Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 19.11.2008:
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Ludwig: "Hohe Qualität durch soziale Nachhaltigkeit"

Ludwig: "Hohe Qualität durch soziale Nachhaltigkeit"

Copyright: Christian Fürthner

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Wien (RK). "Der geförderte Wohnbau in Wien sichert die Leistbarkeit des Wohnens und erfüllt gleichzeitig höchste Qualitätsanforderungen. Durch die beiden Instrumente Bauträgerwettbewerb und Grundstücksbeirat ist sichergestellt, dass jedes Projekt, das mit Hilfe von Wohnbauförderungsmitteln realisiert wird, diesen ...

Wien (RK). "Der geförderte Wohnbau in Wien sichert die Leistbarkeit des Wohnens und erfüllt gleichzeitig höchste Qualitätsanforderungen. Durch die beiden Instrumente Bauträgerwettbewerb und Grundstücksbeirat ist sichergestellt, dass jedes Projekt, das mit Hilfe von Wohnbauförderungsmitteln realisiert wird, diesen hohen Ansprüchen gerecht wird", erklärte Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig heute, Mittwoch, im Rahmen eines Pressegesprächs. "Um diesen Erfolgsweg weiter auszubauen, wird der geförderte Wiener Wohnbau in Zukunft noch stärker auf die individuellen Wohnbedürfnisse der Zukunft eingehen. So werden künftig alle an den Wettbewerben teilnehmenden Projekte - neben den bisher gültigen drei Grundkriterien Planung, Ökonomie und Ökologie - auch nach ihrer sozialen Nachhaltigkeit bewertet. Damit wird, entsprechend den gesellschaftlichen Veränderungen, den sozialen Aspekten in der Architektur noch mehr Gewicht verliehen. Innovation und sozialer Verantwortung wird somit ein noch größerer Stellenwert eingeräumt, betonte Ludwig. Gleichzeitig wird dieser zusätzlichen Säule auch in der neuen Besetzung der interdisziplinär zusammengesetzten Jury, welche die Bewertungen vornimmt, Rechnung getragen. Ludwig: "Mit Beginn des kommenden Jahres wird die neue Jury unter dem Vorsitz von Mag. Arch. Dietmar Steiner ihre Tätigkeit aufnehmen."****

Neue Familienformen, höhere Lebenserwartung, verstärkte Mobilität und Flexibilität in der Arbeitswelt stellen zunehmend neue Herausforderungen für den geförderten Wohnbau dar. "Neue Grundrisse, flexible Innenraumgestaltung, Multifunktionalität und Mehrfachnutzung von Wohnflächen, neuartige Übergänge vom privaten in den öffentlichen Raum sowie soziale Grünraumgestaltung sind dabei nur einige der wesentlichen Aspekte, die im geförderten Wohnbau in Wien in Zukunft eine noch zentralere Rolle spielen werden. Es geht heute - mehr denn je - um maßgeschneiderte Wohnungsangebote, die den soziodemographischen Veränderungen und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen in allen Lebenslagen entsprechen. Vor allem gilt es, weiterhin leistbares Wohnen für alle Wienerinnen und Wiener - auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - sicher zu stellen", unterstrich Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig.

"Daher setzen wir ab 2009 über das Instrument der Bauträgerwettbewerbe einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Entwicklung und Realisierung neuer Wohnformen, die verstärkt Innovation mit hohem Kostenbewusstsein verbinden", so Ludwig weiter.

"Die laufende Entwicklung innovativer Konzepte für Bau- und Wohnkulturen ist das Gebot der Stunde", erklärte Ludwig. "So arbeiten wir in Wien - in Fortführung der erfolgreichen Wohnbaupolitik - bereits heute an den Lösungen für morgen. Über die Einführung der vierten Säule ,Soziale Nachhaltigkeit' bei der Projektbeurteilung im Rahmen der Bauträgerwettbewerbe, wollen wir die Kreativität und Innovationskraft der Bauträger, PlanerInnen und ArchitektInnen stärker fördern und diesen auch einen entsprechenden Stellenwert einräumen."

Die vierte Säule "Soziale Nachhaltigkeit"

Die vierte Säule "Soziale Nachhaltigkeit" wird als Ergänzung der drei bisherigen Qualitätskriterien Planungsqualität, Ökonomie und Ökologie eingeführt. Damit soll den sozialen Aspekten der Architektur noch mehr Gewicht beigemessen werden. Auch die Partizipation, also die Mitbestimmungsmöglichkeiten der BewohnerInnen sollen ausgeweitet werden. Folgende Kriterien sind dafür maßgeblich:

