Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.01.1998:
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Wiener Landtag (7)

Wien, (OTS) Er könne die Tendenz des Berichtes nicht ganz nachvollziehen, erklärte LAbg. Walter Strobl (ÖVP). Die ÖVP halte es für richtig, die Rolle der Eltern und das Verantwortungsbewußtsein zu stärken und weniger nach einer Herrschaft der Betreuer zu schielen. Der Bericht stelle eine Pseudopolarisierung zwischen ...

Wien, (OTS) Er könne die Tendenz des Berichtes nicht ganz nachvollziehen, erklärte LAbg. Walter Strobl (ÖVP). Die ÖVP halte es für richtig, die Rolle der Eltern und das Verantwortungsbewußtsein zu stärken und weniger nach einer Herrschaft der Betreuer zu schielen. Der Bericht stelle eine Pseudopolarisierung zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt und eine Trennung zwischen der Familie und der Rechte der Kinder dar. Die Herabsetzung des Wahlalters sei der falsche Weg. Der Redner verlangte eine Art "Familienverträglichkeitsüberprüfung" - sie sei gegeben, wenn gesetzliche Maßnahmen keine zusätzliche finanzielle Belastung für diese kleine Lebenswelt brächten.

StR. Karin Landauer (FPÖ) sagte, der Bericht zeige Probleme und Defizitbereiche auf, die die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigten. Als eine Maßnahme gegen den sexuellen Mißbrauch von Kindern forderte sie, endlich den Schularzt als "Arbeitsmediziner der Kinder" zu schaffen. Kinder bedürften beim Heranwachsen der Führung und Begleitung von Erwachsenen, zu denen sie Vertrauen haben könnten. Erführen sie, daß Konflikte nur durch Gewalt gelöst würden, steige ihre Bereitschaft, selbst gewalttätig zu sein. Bereits in der Schule solle man Konfliktkultur lernen. Den stetig wachsenden Problemen in der Jugendwohlfahrt könne mit den derzeitigen Problemlösungen nicht mehr begegnet werden, man müsse neue Strategien entwickeln.

Mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft sei es gelungen, eine Lobby für Kinder zu institutionalisieren, unterstrich LAbg. Vettermann (SPÖ). Er dankte für die engagierte Arbeit und wies darauf hin, daß die Kinder- und Jugendanwälte mit der Schulmediation ein Beispiel brächten, wie man mit Konflikten umgehe. Der Bericht sei ein Beitrag für die Kinderrechte in Wien. Der Redner wies auch auf Aktionen der Gemeinde gegen die Gewalt in der Familie und den Kampf um zusätzliche Freiflächen hin und rief zu einer Bewußtseinsänderung auf. Zu den Bereichen, in denen es gelungen sei, Anregungen der Anwaltschaft aufzugreifen, zählte er u.a. mehr Mitsprache in den Bezirken, Lehrstellenaktionen und Internet in allen Wiener Pflichtschulen.

Sehe man sich die Familien- und Frauenpolitik der ÖVP an, habe man den Eindruck, die von Strobl zitierte "kleine Lebenswelt" solle nicht allzu klein sein und jedenfalls aus Mutter, Vater und Kind bestehen. Handle es sich nur um Mutter und Kind, könnten Belastungen für diese noch kleinere Lebenswelt offensichtlich von der ÖVP hingenommen werden, kritisierte LAbg. Alessandra Kunz (G) bezugnehmend auf das Sparpaket, auf Regelungen beim Karenzgeld und den Verlust des Anspruches auf Sozialhilfe, wenn alleinerziehende Mütter den Kindesvater nicht nennen. Die Herren von der ÖVP sollten einmal versuchen, mit den durchschnittlich 8.000 Schilling, die einer alleinerziehenden Mutter monatlich zur Verfügung stünden, zu leben. Kunz erklärte außerdem zur Sperre des Mautner Markhofschen Kinderspitals, man habe jahrelang wider besseres Wissen ein Kinderspital offengelassen, das hunderte Millionen kostete, ohne daß es gebraucht worden sei. Wiener Kinder würden öfter als andere ins Spital aufgenommen, nicht weil sie kränker wären, sondern es so viele Betten gebe, die zu füllen waren. Dafür erfolgten andere Maßnahmen wie notärztliche Kinderversorgung außerhalb der Ordinationszeiten nicht. (Forts.) hrs/vo

(RK vom 23.01.1998)