Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.11.2022:
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Gaál/Bakos: „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“: Stadt Wien startet große Kampagne

Kampagne - K.O.-Tropfen

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„16 Tage gegen Gewalt“: Wienweite Bewusstseinskampagne informiert zu K.O.-Mitteln

Ein Cocktail im Club – und plötzlich wird es schwarz vor den Augen. Das aufregende erste Treffen mit dem Online-Date bei ihm zu Hause – und nach dem Glas Wein setzt Kopfweh und starke Müdigkeit ein. Eine WG-Party mit guter Stimmung mit Freund*innen und einem Flirt mit einem neuen Bekannten - von einem Moment auf den anderen lässt die Aufmerksamkeit nach, alles verschwimmt vor den Augen.

Wie handle ich richtig, wenn ich mitbekomme, dass jemandem K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt werden oder wenn ich selbst vermute, dass mir jemand K.O.-Mittel gegeben hat?

Unter dem Motto „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“ startet die Stadt Wien eine groß angelegte Bewusstseinskampagne und ruft zu Aufmerksamkeit und Zivilcourage auf.

Die Kampagne läuft anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die am 25.11. starten. Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál und Gemeinderätin Dolores Bakos gaben den Startschuss zur Kampagne gemeinsam mit 24-Stunden Frauennotruf-Leiterin Heidemarie Kargl und dem Wiener Landespolizeivizepräsidenten Michael Lepuschitz.

„Mit der klaren Botschaft ,Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen‘ wollen wir mit der neuen Kampagne wachrütteln – und dazu aufrufen, hinzuschauen, zu handeln und zu helfen! Das Gefährliche an K.O.-Tropfen ist, dass man sie in Mischgetränken nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk – auf sich selbst und auf andere – aufzupassen. Die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs sind immer für Betroffene da – genauso wie für Zeuginnen und Zeugen, die helfen wollen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

Und: „Bei der großen Frauenbefragung ,Wien, wie sie will‘ war Gewaltschutz ein wichtiges Thema für die Wienerinnen. Mit der neuen Kampagne sagen wir klar: Gewalt gegen Frauen hat in unserer Stadt keinen Platz. Wir schauen gemeinsam hin und holen Hilfe, wenn jemand Unterstützung braucht. Damit sich alle Wienerinnen und Wiener in unserer Stadt sicher und wohlfühlen“, so Gaál.

„Wir wollen die Gefahr, die von K.O. Tropfen ausgeht, gerade jetzt nach dieser langen Zeit der Pandemie, in der jetzt nun wieder vermehrt gefeiert wird und sich Menschen viel in Clubs, Discotheken und Bars aufhalten, thematisieren und ins Bewusstsein holen. Denn mit dieser Kampagne werden Frauen sensibilisiert, aufgeklärt und ein aktiver Schutz durch Präventionsmaßnahmen angeregt, weil wir wissen: Je informierter man ist, desto besser kann man sich und andere schützen“, sagt NEOS Wien Frauensprecherin Dolores Bakos.

 „Die Wiener Polizei unterstützt die Kampagne „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen“ in vollem Umfang, denn es ist mir ein besonderes Anliegen, erneut und nachhaltig auf die Gefahren von Betäubungsmitteln hinzuweisen. Gleichzeitig möchte ich an die Wiener Bevölkerung appellieren, Zivilcourage zu zeigen. Dadurch kann es gelingen, Straftaten durch den Einsatz von K.O.-Mitteln zu verhindern“, so Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz.  

„Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“: Citylights, TV- und Radio-Spots, Freecards & Getränkeschutzdeckel

Es passiert auf Partys, in Bars, in Clubs, auf Maturareisen, bei Konzerten oder Weihnachtsfeiern – die Täter, meist Männer, mischen ihren Opfern, meist Frauen, heimlich Betäubungsmittel ins Getränk - mit dem Ziel, sie manipulierbar und wehrlos zu machen – und um Straftaten wie Raub und Vergewaltigung zu begehen.

Auch beim Online-Dating, bei WG-Partys oder im Club kann es passieren, dass man K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt bekommt.

