Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 11.03.2002:
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Zwei neue Ausstellungen im Jüdischen Museum

Zwei neue Ausstellungen im Jüdischen Museum

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Zwei neue Ausstellungen im Jüdischen Museum

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Wien (RK). Montag vormittag gab es im Jüdischen Museum, 1., Dorotheergasse 11, zwei Pressepräsentationen: Vorgestellt wurden "Ernst Eisenmayer - About The Dignity Of Man. Leben und Werk" und "Oz Almog - Dem Morgenrot entgegen. Helden der Sowjetunion". Beide Ausstellungen können ab 12. März besucht werden.**** Von ...

Wien (RK). Montag vormittag gab es im Jüdischen Museum, 1., Dorotheergasse 11, zwei Pressepräsentationen: Vorgestellt wurden "Ernst Eisenmayer - About The Dignity Of Man. Leben und Werk" und "Oz Almog - Dem Morgenrot entgegen. Helden der Sowjetunion". Beide Ausstellungen können ab 12. März besucht werden.****

Lebenswerk von Ernst Eisenmayer

Von 12. März bis 16. Juni zeigt das Jüdische Museum Wien Einblicke in das Schaffen des Malers und Bildhauers Ernst Eisenmayer. Dieser war in den sechziger Jahren in der Londoner Kunstszene erfolgreich. In Österreich hatte er erst im Jahre 1967 eine große Ausstellung in der Wiener Secession. Sein Schicksal ist exemplarisch für das vieler österreichischer Juden: 1920 in Wien geboren und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, konnte er kaum die Mittelschule beenden, als die Nazis die Macht in Österreich übernahmen. Nach einer missglückten Flucht über die deutsch-französische Grenze wurde er festgenommen und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Mit Hilfe von Freunden gelang es ihm, in letzter Minute ein Visum für England zu erhalten und 1939 zu emigrieren. Während des Krieges arbeitete er als Werkzeugmacher in einer Metallfabrik und konnte sich nur in seiner Freizeit mit Malerei beschäftigen. Im Exil in London lernte er auch Oskar Kokoschka kennen, von dem er wichtige Impulse für seine weitere künstlerische Entwicklung erhielt.

Ernst Eisenmayers frühe Bilder sind geprägt von seinem Leben im Londoner Exil: Industrielandschaften aus dem London der vierziger und fünfziger Jahre, Straßenszenen, Londoner Vorstädte und auch einige Selbstporträts. Der Öffentlichkeit präsentierte er sich erstmals 1944 in einer Gemeinschaftsausstellung über österreichische Kunst im Exil in den Räumen der "Austrian Women's Voluntary Workers".

Während Eisenmayer sich zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn hauptsächlich mit Aquarellen und Ölmalerei beschäftigte, wandte er sich später auch der Skulptur zu. Er fertigte Skulpturen aus geschweißtem bzw. gegossenem Stahl, aus Bronze sowie aus Stein. 1988 übersiedelte er nach Amsterdam und seit 1996 lebt er wieder in Wien. Der Mensch und sein Schicksal steht bei ihm im Mittelpunkt. Seine Bilder und Skulpturen sind bewusste Auseinandersetzungen mit Themen wie Gewalt, Unterdrückung und Machtmissbrauch. Die Ausstellung im Jüdischen Museum zeigt eine breite Auswahl an Skulpturen, Ölbildern und Zeichnungen aus dem sehr vielschichtigen Werk des Künstlers. Die Retrospektive soll auch dazu beitragen, den zu Unrecht zu wenig bekannten Künstler wieder zu entdecken.

Kunstinstallation von Oz Almog

In der Zeit von 12. März bis 16. Juni ist im Jüdischen Museum Wien Oz Almogs Kunstinstallation "Dem Morgenrot entgegen" zu sehen. Diese jüngste Arbeit des österreichisch-israelischen Künstlers ist ganz im Stile seiner letzten beiden Installationen ("der auch..?" und "Wiener en face") gehalten, nur dass Almog diesmal nicht selbst die Porträts gemalt hat, sondern historische Dokumente jüdischer Helden der Sowjetunion inszeniert.

Almog setzt sich in seiner Installation mit der Tatsache auseinander, dass im Zweiten Weltkrieg rund 1,5 Millionen Juden bei den Streitkräften der Sowjetunion und den Alliierten an der sowjetisch-deutschen Front, in Europa und auf dem afrikanischen Kontinent, zur See und in der Luft gegen das nationalsozialistische Deutschland und seiner Verbündeten kämpften. Allein in den Reihen der Roten Armee kämpften 500.000 Juden, 200.000 von ihnen ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. In den Gefechten gegen die Wehrmacht bewiesen tausende sowjetische Soldaten jüdischer Herkunft ihren Mut. 160.000 wurden für ihre Taten mit Orden und Medaillen ausgezeichnet.

Der Künstler und Kurator Oz Almog gestaltet aus dem ihm zur Verfügung gestellten, spärlichen Material eine bizarre Installation voll Pathos, untermalt von dramatischer Beleuchtung und für Heldendenkmäler typischem Blumenschmuck. So entsteht ein dem Geist der damaligen Zeit entsprechendes visuelles und akustisches Panorama, eine Art "Hall of Fame". Jüdische Helden einmal anders.

Zu jeder der beiden Ausstellungen ist ein übersichtlicher und informativer Katalog erschienen.

Das Jüdische Museum ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Kostenlose Führungen in deutscher Sprache: sonntags um 11 und um 14 Uhr und donnerstags um 18.30 Uhr. Durch die ständigen Ausstellungen des Museums gibt es jeden Sonntag um 16 Uhr eine Führung. Eintritt: 5 EUR/70 Schilling, bzw. 2.90 EUR/40 Schilling ermäßigt. Anmeldungen für Sonderführungen (auch in Fremdsprachen), Preis: 32.70 EUR/450 Schilling unter Tel.: 535 04 31. Details zum Angebot des Museums finden Sie auch im Internet unter www.jmw.at/ .

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schuss) ull/bs

(RK vom 11.03.2002)