Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.10.2008:
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Bilanz der Wiener Pflege- und PatientInnenanwaltschaft

Wien (RK). Der seit 1.7.2007 im Amt befindliche Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwalt Konrad Brustbauer hat seinen Tätigkeitsbericht für das Jahr 2007 der Wiener Landesregierung vorgelegt, der am 29.10.2008 auch im Landtag behandelt wird.**** In diesem Zusammenhang dankt Brustbauer posthum auch seinem ...

Wien (RK). Der seit 1.7.2007 im Amt befindliche Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwalt Konrad Brustbauer hat seinen Tätigkeitsbericht für das Jahr 2007 der Wiener Landesregierung vorgelegt, der am 29.10.2008 auch im Landtag behandelt wird.****

In diesem Zusammenhang dankt Brustbauer posthum auch seinem leider heuer verstorbenen Amtsvorgänger Dr. Walter Dohr und ist stolz auf das schlagkräftige, derzeit insgesamt 22-köpfige Team, das er von ihm teils übernommen und teils verstärkt hat: "Die MitarbeiterInnen haben ein gewaltiges Arbeitspensum für die Wiener PatientInnen geleistet und sind mit viel Engagement bei der Sache", freut sich Brustbauer. Auch an Herrn Mag. Siegfried Weilharter, der in der ersten Hälfte des Jahres 2007 die Pflege- und PatientInnenanwaltschaft interimistisch geleitet hat, richtet Brustbauer Dank. Letztlich sprächen die Leistungen der Pflege- und PatientInnenanwaltschaft für sich. Und der Pflege- und PatientInnenanwalt verspricht weiterhin vollen Einsatz für die WienerInnen. "Die PatientInnen werden emanzipierter und hinterfragen zunehmend ärztliche und pflegerische Entscheidungen und Vorgangsweisen", weiß Brustbauer zu berichten und begegnet damit Vermutungen, dass steigende Beschwerdezahlen auf einen Qualitätsverlust in der medizinischen Versorgung hinweisen könnten: "Dafür gibt es aus der Sicht der PatientInnenanwaltschaft derzeit keinen Anhaltspunkt."

Einiges aus dem Bericht:

Pflege- und PatientInnenanwalt Brustbauer hebt einige Punkte des Berichtes besonders hervor:

So sei zwar etwa die Zahl der KundInnenkontakte von 2006 auf 2007 um 165 auf 11.672 Kontakte zurückgegangen, die Gesamtgrößenordnung damit aber dennoch relativ konstant geblieben. In 2.626 Fällen, das sind rund 20 Prozent mehr als im Jahr 2006, musste die PatientInnenanwaltschaft einem Vorbringen auf den Grund gehen und wurden weitere Erhebungen eingeleitet. Für 363 Personen konnte insgesamt eine Entschädigungssumme von 2.871.385,- Euro erreicht werden. 860.938,- Euro konnten bei Haftpflichtversicherern, Rechtsträgern von Spitälern, Schiedsstellen oder Ärzten ausverhandelt werden, 137.870,- Euro wurden aus dem Wiener Härtefonds und rund 1.872.577,- Euro aus dem Patientenentschädigungsfonds an geschädigte PatientInnen gezahlt.

Apropos Patientenentschädigungsfonds: Dieser wurde im Berichtszeitraum 2007 von Brustbauer und seinem Team gemeinsam mit Magistratsdienststellen, besonders mit dem Rechnungsamt, reorganisiert. Brustbauer: "Wichtig ist mir die stets ausreichende Liquidität im Entschädigungsfall, was voraussetzt, dass die Spitäler die Beiträge rechtzeitig an den Fonds abführen und die Mittel ordentlich, sicher und zinsenbringend veranlagt werden. Schließlich handelt es sich um Gelder der PatientInnen!"

