Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.10.2008:
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Sima: Projekt "KomOzon" in der Hauptkläranlage Wien

Sima: Projekt "KomOzon" in der Hauptkläranlage Wien

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Wien (RK). "Die im Jahr 2005 eröffnete erweiterte Hauptkläranlage (HKA) Wien reinigt das Abwasser der Wienerinnen und Wiener auf technisch höchstem Niveau, alle an die neue Anlage gestellten Erwartungen wurden erfüllt oder sogar übertroffen", betonte Umweltstadträtin Mag.a Ulli Sima bei der Vorstellung des Projektes ...

Wien (RK). "Die im Jahr 2005 eröffnete erweiterte Hauptkläranlage (HKA) Wien reinigt das Abwasser der Wienerinnen und Wiener auf technisch höchstem Niveau, alle an die neue Anlage gestellten Erwartungen wurden erfüllt oder sogar übertroffen", betonte Umweltstadträtin Mag.a Ulli Sima bei der Vorstellung des Projektes KomOzon auf dem Gelände der Hauptkläranlage in Wien- Simmering: "Die zweite biologische Reinigungsstufe sorgt dafür, dass neben den organischen Schmutzstoffen auch Stickstoff und Phosphor weitestgehend aus dem Abwasser entfernt werden und nicht in die Wiener Gewässer gelangen." Univ.-Prof. Dr. Helmut Kroiss von der TU Wien bestätigte: "Die HKA Wien ist heute weltweit eine der effizientesten Großkläranlagen. Diese Technologie ist heute Stand der Technik."****

Dennoch gelte, so Umweltstadträtin Sima: "Wir wollen die bestmögliche Wasserqualität für Wien erreichen. Das gilt auch für Substanzen, deren Entfernung aus dem Abwasser nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Daher kooperieren die EbS als Betreiber der Hauptkläranlage Wien mit der TU Wien im Projekt KomOzon bei der Erforschung neuer Methoden, wie wir auch diesen Schadstoffspuren künftig zu Leibe rücken können." Denn nach der erfolgreichen Entfernung von organischen Schmutzstoffen, Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser sind nun neue Substanzen in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt: Kommunales Abwasser enthält auch Spuren menschlicher Hormone, Rückstände von Medikamenten und Körperpflegemittel. "Zahnpasta, Deos, Duschgels, Sonnencreme oder Shampoos beinhalten eine Vielzahl von chemischen Verbindungen, die beim Duschen oder Baden ins Abwasser gelangen und biologisch in den Kläranlagen schlecht oder unter Umständen gar nicht abgebaut werden", erklärte Professor Kroiss. Diese Substanzen gelangen nur in sehr geringen Mengen - vergleichbar einem Zuckerwürfel in 1.000 bis 10.000 Tankwagen - in die Gewässer. In der HKA Wien führt die TU Wien nun mit dem Projekt KomOzon den ersten, umfangreichen Großkläranlagen-Versuch zur Zerstörung dieser Schadstoffspuren durch.

Ozon "knackt" Schadstoffe

Im Labor ergab die Anwendung von Ozon, das diese Substanzen zerstört und selbst im Wasser zu ungefährlichem Sauerstoff zerfällt, die überzeugendsten Ansätze. Prof. Kroiss: "Ozon ,knackt' biologisch nicht oder schwer abbaubare Substanzen und zerlegt sie - oxidiert sie - in kleinere, einfachere Teile, die im Optimalfall von den Bakterien weiter biologisch abgebaut werden können. Die chemische Struktur der Schadstoffe wird jedenfalls zerstört, so dass Gewässerorganismen nicht mehr belastet werden." Im unter Federführung der TU Wien, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft laufenden Projekt "KomOzon" wird nun in der HKA Wien erstmals die Praxis-taugliche Umsetzung der Laborergebnisse untersucht. "Dazu muss eine Vielzahl von Erfahrungen gesammelt werden", so Professor Kroiss, "es geht etwa um die Menge des notwendigen Ozon oder die Art und Weise der Eintragssteuerung. Schließlich soll die Technologie nicht nur direkt dem Schutz des Wassers zugute kommen, sondern auch energie- und kosteneffizient sein." Außerdem gelte es sicherzustellen, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen bei Gewässerorganismen auftreten. Daher sind neben dem Umweltbundesamt auch die Medizinische Universität Wien und die Veterinärmedizinische Universität im Projektteam vertreten. Das Projekt KomOzon wird aus Bundesmitteln, die von der Kommunalkredit - Public Consulting verwaltet werden, gefördert, die Kosten belaufen sich auf rund 480.000 Euro. Der Versuch in der HKA Wien läuft noch bis in das Jahr 2009.

So funktioniert die HKA Wien

Durchschnittlich 7.000 Liter Abwasser pro Sekunde gelangen über das Kanalsystem in die Wiener Hauptkläranlage. Zunächst wird es im Schotterfang von Schotter und Kies befreit. Sechs Schneckenpumpen heben das Abwasser in die Höhe, so dass es im natürlichen Gefälle die Kläranlage durchlaufen kann. Die mechanische Reinigung, die Rechenanlage, Sandfang und Vorklärbecken umfasst, befreit das Abwasser von den groben und feinen ungelösten Verunreinigungen, rund 30 Prozent der gesamten Schmutzstoffe werden entfernt.

Daran anschließend beginnt die biologische Reinigung. Sie funktioniert nach dem Vorbild der Natur. In den Belebungsbecken der ersten Stufe reinigen Mikroorganismen das Abwasser der Wiener. Hier wird Kohlenstoff abgebaut, wofür die Zufuhr von Sauerstoff notwendig ist. In den Zwischenklärbecken setzen sich diese Mikroorganismen samt dem von ihnen aufgenommenen Schmutz als so genannter Belebtschlamm ab. Das Abwasser fließt seit 2005 weiter in die neuen Belebungsbecken, wo wiederum Mikroorganismen ihre Arbeit tun und für den Stickstoff-Abbau sorgen. In den Nachklärbecken wird der Belebtschlamm vom gereinigten Abwasser, das anschließend in den Donaukanal fließt, getrennt.

Rund 180.000 m3 eingedickter Schlamm fallen pro Jahr in der Hauptkläranlage Wien an. Der in Zentrifugen entwässerte Schlamm wird in vier Wirbelschichtöfen der Fernwärme Wien bei 850 Grad Celsius verbrannt. Aus dem dabei entstehenden Dampf entsteht Strom, die Restwärme wird als Fernwärme zur Beheizung und Warmwasserbereitung über das Wiener Fernwärmenetz genützt.

  • Infos:
    Alle Informationen zur Hauptkläranlage Wien unter
    www.ebs.co.at

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) wög

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 23.10.2008)