Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.04.1997:
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Erfolg der Polizeischulung im Umgang mit AusländerInnen

Wien, 17.4. (RK-KOMMUNAL) 27 zukünftige Polizisten und Polizistinnen, die während ihrer Grundausbildung auch "die Situation von und den Umgang mit AusländerInnen" erlernen sollen, waren am Donnerstag Teil der Pressepräsentation von Stadträtin Renate BRAUNER, dem Wiener Polizeipräsidenten Peter STIEDL sowie Heinz ...

Wien, 17.4. (RK-KOMMUNAL) 27 zukünftige Polizisten und Polizistinnen, die während ihrer Grundausbildung auch "die Situation von und den Umgang mit AusländerInnen" erlernen sollen, waren am Donnerstag Teil der Pressepräsentation von Stadträtin Renate BRAUNER, dem Wiener Polizeipräsidenten Peter STIEDL sowie Heinz STIEB von der Volkshilfe Österreich. Das zweitägige Spezialseminar, von der Volkshilfe durchgeführt, ist seit Jänner dieses Jahres Teil der Ausbildung der Wiener Polizei und wird von den Polizeiaspiranten sehr interessiert angenommen. Den JungpolizistInnen werden hier nicht nur Hilfestellungen in der Theorie angeboten. Ein Besuch in einer Außenstelle des Integrationsfonds und der direkte Kontakt mit Betroffenen ergänzen das Programm. "Gerade den Wiener Polizisten und Polizistinnen kommt in unserer Stadt eine Mittlerfunktion für ein friedliches Miteinander zu", wie Brauner gegenüber den SicherheitswachebeamtInnen in spe betonte: "Aber das kann nur funktionieren, wenn man sich gegenseitig kennt. Das Erlernen der jeweils anderen Lebensgewohnheiten, der Abbau von Vorurteilen hilft sowohl den BeamtInnen als auch den ausländischen Mitbürgern."****

Die Grundidee: "Das Unbekannte bekannt machen"

Polizeipräsident Stiedl zeigte sich überzeugt, daß dieses neue Seminarangebot einen Wandel im Denken und Handeln der Polizisten hervorbringen wird. Durch das "Bekanntmachen von bisher Unbekanntem" würde die Konfliktbewältigung erleichtert. Es gelte zum Beispiel das unterschiedliche Gruppenverhalten, den Umgang mit Blickkontakt oder die kulturell unterschiedliche Distanz von Teilen der ausländischen Bevölkerung besser zu verstehen. Die Idee für die Durchführung dieser Schulung, so Stiedl, komme aus Erfahrungen von Innen. In Wien leben rund 300.000 ausländische Mitbürger. Wien sei eine international bedeutsame Fremdenverkehrsstadt. Hier bestehe von Seiten der Exekutive Interesse und Bedarf, auch andere Lebensgewohnheiten und kulturelle Eigenheiten kennenzulernen.

Export der Wiener Polizeischulung in andere Bundesländer

Mehrere in die Medien gelangten Fälle von "Polizeihärte" gegenüber AusländerInnen haben ursprünglich die Volkshilfe dazu gebracht, nicht Kritik von Außen zu üben, sondern konkrete Lösungen anzubieten. Laut Heinz STIEB von der Volkshilfe sei deshalb in enger Kooperation mit den Ausbildungsverantwortlichen in der Bundespolizeidirektion Wien ein Konzept erstellt worden. Die Intention dahinter ist, Fakten anstelle von Phantasien und Vorurteilen treten zu lassen.

Geplant ist, daß insgesamt 220 PolizistInnen in Ausbildung in Wien in elf Ausbildungsblöcken im Umgang mit AusländerInnen und deren Kultur geschult werden. Aufgrund der hohen Akzeptanz des "Miteinander-Modells" in der Grundschulung, wird sie nun auf die begleitende Schulung von Wachzimmerkommandanten ausgeweitet. Außerdem bietet die Volkshilfe die Seminare "Situation von und Umgang mit AusländerInnen" mittlerweile auch in allen anderen Ausbildungszentren der Bundespolizei an. Auch die Bundesgendarmerie, so die Verantwortlichen, hat bereits großes Interesse angemeldet. (Schluß) wb/rr

(RK vom 17.04.1997)