich vermindert. Insgesamt wurden 1992/93 rund 550.000 MWh Wärme an 35 Spitäler undPflegeheime geliefert. Würde diese Wärmemenge aus Heizzentralen mit Heizölmit 0,2 Prozent Schwefelgehalt erzeugt werden, käme es gegenüber derFernwärmeversorgung zu einer starken Umweltbelastung. Bei Kohlenmonoxidergibt sich z.B. eine Reduktion von 160 Tonnen. Dies entspricht denSchadstoffemissionen von rund 320 Lkw's im Jahr.

Zwtl.: Fernwärmewerke und Müllverbrennungsanlagen Spittelau undFlötzersteig In der 1967 geplanten Anlage Spittelau wurden 1970 zweiSpitzenkessel bereits in Betrieb genommen, ein Jahr später beideMüllverbrennungskessel samt Dampfturbinenanlage. Die technischenVoraussetzungen für Hausmüllverbrennung und Wärmeerzeugung waren gegeben. Bis Ende 1993 wurden insgesamt 5,300.000 Tonnen Wiener Hausmüllverbrannt und daraus 8,2 Millionen MWh Wärme erzeugt. Diese Größeentspricht zirka der Versorgung von 1,095.260 Wohnungen in einem Jahr.Würde diese Müllmenge nicht thermisch behandelt, wäre eine zweiteRautenweg-Deponie notwendig. Zum 25jährigen Bestehen des Unternehmensist die Spittelau nun nicht nur wegen der Fassadengestaltung vonFriedensreich Hundertwasser, sondern besonders wegen der technischenEinrichtungen zur Schadstoffreduktion zu einem Zentrum der Umwelttechnikergeworden. So zeigen die Meßergebnisse der Schadstoffemissionen Werte,die weit unter den behördlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen.Besonderes Interesse gilt den Ergebnissen der Dioxin- und Furanmessungen.Seit Ende des Probebetriebes im November 1991 haben die 23 durchgeführtenMessungen hervorragende Werte ergeben. Die Meßergebnisse waren Anlaß, daßein Expertenteam des Europäischen Normungsinstitutes in der SpittelauMessungen vorgenommen hat, die als Basis für eine europäische Norm zurErfassung und Bestimmung dieser Schadstffe gelten werden. An dieserForschungsarbeit nehmen zwölf Länder der EU und EFTA teil. Die zweite,von der Müllbeseitigung-Betriebsges.m.b.H., einem Tochterunternehmen derHBW, betriebenen MVA Flötzersteig (1985 von der MA 48 gepachtet), wurde mitdem Einbau einer Rauchgasreinigungs- und Denox-Anlage den strengenUmweltauflagen angepaßt. Nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten 1993sind deutliche Unterschreitungen der Grenzwerte erzielt worden. BeachtlicheErgebnisse brachten die ersten vier Dioxin- und Furanmessungen. DerDurchschnittswert zeigt, daß die Emissionswerte um 95 Prozent unter demGrenzwert liegen. (Schluß) du/rr nnnn

*****ORIGINALTEXT-SERVICE UNTER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS*****

OTS051 1994-05-04/10:39