Die Fachbereiche, auf die in den Spitälern die meisten Beschwerden entfallen, sind die Chirurgie mit 17 Prozent, die Unfallchirurgie mit 14 Prozent und die Innere Medizin mit 13 Prozent. "Das sind die Sparten, in denen Behandlungen oder der Genesungsprozess das Wohlbefinden zumindest vorübergehend besonders beeinträchtigen können", erklärt Brustbauer den Grund dafür. Die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen oder längerer Genesungsdauer sei bei oder nach chirurgischen Eingriffen oder bei komplexen internen Krankheitsbildern mit manchmal schwierig einzustellender Medikamentation im Vergleich zu anderen medizinischen Sparten im Schnitt höher. Keinesfalls lasse das aber den Schluss zu, dass die ärztliche Behandlungsqualität in diesen Fachbereichen schlecht sei. "Ganz im Gegenteil", äußert sich Brustbauer zufrieden.

Übrigens: Die Anliegen der PatientInnen bezüglich der im Moment Gegenstand einer gemeinderätlichen Untersuchungskommission bildenden psychiatrische Behandlung in Wien lag im Vergleich dazu mit etwa 3 Prozent gleich niedrig wie etwa bei den Sparten Neurologie oder Notaufnahme. Die Inanspruchnahme der Dienste der PatientInnenanwaltschaft ist damit trotz der schon 2007 - also auch schon vor der Tätigkeit der U-Kommission im Jahr 2008 - intensiv politisch und in den Medien diskutierten psychiatrischen Versorgung Wiens gegenüber dem Jahr 2006 bezüglich des Faches Psychiatrie prozentuell gleich geblieben. Besonders lobend hebt Brustbauer hervor, dass man in Wien auch in der Jugendpsychiatrie am richtigen Weg sei und im laufenden Jahr bereits wichtige Schritte gesetzt wurden, um die jugendpsychiatrische Versorgung zu verbessern: "Auch wenn es diesbezüglich noch einiges zu tun gibt, springt hier Wien einmal mehr auch für so manche jungen PatientInnen aus anderen Bundesländern ein."

Leider wird Wien manchmal auch allein gelassen: "Wenn etwa die Anschaffung eines im Großgeräteplan vorgesehenen Strahlentherapiegerätes lange Zeit daran scheitert, dass ein anderes Bundesland, dessen PatientInnen das Spital in großer Zahl aufsuchen, seinen Beitrag dazu nicht leistet, tut man den PatientInnen insgesamt nichts Gutes. In der EU wird in Zukunft sogar manchmal daran zu denken sein, dass bestimmte Großgeräte für eine ganze Region über Staatsgrenzen hinaus ausreichen. Gemeinsame Finanzierungen durch zwei Bundesländer sollten da wirklich kein Problem mehr sein, wenn der Bedarf für die Bevölkerung beider Bundesländer auf der Hand liegt", so Brustbauer.

Auch in Betreuungs- und Pflegeangelegenheiten werden Brustbauer und sein 6-köpfiges Pflege- und Betreuungssteam immer öfter in Anspruch genommen. Die Probleme sind nicht so oft rechtlicher Natur, wie im Gesundheitswesen, sondern es steht das Menschliche und das Kommunikative stark im Vordergrund. Unzulänglichkeiten können in den meisten Fällen sehr rasch und unbürokratisch telefonisch oder im persönlichen Gespräch gelöst werden. "Dokumentierte Aktenfälle" gab es im Vergleich zum Gesundheitswesen mit 286 Pflege- und Betreuungs- gegenüber 2.340 sonstigen Fällen hingegen relativ wenige. "Aber wir sind schließlich keine Bürokraten. Akten legen wir nur dann an, wenn es unbedingt notwendig ist. Sonst gilt: Wer schnell hilft, hilft doppelt", schließt Brustbauer

Wichtiger Hinweis: Bei den oben angeführten Prozentsätzen handelt es sich nicht um einen Anteil an den in Wien insgesamt stattfindenden Behandlungen, sondern um prozentuelle Anteile an jenen Fällen, mit denen Pflege- und PatientInnenanwaltschaft im Jahr 2007 befasst wurde. (Schluss) neu

Rückfragehinweis für Medien:

  • Gerhard Neustifter
    Leiter der Stabsstelle Administration, Presse
    Wiener Pflege-, Patientinnen-
    und Patientenanwaltschaft
    Telefon: 01 5871204-82991
    Mobil: 0676 8118 82991
    E-Mail: gerhard.neustifter@wien.gv.at
    www.patientenanwalt.wien.at/

(RK vom 29.10.2008)