Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.04.1995:
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AKH: Pflegedirektorin und Verwaltungsdirektor neu

Wien, 4.4. (RK-KOMMUNAL) Zwei neue Mitglieder der Kollegialen Führung desAKH-Wien wurden am Dienstag im Pressegespräch des Bürgermeisters vonVizebürgermeister Stadtrat Dr. Sepp RIEDER der Öffentlichkeit vorgestellt: Als Direktorin des Pflegedienstes werden Oberin Vera GERWIN und alsVerwaltungsdirektor Senatsrat Prof. Dkfm. Dr. Horst INGRUBER am Mittwoch,dem 5. April, offiziell in ihr Amt eingeführt.****

Zwtl.: Die neue Direktorin des Pflegedienstes Oberin Gerwin ist seit1970 im AKH-Wien beschäftigt. Nach einer Ausbildung an derKrankenpflegeschule Rudolfstiftung der Stadt Wien und Tätigkeit am selbenKrankenhaus absolvierte sie diverse Sonderausbildungskurse für Intensiv-,Anaesthesie- und leitendes Krankenpflegepersonal und war auch am KlinikumSteglitz der Freien Universität Berlin tätig. Im AKH-Wien trat sie 1970 alsDiplomkrankenschwester im Tourendienst ein und wurde über den Weg derStationsschwester und Oberschwester schließlich stellvertretende Direktorindes Pflegedienstes. Von 1991 bis 1993 absolvierte Oberin Vera Gerwin denviersemestrigen Lehrgang für Krankenhausmanagement an derWirtschaftsuniversität Wien. "Im Mittelpunkt des Handlungsgeschehens imAKH steht der Mensch", dieses Leitbild des AKH-Wien bezeichnete OberinGerwin als ihr oberstes Ziel. Das Haus nach humanitären Grundsätzen imZusammenwirken mit den anderen Direktoren zu führen, bezieht sie in ersterLinie auf die Patienten, schließt aber ebenso die Mitarbeiter und dieAngehörigen der Patienten mit ein. Die Arbeitsbedingungen sollen sogeschaffen sein, daß motivierte Mitarbeiter mittels einer qualitativhochstehenden Pflege zur raschen Genesung der Patienten - unterInanspruchnahme der medizinisch-technischen Spitzenversorgung das AKH's -beitragen können. Unter dem Aspekt der gezielten Delegation soll für dieMitarbeiter ein Mitwirken an Leitungsentscheidungen möglich gemacht werden. Besonderen Stellenwert bei der Optimierung der Arbeitsbedingungen hatdie Personalbedarfs- und Einsatzplanung. Dies bedeutet, daß vor Erhöhungvon Leistungen und vor Einführung zusätzlicher Leistungen, der damitverbundene Personalaufwand sowohl quantitativ als auch qualitativ erfülltwerden muß. Unter Berücksichtigung eines reibungslosenBetriebsablaufes sieht Oberin Gerwin in regelmäßigen AbständenMitarbeiter-Zufriedenheitsstudien vor. Die Zuwendung zum Mitarbeiter solldie Identifikation mit dem Arbeitsplatz AKH-Wien fördern. Dazu gehört auchdie Abdeckung des Bedarfes an Kindergartenplätzen. Die Pflege imAKH-Wien soll unter Berücksichtigung des gesamten Menschen, seinerIndividualität, seines jeweiligen Zustandes und Befindens, geplant,zielgerichtet und in einer reflektierten Handelsweise ablaufen. DieInstrumente zu dieser Zielerreichung sind die Etablierung derPflegeplanung, die Implementierung eines Pflegeorganisationsprinzipes (diePatientenbetreuung wird organisatorisch nach dem System der Gruppenpflege,Zimmerpflege oder Einzelpflege durchgeführt), die Pflegevisite zurFeststellung und Sicherung der Qualität, Durchführung der Pflege unterAnwendung von Pflegestandards, deren Richtlinien das Niveau sichern und dieVerlagerung berufsfremder Tätigkeiten des diplomierten Pflegepersonalsdurch verstärkten Einsatz von Hilfspersonal. Letztendlich sieht OberinVera Gerwin die Ausbildungsform als einen notwendigen und entscheidendenSchritt in der Entwicklung eines konkurrenzfähigen und attraktivenBerufsbildes.

