Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.10.1997:
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Wiener Gemeinderat (3)

Wien, (OTS) Für die Umsetzung des Spargedankens fehle bei den Vereinigten Bühnen vor allem die Ausgangsbasis, nämlich die Kostentransparenz, sagte GR Mag. Gabriele Hecht (LIF) zu einem Antrag, den Vereinigten Bühnen Wien eine zweite Rate der Abgangsdeckung von 74 Millionen zu genehmigen. Vor allem fehle auch eine ...

Wien, (OTS) Für die Umsetzung des Spargedankens fehle bei den Vereinigten Bühnen vor allem die Ausgangsbasis, nämlich die Kostentransparenz, sagte GR Mag. Gabriele Hecht (LIF) zu einem Antrag, den Vereinigten Bühnen Wien eine zweite Rate der Abgangsdeckung von 74 Millionen zu genehmigen. Vor allem fehle auch eine Diskussion über die Personalkosten, die immerhin 65 Prozent der Gesamtkosten umfaßten, weiters müßten für eine bessere Effizienz der Vereinigten Bühnen auch ein Privilegienabbau der Mitarbeiter und eine Verbesserung der Organisation überlegt werden. Hecht erneuerte den Vorschlag, ein Konzept für eine gemeinsame Kulturadministration in Wien zu entwickeln und umzusetzen.

Aus der Sicht der Grünen solle vor allem jene Kunst subventioniert werden, die sich dem Konsum entziehe, erklärte StR. Dr. Friedrun Huemer (G). Gerade Musicals, die anderswo durchaus kommerziell erfolgreich aufgeführt würden, müßten oft in Wien subventioniert werden. Um das Kulturbudget weniger zu belasten, sollten Subventionen für Musicals, ähnlich wie bei den Salzburger Festspielen, aus den Reihen der Wirtschaft kommen. Der Einsatz von Musikern und die soziale Absicherung der Mitarbeiter der Vereinigten Bühnen solle jedoch nicht in Frage gestellt werden.

In Zeiten vor dem VP-Kulturstadtrat habe es eine negative kulturelle Exportbilanz gegeben, sagte GR Dr. Salcher (ÖVP), mittlerweile betrage die Einsparung bei den Vereinigten Bühnen bereits mehr als 100 Millionen Schilling in zwei Jahren. Dabei sei die künstlerische Qualität der Aufführungen nicht beeinträchtigt worden, es sei eine erfolgreiche Sommerbespielung eingeführt worden und das Tabu der Privatisierungsdebatte gebrochen worden. Die Subventionen würden weiterhin kontinuierlich gesenkt, die Eigentumsverhältnisse und die Kostentransparenz optimiert werden. Durch die Einsparungen werde es neue Mittel für Film, Tanz und Kinderkultur geben, um Wiens Kompetenz als Kulturstadt weiter auszubauen.

Insgesamt fehle ein Konzept für Einsparungen bei den Vereinigten Bühnen, kritisierte GR Susanne Kovacic (FPÖ), und die genannten positiven Veränderungen der letzten Zeit seien bereits seit langem angedacht gewesen. Vor allem fehlten konkrete Ansätze in Richtung Privatisierung, die Erschließung neuer Einnahmequellen, die Offenlegung von Einspielungsergebnissen und Auslastungszahlen sowie mehr Transparenz in der Gebarung der Geschäftsführung.

Ein Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre beweise ein erfolgreiches und kostensparendes Management der Vereinigten Bühnen, sagte GR Woller (SPÖ). Seit 1988 seien Einsparungen in Form von Rücklagen getroffen worden, die wiederum Investitionen ermöglichten, die ohne zusätzliche Subventionen z.B. für die technische Erhaltung der Spielhäuser durchgeführt werden könnten. Die Rücklagen dienten auch zur Absicherung von Risikoproduktionen. Diese Einsparungen würden kontinuierlich fortgesetzt und nicht auf Kosten der künstlerischen Qualität getroffen, wobei mehr als 1.100 Arbeitsplätze, darunter 600 im künstlerischen Bereich, gesichert würden. Die Subvention pro Besucher sei bei den Vereinigten Bühnen die niedrigste in Wien, hingegen sei die Umwegrentabilität und die Auslastung eine der höchsten.

Die ersten Schritte für konsequente Einsparungen seien in allen Bereichen des Wiener Kulturbudgets getan worden, erklärte StR. Dr. Marboe. Insgesamt müsse jedoch vor allem darauf geachtet werden, daß Wien trotz des massiven Wettbewerbs eine international anerkannte Theater- und Musikstadt bleibe. Damit es Wien nicht so ergehe, wie zahlreichen deutschen Städten, wo Theater und Spielstätten gesperrt worden seien, seien wirksame Präventivmaßnahmen zu treffen. So sei die Entschuldung zahlreicher Wiener Theater geglückt, wodurch ein guter Neubeginn möglich geworden sei. Theatermacher seien in Wien nicht mehr "Subventionsempfänger", sondern "Vertragspartner". Ein neuer Dialog zwischen Künstlern und Publikum sowie der politische Konsens bildeten die Grundlage dafür, daß Theater und Kultur in Wien kein Luxus, sondern "Grundnahrungsmittel" für die Gesellschaft seien.

ABSTIMMUNG: Mehrheitlich angenommen. (Forts.) pp/vo

(RK vom 27.10.1997)