Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.06.1998:
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"Kitaj - Ein Amerikaner in Europa" im Jüdischen Museum

Wien, (OTS) Das Jüdische Museum der Stadt Wien zeigt von 25. Juni bis 30. August - Sonntag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr - die Ausstellung "R. B. Kitaj - Ein Amerikaner in Europa", die repräsentative Werkschau eines herausragenden Künstlers dieses Jahrhunderts. Insgesamt umspannt die Ausstellung 40 Jahre im Schaffen ...

Wien, (OTS) Das Jüdische Museum der Stadt Wien zeigt von 25. Juni bis 30. August - Sonntag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr - die Ausstellung "R. B. Kitaj - Ein Amerikaner in Europa", die repräsentative Werkschau eines herausragenden Künstlers dieses Jahrhunderts. Insgesamt umspannt die Ausstellung 40 Jahre im Schaffen Kitajs; 40 Jahre, in denen er in Europa - vor allem in London, aber in den frühen fünfziger Jahren auch kurze Zeit in Wien - lebte und arbeitete, ehe er nun nach Los Angeles zurückkehrte. In der Ausstellung sind hervorragende Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers zu sehen, dessen Malerei figurative und in der Folge auch expressionistische Elemente prägen. Thematisch setzte sich Kitaj auch mit seinen jüdischen Wurzeln, mit Faschismus, Schoa und der Diaspora auseinander.****

Kitajs künstlerische Ausbildung erfolgte in New York, Wien, Oxford und London. Zu Wien hat der Maler eine ganz besondere Beziehung: 1951 schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba ein, 1953 kehrte er für ein weiteres Semester in jene Stadt zurück, aus der sein Stiefvater und dessen Mutter dreizehn Jahre zuvor vertrieben worden waren. Die Bilder aus seiner Wiener Zeit - Aktzeichnungen und detaillierte Aquarelle von zerstörten Bauten der Nachkriegszeit - sind nicht erhalten geblieben. Die frühesten erhaltenen Zeichnungen stammen von seinem neuerlichen künstlerischen Anlauf in England, wo er ab 1957 seinen Hauptwohnsitz hatte. Hier lernte er auch 1959 am Royal College of Art David Hockney kennen, der ihm bis heute ein wichtiger Freund geblieben ist. Seit Mitte der 60er Jahre hat Kitaj einen sehr persönlichen figurativen Stil entwickelt, den er in den folgenden Jahrzehnten weiter differenzierte. Kitajs Interesse an seinen jüdischen Wurzeln, die er während seiner nicht-religiösen Kindheit und bis Ende Dreißig eher als selbstverständlich ansah, gewannen Mitte der 70er Jahre, besonders nach seinem ersten Aufenthalt in Israel, an Bedeutung. Im Rahmen der Retrospektive werden einige der wesentliche Werke vorgestellt, die sich mit dem Schicksal der Juden, dem Aufkommen der Faschismus und der Schoa auseinandersetzen.

Neben der Ausstellung "Kitaj" ist im Jüdischen Museum auch noch die Ausstellung über den "Rasenden Reporter" Egon Erwin Kisch zu sehen, die bis 27. September verlängert wurde. Als nächste Sonderausstellung zeigt das Museum ab 15. September "Der schejne Jid", die sich mit dem "Bild des Jüdischen Körpers in Mythos und Ritual" auseinandersetzt. (Schluß) gab

(RK vom 24.06.1998)