Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 13.09.2011:
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Innovatives Radrouten-App gewinnt VCÖ-Mobilitätspreis Wien

VCÖ: Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität in Wien ausbauen - Vassilakou: Ökologisierung des Verkehrssystems weiter vorantreiben

Bis zum Jahr 2020 soll in Wien der Anteil der klimafreundlichen Mobilität von derzeit 69 auf 78 Prozent steigen. Die vorhandene Infrastruktur für Gehen, Radfahren und Öffentlichen Verkehr reicht nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle VCÖ-Untersuchung. Der VCÖ, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und der ÖBB-Postbus haben heute den VCÖ-Mobilitätspreis Wien für ein innovatives Radrouten-Projekt an "ABC Consulting" verliehen.

69 Prozent der Alltagswege werden in Wien mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß und per Fahrrad zurückgelegt. Wien möchte diesen Anteil auf 78 Prozent erhöhen. Der VCÖ hat untersucht, ob dieses Ziel mit der derzeitigen Infrastruktur erreichbar ist. Das Ergebnis: "Nur mit einem engagierten Ausbau der Infrastrukturen für Radfahren, Gehen und Öffentlichen Verkehr kann Wien seine Mobilitäts-und Klimaschutzziele erreichen", macht VCÖ-Sprecher Christian Gratzer aufmerksam. Das Klimaschutzziel der EU bedeutet für Wien, dass die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2050 um 76 Prozent auf rund 0,8 Millionen Tonnen zu verringern sind.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou betont: "Der Schutz unseres Klimas ist die zentrale Herausforderung dieses Jahrhunderts, auch für Wien. Eine weitere Ökologisierung unseres Verkehrssystems ist notwendig. Die Mobilität der Zukunft setzt auf öffentlichen Verkehr, auf Car Sharing, auf den Ausbau des Radanteils, auf ein fußgängerInnenfreundliches Wien. In diese Richtung müssen wir auch die Infrastruktur in Wien weiter entwickeln."

Um das Ziel zu erreichen, den Radverkehrsanteil von derzeit sechs auf zehn Prozent zu erhöhen, sind aus Sicht des VCÖ Schnellradwege nach Londoner Beispiel wichtig, die Öffnung von Einbahnen für das Radfahren nach Vorbild Belgiens oder des Kanton Berns, radfahrfreundliche Ampelschaltungen nach Vorbild Kopenhagens sowie deutlich mehr Parkplätze für Fahrräder.

Beim Öffentlichen Verkehr schlägt der VCÖ den Ausbau des S-Bahnnetzes vor sowie mehr Straßenbahnen in den Außenbezirken. Zu verbessern sind auch die Tangentialverbindungen im Osten von Wien. Die VCÖ-Untersuchung zeigt, dass im Vorjahr 75 Prozent der Verkehrstoten in Wien Fußgänger waren. Der VCÖ tritt für ein dichtes Wegenetz in Wien ein, breitere Gehsteige, mehr Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sowie mehr Shared Space Projekten und Begegnungszonen. Wichtig sind zudem fußgängerfreundliche Ampelschaltungen.

Der Bau von Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität schafft mehr Arbeitsplätze als der Bau von Autobahnen. Eine VCÖ-Studie zeigt, dass pro Milliarde Euro beim Autobahnbau 10.190 Arbeitsplätze geschaffen werden. Eine Milliarde Euro in Verkehrsberuhigung und in Radwege investiert, bringen 15.940 Jobs, das sind um 56 Prozent mehr. Mit Investitionen in den Öffentlichen Nahverkehr werden mit einer Milliarde Euro sogar 16.440 Arbeitsplätze geschaffen.

Wo gibt es Engpässe in Wiens Radfahr-Infrastruktur? Diese Fragen kann mit Hilfe des Projektes "Com-oVer" von ABC Consulting leichter beantwortet werden. Das Projekt "Com-oVer" wurde Anfang 2011 gestartet. Aufbauend auf Befragungen verschiedener Gruppen von Radfahrern (Routiniers, Anfänger, FreizeitradlerInnen) wurde das System entwickelt. Mittels Smartphone App werden die Routen der teilnehmenden Radfahrerinnen und Radfahrer erfasst. Das App wird ein realitätsnaher Routenplaner sein, der sich aus den Radfahrrouten der teilnehmenden Radfahrer nährt. Alle gesammelten Daten werden in einer Datenbank gespeichert. Aus dieser Datenbank werden zu erwartende Reisezeiten pro Nutzergruppe, Uhrzeit und Straßenzug berechnet. Zusätzlich können die Radfahrerinnen und Radfahrer Engpässe und Gefahrenstellen melden.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, ÖBB-Postbus und VCÖ überreichten heute in Wien den VCÖ-Mobilitätspreis Wien an den Geschäftsführer von ABC Consulting, DI Alexander Chloupek. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem "Austrian Institute for Technology", dem ITS Vienna, IG Fahrrad und Faktum umgesetzt. Der VCÖ-Mobilitätspreis Wien ist der größte Wettbewerb für nachhaltige Mobilität und wird in Kooperation mit der Stadt Wien und dem ÖBB-Postbus durchgeführt. Der Mobilitätspreis Wien wird auch von der GESIBA, vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) und den Wiener Linien unterstützt. 74 Projekte wurden eingereicht, so viele wie in keinem anderen Bundesland.

ÖBB-Postbus Regionalmanager Alois Ometzberger betont: "Neues und Innovatives entwickeln - dieses Motto hat sich der diesjährige Sieger ABC Consulting als Basis genommen. Der Gedanke das Fahrrad mit dem Bus zu verbinden, wird bei der ÖBB Postbus GmbH gelebt und mit den bis jetzt acht Radbussen in ganz Österreich umgesetzt", betont ÖBB-Postbus Regionalmanager Alois Ometzberger.

"Die diesjährigen Gewinner des Mobilitätspreises verbinden auf kluge Art und Weise das Wissen der besten ExpertInnen der Stadt, der Wienerinnen und Wiener. Niemand kennt die Stadt besser als ihre EinwohnerInnen. Die Steigerung des Radanteils ist ein wesentliches Standbein, auf dem die Wiener Strategie für eine Ökologisierung der Mobilität fußt", gratuliert Vizebürgermeisterin Vassilakou den Gewinnern.

VCÖ: Wiener Bevölkerung ist zunehmend umweltfreundlicher mobil (Anteil von Gehen, Radfahren und Öffentlichen Verkehr am Modal Split)

Ziel Jahr 2020: 78 Prozent
Jahr 2010: 69 Prozent
Jahr 2009: 68 Prozent
Jahr 2005: 65 Prozent
Jahr 2000: 63 Prozent
Jahr 1995: 60 Prozent
Quelle: Social Data, VCÖ 2011

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