Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.05.2008:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Schicker: Wien rückt an die Donau

Wien (RK). Mit dem Symposium Waterfront Innovations hat die Stadt Wien die intensive Auseinandersetzung mit der Transformation des rechten Donauufers und der dahinter liegenden Gebiete fortgesetzt. Nachdem bereits 2006 in einer Kooperation mit der Harvard Graduate School of Design von Post Graduate StudentInnen ...

Wien (RK). Mit dem Symposium Waterfront Innovations hat die Stadt Wien die intensive Auseinandersetzung mit der Transformation des rechten Donauufers und der dahinter liegenden Gebiete fortgesetzt. Nachdem bereits 2006 in einer Kooperation mit der Harvard Graduate School of Design von Post Graduate StudentInnen zahlreiche spannende Ideen für die Neugestaltung und Aufwertung der Uferzonen entwickelt wurden und im Juni 2007 im Rahmen der Konferenz "Waterfront Developments" internationale ExpertInnen in Wien zu Gast waren, bot nun die diesjährige Veranstaltung die Möglichkeit, die Entwicklungsziele der Stadt sowie bereits in Planung und Umsetzung befindliche Projekte, im Rahmen der REAL- Vienna einem internationalen Publikum aus Immobilienentwicklern und Investoren zu präsentieren.

Breiten und offenen Diskussionsprozess fortsetzen

In seinem Eröffnungsstatement betonte Stadtrat DI Rudi Schicker, dass nun alle infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen sind, um Wien näher an die Donau zu bringen. Neben der Hochwassersicherheit, die durch den Bau der Donauinsel und der Staustufe Freudenau garantiert ist, schafft nun die neue U2 auch neue Verbindungen an das Wasser und bringt eine substantielle Aufwertung für das "Hinterland". Schicker betonte, dass es für die Stadt Wien von Anfang an wichtig war, die Entwicklung dieser chancenreichen aber auch sensiblen Zonen durch einen breiten und offenen Diskussionsprozess mit österreichischen und internationalen ExpertInnen (ArchitektInnen, StadtplanerInnen, Investoren und Developer) zu begleiten. Abschließend stellte Stadtrat Schicker fest, dass mit der Entwicklung einzelner Hot Spots an der Wasserkante (wie z.B. dem Projekt Marina City) beste Voraussetzungen für eine Neuinterpretation und Aufwertung des gesamten rechten Donauufers geschaffen werden. Die Kombination Hinterland und Wasserkante als Stärke des rechten Donauufers

Stadtplaner Peter Klopf, der als Zielgebietskoordinator federführend für die Entwicklung des rechten Donauufers verantwortlich zeichnet (die Wiener Waterfront ist eines von 13 Zielgebieten der Wiener Stadtentwicklung), verwies auf die hohe Entwicklungsdynamik im "Hinterland" des rechten Donauufers, die eine besondere Chance für eine nachhaltige Entwicklung der Wasserkante selbst bietet. Die Entwicklung in der sogenannten "zweiten Reihe", also im Bereich Prater, Messe und Krieau schafft die Voraussetzungen um die Stadt mit dem Fluss zu verbinden und damit auch eine neue Phase in der nicht immer einfachen "Beziehung" zwischen der Stadt und ihrem Strom einzuleiten. Er betonte, dass es in der weiteren Entwicklung nicht darum geht, einen allumfassenden Masterplan für das rechte Donauufer zu entwickeln, sondern vielmehr Typologien für die einzelnen Uferabschnitte herauszuarbeiten, die dann als Leitlinie der Entwicklung fungieren können. Klopf nannte drei typologische Zonen an der Waterfront, die es zu entwickeln gilt:

