Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 18.12.1997:
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Wiener Gemeinderat (2)

Wien, (OTS) Auf Verlangen der Grünen fand eine Aktuelle Stunde zum Thema "Vorrang für den U-Bahn-Ausbau nach Aspern" statt. Eines der Hauptprobleme Wiens sei, wie man die Südosttangente entlasten könne, erklärte GR Mag. Chorherr (G). Entweder man baue eine zweite Tangente oder verlängere die U1 oder baue die U2/5. ...

Wien, (OTS) Auf Verlangen der Grünen fand eine Aktuelle Stunde zum Thema "Vorrang für den U-Bahn-Ausbau nach Aspern" statt.

Eines der Hauptprobleme Wiens sei, wie man die Südosttangente entlasten könne, erklärte GR Mag. Chorherr (G). Entweder man baue eine zweite Tangente oder verlängere die U1 oder baue die U2/5. Bis heute fehle dafür eine klare Entscheidung. Die Grünen fordern den Bau einer neuen U-Bahn in einem zweistufigen Ausbau, wobei die erste Hälfte vom Praterstern nach Stadlau vorgezogen werden sollte. Ein Erreichen der Donaustadt durch die U-Bahn erst im Jahr 2013, wie ursprünglich geplant, sei unzumutbar. GR Kenesei (G) plädierte ebenfalls für den zweistufigen Ausbau der U2/5 und untermauerte dies mit Zahlen einer Untersuchung zum Modal Split, wobei die Zunahme des öffentlichen Verkehrs deutlich sichtbar werde. Kenesei urgierte auch eine U1-Verlängerung nach Norden. Die Grünen seien aber mit einer Beschleunigung der Linie 67 ebenfalls einverstanden.

Für GR Pöschl (LIF) ist der U-Bahn-Ausbau in die Donaustadt bis zum Jahr 2014 völlig unakzeptabel, bis dann würden sich die Bevölkerung und die Arbeitsplatzanzahl verdoppelt haben. Die Versorgung des 22. Bezirkes mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei unbefriedigend, die Tangente überlastet. Pöschl erklärte, daß das Liberale Forum als erste Partei eine Verkürzung der Zeitspanne für den U-Bahn-Ausbau für die Donaustadt gefordert und auch die Teilstrecke nach Stadlau bis zum Jahr 2006 vor allen anderen vorgeschlagen habe. GR Mag. Michaela Hack (LIF) verlangte auch einen Ausbau der U1 nach Süden und der U6 nach Norden. In diesem Zusammenhang sollte das 30-Milliarden-Schilling-Paket noch einmal verhandelt und Mittel aus dem Straßenbau für den U-Bahn-Bau umgeschichtet werden. Beim Ausbau der U-Bahn dürfe auf Park&Ride- Anlagen nicht vergessen werden.

Die ÖVP bekenne sich zum öffentlichen Verkehr, erklärte GR Patrizia Markus (ÖVP). Ihre Fraktion sei auch für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, speziell der U-Bahn, da sie nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Wirtschaft von großer Bedeutung sei. Wichtig sei jedoch, daß Ausbaumaßnahmen auch vom Bürger akzeptiert werden. Daher seien Diskussionen mit den Betroffenen eine der Grundvoraussetzungen für Ausbaumaßnahmen. Markus appellierte an die Opposition, keinen künstlichen Zeitdruck zu erzeugen. GR Pfeiffer (ÖVP) verwies auf eine laufende Untersuchung betreffend eine mögliche Vorziehung des U2-Ausbauabschnittes Praterstern/Stadlau, deren Ergebnisse für Mai 1998 zu erwarten seien. Vorher seien entsprechende Festlegungen nicht sinnvoll. Im 30-Milliarden-Schilling-Paket habe das Projekt U2/5 ursprünglich gefehlt, erst mit dem Eintritt der ÖVP in die Stadtregierung und mit Planungsstadtrat Dr. Görg sei dieses Projekt in das Paket aufgenommen worden. Der U1-Ausbau nach Norden sei früher möglich und sollte daher auch früher erfolgen.

StR. Prinz (FPÖ) sprach von Fehlern in der Vergangenheit und von einem Planungsstop im U-Bahn-Bereich, der vom damaligen SPÖ- Stadtrat Swoboda verfügt worden sein solle. Zweieinhalb wertvolle Jahre seien dadurch verloren gegangen. Der Stadtrat hob hervor, daß der Vorschlag der FPÖ zum etappenweisen Ausbau der U-Bahn nach Stadlau nun in der Stadtentwicklungskommission einvernehmlich festgelegt worden sei. Prinz legte einen weiteren Vorschlag vor: Die U1-Verlängerung nach Favoriten sollte mit jenen Mitteln finanziert werden, die ursprünglich im 30-Milliarden-Schilling- Paket für den Ausbau der S80 vorgesehen waren. GR Ing. Mag. Geringer (FPÖ) erinnerte an den langen Weg bis zum Projekt U2/5, an die jahrelangen Forderungen der FPÖ in der Bezirksvertretung Donaustadt und im Gemeinderat. Die nun in Sicht kommende Lösung wäre nicht zustandegekommen ohne den Einsatz der Freiheitlichen und ihres Stadtrates Prinz.

GR Reiter (SPÖ) betonte, es seien alle Fraktionen einer Meinung, daß im U-Bahn-Bau keine Stagnation eintreten dürfte. Nicht zuletzt sei der U-Bahn-Bau auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Reiter verwies auf die Empfehlungen der Stadtentwicklungskommission zum Ausbau der U1 bis Kagran und der U2/5 sowie auf das Beschleunigungsprogramm für die Straßenbahnlinien 67, 31 und 33. Reiter sprach sich dafür aus, beide U-Bahnen möglichst gleichzeitig auszubauen. Betreffend die Trassenführungen gebe es eine sensible Diskussion, die aber unbedingt geführt werden müsse. GR Juznic (SPÖ) widmete sich ausführlich den Leistungen des Wiener U-Bahn-Baues, der, so der Redner, zur modernsten U-Bahn Europas geführt habe. Einzigartige Technik und Verkehrstechnik sei angewendet worden, der Ausbau sei termingerecht und ohne Kostenüberschreitung erfolgt. Die Baukosten seien mit anderen Städten nicht vergleichbar, da Wien eine spezielle Topographie habe. (Forts.) js/rr

(RK vom 18.12.1997)