Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.03.2015:
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Kurdische Bürgermeisterinnen zu Gast bei Vizebürgermeisterin Vassilakou

Kurdische Bürgermeisterinnen zu Gast bei Vizebürgermeisterin Vassilakou

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"Zusammenarbeit und Austausch über die Grenzen hinweg mit mutigen Frauen"


Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou traf am Freitag mit den vier kurdischen Bürgermeisterinnen der Städte Van, Mersin, Silopi, Cizre - Hatice Çoban, Yüksel Mutlu, Emine Esmer, Leyla Imret - zusammen. "Die Sichtbarkeit von Frauen in der Politik ist wichtig für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Umso mehr freut es mich, dass ich heute vier mutige Bürgermeisterinnen in Wien begrüßen durfte. Zusammenarbeit und Austausch über die Grenzen hinweg ist für die Stadt Wien von großer Bedeutung. Dazu zählen besonders Treffen mit Frauen aus anderen Städten, die durch ihr Handeln, ihren Mut aktiv dazu beitragen, Veränderungen und Verbesserungen für ihre BürgerInnen zu erreichen", erklärte Vassilakou.

Die Bürgermeisterinnen berichteten ihrerseits über die Situation in ihren Städten und die angespannte finanzielle Lage ihrer Gemeinden und stellten das System der Ko-Bürgermeisterinnen in den kurdischen Gebieten der Türkei vor, das dafür sorgt, dass immer eine Frau und ein Mann gleichberechtigt BürgermeisterInnen ihrer Gemeinden sind.

Hatice Çoban, Bürgermeisterin der Millionenstadt Van, unterstrich, dass jenes System, das ihre Partei im kurdischen Teil der Türkei etabliert hat, von großer Wichtigkeit ist: "Die Gleichberechtigung von Frauen ist für uns ein zentrales Thema. Diskriminierung und nach wie vor verbreitete Gewalt gegen Frauen können wir nur durch aktive und gemeinsame Gestaltung bekämpfen." Sie wies auch auf die angespannte Situation in den kurdischen Gebieten in Folge der Flüchtlingsbewegungen aus Syrien hin. "Leider fehlen uns die finanziellen Mittel, um die Flüchtlinge so zu unterstützen wie es sein sollte". Auch für den Wiederaufbau von Kobane fehle Geld: "Wir werden versuchen, die Weltöffentlichkeit dafür zu mobilisieren."

Ihre Kollegin Yüksel Mutlu beklagte die Lage der Frauen in der Türkei. Frauen würde etwa gesagt, "sie sollen in der Öffentlichkeit nicht lachen." Besorgt zeigte sie sich auch über die Häufigkeit von sexueller Gewalt gegenüber Frauen. Insgesamt herrsche derzeit politisch das Bestreben vor, Frauen zurückzudrängen. "Dagegen treten wir aktiv auf auch mit und in unseren Funktionen als Bürgermeisterinnen", so Mutlu.

"Frauen sind Motoren der Veränderung, welche oft nicht in den Regierungssitzen stattfindet, sondern in den Städten und Gemeinden dieser Welt. Deshalb ist die Partizipation von Frauen dort von ganz besonderer Bedeutung." Große Anerkennung gab es seitens der Vizebürgermeisterin für das besondere System der Ko-Bürgermeisterinnen, das für Gleichberechtigung von Frauen in zentralen politischen und gesellschaftlichen Funktionen sorge.

"Austausch unter Städten ist für mich zentral und ich pflege diesen Austausch auch regelmäßig mit RepräsentantInnen aus Städten auf der ganzen Welt. Die großen Zukunftsfragen unserer Zeit werden in Städten entschieden, denn in den kommenden Jahrzehnten werden bis zu 70% der Weltbevölkerung in Städten leben. Wir können viel voneinander lernen und manchmal geht Kooperation auf lokaler Ebene sogar leichter als auf staatlicher, weil die Herausforderungen in Städten oft ähnlich sind. Darum geht es bei diesem Treffen", erklärte Wiens Vizebürgermeisterin. Sie sagte den Bürgermeisterinnen Unterstützung der Stadt Wien und Austausch von Know how zu.

Hatice Çoban - Bürgermeisterin der Stadt Van
Sie ist ehemalige Vizepräsidentin der BDP und war zwischen 2010 und 2013 Vertreterin der BDP in Brüssel.

Yüksel Mutlu - Bürgermeisterin der Stadt Mersin
Sie war jahrelang in der Gewerkschaftsbewegung aktiv und war im Verein für Menschrechte IHD unter anderem als Vorsitzende tätig.

Emine Esmer - Bürgermeisterin der Stadt Silopi
Sie ist eine Frauenaktivistin, die unter anderem im Zentrum der Frauenakademie in Diyarbakir und im Frauenberatungszentrum Selis in Batman gearbeitet hat.

Leyla Imret - Bürgermeisterin der Stadt Cizre
Die erst 28 Jährige lebte vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin in Deutschland und hat somit einen europäischen Background.

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