Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.03.2004:
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Wiener Gemeinderat (4)

Wien (RK). Die Vereinigten Bühnen seien ein gutes Beispiel für die Jahrzehnte lange falsche Kulturpolitik der Stadt Wien, erklärte GR Dr. Andreas Salcher (ÖVP). Jahrelang habe die Stadt unter SPÖ-Verantwortung für Musicals hohe Subventionen gegeben, in den vier Jahren der ÖVP-Verantwortung für das Kulturressort ...

Wien (RK). Die Vereinigten Bühnen seien ein gutes Beispiel für die Jahrzehnte lange falsche Kulturpolitik der Stadt Wien, erklärte GR Dr. Andreas Salcher (ÖVP). Jahrelang habe die Stadt unter SPÖ-Verantwortung für Musicals hohe Subventionen gegeben, in den vier Jahren der ÖVP-Verantwortung für das Kulturressort konnte Stadtrat Marboe sogar 100 Millionen Schilling einsparen. Wenn jetzt 35 bis 40 Millionen Euro für den Umbau des Ronacher ausgegeben werden sollen, sei dies eine wirtschaftliche und kulturpolitisch falsche Entscheidung, meinte Salcher und stellte fest, "in Musical zu investieren ist reaktionär". Es gelänge Stadtrat Mailath-Pokorny fast immer, falsche Entscheidungen zu treffen. Seine Kulturpolitik sei weder links noch rechts, auch nicht sozialdemokratisch, sondern einfach nur schlecht.

In der Neustrukturierung der Vereinigten Bühnen sei kein Reformwille zu spüren, meinte GR Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ). Sie stellte daher den Antrag, dass bei der Neustrukturierung auch marktwirtschaftliche Überlegungen Eingang finden sollten. 30 bis 40 Millionen Euro in den Umbau des Ronacher zu stecken, sei unverantwortlich, wichtiger wäre es, Geld für die Musikschulen bereitzustellen. Sie brachte deshalb einen Antrag ein, das für den Ronacher-Umbau vorgesehene Geld für den Ausbau der Wiener Musikschulen bereitzustellen. Da es eine Schande für Wien sei, dass der Gluck-Zyklus nicht umgesetzt werden könne, brachte sie einen weiteren Antrag ein, die für Peter Sellars vorgesehenen Budgetmittel zu reduzieren und dafür die Gluck-Produktion zu finanzieren. Auch forderte sie in weiteren Anträgen die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Errichtung eines Gartentheaters in Schönbrunn sowie vierteljährliche Berichte an den Kulturausschuss über die Gehälter der Kulturmanager. Wie Unterreiner ausführte, lehnen die Freiheitlichen die Kulturpolitik der Sozialdemokraten ab, werden aber dem Antrag zustimmen.

Gegen Legendenbildungen wandte sich GR Ernst Woller (SPÖ) und stellte fest, die von Marboe jährlich erzielten 25 Millionen Schilling Einsparung bei den Vereinigten Bühnen hätten diese mit seinem Wissen durch die Erhöhung der Mieten für den Klangbogen und die Festwochen wieder hereingebracht, sodass tatsächlich nichts eingespart wurde. Der Kulturstadtrat habe mit der Neuordnung der Vereinigten Bühnen eine große Entscheidung getroffen. Es sei absolut einzigartig, dass eine Stadtregierung bei einem hohen Kulturbudget zusätzlich 90 Millionen Euro aufbringe. Ein hochqualitatives und vielfältiges Musiktheaterangebot sei wichtig für Wien, für die Wienerinnen und Wiener, aber auch für den Wien-Tourismus. Die Umwandlung des Theaters an der Wien in ein Musiktheater sei ein zusätzliches qualitätsvolles Angebot.

Genau so wie sich Wien zu einem vielfältigen und qualitativen Musiktheater bekenne, stehe Wien auch zum Musical. Oper und Musical haben genau so viele Besucher und es sei daher richtig, auch das Musical zu fördern. Wien wolle eigenständige Produktionen, die von Wien in die Welt gehen. Mit der Förderung des Musicals werden auch historische Gebäude erhalten und Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert. Um ein voll bespielbares Haus zu erhalten, sei der Einbau einer zeitgemäßen Bühnentechnik im Ronacher notwendig. Im Übrigen meinte Woller, werde in Wien laufend in Kulturbauten investiert. Jetzt sei die Opposition auf einmal gegen Investitionen, weil es "nur" um das Musical gehe. (Forts.) end/rr

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(RK vom 03.03.2004)