Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.11.2002:
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Wendelin Schmidt-Dengler und Kristian Sotriffer ausgezeichnet

Wendelin Schmidt-Dengler und Kristian Sotriffer ausgezeichnet

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Wien (RK). Hohe Auszeichnungen gab es für zwei Persönlichkeiten des österreichischen Kultur- und Geisteslebens: Univ.-Prof. Wendelin Schmidt-Dengler und Prof. Kristian Sotriffer erhielten Freitag das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". Die Verleihung nahm Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny ...

Wien (RK). Hohe Auszeichnungen gab es für zwei Persönlichkeiten des österreichischen Kultur- und Geisteslebens: Univ.-Prof. Wendelin Schmidt-Dengler und Prof. Kristian Sotriffer erhielten Freitag das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". Die Verleihung nahm Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny vor, die Laudationes hielt Dr. Christian H. Ehalt. Wegen einer Erkrankung konnte Prof. Sotriffer an der Feierstunde jedoch nicht teilnehmen, die Auszeichnung nahm seine Frau Gritli Sotriffer entgegen.****

"Wendelin Schmidt-Denglers Verdienste als Literaturwissenschaftler sind in ihrer Vielfalt und Qualität außergewöhnlich", so Mailath-Pokorny. "Er hat unter anderem die österreichische Gegenwartsliteratur zum Gegenstand der Germanistik gemacht". Und weiter: "Wendelin Schmidt-Dengler hat viele der heute arrivierten und anerkannten Autorinnen und Autoren von ihren literarischen Anfängen an begleitet - er hat sie ermutigt, unterstützt und motiviert, er sei ihnen und ihren Texten mit Respekt und Feingefühl, aber auch mit Kritik begegnet. Heuer, zu seinem 60. Geburtstag, hat Schmidt-Dengler viel von dem, was er gegeben hatte, "zurückbekommen". Österreichische Autorinnen und Autoren, darunter Elfriede Jelinek, Bodo Hell und Josef Haslinger, haben ihm mit dem Buch "Der Germanist" ein literarisches Denkmal gesetzt".

"Kristian Sotriffer ist einer der bedeutendsten Kunsthistoriker und Kunstkritiker Österreichs", betonte Mailath- Pokorny. "Besonders der Nachkriegs-Moderne und der zeitgenössischen Kunst galt und gilt seine Vorliebe. Was Kristian Sotriffer sagt, hat Gewicht. Sein Urteil ist immer kenntnisreich, korrekt, bestimmt und unumstößlich".

Univ.-Prof. Wendelin Schmidt-Dengler wurde 1942 in Zagreb geboren. Er besuchte das Gymnasium in Wien und studierte von 1960 bis 1966 Germanistik und Klassische Philologie. Seine universitäre Laufbahn begann er als Assistent am Institut für Germanistik, ehe er 1980 außerordentlicher und 1989 ordentlicher Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Wien wurde. Seine Verdienste als Literaturwissenschaftler sind in ihrer Vielfalt und Qualität außergewöhnlich. Er hat die österreichische Gegenwartsliteratur zum Gegenstand der Germanistik gemacht und eine neue Sicht auf die österreichische Literatur der Zwischenkriegszeit initiiert.

Wendelin Schmidt-Denglers wissenschaftliche Publikationen sind in ihrer Fülle kaum überblickbar: Er schrieb Bücher, Aufsätze und Essays über Ilse Aichinger, H. C. Artmann, Herbert Eisenreich, Peter Handke, Friederike Mayröcker u.v.m. Schwerpunkte seiner Arbeit sind aber die Beschäftigung mit Ernst Jandl, Thomas Bernhard und Heimito von Doderer, dessen Tagebücher aus dem Nachlass er herausgegeben hat. Zuletzt sind von ihm der Essay "Nestroy. Die Launen des Glücks" (2001) und "Ohne Nostalgie. Zur österreichischen Literatur der Zwischenkriegszeit" (2002) erschienen.

Zu seinem heurigen 60. Geburtstag erhielt Wendelin Schmidt- Dengler ein ganz besonderes Geschenk: Österreichische Autorinnen und Autoren, darunter Elfriede Jelinek, Bodo Hell und Josef Haslinger, setzten ihm in dem Buch "Der Germanist" ein literarisches Denkmal. Die Texte - Gedichte, Essays, Aufsätze und philosophische Abhandlungen - sind sehr persönlich gehalten; aus jeder Zeile spricht die Verehrung, der Respekt und die Hochachtung, die dem "Herrn Professor" entgegengebracht wird.

Seit 1996 ist Wendelin Schmidt-Dengler Leiter des Österreichischen Literaturarchivs an der Österreichischen Nationalbibliothek, des Weiteren wurde er zum Präsident der kürzlich ins Leben gerufenen "Österreichischen Gesellschaft für Germanistik" gewählt. W. Schmidt-Dengler ist Träger zahlreicher Preise, er erhielt u. a. den Theodor-Körner-Preis, den Förderungspreis der Stadt Wien für Wissenschaft und den Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik.

Prof. Kristian Sotriffer ist einer der bedeutendsten Kunsthistoriker und Kunstkritiker Österreichs. Seine Vorliebe gilt der Moderne und der zeitgenössischen Kunst. Kristian Sotriffer wurde 1932 in Bozen geboren. Von 1945 bis 1950 besuchte er das Kepler-Gymnasium in Dornstetten bei Freudenstadt. Nach einigen Jahren Verlagstätigkeit in Stuttgart, Köln und München übersiedelte Kristian Sotriffer 1957 nach Wien, "seiner vierten Heimat", wie er selber schreibt. 1962 beginnt er mit seiner journalistischen Tätigkeit bei der Tageszeitung "Die Presse", für die er auch noch heute, nach 40 Jahren, tätig ist. Von 1972 bis 1983 war er Verlagsleiter der Edition Tusch und förderte die Herausgabe von Kunstbüchern, Graphik-Edition und Mappenwerken österreichischer Künstler, wie Eisler, Flora, Frohner und Wotruba.

Kristian Sotriffers publizistisches Werk ist äußerst umfangreich, sein Werksverzeichnis umfasst mehrere Seiten: Er verfasste kunsttheoretische und kunsthistorische Werke, kulturgeschichtliche Bücher, Ausstellungskataloge, Künstlermonographien und zahlreiche Buch- und Zeitschriftenaufsätze. Dazu kommen noch unzählige Kunstkritiken, veröffentlicht in der "Presse".

Kristian Sotriffer ist nicht nur Kunstpapst und Kritikerlegende, als exzellenter Fotograf ist er auch selbst Künstler. Von seinen Fotografien kann man sich in seinen Büchern über Kulturlandschaften in Friaul, Istrien und Slowenien ein Bild machen.

1986 wurde er mit dem Berufstitel "Professor" ausgezeichnet; seit 1983 ist er Präsident der österreichischen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes. 1993 erhielt er - gemeinsam mit Alfred Kolleritsch - den "Staatspreis für Kulturpublizistik".

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar

(RK vom 15.11.2002)