Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.03.1996:
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Wien für Ozonwarnung gewappnet

Wien, 22.3. (RK-KOMMUNAL) In der Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Verkehr legte am Freitag der Klimaschutzbeauftragte der Stadt Wien, Dipl.-Ing. Helmut LÖFLER Pläne zur Ozon- und CO2-Verminderung vor. Löffler wies in seiner Vorstellung dieser Pläne auf Forschungsarbeiten hin, die sich mit der ...

Wien, 22.3. (RK-KOMMUNAL) In der Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Verkehr legte am Freitag der Klimaschutzbeauftragte der Stadt Wien, Dipl.-Ing. Helmut LÖFLER Pläne zur Ozon- und CO2-Verminderung vor. Löffler wies in seiner Vorstellung dieser Pläne auf Forschungsarbeiten hin, die sich mit der Ozonproblematik und seinen Vorläufersubstanzen befassen. Er erwähnte dabei die Studie mit dem Titel "Vienna Summer Aerosol Study" aus dem Jahr 1986/87, welche die Trübung der Atmosphäre und die damit verbundene Einschränkung der Sichtweiten bei sommerlichen Schönwetterperioden untersucht hat. Das vom Bund geförderte "Pannonische Ozon Projekt" habe laut Löffler seine Arbeit 1994 begonnen und werde sich bis 1997 u.a. mit der detaillierten Beschreibung der Ozonsituation im pannonischen Raum befassen. Weiters wird im Rahmen dieses Projekts ein chemisch-meteorologisches Simulationsmodell entwickelt und überprüft, das die Ursachen von Ozonbelastungen erforschen soll. Dieses Projekt werde außerdem die Erstellung von Prognosen über Ozonepisoden und Ozonbildung beinhalten. Löffler betonte ferner, die Arbeitsgruppe Luftreinhaltung der ARGE-Donauländer habe im Vorjahr von der Quelle der Donau bis nach Budapest Luftbilder gemacht, um die Ozonbildung auf dieser Strecke genauer zu untersuchen. Die Ergebnisse der Luftaufnahmen werden nach Angaben Löfflers derzeit analysiert.

Maßnahmen bei Ozonanstieg stehen im Ozongesetz

Der Klimaschutzbeauftragte wies weiters darauf hin, daß Ozongesetz schreibe den Landeshauptleuten und den von diesen beauftragten Behörden die zu treffenden Maßnahmen genauestens vor. Nach Auslösen der Ozonwarnstufen 1 und 2 würden Sofortmaßnahmen in Kraft treten. Diese Maßnahmen beruhten auf einer gemeinsam mit den beiden anderen Ländern des Ozonüberwachungsgebietes "Nordöstereich" abgestimmten Studie namhafter Wissenschafter, die unter der Leitung von Univ.-Doz. Dr. B. DAVY erstellt wurde. Diese Maßnahmen umfaßten zum Beispiel das Fahrverbot für Autos und Verbote für die Verwendung von Lösemitteln und das Verbrennen von Materialien außerhalb von Anlagen. Diesen Sofortmaßnahmenplan haben die damals zuständigen Landesräte BLOCHBERGER, HÄUPL und KRAMMER im Juli 1993 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Sanierungsplan soll mehrere Ansprüche erfüllen

Nach Angaben Löfflers müsse der Sanierungsplan nach umfassenden Diskussionen aller drei Bundesländer vier Forderungen umsetzen:
  • Der Sanierungsplan müsse die Immissionssituation von Ozon und
    Ozonvorläufersubstanzen sowie die meteorologischen Verhältnisse
    des Ozonüberwachungsgebietes aufzeigen können
  • er müsse weiters den Ausstoß der Ozonvorläufersubstanzen je nach
    Region differenziert darstellen können
  • weiters soll der Sanierungsplan abschätzen können, wie sich die
    Emissionen in den kommenden zehn Jahren entwickeln, und zwar unter
    besonderer Berücksichtigung der zu erwartenden wirtschaftlichen
    Entwicklung und hinsichtlich der Entwicklung des Verkehrs
  • schließlich eine Vorschreibung emissionsmindernder Maßnahmen,
    mit dem Ziel, Ozonvorläufersubstanzen bis zum Jahr 2006 um
    70 Prozent zu senken. Bei der vierten Forderung müsse allerdings
    der Bund Maßnahmen setzen, meinte Löffler. Der Heilbronner
    Ozongroßversuch verursachte Kosten zwischen 30 und 50 Millionen
    Schilling und erscheine sehr kostenintensiv. Darüber hinaus
    mußten alle Maßnahmen, die zur Verringerung der Ozon-
    Vorläufersubstanzen führen, bei der Vollziehung bundesgesetzlicher
    Regelungen (wie zum Beispiel Verkehrsrecht, Gewerberecht)
    ansetzen.

Pläne zur CO2-Verminderung als Wiener Beitrag zum Klimaschutz

Im Gemeinderatsausschuß für Umwelt und Verkehr berichtete am Freitag Senatsrat Dipl.-Ing. Helmut LÖFFLER weiters über die Vorhaben Wiens, die CO2-Emissionen zu verringern. Seit Beitritt zum Klimabündnis im Jahr 1991 habe die Stadt Wien bereits solche Maßnahmen gesetzt, die den Energieverbrauch senken sollen, den motorisierten Verkehr verringern und die Verwendung und die Produktion von FCKW stoppen sollen. Mit 5,4 Tonnen CO2 je Einwohner und Jahr hat nach den Worten des Klimaschutzbeauftragten Wien heute etwa jenen Wert erreicht, den sich Österreich gemäß der Umweltkonferenz in Toronto für das Jahr 2005 zum Ziel gesetzt hat. Als international beispielgebende Maßnahme zur Verminderung der Erwärmung der Atmosphäre nannte er die Sammlung von Deponiegas auf der Deponie Rautenweg und die Nutzung dieses Deponiegases in acht Deponiegasmotoren zur Stromerzeugung. Die in der Deponie entstehenden Gase würden dadurch nicht mehr an die Umwelt abgegeben. Zur Umsetzung des Klimabündnis-Vertrages innerhalb der Stadtverwaltung wurde das Klimabündnisteam gegründet, das aus Mitarbeitern der MA 22, der Umweltberatung und der Wiener Umweltanwaltschaft sowie verschiedener Experten für die Bereiche Energie, Verkehr und Beschaffung besteht.

1996 und 1997 erfolgen weitere Schritte zur CO2-Reduktion

In einem ersten Schritt soll nach Angaben Löfflers eine Studie über Maßnahmen zu einer klima- und umweltbewußteren Beschaffung in Auftrag gegeben werden. Die Studie soll u.a. aufzeigen, für welche Produkte innerhalb der Stadt Wien umwelt- und klimafreundlichere Alternativen auf dem Markt existierten. Die Förderung von Elektromobilen wird seit 1. März 1996 fortgesetzt. Die Förderungssummen wurden erhöht und auch auf zweirädrige E-Mobile ausgeweitet. Derzeit entstehe laut Löffler außerdem eine Bestandsanalyse über die sinnvolle Nutzung von E-Mobilen innerhalb der Stadt Wien. Außerdem werde geprüft, wie Raps als Bestandteil von Biodiesel im Fuhrpark der MA 48 genutzt werden könne, schloß der im Vorjahr zum Klimaschutzbeauftragten der Stadt Wien ernannte Leiter der MA 22, Senatsrat Dipl.-Ing. Helmut Löffler seinen Bericht vor dem Gemeinderatsausschuß für Umwelt und Verkehr. (Schluß) hl/rr

(RK vom 22.03.1996)