Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.01.1997:
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Kiesler-Nachlaß nach Wien

Wien, 23.1. (RK-KULTUR) Der Nachlaß des Architekten und Universalkünstlers Friedrich KIESLER konnte für Wien gesichert werden. Das gaben am Donnerstag in einem Pressegespräch Bundesministerin Elisabeth GEHRER und Kulturstadtrat Peter MARBOE bekannt. Der auf 30 Millionen Schilling geschätzte Nachlaß mit 2.500 ...

Wien, 23.1. (RK-KULTUR) Der Nachlaß des Architekten und Universalkünstlers Friedrich KIESLER konnte für Wien gesichert werden. Das gaben am Donnerstag in einem Pressegespräch Bundesministerin Elisabeth GEHRER und Kulturstadtrat Peter MARBOE bekannt. Der auf 30 Millionen Schilling geschätzte Nachlaß mit 2.500 Zeichnungen, mit Zeichnungen zum Hauptwerk "Schrein der Bücher", verschiedenem Archivmaterial, Fotografien, Katalogen, Manuskripten, Tagebüchern etc. konnte mittels einer Stiftung - auf Initiative von John Sailer und Dr. Dieter Bogner - von der Witwe des Künstlers erworben werden. Am Kaufpreis von 20 Millionen Schilling beteiligten sich der Bund mit 11 Millionen Schilling, die Stadt Wien mit drei Millionen Schilling sowie eine Reihe privater Sponsoren. Weiters wird ein Architekturpreis (der auch für interdisziplinäre Leistungen vergeben werden kann) in Würdigung Kieslers verliehen, der 30 Jahre hindurch alle zwei Jahre vergeben wird und jeweils mit 750.000 Schilling dotiert ist. Die Kosten dafür - 10 Millionen Schiling - teilen sich der Bund und die Stadt Wien. Die fünfköpfige Jury für diesen Preis soll sich jeweils aus zwei Österreichern und drei internationalen Mitgliedern zusammensetzen. Stiftungszweck sind der Erwerb des Nachlasses, der von der Albertina und dem Historischen Museum der Stadt Wien übernommen wird, seine museale Bewahrung und Pflege sowie die wissenschaftliche Bearbeitung. Kulturstadtrat Peter Marboe deponierte in diesem Zusammenhang, der Nachlaß sollte zumindest vorläufig nicht geteilt werden, um für die wissenschaftliche Bearbeitung optimale Bedingungen zu schaffen. Weiters stellte Marboe fest, die "Heimholung" des Nachlasses von Kiesler sei ein weiterer Schritt dazu, zumindest einen Teil jener Wiener Kulturgeschichte wieder für die Stadt zu gewinnen, die im Laufe dieses Jahrhunderts verloren gegangen war, um auch für die nachkommende Generation zum Bewußtsein um diese kulturellen Leistungen beizutragen.****

Friedrich Kiesler zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Kulturgeschichte unseres Jahrhunderts. Der Architekt, Bildhauer, Maler, Designer, Bühnenbildner, Installations-Künstler und Theoretiker hat als Ideengeber und Mentor viele Künstler in ihrem Schaffen beeinflußt. Er hat die Nachkriegs-Architektur und Kunstszene Österreichs - und auch die internationale - stark geprägt. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen der "Shrine of Books" in Jerusalem, das Modell des "Endless House" und richtungsweisende Theaterentwürfe.

Das Werk Kieslers wurde 1988 in einer umfassenden Retrospektive im Museum Moderner Kunst vorgestellt und der Folge in anderen wichtigen Museen in aller Welt ausgestellt. Im Museum Moderner Kunst, im Theatermuseum und im MAK befinden sich bereits Hauptwerke von Kiesler. (Schluß) gab/bs

(RK vom 23.01.1997)