Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.05.2000:
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Skyba: Nicht von Umweltpolitik verabschieden

Wien, (OTS) Der Generaldirektor der WIENER STADTWERKE Holding AG, Dr. Karl Skyba, forderte gemeinsam mit KR Dkfm. Max Stockinger, dem Generaldirektor der ESG Linz, Dr. Oswin Kois, Vorstandsdirektor der STEWEAG, und Dipl.-Ing. Manfred Irsigler, Vorstandsdirektor der Salzburger Stadtwerke, im Rahmen eines ...

Wien, (OTS) Der Generaldirektor der WIENER STADTWERKE Holding AG, Dr. Karl Skyba, forderte gemeinsam mit KR Dkfm. Max Stockinger, dem Generaldirektor der ESG Linz, Dr. Oswin Kois, Vorstandsdirektor der STEWEAG, und Dipl.-Ing. Manfred Irsigler, Vorstandsdirektor der Salzburger Stadtwerke, im Rahmen eines Pressegespräches im Haus WIEN ENERGIE konkrete Maßnahmen, die sicherstellen, dass die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung auch angesichts der bevorstehenden völligen Öffnung des Strommarktes im Wettbewerb bestehen kann.

Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird mit einem nur geringen zusätzlichen Primärenergieeinsatz nicht nur Strom, sondern zusätzlich auch Fernwärme erzeugt. Diese Form der Energieerzeugung ist in hohem Maße ressourcenschonend und effizient. Deutschland hat für diesen Bereich eine zusätzliche Förderung in den kommenden vier Jahren eingeführt. In Österreich seien solche Maßnahmen noch ausständig.****

Ohne konkrete Maßnahmen wie beispielsweise eine entsprechende Berücksichtigung bei der Besteuerung der Primärenergie, eine Einbeziehung in den geplanten Zertifikathandel oder Ähnliches sei es, wie die Herren feststellten, nicht möglich, den in Österreich vorbildlichen Umweltstandard aufrecht zu erhalten bzw. zu verbessern.

Strom aus den umweltfreundlichen österreichischen Kraftwerken werde gegen die Dumpingpreise, mit denen ausländischen Anbieter auf den Markt drängen, nicht bestehen können. Ein Werk in Graz habe man laut STEWEAG aus wirtschaftlichen Gründen bereits vom Netz nehmen müssen, obwohl dies aus ökologischen und energiepolitischen Gründen abzulehnen sei.

Kraft-Wärme-Kopplung ist Rückgrat der österreichischen Fernwärmeversorgung

Derzeit werden allein in Wien drei Viertel der Fernwärme in Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt, bei denen Fernwärme als Nebenprodukt der Stromerzeugung anfällt. Durch die gemeinsame Erzeugung von Strom und Fernwärme sei der Primärenergieeinsatz (in Wien vorwiegend Erdgas) und somit die Umweltbelastung so gering wie möglich.

Österreich ist mit dem so genannten hydro-thermischen Verbund hier vorbildlich und hat in Umweltfragen seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle eingenommen. Doch während die EU als Ziel die Verdoppelung der Kraft-Wäre-Kopplung binnen weniger Jahre vorgibt, stehe Österreich, so Skyba, vor einer überstürzten Strommarktöffnung ohne flankierende Übergangsmaßnahmen, wodurch die bestehenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen unwirtschaftlich werden.

Vorbildliche Umweltpolitik nicht opfern

Die Herren drückten ihre massive Sorge darüber aus, dass in Österreich die vorbildliche Umweltpolitik nun einer Marktpolitik geopfert werden solle, die zu einem Verdrängungswettbewerb auf Kosten der Umwelt führen werde. Wenn Strom aus Atomkraftwerken nicht zu realen Kosten, sondern zu Dumpingpreisen angeboten werde, dann könne Strom aus umwelttechnologisch vorbildlichen Kraft- Wärme-Koppungsanlagen nicht mithalten. Skyba wörtlich: "Wir befinden uns in einem extrem umweltfeindlichen Umfeld!"

Das Kyoto-Ziel sei immerhin ein verbindlicher Vertrag, den Österreich geschlossen habe. Die darin festgeschriebene CO2- Reduktion sei aber nicht zu erreichen, wenn man die gemeinsame umweltfreundliche und ressourcenschonende Erzeugung von Strom und Fernwärme gefährde.

Auch sehe, so Skyba, das Wiener Energiekonzept eine Verdoppelung des Fernwärmeeinsatzes in den kommenden Jahren vor. Man müsse der Energiewirtschaft aber auch die Rahmenbedingungen geben, die es ihr ermöglicht, diese politischen Ziele tatsächlich zu erreichen.

Abschließend betonten die Herren, dass eine wirtschaftlich und gleichzeitig umweltfreundliche Stromerzeugung durchaus möglich sei, aber nicht im Wettbewerb gegen Preisdumping. Die Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung seien auf politischen Wunsch aus Umweltschutzgründen errichtet worden, sie nun nicht in diesem Sinne zu betreiben sei einerseits Kapitalvernichtung und bringe andererseits die nationalen und internationalen umweltpolitischen Zielvereinbarungen in ernste Gefahr. (Schluss) emw

(RK vom 04.05.2000)