  • Liveable Neighborhoods - dabei soll der obere Handelskai im
    Bereich des 20. Bezirkes als Wohn- und Freizeitstandort gestärkt
    und ausgebaut werden
  • Harbour City - der Zentralbereich bei der Reichsbrücke soll
    aufgewertet werden und damit die Entwicklung am linken Ufer im
    Bereich der Donau City ergänzen und stärken
  • Nature & Leisure Cluster - im Bereich des grünen Praters bietet
    sich eine Fokussierung auf Freizeit- und Tourismusnutzung an,
    die eine Verbindung zwischen dem Prater und der Uferkante
    ermöglicht

Der Architekt Christoph Lechner ergänzte die Ausführungen von Peter Klopf indem er die Neuerungen in der "zweiten Reihe" im Detail vorstellte. Er verwies dabei auf die Schnelligkeit der Entwicklung, die dazu führte, dass innerhalb kurzer Zeit neben der Messe Wien und dem neuen Einkaufzentrum Stadioncenter, nun mit dem Viertel 2 ein weiterer hochwertiger Standort entwickelt wird. Mit dem Messe Carree Nord und der neuen WU stehen die nächsten zentralen Projekte bereits zur Umsetzung bereit. Architekt Ernst Hoffmann präsentierte jenes Projekt an der Wasserkante, die Marina City, das bereits am weitesten fortgeschritten ist und exemplarisch für die neue Attraktivität des rechten Donauufers steht. Die Marina City wird nicht nur direkt an der verlängerten U2 liegen, sie wird darüber hinaus auch einen direkten Zugang zum Ufer sowie zum Yachthafen Marina Wien haben. Das Projekt bietet Office Space, der auch in der Innengestaltung eine Symbiose mit der Wasser eingehen wird. Thomas Jakoubek (Geschäftsführer der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum - WED) ergänzte den Fokus auf das rechte Donauufer mit einem Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Donau City. Die Stadt wird dabei nicht nur von den, von Dominque Perrault geplanten Hochhäusern Donau City Tower 1 und 2 profitieren, sondern auch von einer Neugestaltung der Uferzone der Neuen Donau.

Podrecca: Maßanzüge für Waterfronts schneidern

Im internationalen Teil des Symposiums betonte der Architekt Boris Podrecca die Notwendigkeit, jede Waterfront in ihrer Einzigartigkeit zu begreifen. Das bedeutet, dass man nicht nur städtebauliche und geologische Gegebenheiten berücksichtigen muss, sondern auch die Historie des Ortes in die Planungen einfließen lassen muss. Nicht Konfektionsware sondern vielmehr Maßanzüge seien bei der Gestaltung von Waterfronts daher gefragt. Nur dann kann es gelingen, mit der Neugestaltung von Uferzonen auch einen neuen Bezug zwischen der Stadt und seinem Wasser herzustellen. Podrecca stellte dabei fest, dass bei dieser Neugestaltung und Neuinterpretation durchaus auch Platz für ungeplantes sein sollte, damit sich der Ort in seiner eigenen Dynamik entwickeln kann.

Der US-amerikanische Architekt und Stadtplaner Tom Sieniewicz erläuterte anhand von sechs Waterfront Developments in den USA und Asien die transformative Wirkung dieser Projekte nicht nur für die eigentlichen Uferlagen, sondern für die ganze Stadt. Dass das manchmal durchaus mit großen infrastrukturellen Vorleistungen verbunden ist, zeigt das Beispiel Boston, wo mit dem sogenannten "Big Dig" eine ganze Stadtautobahn weichen musste, um der Stadt wieder die Möglichkeit zu geben mit ihrer Waterfront zusammen zu wachsen. Abschließend zeigte Slobodanka Prekajski die vielfältigen Möglichkeiten, die die künftige Entwicklung der Uferzonen von Donau und Save in Belgrad bringen werden. (Schluss) lf

  • Rückfragehinweis für Medien:
    Europaforum Wien - Zentrum für Städtedialog und Europapolitik
    Rahlgasse 3/2, 1060 Wien
    Tel. +43-1-5858510-0, Fax +43-1-5858510-30
    institut.efw@europaforum.or.at
    www.europaforum.or.at

(RK vom 30.05.2008)