Zwtl.: Der neue Verwaltungsdirektor Senatsrat Prof. Dkfm. Dr. HorstIngruber war seit 1.8.1977 im Krankenhaus St. Pölten tätig. Nach dem Besuchder Handelsakademie in Salzburg und der Hochschule für Welthandel in Wienhatte er Tätigkeiten im Revisions- und Treuhandwesen sowie alsExportkaufmann in der Druckfarbenbranche übernommen. Nachdem eranschließend als Systemberater mit SchwerpunktKrankenhausinformationssystem bei IBM-Österreich tätig war und in dasKrankenhaus St. Pölten wechselte, promovierte er 1979 zum Doktor derHandelswissenschaften. Nach einer Ausbildung zum diplomiertenKrankenhausbetriebswirt wurde er am 1.1.1980 Verwaltungsdirektor imSchwerpunktkrankenhaus St. Pölten. Ebenfalls 1980 bekam er seinenGewerbeschein als Betriebsberater. Seit 1981 ist er am interdisziplinärenInstitut für Unternehmensführung an der Wirtschaftsuniversität WienLehrbeauftragter für Krankenhausmanagement, seit 1983/84 hat Dr. Ingrubereinen Lehrauftrag für Krankenhausökonomie am Institut fürFinanzwissenschaft an der WU-Wien. Ingruber ist Präsident derBundeskonferenz der Verwaltungsdirektoren ÖsterreichischerKrankenanstalten, Präsident der Europäischen Vereinigung derKrankenhausdirektoren und Berater des Österreichischen Städtebundes fürKrankenhausfragen. In seinem neuen Tätigkeitsfeld sieht Dr. Ingrubereine große Herausforderung. "Das AKH-Wien ist einer der größten BetriebeÖsterreichs mit äußerst komplexen Strukturen, die dadurch bedingt sind, daßzusätzlich zur Patientenversorgung auch Lehre und Forschung betriebenwerden. Hier kommt noch dazu, daß es zwei unterschiedliche Dienstgebergibt, die teilweise auch unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Und diesalles unter einen Hut zu bringen, ist sicher eine sehr schwierige Aufgabe,aber auch eine sehr reizvolle." Im wirtschaftlichen Teil seiner Arbeitsteht ein Controlling-Konzept an erster Stelle. "Controlling ist nicht sehrpopulär, weil es nach Kontrolle klingt. Tatsächlich handelt es sich hierjedoch um ein Informations-Bereitstellungs-System. Ein System, das deneinzelnen Bereichen mehr Kompetenzen im wirtschaftlichen Bereich gewährt,das aber auch mehr Verantwortung bedeutet." Hier sollen nicht nur dieKosten, sondern auch die Leistungen erfaßt werden: in kleinerenFunktionseinheiten, deren kreatives Potential im Sinn des Ganzen genutztwird, aufbauend auf dem Anreiz für den Einzelnen. Hier wäre beispielsweisedenkbar, Einsparungen dadurch zu belohnen, daß die Mittel in anderer Weiseder Einheit zugute kommen; nach Ingruber "die einzige Möglichkeit, so einenBetrieb auch wirtschaftlich zu führen." Diese kleineren Einheitensollen natürlich auch mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet werden.Für Ingruber ist klar, daß mit der Dezentralisierung eine zunehmendeUnterstützung der Einheiten bei den Verwaltungsaufgaben notwendig ist. Als tragende Säule eines so großen Betriebes sieht der neueVerwaltungsdirektor weiters den Informationsfluß. Die Verbesserung derInformation im Haus ist ihm ein großes Anliegen. Damit hängt der Zugriffauf Daten zusammen, aber auch die spezielle Schulung von Mitarbeitern. DieUnterstützung von Abteilungen durch einen kaufmännischen Berater könntesich Ingruber sehr gut vorstellen: "Nachdem es hier noch keine großenErfahrungen gibt, wäre es zielführend, einen derartigen'Klinikadministrator' im Rahmen eines Modellversuches zu installieren."Denn hochqualifizierte Ärzte sollen nicht mit Administration verbrauchtwerden. Als weitere Schwerpunkte seiner Arbeit nennt Ingruber diePersonalentwicklung, das Aufstellen eines strategischen Plans, der dieRichtung für die nächsten Jahre bestimmen soll, und die Zusammenarbeit imRahmen der Kollegialen Führung. (Forts. mgl.) ma/rr nnnn

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OTS083 1995-04-04/12:13