Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.05.2012:
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"Wiener Lesetest 2012" präsentiert: Lesetest beweist Erfolg durch Förderung

"Wiener Lesetest 2012" präsentiert: Lesetest beweist Erfolg durch Förderung

Copyright: Martina Draper / Stadtschulrat Wien

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Die Ergebnisse des "Wiener Lesetests 2012" liegen nun vor. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz wurden sie heute von Wiens Amtsführender Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl sowie BIFIE-Direktor Günter Haider präsentiert.

Der "Wiener Lesetest" wurde 2011 erstmals durchgeführt. Er wird – vom BIFIE unterstützt – vom Stadtschulrat durchgeführt, um den Schülern und Lehrern genauere Orientierungshilfe zu geben. Im Gegensatz zu PISA werden beim "Wiener Lesetest" nicht nur ausgewählte Schülergruppen, sondern ALLE Schüler der entsprechenden Schulstufen getestet. Und so erhalten auch alle Schüler (sowie ihre Lehrer) ihr individuelles Testergebnis und wissen somit, "wo sie stehen".

Das Besondere des heurigen Lesetests ist, dass er bereits das zweite Mal durchgeführt wurde und somit neben dem Vergleich mit den Vorjahresergebnissen auch eine erste Bestandsaufnahme über den Erfolg der zahlreichen neu gestarteten Lesefördermaßnahmen erlaubt. Insbesondere die ebenfalls durchgeführte Nachtestung der beim Test 2011 als leseschwach ausgewiesenen und in den vergangenen Monaten daher intensiv geförderten Schüler macht so eine erste Evaluation der "Wiener Leseoffensive" möglich. Brandsteidl stellte hierzu fest, dass der mit dem "Wiener Lesetest" begonnene Kulturwandel "sichtbar zu greifen beginnt: Der Test als Diagnoseinstrument sowie die zahlreichen neuen Fördermaßnahmen für als leseschwach identifizierte Schüler haben Lesen und Leseerziehung noch mehr als bisher in den Fokus unserer Wiener Schulen gerückt. Dies ist auch deshalb so wichtig, weil Lesen die zentrale Schlüsselkompetenz überhaupt darstellt, ohne die jedes andere Lernen und der meiste Wissenserwerb überhaupt unmöglich sind."

Details und Ergebnisse zum Wiener Lesetest 2012

Zielgruppe:
Alle SchülerInnen der 4. und 8. Schulstufe an öffentlichen und privaten Volks- und Hauptschulen sowie an AHS mit Öffentlichkeitsrecht, die keinen sonderpädagogischen Förderbedarf haben. In Zahlen heißt das:

  • 14.951 Volksschüler der 4. Schulstufe aus 262 Schulen und 778 Klassen
  • 16.029 Schüler der 8. Schulstufe aus 210 Schulen und 717 Klassen

Zeitpunkt:

  • Die 4. Schulstufe wurde am 29.2.2012 flächendeckend getestet.
  • Die 8. Schulstufe wurde am 1.3.2012 flächendeckend getestet.
  • Weiters wurden zur Überprüfung der Fördermaßnahmen 2729 Schüler der 5. Schulstufe und 975 Schüler der 9.Schulstufe nachgetestet.

Testergebnisse:
Alle Schüler erhalten ein individuelles Ergebnisblatt, auf dem das Leseverständnis in Punkten und die Einteilung in eine von drei Kompetenzstufen angegeben ist.

Ergebnis 4. Schulstufe (Volksschule)
Verteilung aller Schüler auf dem 3-stufigen Kompetenzstufenmodell im Jahr 2012.

  • 20, 6 Prozent (3.006 Personen) befinden sich auf Stufe 1 (schwächste Stufe).
  • 43,0 Prozent (6.285 Personen) befinden sich auf Stufe 2.
  • 36,5 Prozent (5.329 Personen) befinden sich auf Stufe 3.

Ergebnis 8. Schulstufe (AHS / HS)
Verteilung aller Schüler auf dem 3-stufigen Kompetenzstufenmodell im Jahr 2012.

  • 25,2 Prozent (3.850 Personen) befinden sich auf Stufe 1 (schwächste Stufe).
  • 37,1 Prozent (5.667 Personen) befinden sich auf Stufe 2.
  • 37,6 Prozent (5.740 Personen) befinden sich auf Stufe 3.

Vergleich mit 2011: Weniger Risikoschüler

Fördergrenzen geben an, wie groß die Gruppe der Risikoschüler ist. Anhand dieser Messgröße ist ein Trend sowohl für die 4. wie auch 8. Schulstufe ablesbar.

4. Schulstufe:

  • Die Gruppe der allerschlechtesten Leser hat sich mehr als halbiert und liegt nun in der 4. Schulstufe bei 3,9 Prozent (2011: 10,5 Prozent).
  • Die Gesamtzahl der Risikoschüler liegt bei 20,5 Prozent (2011: 23,7 Prozent).
  • Die Gruppe der Leser ohne Förderbedarf hat sich um 3,1 Prozent von 2011 76,3 auf 2012 79,4 Prozent vergrößert.

