Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.06.2000:
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Wiener Gemeinderat (3)

Wien, (OTS) Finanzstadträtin Mag. Brigitte Ederer (SPÖ) ersuchte um Zustimmung zum Kauf von 94,66 Prozent der Anteile an der Wiener Messen- und Congress Ges.m.b.H.. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an die Probleme des Strukturwandels in den vergangenen Jahren und an die Initiativen, die Wien gesetzt hat. Diese ...

Wien, (OTS) Finanzstadträtin Mag. Brigitte Ederer (SPÖ) ersuchte um Zustimmung zum Kauf von 94,66 Prozent der Anteile an der Wiener Messen- und Congress Ges.m.b.H.. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an die Probleme des Strukturwandels in den vergangenen Jahren und an die Initiativen, die Wien gesetzt hat. Diese hätten zu steigenden Beschäftigungszahlen und sinkender Arbeitslosigkeit geführt und auch im Individual- und Kongresstourismus sei man "gut unterwegs". Schwächen gebe es beim Messe-Standort Wien. Hier erhalte der Wirtschaftsstandort zu wenig Impulse. Es stelle sich daher die Frage: entweder steige Wien bei der Messe ein, oder die Stadt verzichte auf einen Messestandort. Messen hätten Zukunft, daher sei auch der Entschluss gefallen, die Wiener Messe zurückzukaufen und darin zu investieren. Der Kaufpreis von 106 Millionen Schilling zuzüglich 620 Millionen Schilling Verbindlichkeiten sei gut, da die Wiener Messen insgesamt wesentlich mehr wert seien, vor allem der Grundstückswert schlage hier zu Buche. Wien solle wieder ein florierender Messeplatz werden, betonte Ederer, und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sie bereits im Herbst auch die Betreibergesellschaft präsentieren könne. Nicht zuletzt sei der Messekauf auch ein entscheidender Schritt, um zu einer Lösung für das gesamte Pratergelände zu kommen.

Bei der Wiener Messe sei Handlungsbedarf gegeben, bestätigte auch GR Mag. Gabriele Hecht (LIF). Der 1992 erfolgte bedingungslose Verkauf an die Bank Austria sei ein Beispiel dafür, wie Privatisierung nicht funktioniere. Das Agieren der Messe sei bis heute ein Trauerspiel. Das LIF sage "Ja" dazu, dass sich die Stadt die Verantwortung wieder zurück hole. Dringend notwendig sei aber ein Gesamtkonzept für Prater und Messegelände. Sie kritisierte die derzeitige Vorgangsweise der Bestellung eines Pratermanagers ohne Ausschreibung sowie das Fehlen von Konzepten und Strategien. Die Stadt müsse aber die Rahmenbedingungen vorgeben, dazu gehörten nicht zuletzt auch Fragen der Stadtplanung und der Verkehrsplanung. Hecht forderte die Gründung einer Besitz- und Entwicklungsgesellschaft und in einem Antrag die Einführung eines Beteiligungsmanagements. Den Kaufpreis bezeichnete die Rednerin als angemessen, 1992 sei jedoch zu billig verkauft worden.

Es sei nicht klar, was Wien mit dem Messestandort vorhabe, kritisierte GR Günter Kenesei (G). Einer der entscheidenden Hintergründe des Kaufs der Wiener Messe sei offensichtlich, für einen Genossen eine der teuersten Posten dieser Stadt zu schaffen. Mit der Bestellung von Günther Sallaberger vom Pratermanagement zum Messemanager noch vor dem Kauf sei eine parteipolitische Postenbesetzung vorgenommen worden. Nach dem Kauf hätte nämlich öffentlich ausgeschrieben und ein Anforderungsprofil erstellt werden müssen. Der Redner gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass Sallaberger in seiner neuen Funktion die gleiche Aktivität entwickle, wie vorher im Pratermanagement - nämlich keine. So könne auch nichts falsch gemacht werden. Unklar seien die Pläne für die Verwertung des Geländes, insgesamt sei das Ganze ein Kauf ohne Konzept, dem die Grünen nicht zustimmen könnten. (Forts.) js/vo

(RK vom 29.06.2000)