Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.11.2000:
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Kiesler-Preis an Judith Barry überreicht

Wien, (OTS) In Vertretung von Bürgermeister Dr. Michael Häupl überreichte am Donnerstag Kulturstadtrat Dr. Peter Marboe den Friedrich Kiesler-Preis an Judith Barry. Barry ist nach Frank O. Gehry die zweite Kiesler-Preisträgerin , der Preis wird alle zwei Jahre alternierend von der Republik Österreich und der Stadt ...

Wien, (OTS) In Vertretung von Bürgermeister Dr. Michael Häupl überreichte am Donnerstag Kulturstadtrat Dr. Peter Marboe den Friedrich Kiesler-Preis an Judith Barry. Barry ist nach Frank O. Gehry die zweite Kiesler-Preisträgerin , der Preis wird alle zwei Jahre alternierend von der Republik Österreich und der Stadt Wien vergeben und ist mit 750.000 Schilling dotiert, und somit weltweit einer der höchstdotierten Architekturpreise. Marboe würdigte die Künstlerin als Preisträgerin, die in ihrem multidisziplinären, innovativen Ansatz dem Schaffen Friedrich Kiesler nahe stehe. Weiters betonte Marboe, dass es für die Stadt Wien ein großes Anliegen gewesen sei, den Nachlass Friedrich Kieslers "heimzuholen". Damit habe auch die heutige und die nächste Generation die Möglichkeit, sich mit jenem Teil der eigenen Kulturgeschichte auseinander zu setzen, der im Exil fortgeschrieben worden sei. Kieslers Denken, seine Utopien, seine Visionen würden in den Architekten, den Künstlern von heute fortleben. Dies zeige sich am Schaffen von Judith Barry, die ihr grenzüberschreitender künstlerischer Ansatz mit Kiesler verbinde. Besonderen Dank sprach Marboe Lillian Kiesler aus, die durch ihre Großzügigkeit zum Zustandekommen der Kiesler-Stiftung und den Kiesler-Preises wesentlich beigetragen habe.****

Die Nominierung von Judith Barry erfolgte durch eine internationale Jury, der unter dem Vorsitz von Peter Noever (A), Massimiliano Fuksas (I), Zaha Hadid (GB), Vittorio M. Lampugnani (CH) und Peter Weibel (A) angehörten. Der Jury war es bei ihrer Entscheidung ein besonderes Anliegen, der innovativen und experimentellen Haltung Friedrich Kieslers zu entsprechen. Mit der Nominierung von Judith Barry öffnet sie den Österreichischen Friedrich-Kiesler-Preis für Architektur und Kunst für multidisziplinäre, grenzüberschreitende und innovative Experimente.

Judith Barry untersucht in ihrer Multimedia-Installationen, Videoproduktionen und theoretischen Schriften die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch, Architektur und Massenmedium beeinflusst sie das soziale Verhalten des Individuums. Judith Barry zielt in ihrer Arbeit auf die wechselseitige Beziehung zwischen menschlicher Vision, historischem Gedächtnis und Architekturwahrnehmung. Ihr Interesse gilt dabei besonders der Verwendung und Konstruktion privater und öffentlicher Räume. Sie bedient sich dabei verschiedenster Technologien. Video- und Diaprojektion, Computergrafik, Überwachungstechnik und andere Formen elektronischer Kommunikation bilden den Schnittpunkt zwischen visuellen Künsten, Architektur und Urbanismus, wodurch der traditionelle architektonische Raum eine zusätzliche Dimension erfährt.

Vielfältige konzeptionelle Fäden verbinden das theoretische Denken und künstlerische Arbeiten von Judith Barry mit dem Werk Friedrich Kieslers. Anknüpfungspunkte bietet vor allem Kieslers visionäre "correalistische" Theorie, deren Kern die Auseinandersetzung mit der kontinuierlichen Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seinem natürlichen und technologischen Umfeld bildet. Judith Barry verstärkt diese Tendenz, indem sie den Betrachter zu einem gleichwertigen aktiven, produktiven und interaktiven Ziel ihres Werkes macht.

Neben zahlreicher Prominenz aus dem Kulturleben nahm an der Feier auch Stadträtin Dr. Friedrun Huemer teil.

(Forts.mgl.) gab/vo

(RK vom 23.11.2000)