Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 05.05.2000:
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Wiener Landtag (5)

Wien, (OTS) LAbg. Susanne Jerusalem (G) widmete sich in ihrer Wortmeldung der Betreuung behinderter Kinder in Kindertagesheimen und Schulen. Grundsätzlich sei in den letzten 10 Jahren sehr viel geschehen, dennoch könne man mit der Situation nicht zufrieden sein. So sei eine Bedarfsdeckung an Kindertagesheimplätzen ...

Wien, (OTS) LAbg. Susanne Jerusalem (G) widmete sich in ihrer Wortmeldung der Betreuung behinderter Kinder in Kindertagesheimen und Schulen. Grundsätzlich sei in den letzten 10 Jahren sehr viel geschehen, dennoch könne man mit der Situation nicht zufrieden sein. So sei eine Bedarfsdeckung an Kindertagesheimplätzen für behinderte Kinder noch lange nicht gegeben, die Platzsuche sei für die Eltern oft sehr mühevoll. Eltern könnten sich auch die Plätze für ihre Kinder nicht aussuchen, weil die MA 11 keine Auskünfte über Integrationsgruppen erteile. Auch seien keine konkreten Zahlen über den Bedarf an Plätzen vorhanden oder würden nicht an Eltern und Beratungsstellen weitergegeben. Weiters kritisierte Jerusalem die Vorgangsweise bei der Entscheidung, ob ein Kind für einen Integrationsplatz in Frage kommt: So entscheide eine Psychologin der MA 11 nach nur 10 Minuten über die Eignung. Schließlich sei auch die Finanzierung privater Träger bei der Schaffung von Integrationsplätzen für behinderte Kinder verbesserungswürdig. Die Situation im Schulbereich sei insgesamt besser, so die Mandatarin, könnte aber im Hinblick auf die Betreuung des Lehrpersonals dennoch verbessert werden.

Für eine Bewusstseinsänderung im politischen und öffentlichen Bereich sprach sich LAbg. Patrizia Fürnkranz-Markus (ÖVP) in ihrer Wortmeldung aus: Gerade die Politik dürfe das Thema Behinderte nicht immer nur gesondert behandeln, sondern müsse es in die tägliche Arbeit einfließen lassen. Insgesamt müssten viele Maßnahmen konsequenter verfolgt und umgesetzt werden, so z.B. der Ausbau von Leitsystemen für Blinde im öffentlichen Leben.

Für LAbg. Gerold Saßmann (FPÖ) sind "die Leistungen der Stadt für behinderte Menschen nicht schlecht, können und müssen aber verbessert werden". Als Beispiele nannte der Mandatar die Verkürzung der Wartezeiten auf betreute Wohnplätze oder die Verbesserung der personellen Ausstattung der Fachstelle für barrierefreies Wohnen. Besonders wichtig sei die Vorbildwirkung der Gemeinde als Arbeitgeber für behinderte Menschen. Wien liege derzeit mit einer Erfüllungsquote von 80 Prozent österreichweit im Mittelfeld. Dieser Wert sei durchaus verbesserungswürdig, so der Mandatar abschließend.

LAbg. Josefa Tomsik (SPÖ) erinnerte in ihrer Wortmeldung an die Gründung der Behindertenkommission im Jahre 1981 und an das große Engagement des ersten Vorsitzenden Karl Lacina und dessen Stellvertreters Hans König. Zweifellos sei viel geschehen, dennoch habe sie Verständnis dafür, dass es für die Betroffenen immer zu langsam gehe. Die Wiener Linien hätten in den letzten Jahren eine Milliarde Schilling für eine behindertengerechte Ausstattung der Züge und Stationen ausgegeben. Durch die verbesserte Mobilität gerade jüngerer Menschen sei aber ständig Nachholbedarf gegeben. Zum Abschluss wies die Mandatarin auf die verbesserte Situation der geistig und mehrfach behinderten Kinder in der Stadt hin, die heute in kleineren Wohneinheiten untergebracht werden können.

Abstimmung: Der Beschluss- und Resolutionsantrag der drei Parteien wurde einstimmig angenommen. (Forts.) zla/vo

(RK vom 05.05.2000)