Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.12.2014:
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Sima/Loupal: Seuchengefahr durch illegalen Welpenhandel

Sima/Loupal: Seuchengefahr durch illegalen Welpenhandel

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Erste Erfolge im Kampf gegen Internet-Handel, neuer Kurzfilm gegen Welpenhandel


Wiens Tierschutzstadträtin Ulli Sima kämpft seit einem Jahr gemeinsam mit TierschützerInnen, den Wiener AmtstierärztInnen und der Wiener Polizei gegen den illegalen Welpenhandel, hinter dem viel Tierleid und oft ein nahezu mafiöses System steckt.

Gerade vor Weihnachten steigt die Nachfrage nach Tieren. "Ich appelliere an alle Tierfreundinnen und Tierfreunde, keine Tiere aus dem Netz oder auf der Straße zu kaufen - es handelt sich oft um kranke Tiere, die viel zu jung von der Mutter getrennt, ungeimpft und traumatisiert über weite Distanzen importiert werden", so Tierschutzstadträtin Ulli Sima. 7 von 10 derart "produzierten" Welpen überleben das erste Jahr nicht.

Ein wesentlicher Aspekt ist auch die mögliche Einschleppung von Tierseuchen durch den Welpenhandel. Prof. Gerhard Loupal vom Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin an der Veterinärmedizinischen Universität Wien bestätigt:

"Abgesehen von den Tierschutzaspekten des illegalen Welpenhandels darf auch die Bedeutung für die Ausbreitung von Tierseuchen nicht vergessen werden. So sind illegal importierte Welpen oft Träger von Hundeseuchen, die bei uns Gott sei Dank schon selten geworden sind, wie Staupe, ansteckende Leberentzündung oder Leptospirose, eine bakterielle Infektionskrankheit. Auch für den Menschen sehr gefährliche Krankheiten wie z.B. die Tollwut können von solchen Tieren übertragen werden. Deshalb ist nicht nur aus Gründen des Tierschutzes, sondern auch aus seuchenhygienischen Überlegungen der illegale Welpenhandel zu ächten und zu bekämpfen."

Tollwutfälle in ganz Europa - bisher kein Fall in Österreich

Eines vorweg: In Österreich gab es bislang keinen eingeschleppten Tollwutfall. Im Jahr 2014 wurde bisher kein Import eines tollwutkranken Tieres aus einem Drittstaat in die Europäischen Union gemeldet, 2013 gab es jedoch mehrere Fälle, vor allem aus Nordafrika. In der EU gab es im heurigen Jahr 20 Fälle von Tollwut bei Hunden und Katzen. In Griechenland waren es 2 Fälle, in Spanien 3, in Polen 7 und in Rumänien 8 Fälle. Hingegen gab es im Jahr 2014 eine große Anzahl an Tollwutfällen bei Hunden und Katzen östlich bzw. südöstlich der Europäischen Union. So liegen Zahlen für Russland, Ukraine und Georgien mit insgesamt 595 Fällen und der Türkei mit 323 Fällen vor.

"Diese Zahlen machen deutlich, dass die rigorosen Bekämpfungsmaßnahmen wirken, die in der EU zur Ausrottung der Tollwut seit mehr als einem Jahrzehnt durchführt werden", so Ruth Jily, Leiterin der MA 60 - Veterinärdienst der Stadt Wien. Die gesetzten Maßnahmen waren vielfältig, dazu gehörten u.a. großflächige Impfungen der gesamten Fuchspopulation mittels präparierter Impfköder. Auch strenge Reisebestimmungen mit Impfvorschriften für Hunde, Katzen und Frettchen wurden EU-weit gesetzt. Diese Reisevorschriften sind nicht nur von privaten Personen einzuhalten, sondern auch von Tierhändlern und Tierschutzorganisationen, die sogenanntem "Auslandstierschutz" betreiben.

Die Amtstierärzte und Amtstierärztinnen der MA 60 -Veterinärdienste und Tierschutz sind an der Tierschutzhelpline ständig bemüht, die Wienerinnen und Wiener über die geltenden Reisevorschriften sowie die erforderlichen Impfungen aufzuklären. Die MA 60 ist auch in ständigem Kontakt mit den in Wien ansässigen Tierschutzorganisationen, welche aktiven Auslandstierschutz betreiben. Ziel ist es, dass die veterinärrechtlichen Bestimmungen zum Verbringen von Hunden und Katzen eingehalten werden und die Verschleppung von Tierkrankheiten verhindert wird.

