Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 26.04.2002:
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Wiener Gemeinderat (3)

Wien (RK). GR Paul Zimmermann (SPÖ) legte ein Konzept für Hochhäuser in Wien, die städtebaulichen Leitlinien sowie die Richtlinien für die Planung und Beurteilung von Hochhausprojekten zur Beschlussfassung vor. Dieses Konzept entscheide nicht über Hochhäuser, sondern erstelle lediglich die Rahmenbedingungen, ...

Wien (RK). GR Paul Zimmermann (SPÖ) legte ein Konzept für Hochhäuser in Wien, die städtebaulichen Leitlinien sowie die Richtlinien für die Planung und Beurteilung von Hochhausprojekten zur Beschlussfassung vor.

Dieses Konzept entscheide nicht über Hochhäuser, sondern erstelle lediglich die Rahmenbedingungen, erklärte GR Mag. Christoph Chorherr (G). Es sei nicht zuletzt auch deshalb positiv, weil es nun Richtlinien für die Planung und die Investoren gebe. Die Grünen werden diesem Konzept ihre Zustimmung geben. Chorherr nannte dafür mehrere Gründe. So werde festgeschrieben, dass ein Hochhaus als Verkehrserreger nur 25 Prozent motorisierten Verkehr beinhalten dürfe. Eine soziale und öffentliche Nutzung müsse von Errichter mitfinanziert werden, Berechnungen für Bauökologie und Energieeffizienz werden gefordert und eine öffentliche Diskussion müsse vor der Widmung erfolgen. Erstmals sei auch vor der Widmung klar, welcher Wertzuwachs erfolgt, mit diesem Konzept werde ein neuer Weg beschritten, die Widmungspraxis sollte das Konzept ernst nehmen.

Auch GR Mag. Alexander Neuhuber (ÖVP) schloss sich der letztgenannten Meinung seines Vorredners an, die Widmungspraxis werde zeigen, ob das Konzept greife. Der historische Stadtkern und die Sichtachsen müssen bewahrt werden, aber es kann und müsse ein Nebeneinander geben. Einig sei man sich bei der Definition der Ausschlusszonen, die Eignungszonen würden aber fast 150 Standorte in Wien ermöglichen. Die ÖVP wollte eher Hochhauslandschaften statt Einzelstandorten. Das Verkehrsaufkommen von nur 25 Prozent motorisiertem Verkehr sei ein entscheidender Ablehnungsgrund für die ÖVP, denn es würde gerade in Hochhäusern eine Reduzierung von PKW-Abstellplätzen gegenüber den üblichen Vorschreibungen bedeuten. Positiv hob der Redner die Partizipation der Stadt an den Widmungsgewinnen und die vorgeschriebene öffentliche Diskussion hervor. Die 10-Punkte- Liste wurde den Hochhausbau aber verteuern und bürokratisieren, die neuen Vorschriften würden die bestehenden Hochhäuser "vergolden".

Am Beginn ihres Debattenbeitrags erinnerte GR Heike Trammer (FPÖ) an die AKW-Katastrophe von Tschernobyl vor genau 16 Jahren. Sie kritisierte die Grüne Zustimmung zu Hochhausprojekten. Auch das von der FPÖ abgelehnte Projekt Wien Mitte sei nach diesem Konzept möglich. Ein Wildwuchs von Türmen in Wien werde durch dieses Konzept ebenso zulässig. Auch Grundstücksspekulationen seien nicht auszuschließen. Für die FPÖ sei es wichtig, das charakteristische Stadtbild Wiens zu erhalten. Hochhäuser würden auch die Wohnwünsche der Bevölkerung vernachlässigen. Sie verwies hier auf ein Konzept ihrer Partei zur Bebauung des Flugfeldes in Aspern. Weiters kritisierte sie, dass ein FPÖ-Antrag, in dem die Festschreibung von mehreren Punkten zur Errichtung eines Hochhauses in der Bauordnung gefordert wird, nicht berücksichtigt wurde. Die FPÖ lehne das Konzept ab.

Die Bauklasse 6 wurde auch bisher als Sonderprojekt im Gemeinderat behandelt, erklärte GR Andreas Schieder (SPÖ). Hochhaus sei an sich ein sehr relativer Begriff, Stadtbild schützen sei notwendig, es müssten aber auch Entwicklungsspielräume geschaffen werden. Wien könne im Hochhausbau nur mit Qualität punkten. Die Einigkeit bei den Ausschlusszonen sei wichtig, interessanter seien jedoch die Eignungszonen. Schieder verteidigte die 25 Prozent Marke für motorisierten Individualverkehr, dies sei ein Ziel, das für die ganze Stadt gelte. Er hob die Check-Liste und den Kriterienkatalog hervor und verwies auch darauf, dass Widmungen mit zeitlichem Ablauf möglich werden. Auch die öffentliche Nutzung und Zugänglichkeit von Hochhäusern sei von großer Bedeutung. Die Ablehnung der ÖVP bedauerte er, da es nur geringe Differenzen gebe. Das Hochhauskonzept selbst sei ein historischer Schritt. (Forts.) js/vo

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(RK vom 26.04.2002)