Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.09.1998:
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Wiener Gemeinderat (3)

Wien, (OTS) GR Schiel (SPÖ) beantragte Tarifänderungen bei den Wiener Linien. GR Pöschl (LIF) begründete die Ablehnung seiner Fraktion damit, daß die Tarife der Wiener Linien in ihrer Höhe Europaspitze seien, sozial unverträglich, den Reformunwillen der Gewerkschaft stärken würden und nicht zuletzt auch ökologisch ...

Wien, (OTS) GR Schiel (SPÖ) beantragte Tarifänderungen bei den Wiener Linien.

GR Pöschl (LIF) begründete die Ablehnung seiner Fraktion damit, daß die Tarife der Wiener Linien in ihrer Höhe Europaspitze seien, sozial unverträglich, den Reformunwillen der Gewerkschaft stärken würden und nicht zuletzt auch ökologisch unfair seien. Internationale Vergleiche würden die zu hohen Preise belegen. Auch für sozial schwächere Gruppen gebe es Tariferhöhungen und Reformvorschläge würden bei den Wiener Linien kein Gehör finden. Die Differenz zwischen einem Parkschein und einem Vorverkaufsfahrschein sei von 1975 bis heute von 4 Schilling auf 13 Schilling gestiegen.

Auch GR Mag. Chorherr (G) deponierte die Ablehnung der Tariferhöhung durch seine Fraktion. In Wien sei nichts davon zu merken, daß der öffentliche Verkehr gefördert und der Autoverkehr zurückgedrängt werde. Niemand verhindere den vorhersehbaren Verkehrskollaps. Chorherr urgierte ein Beschleunigungsprogramm für die Wiener Linien, forderte mehr Attraktivität und Service und kritisierte den mangelnden Reformwillen. Der Redner übte ebenfalls Kritik daran, daß in Wien Parken billiger und die Wiener Linien immer teurer würden.

GR Dr. Stix (FDU) forderte vermehrt intelligente Lösungen für die Wiener Linien. So sollten beispielsweise die verschiedenen Tarife mit Leistungen aus anderen städtischen Bereichen wie z.B. Bädereintritte, Parkpickerlermäßigung u.ä. kombiniert werden.

Von einer wirtschaftlich notwendigen Maßnahme sprach GR Dr. Tschirf (ÖVP). Mit der Tariferhöhung würden zusätzliche Leistungen der Wiener Linien teilweise abgegolten. Es gebe zusätzliche Wagen- Kilometer, der Personalstand der Wiener Linien sei gesenkt worden, Qualitätsverbesserungen für die Fahrgäste wurden vorgenommen und ein Kostenmanagement wurde eingeführt. In den nächsten vier Jahren werde es keine Tariferhöhungen geben, aber noch mehr Leistungen, betonte Tschirf. Der Redner erinnerte auch daran, daß Ende 1998 die Wiener Stadtwerke in eine AG umgewandelt würden. Erst mit dem Eintritt der ÖVP in die Stadtregierung seien alle diese Reformen in Schwung gekommen, unterstrich Tschirf.

GR Mag. Kabas (FPÖ) bezeichnete die Tariferhöhung als unsozial, ungerechtfertigt und unnötig. Es handle sich lediglich um eine Geldbeschaffungsaktion, die den öffentlichen Verkehr weiter unattraktiver mache. Massive Kritik übte Kabas an der ÖVP wegen ihrer Zustimmung zur Erhöhung, und erinnerte an gegenteilige Äußerungen vom VP-Mandataren. Mit den erhöhten Tarifen befinde sich Wien im europäischen Spitzenfeld. Die FPÖ habe massive Reaktionen der Unzufriedenheit aus der Bevölkerung registriert. Es gebe keine Einsparungen bei den Wiener Linien und der Kostendeckungsgrad sei seit 1994 gleich und nicht, wie behauptet, gesunken. In der Umstellungsphase auf den Euro dürfen Beträge nicht nach oben gerundet werden, daher habe die zuständige Stadträtin bereits jetzt mit der Tariferhöhung einen "Euro- Zuschlag" geschaffen. (Forts.) js/vo

(RK vom 30.09.1998)