Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.06.2000:
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Wiener Gemeinderat (2)

Wien, (OTS) Das Thema der Aktuellen Stunde stellten die Grünen: "Völlig überlastete ÄrztInnen, PatientInnen, die darunter leiden. Doppelstrukturen, die Milliarden verschlingen: woran krankt das AKH?". Die Grünen kritisierten die Überlastung des ärztlichen Personals. GR Alessandra Kunz (G) sprach von einer ...

Wien, (OTS) Das Thema der Aktuellen Stunde stellten die Grünen: "Völlig überlastete ÄrztInnen, PatientInnen, die darunter leiden. Doppelstrukturen, die Milliarden verschlingen: woran krankt das AKH?".

Die Grünen kritisierten die Überlastung des ärztlichen Personals. GR Alessandra Kunz (G) sprach von einer Ausbeutung der Mitarbeiter, 100 Arbeitsstunden pro Woche seien normal. Es gebe zwar eine ausgezeichnete Versorgung der Patienten, weil sich die ärztlichen Mitarbeiter und das Pflegepersonal "aufopfern". Die Abteilungsleiter hätten allerdings häufig mehr Interesse an wissenschaftlicher Forschung als an der Betreuung der Patienten. Neben der ausgezeichneten Versorgung gebe es aber ein bürokratisches System, das Kafka hätte erfinden können. Der Grüne Klubobmann Mag. Christoph Chorherr (G) machte Gesundheitsstadtrat Rieder persönlich dafür verantwortlich, dass die Arbeitsüberlastung akzeptiert werde.

Das System kranke daran, dass im Gesundheitsbereich die einzelnen Kostenträger nicht bereit seien zusammenzuarbeiten, sagte GR Mag. Alexandra Bolena (LIF). Ein einheitliches Finanzierungssystem sei anzustreben. Patienten gehen häufig deswegen in das AKH, weil im niedergelassenen Bereich die Versorgung zu gering sei. Dabei sei die Versorgung im niedergelassenen Bereich wesentlich billiger als im teuersten Spital Wiens.

Das AKH sei schon einmal kränker gewesen als heute, erinnerte GR Maria Hampel-Fuchs (ÖVP) an die Geschichte des AKH. Die große Tradition der Wiener Medizinischen Schule werde erfolgreich fortgesetzt. Das Sparpotential müsse ausgeschöpft werden und der klinische Mehraufwand seitens des Bundes müsse neu geregelt werden. GR Dr. Johannes Hahn (ÖVP) meinte zur Überlastung im AKH, es gebe "zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer". Patienten gingen oft wegen Kleinigkeiten in dieses riesige Spital. Die Größe und die gesetzlichen Auflagen produzieren eine überwuchernde Bürokratie.

Die Studie des KAV zeige eine katastrophale Ausbildungssituation bei den Ärzten, sagte StR. Karin Landauer (FPÖ). Aus dieser Studie würden keine Konsequenzen gezogen, die entstandenen Mängel gingen zu Lasten des Personals und der Patienten. Bei der Abgeltung des klinischen Mehraufwandes müsse ein neuer Kostenersatzschlüssel gefunden werden. GR Mag. Helmut Kowarik (FPÖ) bezeichnete das AKH als das wichtigste Zentralkrankenhaus Österreichs mit einer hervorragenden Spitzenmedizin, aber einer miserablen Führungsstruktur. Ein Spital dieser Größenordnung könne nur als Betriebsgesellschaft mit straffen organisatorischen Durchgriffsrechten geführt werden.

GR Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wies die Vorwürfe gegen die Spitalsführung zurück, die Direktion habe organisatorische Durchgriffsmöglichkeiten, das Haus funktioniere im Interesse der Patienten. Er räumte ein, dass es im EDV-Bereich Vernetzungsprobleme zwischen den Applikationen des Bundes und der Gemeinde gebe. GR Martina Malyar (SPÖ) zeigte sich erschüttert über Suizidvorfälle im AKH. Es sei sinnvoll, die Arbeitszeiten und die Personalführung weiter zu entwickeln. Jeder Sozialberuf habe auch Schattenseiten, das wissen aber alle Mitarbeiter, die einen Sozialberuf ergreifen.

GR Dr. Rüdiger Stix (ohne Klubzugehörigkeit) sagte, er verstehe eigentlich gar nicht, warum das AKH trotz aller Probleme funktioniere. Einerseits würden hohe wissenschaftliche Ergebnisse erbracht, andererseits seien in den Ambulanzen Patienten, die eigentlich dort gar nicht hingehörten. (Forts.) fk/rr

(RK vom 29.06.2000)