8. Schulstufe:

  • Die Gruppe der allerschlechtesten Leser hat sich nahezu halbiert und liegt nun in der 8. Schulstufe bei 3,7 Prozent (2011: 6,9 Prozent).
  • Die Gesamtzahl der Risikoschüler liegt bei 25,2 Prozent (2011: 28,7 Prozent).
  • Die Gruppe der Leser ohne Förderbedarf hat sich um 3,6 Prozent von 2011 71,2 auf 2012 74,8 Prozent vergrößert.

Nachtestung beweist Erfolg der Intensiv-Lesekurse

2.729 Schüler wurden in der 5.Schulstufe nachgetestet, weil bei ihnen im Vorjahr beim Lesetest festgestellt wurde, dass sie noch nicht ausreichende Lesefertigkeiten hatten. Diese Gruppe umfasste jene Schüler, die am Ende der Volksschulzeit als "Risikoschüler" bezeichnet wurden, weil sie nur die Kompetenzstufe 1 im Lesen erreicht hatten.

Diese Gruppe erhielt im Herbst eine von der "Soko Lesen Wien" entwickelte Spezialförderung. Diese umfasste eine "Startwoche Lesen" und "Intensiv-Lesekurse" zu je 4 Stunden pro Woche über mehrere Monate hinweg mit eigens dafür entwickelten Fördermaterialien. 1728 Schüler erzielten daraufhin messbar bessere Ergebnisse im Wiener Lesetest 2012 und befinden sich ab jetzt in einer höheren Kompetenzstufe. Bei diesen Kindern hat die Förderung gegriffen und sie sind in weiterer Folge nicht mehr als Risikoschüler zu bezeichnen.

Ergebnisse der Nachtestungen:
2.729 ehemalige Schüler der 4.Schulstufe, die sich im Jahr 2011 auf Kompetenzstufe 1 befanden, wurden nachgetestet. Nach der Testung des Wiener Lesetest 2012 auf der 5.Schulstufe verteilen sich von diesen 2.729 Schüler/innen,

  • 2 Prozent (55 Personen) auf die Stufe 3,
  • 61,3 Prozent (1.673 Personen) auf die Stufe 2 und
  • 36,7 Prozent (1.001 Personen) sind weiterhin auf der Stufe 1 geblieben.

Analog dazu wurden auch in der 9.Schulstufe jene Schüler nachgetestet, die in der 8.Schulstufe als Risikoschüler klassifiziert wurden, ihre Schulpflicht noch nicht erfüllt haben und dennoch in die 9.Schulstufe aufgestiegen sind (zum Beispiel in die Polytechnische Schule). Ein größerer Teil der Risikoschüler ist jedoch nicht mehr schulpflichtig. 975 Schüler der 8.Schulstufe, die im Jahr 2011 Risikoschüler waren, wurden nachgetestet.

Nach der Nachtestung auf der 9.Schulstufe verteilen sich von diesen 975 Schülern

  • 3,3 Prozent (32 Personen) auf die Stufe 3,
  • 37,8 Prozent (369 Personen) auf die Stufe 2 und
  • 58,9 Prozent (574 Personen) auf die Stufe 1.

Lesefördermaßnahmen weiter intensivieren

In diesem Schuljahr 2011/12 wurden, so Brandsteidl, bereits zahlreiche Initiativen gesetzt, die – wie der Lesetest beweist - erste Wirkung zeigen. Im nächsten Jahr werden diese Ziele konsequent weiterverfolgt. So ist für das nächste Jahr geplant:

  • grundlegende Datenanalyse auch im Zusammenhang mit Notenwahrheit
  • Wiener Leseoffensive wird fortgeführt und intensiviert
  • garantierte Leseintensivkurse in der 5.Schulstufe für alle Risikoschüler
  • Ausbau der Crashkurse - für jeden Bezirk
  • Neue Tests bereits in der 3.Schulstufe Volksschule: Lesecheck
    (enthält 2 Teile: Salzburger Lesescreening; Stolperwörtertest)
  • Neuer Test für die 7.Schulstufe: HLT (="Hernalser Lesetest" -
    ein von Experten des Stadtschulrats entwickelter Lesetest)
  • Flächendeckende Einstiegskurse für Seiteneinsteiger.

Brandsteidl abschließend: "Der Wiener Lesetest ist kein Selbstzweck. Uns geht es nicht darum, einfach nur zu testen und Ergebnisse zu produzieren, sondern darum, auf Basis dieser Ergebnisse Schule und Schüler besser zu machen. Der Test versteht sich als Diagnoseinstrument, auf dessen Basis gezielte pädagogische Förderung möglich wird."

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