Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.01.1998:
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Wiener Landtag (8)

Wien, (OTS) LAbg. Dr. Ulm (ÖVP) hob die Bedeutung der Einzelarbeit der Kinder- und Jugendanwälte hervor, die in den letzten beiden Jahren um 19 Prozent gestiegen sei. Besonders bedauerlich sei es, daß der Schwerpunkt der Arbeit der Anwälte in den Bereichen Kindesmißbrauch und Kindesmißhandlung liege. Rund 60.000 ...

Wien, (OTS) LAbg. Dr. Ulm (ÖVP) hob die Bedeutung der Einzelarbeit der Kinder- und Jugendanwälte hervor, die in den letzten beiden Jahren um 19 Prozent gestiegen sei. Besonders bedauerlich sei es, daß der Schwerpunkt der Arbeit der Anwälte in den Bereichen Kindesmißbrauch und Kindesmißhandlung liege. Rund 60.000 Kinder seien in Wien betroffen. Seine Partei trete für eine kinder- und jugendgerechte Kommunalpolitik ein. Als kritikwürdiges Beispiel nannte Ulm die kinderfeindliche Hausordnung in Gemeindebauten. An dem Bericht der Anwälte selbst kritisierte der Redner ideologische Tendenzen bei den Kapiteln Kinderarmut, Grundeinkommen für Kinder und mehr Kinderrechte statt Elternrechte. Abschließend hob Ulm die Bedeutung der Familie für die Entwicklung der Kinder hervor.

LAbg. Brigitte Schwarz-Klement (FPÖ) dankte den Jugendanwälten für ihren Bericht. Kinder und Jugendliche sollten aber als solche behandelt und nicht als kleine Erwachsene eingestuft werden. Kindern müsse auch gezeigt werden, daß Freiheit nicht grenzenlos sei. Kinderarmut sei nicht nur finanzieller Natur, sondern bestehe darüberhinaus vor allem auch in fehlender Zuwendung. Besonders begrüßte die Rednerin die Initiative "Lebensräume für Kinder" und plädierte für mehr "wilde" Spielplätze. Die Kinder- und Jugendanwälte hätten vieles zum Positiven verändert, den Kindern müsse aber auch deutlich gemacht werden, daß sie nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben.

Die Kinder- und Jugendanwältin Dr. Marion Gebhart dankte in einer kurzen Rede für die Möglichkeit, zu ihrem Bericht Stellung nehmen zu können. Der erste Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Diese Arbeit ist auch weiterhin Schwerpunkt geblieben. Es sei nicht so sehr die Gewalt, die zunehme, sondern auch das Bewußtsein und der Mut, darüber zu reden. Derzeit würden die Täter noch mehr Rechte haben als die Opfer. Gebhart beklagte auch den Mangel an Therapieplätzen für Gewaltopfer.

Auch Kinder- und Jugendanwalt Dr. Anton Schmid dankte am Beginn seiner Wortmeldung für das eingeräumte Rederecht und nahm zu einzelnen Punkten der Debatte Stellung. So sei die Herabsetzung des Wahlalters sicher ein wichtiger Punkt, die Verwirklichung der Konfliktlösungsmodelle sollte jedoch Priorität haben. Im Zusammenhang mit der Kinderrechtsdiskussion meinte Schmid, Kinder haben ein Recht auf Schutz, Erwachsene müssen diesen Schutz gewähren. Kinder seien als gleichberechtigt, aber schutzbedürftig anzusehen. Die Kinder- und Jugendarbeit in Wien sei sicher sehr gut, man dürfe sich aber damit nicht zufrieden geben. Mehr Kinderfreundlichkeit in allen Bereichen müsse weiter angestrebt werden. (Forts.) js/rr

(RK vom 23.01.1998)