Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.02.1997:
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Wiener Gemeinderat (4)

Wien, 28.2. (RK-KOMMUNAL) GR WOLLER (SPÖ) beantragte eine Förderung für den Wiener Filmfinanzierungsfonds in der Höhe von 40 Millionen Schilling. Die Filmindustrie habe einen zu geringen Stellenwert, 40 Millionen Schilling seien zuwenig Förderung, kritisierte GR Mag. Gabriele HECHT (LIF). Es sei positiv, daß im ...

Wien, 28.2. (RK-KOMMUNAL) GR WOLLER (SPÖ) beantragte eine Förderung für den Wiener Filmfinanzierungsfonds in der Höhe von 40 Millionen Schilling.

Die Filmindustrie habe einen zu geringen Stellenwert, 40 Millionen Schilling seien zuwenig Förderung, kritisierte GR Mag. Gabriele HECHT (LIF). Es sei positiv, daß im Ausschuß Projektfinanzierungen zugesagt worden sind. Grundsätzlich sei aber die Struktur der Filmfinanzierung zu überdenken.

Anläßlich der Reaktivierung der Rosenhügel-Studios habe es nicht an Politikerbekenntnissen gefehlt, nun entwickle sich der Wiener Film sehr mühsam, sagte StR. Dr. Friedrun HUEMER (G). In anderen Ländern mache er bis zu 10 Prozent des Kulturbudgets aus, in Wien nur zwei bis drei Prozent. Huemer sprach sich für eine Aufstockung auf 100 Millionen Schilling aus. Sie regte weiters einen Drehbuchwettbewerb an und bezeichnete das "Quasi-Monopol" durch Constantin-Film und KIBA als problematisch.

GR Dr. SALCHER (ÖVP) sagte, die Filmbranche sei so Hollywood-dominiert, daß der österreichische Film nur bei entsprechender Förderung eine Chance habe. Diese sei in den vergangenen Jahren oft genützt worden, als Beispiele führte er "Schlafes Bruder", "Indien", "Freispiel" oder "Ein fast perfekter Seitensprung" an.

Tatsache sei, daß der österreichische Film seit Jahrzehnten in einer Krise stecke, Filme würden bei Festivals nur gezeigt, hätten aber keine Preise bekommen, führte GR Mag. Heidemarie UNTERREINER (FPÖ) aus. Sie sprach von einem "Tiefpunkt des österreichischen Filmschaffens", es spiele auch im Bewußtsein der Bevölkerung keine Rolle. Sie brachte einen ANTRAG ein, der die Aussetzung der Filmförderung für ein Jahr zum Inhalt hat. Diese Zeit sollte zum Nachdenken genützt werden.

GR Renate WINKLBAUER (SPÖ) führte eingangs eine Reihe von Festivals an, bei denen österreichische Filme in jüngster Zeit Preise erhalten haben. Über Strukturänderungen, höhere finanzielle Mittel, steuerliche Anreize, aber auch Verbesserungen im Bereich des Marketings müsse nachgedacht werden. Das Aussetzen der Förderung, wie es die Freiheitlichen gefordert hatten, sei keine Therapie, sondern das Abdrehen einer Herz-Lungen-Maschine.

ABSTIMMUNG: Mit Mehrheit angenommen. (Forts.) ull/vo

(RK vom 28.02.1997)