  • Nutzungsneutrale, flexible Räume
  • Kompaktheit des Baukörpers (Verhältnis Außenflächen zu Kubatur)
  • Wirtschaftliche Grundrisse (Verhältnis Erschließungsflächen zu
    Wohnnutzfläche)
  • Allgemeinflächen: Mehrfachnutzung, kommunikative Qualitäten
  • Alltagstauglichkeit und angstfreie (Frei-)Räume
  • (Soziale) Qualität der wohnungseigenen und hauseigenen Grün- und
    Freiräume
  • Robustheit
  • Möblierbarkeit
  • Einbindung unterschiedlicher Wohnformen
  • Mindestens drei innovative Elemente, die das Kriterium der
    Kostengünstigkeit erfüllen
  • Berücksichtigung von Betriebs- und Erhaltungskosten
  • Berücksichtigung von Aspekten des Quartiersmanagement

Die neue Jury

Unter dem Vorsitz von Mag. Arch. Dietmar Steiner setzt sich die neu besetzte Jury aus insgesamt 19 interdisziplinären ExpertInnen - ein Vorsitzender, zwei StellvertreterInnen, 16 Mitglieder - zusammen. Die Mitglieder sind allesamt anerkannte ExpertInnen auf ihren Fachgebieten. Die neue Jury nimmt ihre Tätigkeit mit Beginn des Jahre 2009 auf. "Ganz besonders freut mich, dass wir mit Dietmar Steiner einen international anerkannten Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung als Vorsitzenden gewinnen konnten", betonte Ludwig.

Mag. Arch. Dietmar Steiner hat das Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien abgeschlossen. Bis 1989 war er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien - Lehrkanzel für Geschichte und Theorie der Architektur - tätig. Seit 1993 ist Dietmar Steiner Direktor des Architekturzentrum Wien. 2002 war Steiner Kommissär des österreichischen Beitrags zur 8. Architekturbiennale in Venedig. Außerdem ist Dietmar Steiner Mitglied des Steering Committee des European Union Prize for Contemporary Architecture - Mies van der Rohe Award. Präsident von ICAM - International Confederation of Architectural Museums und Architektur-Consultant für eine Vielzahl von Jurys und Gutachterverfahren.

Bauträgerwettbewerbe und Grundstücksbeirat

Im Jahr 1995 wurden in Wien zwei Instrumente eingeführt, die für mehr Wettbewerb und Qualität im Wohnbau sorgen: Alle Wohnprojekte, die Förderungsmittel in Anspruch nehmen, müssen entweder einen Bauträgerwettbewerb oder den Grundstücksbeirat positiv durchlaufen.

Bei einem Bauträgerwettbewerb (an dem alle gemeinnützigen und gewerblichen Bauträger teilnehmen können) werden ausgewählte Projekte ab einer geplanten Wohnungszahl von 300 Wohnungen (für die Bebauung von Liegenschaften) von einer Fachjury bewertet, um die besten Lösungen zu finden. Projekte, die unter dieser Wohnungszahl liegen, werden durch den Grundstücksbeirat beurteilt, bei dem der WBSF (heute wohnfonds_wien) als Geschäftsstelle fungiert. Zentrale Aufgabe des Grundstücksbeirats ist es, Projekte, für die Wohnbauförderungsmittel beansprucht werden, nach planerischen, ökonomischen und ökologischen Kriterien zu prüfen. Die Prüfung umfasst grundsätzlich alle Förderungsprojekte in allen derzeit bestehenden Förderungsschienen mit Ausnahme von Einzelförderungen wie Einfamilienhäuser, Kleingartenobjekten oder Dachbodenausbauten.

Planungsqualität, Ökonomie und Ökologie heißen die drei Grundkriterien, nach denen die am Wettbewerb teilnehmenden Projekte bereits bisher bewertet werden. In allen drei Bereichen konnten durch die Einführung dieser Qualitätskriterien spürbare Verbesserungen erzielt werden. Zudem konnten die durchschnittlichen Baukosten um rund 15 Prozent gesenkt worden.

Einsparungen bei den Baukosten kommen direkt den zukünftigen MieterInnen zugute. Damit fallen auch z.B. die notwendigen Eigenmittel beim Bezug der Wohnung und die laufende Mieten geringer aus. Ersparnisse bei den Energiekosten durch einen geringeren Heizwärmebedarf kommen noch dazu. Durch die Instrumente Bauträgerwettbewerbe und Grundstücksbeirat konnte auch das Ziel erreicht werden, dass Bauträger nicht länger die vorgegebenen Obergrenzen bei den förderbaren Baukosten ausreizen, sondern zugunsten der künftigen Mieter kostengünstige Modelle erarbeiten - mit dem sozialen Ziel des geförderten Wohnungsbaus, leistbaren Wohnraum zu schaffen. Durch Bauträgerwettbewerbe wurde erreicht, dass der Wiener Wohnbau preisgünstiger und ökologischer wurde und eine verbesserte Planungsqualität aufweist.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) csi

Rückfragehinweis für Medien:

(RK vom 19.11.2008)