Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.08.2008:
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Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt Ernst Ocwirk

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt Ernst Ocwirk

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Wien (RK). Das große Fußball-Fest der Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich wirkt weiter: Das Wiener Stadt- und Landesarchiv hat Ernst Ocwirk eine der "11 Biographien" von Persönlichkeiten des Wiener Fußballs gewidmet. Diese sind im Rahmen der gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus konzipierten ...

Wien (RK). Das große Fußball-Fest der Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich wirkt weiter: Das Wiener Stadt- und Landesarchiv hat Ernst Ocwirk eine der "11 Biographien" von Persönlichkeiten des Wiener Fußballs gewidmet. Diese sind im Rahmen der gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus konzipierten Ausstellung "Die Eleganz des runden Leders - Wiener Fußball 1920- 1965" zu sehen. Die Spezialausstellung "11 Biographien" ist im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs im Gasometer D in Simmering (Zugang über Gasometer A) Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr zu besichtigen, der Eintritt ist frei.****

Als Ernst Ocwirk 1947 zur Austria kam, war diese Mannschaft zwar eine große und international höchst erfolgreiche, aber auch eine wenig ausgeglichene. Er selbst hat dazu gemeint, dass er am Wesen der Austria als "launische Frau" nichts ändern wolle und dies auch gar nicht erst versuche; eben weil ihre guten und schlechten Eigenschaften so typisch wienerisch seien: "'Leben und leben lassen' steht einem mehr an als 'Sieg um jeden Preis'." Eine Einschätzung der Austria, die von Literaten wie Hans Weigel geteilt und verfestigt wurde und in gewisser Hinsicht wohl auch auf den Spieler Ocwirk selbst anwendbar war: genial, hinreißend, hochbegabt, launisch, dilettantisch, improvisierend - und das alles oft innerhalb weniger Minuten -, eine Elf von Künstlern und Individualisten, voll Freude am Schönen und am Wirken, doch oft auch ohne Sinn für das Praktische.

Bereits unmittelbar nach dem Krieg ist Ocwirk im Alter von knapp 19 Jahren mit der österreichischen Nationalmannschaft in einem russischen Militärlastwagen nach Budapest gefahren, um das erste, noch inoffizielle Nachkriegsländerspiel zu bestreiten, mit einem Team, dem altgediente Legenden wie Karl Sesta oder Camillo Jerusalem angehörten. Und ab diesem Zeitpunkt gehörte er zur Stammbesetzung der Nationalmannschaft, wurde deren Mittelfeldstratege, unbestrittener Kopf und Kapitän. Es war eine Mannschaft, die zu Beginn der 1950er Jahre die weltweit führenden Ungarn mit 5:3 besiegen, den auf heimischem Boden als unschlagbar geltenden Engländern (einem britischen Schiedsrichter zum Trotz) ein 2:2 Unentschieden abringen und als erstes kontinentaleuropäisches Team in Schottland siegen konnte (wobei sich übrigens Torhüter Walter Zeman den Ehrentitel "Tiger von Glasgow" erwarb). Dieses Team führte die europäische Rangliste an, und sein Kapitän wurde vom französischen Fachblatt "France Football" 1952 zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Seine völlig neue Auffassung vom Spiel eines "Mittelläufers", seine wohltemperierten, unnachahmlichen Passes oft über 40 Meter erregten das Aufsehen der internationalen Fachwelt, für die er als der weltweit unorthodoxeste Mittelfeldspieler und Mannschaftsregisseur galt.

  • "11 Biographien"
    Die Eleganz des runden Leders - Wiener Fußball 1920-1965
    Ausstellung im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs
    Simmering, Gasometer D (Zugang über Gasometer A)
    Kurator: Wolfgang Maderthaner
    Ausstellungsdauer: bis 26. September 2008

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) red

  • Rückfragehinweis für Medien:
    Wiener Stadt- und Landesarchiv
    Mag. Manuel Swatek
    Telefon: (+43 1) 4000 84827
    E-Mail: manuel.swatek@wien.gv.at

(RK vom 14.08.2008)