Hände weg vom Internet-Handel mit Billigwelpen - neuer Kurzfilm zur Bewusstseinsschaffung

Neben der Seuchengefahr ist es vor allem das Tierleid, das hinter dem illegalen Import von Tieren steckt. Im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel hat die Stadt Wien im letzten Jahr eine Vielzahl von illegalen Händlern aufgedeckt und angezeigt. In Kooperation mit der Wiener Polizei konnten durch Scheinkäufe viele illegale Machenschaften abgestellt werden. "Der Großteil der illegalen Händler tummelt sich im Internet und wir haben natürlich hier angesetzt und auch hier Erfolge erzielt", so Tierschutzstadträtin Ulli Sima. Das Feilbieten von Tieren ist für Private im Netz verboten. Hinter Billigwelpen steckt oft ein nahezu mafiöses System, mit unfassbarem Tierleid. Sima präsentiert in diesem Zusammenhang einen neuen Kurz-Film, der erklärt, warum man keine Tiere aus dem Internet kaufen soll - download auf http://youtu.be/FsK3k59Wdec

BAZAR.at als einzige Plattform gesetzeskonform

Die online-Plattform BAZAR.at verzichtet seit Mitte des Jahres als einzige Plattform auf die privaten Tierinserate. "Ich freue mich wirklich über diesen Schritt von bazar.at und bedanke mich für die Kooperation im Sinne der Tiere", so Sima, die natürlich an diesem Thema dranbleiben und die illegalen Handlungen anderer Plattformen abstellen will.

Die Tierschutzombudstelle Wien hat im letzten Jahr eine Studie erstellen lassen. Dabei wurden zahlreiche Onlineplattformen auf illegale Inserate durchforstet und immer wieder Scheinkäufe vereinbart.Nach einem Jahr gibt es nun ein update der Studie über das Verhalten der Plattformen:

So werden von den Studienautoren seit Anfang Juni illegale Hundewelpen-Inserate an ausgewählte Portalbetreiber gemeldet und in mehreren Nachkontrollen wird erhoben, ob die gemeldeten Inserate gelöscht werden oder online bleiben.

Bazar.at kooperiert als einzige Plattform vollständig, verzichtet auf private Inserate und falls sich doch welche finden, wird umgehend gelöscht. Als einzige Plattform klärt Bazar.at auf der Eingabemaske für Inserate darüber auf, dass private Tierinserate dem Tierschutzgesetz widersprechen.

Stark verbessert hat sich auch die Löschaktivität bei bazos.at. Bei willhaben.at und tiere.at ist kein System erkennbar. Mal werden gemeldete Inserate gelöscht, mal nicht. Löschungen treten mitunter gehäuft an einzelnen Tagen auf. Bei tieranzeigen.at ist nun erstmals eine Verbesserung der Reaktion auf die Meldungen festzustellen, die Löschquote ist nun vergleichbar mit jener von tiere.at und willhaben.at.

Bei Tiere.at scheint es zumindest Filter gegen Betrugsinserate zu geben. Auf Bazos.at, Kijiji.at und Tierzanzeigen.at ist hingegen eine Häufung an unseriösen Inseraten zu finden.

Generell ist festzustellen, dass es eine abnehmende Tendenz bei Welpeninseraten auf den Plattformen bazos, willhaben, tieranzeigen in den letzten Monaten gegeben hat.

Aufgrund der öffentlichen Debatte und der vielen Anzeigen ist die Zahl der Welpeninserate von Mitte Juni bis Anfang November auf 3 von 4 auswertbaren Plattformen zurückgegangen: bei willhaben.at um 48 %, bei tieranzeigen.at um 42 % und bei tiere.at um 30 %. Nur bei bazos.at zeigt die Zahl der Welpeninserate keine abnehmende Tendenz.

Scheinkäufer decken auf - zahlreiche Anzeigen und Abnahmen

Im Zuge der Studie wurden übers Jahr zahlreiche Scheinkäufe getätigt und so illegale Machenschaften angezeigt. "Die Welpenhändler werden indes immer vorsichtiger, sie wechseln oft die Verkaufsorte, um einer Anzeige zu entgehen", so Sima, die auch künftig mit aller Härte gegen den illegalen Tierhandel vorgehen will.

Abschließend appelliert sie an alle, zu Weihnachten keine Tiere zu schenken: "Tiere sind kein Geschenk, sondern Freunde fürs Leben. Eine Anschaffung muss wohl überlegt sein.", so Sima. Ab März 2015 warten übrigens im neuen TierQuarTier Wien herrenlose Tiere auf ein neues Zu Hause bei Tierliebhaberinnen und Tierliebhabern.

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