Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.11.2006:
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Wiener Landtag (4)

Wien (RK). LAbg. Marco Schreuder (Grüne) bezichtigte die FPÖ, keine Ahnung von homosexuellen und lesbischen Beziehungen zu haben. Für Kinder, die in derartigen Beziehungen lebten, seien Geborgenheit und Liebe die wichtigsten Werte. Es gebe in vielen europäischen Ländern ein Zusammenleben zwischen Paaren gleichen ...

Wien (RK). LAbg. Marco Schreuder (Grüne) bezichtigte die FPÖ, keine Ahnung von homosexuellen und lesbischen Beziehungen zu haben. Für Kinder, die in derartigen Beziehungen lebten, seien Geborgenheit und Liebe die wichtigsten Werte. Es gebe in vielen europäischen Ländern ein Zusammenleben zwischen Paaren gleichen Geschlechts gemeinsam mit Kindern, sogenannte Regenbogenfamilien. Er verlangte die namentliche Abstimmung der von ÖVP und FPÖ eingebrachten Anträge.

LAbg. Mag. Ines Anger-Koch (ÖVP) forderte in der Frage der Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Pflegschaftseltern eine liberale Position mit Einschränkungen. Eine völlig gleich gestellte Konstellation zu legalisieren helfe niemanden. Sie brachte zwei Anträge ein, die sich mit der Verbesserung des Wohles der Kinder und mit den Ausbildungsvoraussetzungen befassen. Als sehr positiv hob sie hervor, dass es in Wien ca. 150 Lehrer gebe, die sich intensiv mit der Beratung von Schulkindern auseinandersetzen.

LAbg. Mag. Wolfgang Jung (FPÖ) sprach sich strikt gegen die Regenbogenfamilie aus. Die FPÖ mache keine Politik für die Wohlfühlgesellschaft, sondern für Menschen, die sich unter den gegebenen Umständen nicht wohlfühlten. Ihm wäre es am liebsten, würde über die gestellten Anträge geheim abgestimmt werden. Als Problem für die heranwachsenden Kinder bezeichnete er die hohe Scheidungsrate, was in der Regel dazu führe, dass Kinder oft nur mit der Mutter aufwüchsen. Oft fehlten daher männliche Bezugspersonen für diese Kinder.

LAbg. Mag. Harald Stefan (FPÖ) betonte, würde man die Kinder fragen, ob sie mit einer Mutter und einem Vater aufwachsen wollten, hätte man eine große Zustimmung. Von verschieden geschlechtlichen Eltern zu lernen, sei noch immer das Beste, ergänzte er. Bei homosexuellen Beziehungen fehlte die Beziehung zum anderen Geschlecht. Neben einer Scheidung könnte auch das Leben in einer Familie mit gleichgeschlechtlichen Partnern zu einer großen Belastung werden.

LAbg. Mag. Sybille Straubinger (SPÖ) sagte, das Aufwachsen von Kindern in Familien mit gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern funktioniere gut, das sei auch in Deutschland so, denn Kinder sähen ihre Eltern als asexuelle Wesen an und nehmen in erster Linie Werte auf wie Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Dies seien alles Werte, die nicht vom Geschlecht abhingen. Die FPÖ nehme scheinbar an, viele Kinder würden in derartigen Beziehungen gravierend in ihrer werdenden Sexualität beeinflusst werden.

LAbg. Susanne Jerusalem (Grüne) sagte, dass die sexuelle Neigung grundsätzlich egal sei. Sie kündigte an, persönlich dem Gesetz nicht zustimmen zu können, weil das Gesetz nicht sicherstelle, dass in allen Richtungen ausgebildetes Personal arbeite und zum Zweiten es auch nicht garantiert sei, dass die Stadt Wien in die Infrastruktur von gemeinnützigen Vereinen investiere. Dennoch gebe es in diesem Gesetz viele Verbesserungen, schloss Jerusalem.

LAbg. Dr. Matthias Tschirf (ÖVP) sprach sich klar gegen die Adoption von Kindern durch homosexuelle Partnerschaften aus. Das bestehende Gesetz beinhalte ohnedies einen klaren Auftrag, Kinder in einer heterosexuellen Gemeinschaft aufwachsen zu lassen oder sie einer Einzelperson zu übertragen. Dieser Auftrag sei zum Wohle des Kindes sehr wichtig und als Leitmaßstab anzusehen, ergänzte er.

StR. David Ellensohn (Grüne) sagte, die Gesellschaft habe sich weiterentwickelt, die Normen änderten sich ständig und es gebe jedwede Art von Beziehungen. Bei der ÖVP ortete er einander widersprechende Aussagen. Er glaubt, dass es in allen Parteien alle Formen von Beziehungen gebe, in Richtung ÖVP betonte er, ein Ideal zu verfolgen, das nicht mehr der heutigen Realität entspreche. Das wichtigste sei es, sich zu fragen, wie es den Kindern gehe und was für sie besser sei, sagte er abschließend. (Forts.) hl/rr

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(RK vom 23.11.2006)