Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.12.2010:
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36 Tonnen Stahl im Kampf gegen dickes Eis

Wer glaubt, der Winter wäre eine ruhige Zeit im Hafen Wien, der irrt: Als größter Donauhafen Österreichs und einer der wichtigsten Donauhäfen in Europa muss der Hafen Wien auch im Winter nicht nur für die Güter, die per Schiene und LKW hier umgeschlagen werden, sondern auch für die Schifffahrt offen sein. Das garantiert die Eisvogel, der Eisbrecher des Hafens Wien.

Es gab einmal eine Zeit, da war die Donau im Winter für Wien und seine Bewohnerinnen und Bewohner eine wirkliche Gefahr. Die sogenannten Eisstöße, gewaltige aufgeschichtete Eisplatten, waren oft Ursache für schlimme Hochwasser, vom Eis zerquetschte Schiffe oder zerstörerische Flutwellen. Die Donau ist heute reguliert und die Wiener Hafen-Gruppe hat in den vergangenen Jahren viel in den Hochwasserschutz investiert.

Wenn sich heute Eis auf der Donau bildet, dann kommt zum Beispiel der Eisbrecher "Eisvogel" zum Einsatz, um das Hafenbecken frei zu halten. Während nämlich die Personenschifffahrt sicher im Hafen Wien ruht, müssen auch im Winter im Hafen Wien rund 400 Frachtschiffe abgefertigt werden können. Etwa, um Streusalz im größten Wiener Salzlager abzuladen. Denn der Hafen Wien betreibt für den Winterdienst der Stadt Wien ein Streusalzlager. Damit stellt der Hafen Wien als Nahversorger Wiens unter anderem auch sicher, dass im Winter ausreichend gestreut und damit zur Sicherheit auf den Straßen beigetragen wird. Genau deshalb ist die "Eisvogel" im Winter immer startklar, um das Eis im Hafenbecken aufzubrechen, den Schiffen die Ein- und Ausfahrt zu ermöglichen, vor allem aber um den Kähnen den gigantischen Druck des Eises zu nehmen. Denn das Hafenbecken kann rasch zufrieren. Ab Minus 15 Grad sogar innerhalb weniger Stunden. In diesem Geschäft ist die "Eisvogel" bereits ein "alter Hase", der sich seit 1955 erfolgreich bewährt.

Eis-Alarm

36 Tonnen bringt der 32 Meter lange und sechseinhalb Meter breite Eisbrecher auf die Waage. Um sich mit noch größerer Wucht auf die Eisplatten zu hieven, kann das Schiff das Doppelte seines Gewichtes zusätzlich an Wasserballast aufnehmen. 12 Millimeter dicker Stahl schützt den Rumpf vor den scharfen, harten Eisschollen. Die 520 PS starken Dieselmotoren schieben den Koloss im Schritttempo Meter für Meter voran. Noch ist die Eisdecke im Hafen Wien nicht besonders dick. "Bis zu sechzig Zentimeter dickes Eis schaffen wir locker", erklärte Kapitän Wolfgang Steindl. Zuletzt war das 1985 der Fall, bei tagelanger klirrender Kälte mit bis zu minus 28 Grad. Dann vibriert im Kampf gegen die Eismassen der ganze Schiffskörper, Heckwasser schäumt auf und laut knirschend bricht das Eis in Stücke", so Steindl.

Eine bis maximal zwei Stunden werden bei einer 15 Zentimeter dicken Eisschicht benötigt, um eine Fahrrinne in einen der drei Wiener Häfen (Hafen Albern, Hafen Freudenau und Ölhafen Lobau) zu brechen. Fünf Mann Besatzung arbeiten auf der 'Eisvogel': ein Kapitän, ein Maschinist, zwei Steuermänner und ein Matrose. Der Job ist kein einfacher bei dem vielen Lärm unter Deck. Auch die Steuerung des großen Ruders ist oft Schwerstarbeit und erfordert gleichzeitig Fingerspitzengefühl, wenn das Schiff bis auf wenige Millimeter an die Kaimauer heranmanövriert wird.

Vollbetrieb auch im Winter

Pro Jahr werden im Logistikzentrum Hafen Wien von allen dort ansässigen Unternehmen bereits rund 11 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, die Hälfte davon per LKW, 35 Prozent per Bahn und 15 Prozent per Schiff. In allen drei Häfen (Hafen Albern, Hafen Freudenau und Ölhafen Lobau) werden pro Jahr fast 1.100 Frachtschiffe abgefertigt, rund ein Drittel davon auch im Winter. Das sind immerhin 400 Schiffe während der kältesten Zeit des Jahres. Per Schiff werden vor allem Mineralölprodukte, Streusalz, Baustoffe wie Zement, Sand oder Stahlprodukte bzw. landwirtschaftliche Produkte wie Getreide und Kunstdünger geliefert.

Keine Sommerpause für Eisvogel

Der Eisbrecher des Hafens Wien hat aber nicht nur im Winter alle Hände voll zu tun. Auch in der warmen Jahreszeit ist der Koloss nicht auf Sommerfrische. Er macht auf den Donauwellen das ganze Jahr über gute Figur. Etwa bei den Besichtigungsfahrten durch die Hafenbecken. Oder er hilft havarierten Schiffen aus ihrer misslichen Lage. Denn die Eisvogel ist auch als Bergeschiff im Einsatz.

  • Eckdaten Eisvogel
    Baujahr: 1955
    Länge: 32,0 Meter
    Breite: 6,5 Meter
    Gewicht: 36 Tonnen
    (zusätzlich 72 Tonnen Wasserballast möglich)
    Antrieb: zwei 520 PS starke Dieselmotoren
    Rumpfstärke: 12 Millimeter dicker Stahl

Rückfragehinweis für Medien

  • Mag.a Monika Unterholzner
    Leitung Internationalisierung und Organisation, HafenWien
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    Wien Holding - Konzernsprecher
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