Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.10.1997:
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Marcovich wird eigenverantwortlich und eigenständig arbeiten

Wien, (OTS) "Die medizinische Betreuung von Frühgeborenen hat international und ebenso in Wien in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Dafür ist aber nicht nur eine einzige 'magische' Maßnahme allein verantwortlich, auch wenn Frau Dr. Marcovich einen bedeutenden Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet hat ...

Wien, (OTS) "Die medizinische Betreuung von Frühgeborenen hat international und ebenso in Wien in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Dafür ist aber nicht nur eine einzige 'magische' Maßnahme allein verantwortlich, auch wenn Frau Dr. Marcovich einen bedeutenden Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet hat", erklärte am Montag Wiens Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder im Rahmen der Fragestunde des Gemeinderates, in Beantwortung zweier Anfragen bezüglich der beruflichen Zukunft von Dr. Marcovich. Die Anfragen stammten von den Grünen und den Freiheitlichen.

Hochentwickelte Gesundheitssysteme müßten Platz lassen für medizinischen Fortschritt, der sich nicht nur auf den Einsatz von mehr und besserer Medizintechnik beschränken dürfe, so Rieder. Gerade die Bundeshauptstadt sei in dieser Beziehung immer ein Vorreiter in Österreich gewesen, was auch durch zahlreiche engagierte und ambitionierte Projekte ständig unter Beweis gestellt werde.

Andererseits sei aber die Intensivneonatologie weiterhin eine Grauzone zwischen Leben, Tod und auch Behinderung, in der neben Innovation vor allem Qualitätssicherung und höchste wissenschaftliche Präzision erforderlich seien, so der Gesundheitspolitiker.

Bezüglich der Diskussionen um Marcovich' dienstrechtliche Verpflichtungen meinte Rieder, daß er davon ausgehe, daß Dr. Marcovich wie jede(r) andere(r) Oberarzt/ärztin eigenständig und eigenverantwortlich arbeiten kann und sicher nicht am "Gängelband" des Abteilungsleiters oder des stationsführenden Oberarztes sein werde. "Das einzige Erfordernis ist, daß Maßnahmen der Qualitätssicherung getroffen werden und entsprechend dem jeweiligen 'State of the Art' gearbeitet wird."

In diesem Zusammenhang erwähnte Rieder, daß seit 1994 die Wiener Intensivneonatologien am internationalen "Vermont-Oxford Neonatal Network" teilnehmen. Diese Ringstudie hat unter anderem zum Ziel, ein international vergleichbares Sample an Frühgeborenen zu ermöglichen. Da die absoluten Zahlen von Frühgeborenen so gering sind, sind Vergleiche neonatologischer Abteilungen innerhalt einer Stadt oder eines einzelnen Landes nicht aussagekräftig. Allein 1995 nahmen weltweit rund 150 Abteilungen an der Ringstudie teil und ermöglichten so ein Sample von rund 10.800 Frühgeborenen. Zum Vergleich: In ganz Wien werden jährlich nur rund 200 Kinder unter 1.500 Gramm und rund 70 Kinder unter 1.000 Gramm geboren.

Unabhängig davon aber, so Rieder, werde die von Frau Dr. Marcovich gewünschte und von der Stadt Wien zugesagte retrospektive Untersuchung ihrer Tätigkeit durchgeführt werden. Diese Studie wird unter der Federführung von Prof. Dr. Jürgen Rehm/Toronto unter Mitarbeiter von u.a. Prof. Dr. Remo Largo/Zürich und Prof. Dr. Dieter Wolke/Hertfordshire erstellt werden.

Abschließend appellierte Rieder an Dr. Marcovich, die ihr angebotene Stelle im Donauspital anzunehmen, um dort - in einer der modernsten und renommiertesten Kinderabteilungen Österreichs - auch an der wissenschaftlichen Fundierung ihrer These weiterzuarbeiten. "Niemals war davon die Rede, daß das Donauspital sozusagen eine 'Endstation' für Marcovich sein soll. Ich glaube nur, daß es nach einer dreieinhalbjährigen Absenz von der schnellebigen Intensivmedizin wichtig wäre, wieder in der täglichen Praxis einer Intensiv-Neonatologie zu arbeiten", schloß Rieder. (Schluß) nk/bs

(RK vom 27.10.1997)