Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.04.2003:
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Wiener Gemeinderat (8)

Wien (RK). Die FPÖ brachte eine Dringliche Anfrage betreffend "ViennaBike" ein. Das am 8. April 2002 vorgestellte Wiener Gratis-Stadtrad "ViennaBike" sei mit großen Vorschusslorbeeren und noch größerem Medienrummel als urbanes Allheilmittel gegen die Staulawine und die steigenden Emissionswerte Wiens gefeiert worden ...

Wien (RK). Die FPÖ brachte eine Dringliche Anfrage betreffend "ViennaBike" ein. Das am 8. April 2002 vorgestellte Wiener Gratis-Stadtrad "ViennaBike" sei mit großen Vorschusslorbeeren und noch größerem Medienrummel als urbanes Allheilmittel gegen die Staulawine und die steigenden Emissionswerte Wiens gefeiert worden. Doch schon bald habe sich Ernüchterung breit gemacht. Es konnte nicht der erhoffte Anstieg des Fahrradverkehrs erreicht werden, auch war das System so ausgestattet, dass Vandalismus, Diebstahl und Devastation nicht verhindert werden konnten. Nach einigen Wochen - so die FPÖ - mussten die restlichen Räder eingezogen werden. Zwar wurde ein Neustart im Juli 2002 versucht, es zeigte sich jedoch, dass auch mit leicht modifizierter Nutzungsbedingung das System zum Scheitern verurteilt war. Infolge dieser Umstände kündigte der Verein "ViennaBike" im Dezember 2002 den Drei-Jahres-Vertrag.

GR Dr. Herbert Madejski (FPÖ) gab zu Beginn seiner Wortmeldung einen ausführlichen Abriss über die Geschichte des "ViennaBike". Die FPÖ hätte die Idee ursprünglich mitgetragen, die Durchführung sei allerdings dilettantisch abgelaufen. Sinnvoller wäre von allen Anfang an ein System für ganz Wien gewesen. Madejski erinnerte daran, dass die Stadt im ersten Jahr 653.000 EUR in das Projekt investiert habe, gefahren seien die Räder 82 Tage. Daher habe die Aktion die Wiener Steuerzahler 7.960 EUR pro Tag gekostet. Auch bei der Versteigerung der Räder sei vieles noch im Unklaren und werde von Gerichten geklärt werden.

Wie StR. DI Rudolf Schicker (SPÖ) in der Beantwortung der Dringlichen Anfrage feststellte, sei der Fahrradklub "ViennaBike" mit einem Umsetzungskonzept für das Projekt "Gratis-Stadtrad" 2001 an die Stadt Wien herangetreten. Er habe um eine Subvention von 1,2 Millionen EUR für die Dauer von drei Jahren ersucht. Dies sei Anfang 2002 mit den Stimmen aller Parteien im Gemeinderat beschlossen worden. Am 7. Mai 2002 sei der offizielle Startschuss erfolgt, an rund 240 Standorten standen ab diesem Zeitpunkt rund 1.200 Fahrräder zur Verfügung. Ende Mai musste der Verein die Räder wegen Vandalismus und Rückholproblemen wieder einsammeln und stellte eine rasche Umstellung auf ein anderes Entlehn-System in Aussicht. Nachdem die Umsetzung dieser Idee jedoch nicht einmal im Ansatz gelang, wollte er Mitte Juli 2002 die Viennabikes wieder mit dem bisherigen Zwei-Euro-Pfandsystem zur Verfügung stellen. Schon damals seien seitens der Stadt Wien ein klares Verbesserungskonzept und konkrete Perspektiven des Betreibervereins gefordert worden. Mitte Juli konnten sich, wie Schicker betonte, die Wienerinnen und Wiener wieder über die Viennabikes freuen - diesmal mit kleinen Verbesserungen und einem Viennabike-Infoteam. Der zweite Anlauf funktionierte erfolgreich, bis die Räder im November eingezogen wurden. Infolge des Unvermögens des Vereins "Fahrradclub Vienna Bike", ein zukunftsfähiges Konzept zu liefern, kündigte die Stadt Wien am 9. Dezember 2002 an, für 2003 und 2004 keine Subventionen mehr zu genehmigen. Umgehend begann daraufhin die Suche nach einem Nachfolgepartner. Ende Jänner 2003 stand die GEWISTA als neuer professioneller Partner fest. Wie Schicker abschließend betonte, würden mehr als 80 Prozent der Wiener Gratis-Stadträder befürworten.

Er sei froh, dass das flop-artige Projekt eingestellt wurde, betonte GR Günther Barnet (FPÖ). Man brauche kein Gratis-Fahrrad, um Rad zu fahren. Das Gratisrad sei als Verkehrsmittel in der gehandhabten Form ungeeignet gewesen, weil es in vielen Bezirken nicht benutzt werden konnte. In der Innenstadt gebe es auch genügend andere Verkehrsmittel. Den Grünen warf er vor, es sei ihnen primär um eine politische Zielgruppe gegangen. Zu überlegen wäre nach Ansicht Barnets das Rad in den Außenbezirken. So könnte er sich vorstellen, dass beispielsweise in Floridsdorf, Am Spitz, Gratisräder aufgestellt würden, die Bewohner am Stadtrand für den Weg nach Hause bzw. zur U-Bahn nutzen könnten. (Forts.) ull/vo

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(RK vom 23.04.2003)