Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.01.1998:
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Wiener Gemeinderat (4)

Wien, (OTS) Nur Bösartige oder des Lesens Unkundige könnten behaupten, daß mit diesem Schulversuch im 22. Bezirk die Gesamtschule eingeführt werde, betonte GR Prof. Walter Strobl (ÖVP). Seine Partei bekenne sich zur Erhaltung der Vielfalt, zum Prinzip der Freiwilligkeit und zur Wahlfreiheit. Von den 82 Wiener AHS- ...

Wien, (OTS) Nur Bösartige oder des Lesens Unkundige könnten behaupten, daß mit diesem Schulversuch im 22. Bezirk die Gesamtschule eingeführt werde, betonte GR Prof. Walter Strobl (ÖVP). Seine Partei bekenne sich zur Erhaltung der Vielfalt, zum Prinzip der Freiwilligkeit und zur Wahlfreiheit. Von den 82 Wiener AHS-Standorten seien lediglich zwei für diesen Schulverbund bestimmt. Die Forderung, diesem Schulverbund mehr Werteinheiten zur Verfügung zu stellen, könne aus Gründen der Kostenneutralität nicht erfüllt werden.

GR Brigitte Schwarz-Klement (FPÖ) meinte, damit werde tatsächlich die Gesamtschule in der Donaustadt eingeführt, die Eltern hätten keine Wahlmöglichkeit mehr. Der einzige Ausweg sei, die Kinder in Privatschulen zu schicken. Außerdem sei die Zustimmung der Lehrer und Eltern nicht eingeholt worden. Die ÖVP habe eine klägliche Rolle gespielt, die SPÖ habe ihren Willen durchgesetzt.

Dieser Schulverbund sei wichtig und notwendig, sagte GR Vettermann (SPÖ), denn in den Ballungszentren gebe es eine "de facto-Gesamtschule". Der Schulverbund sei eine kreative und pragmatische Lösung. Es gebe eine hohe Zustimmungsrate bei den Eltern und Lehrern für diese neue Möglichkeit.

Mit dem Schulverbund sei eine bessere Alternative gefunden worden, meinte GR Dr. Alkier (LIF). Er hätte sich natürlich auch mehr Werteinheiten gewünscht. Kritisch betrachtete Alkier die Informationspolitik des Stadtschulrates.

Die FPÖ-Kritik sei ein bewußtes Täuschungsmanöver, betonte GR Mag. Karl (ÖVP). Seine Partei sei gegen eine Gesamtschule und der Schulverbund sei eine Lösung für die bevölkerungspolitischen Probleme in der Donaustadt. Die ÖVP sei nach wie vor für ein differenziertes Schulwesen, für mehr Qualität, für Vielfalt und für Leistungswillen.

SPÖ und ÖVP hätten keine Ahnung von den Problemen im 22. Bezirk, sagte GR Ing. Klopf (FPÖ). Der Schulverbund sei auch nicht die optimale Lösung und den Eltern würden über diese Möglichkeiten Märchen erzählt. Im Schulverbund müsse jeder in die AHS aufgenommen werden, auch wenn die nötige Reife nicht gegeben sei, das sei eindeutig eine Nivellierung nach unten. Es sei interessant, daß ausgerechnet die Verfechter einer Gesamtschule ihre eigenen Kinder in Privatschulen schickten.

GR Alessandra Kunz (G) meinte, die ideologische Debatte über die Schule sei nötig, dabei überhole die Wirklichkeit die Schulpolitik. Das Wissen explodiere, die Lerninhalte würden immer unübersichtlicher, die Kinder müßten "Lernen lernen", sie müßten Strukturen und Zusammenhänge erkennen. Der Schulverbund sei keine Nivellierung nach unten, er biete vieles wie Lehrerteams, Projektunterrichte und hohen Zeitaufwand für Elterninformationen. Die Grünen lehnten das Geschäftsstück deswegen ab, weil der Schulversuch zu wenig Werteinheiten bekomme, und damit sei der Erfolg nicht gewährleistet.

GR Marianne Klicka (SPÖ) sagte im Schlußwort, der Schulverbund sei eine Bereicherung für den Bezirk. Die Eltern wüßten, was sie und ihre Kinder in der Mittelschule erwarte. In diesem Schulversuch sei die Chance gegeben, individuelle Neigungen und Begabungen zu fördern.

Abstimmung: Mit Mehrheit angenommen. (Forts.) fk/rr

(RK vom 29.01.1998)