Mit der neuen Kampagne „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“ klärt die Stadt Wien darüber auf, was K.O.-Mittel sind, wie man sich davor schützen kann und was man tun kann, wenn man vermutet, Opfer von K.O.-Tropfen geworden zu sein.

Die Kampagne startet am 23.11. Sujets und Videos werden als TV-Spots und auf Social-Media-Kanälen gezeigt, ab 1.12. machen Citylights im öffentlichen Raum auf das Thema K.O.-Tropfen aufmerksam. Toilettenplakate sind ebenfalls Teil der Kampagne. Gezeigt werden Situationen, die aufrütteln.

„Nichts ist O.K. Bei K.O.-Tropfen! Passen wir aufeinander auf! Hinschauen. Handeln. Helfen.“ ist die Botschaft, die zu Zivilcourage und zur Achtsamkeit aufruft.

Der 24-h Frauennotruf gibt unter 01/71719 Auskunft. Wichtig ist: Bei Gefahr immer die Polizei unter 133 rufen! Alle Infos gibt es unter wien.gv.at/gewaltschutz

Außerdem werden im Dezember in rund 200 Gastrolokalen und Outlets Freecards mit dem Slogan „Ist dein Getränk O.K. oder K.O.?“ und Getränkeschutzdeckel mit dem Slogan „Halt! Dein Glas immer fest“ aufgelegt.  

So geht Zivilcourage: „Hinschauen. Handeln. Helfen.“

Bei K.O.-Mittel-Fällen sind die Zahlen gestiegen: allein heuer bis 15. November gab es dazu beim 24-Stunden Frauennotruf rund 60 Beratungen, 2021 waren es rund 40 und 2020 waren es 20 Fälle – wobei die Dunkelziffer bei dieser Straftat besonders hoch ist. Im Schnitt liegt die Zahl derzeit bei rund 4 bis 5 Beratungen pro Monat zum Thema.

„Aus der Beratungspraxis des 24-Stunden Frauennotrufes empfehlen wir immer, keine Getränke von Unbekannten anzunehmen, den Weg des Glases vom Einschenken bis in die eigene Hand genau zu verfolgen und Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen – auch wenn es sich um eine vermeintlich sichere Umgebung handelt“, so die Leiterin des 24h-Frauennotrufs Heidemarie Kargl. „Trotz großer Vorsicht gibt es aber leider keine hundertprozentige Sicherheit. Die Verantwortung und die Schuld liegt immer bei den Tätern.“

Zeug*innen können durch Zivilcourage den Einsatz von K.O.-Mittel verhindern oder mögliche negative Folgen für Betroffene mildern. Wer verdächtige Personen beobachtet, die anderen etwas ins Trinkglas geben, sollte die betroffene Person umgehend informieren, das Getränk am besten ausschütten und auch andere Personen darauf aufmerksam machen. Auch das Barpersonal bzw. die Polizei sollte sofort verständigt werden. Zeug*innen können außerdem helfen, wenn sie die betroffene Person sicher nach Hause oder ins Krankenhaus begleiten.

Ein Fall aus der Praxis der 24-h Frauennotrufs: So oder so ähnlich klingen die Berichte von Frauen, denen mutmaßlich K.O.-Mittel verabreicht wurden. 

Frau T., 44 Jahre, verabredet sich mit einem Bekannten zu einem gemeinsamen Filmabend in seiner Wohnung. Der Bekannte bietet ihr Tee an. Beim Drittel des Films wird Frau T. extrem schläfrig. Sie wacht in der Nacht am Sofa in der Wohnung des Bekannten auf und hat nur ihren BH an. Sie kann sich nicht erinnern, dass sie sich ausgezogen hat. Auf ihre Frage, was passiert sei, antwortet der Bekannte, sie habe einvernehmlich Sex mit ihm gehabt. Frau T. ist schockiert, denn sie kann sich nicht daran erinnern und kann sich ihren Zustand und die angeblichen Geschehnisse nicht erklären.

Verdacht auf K.O.-Tropfen: Was tun?

Grundsätzlich sollte man Getränke nie unbeaufsichtigt lassen, Freund*innen sollten immer gegenseitig aufpassen. Ganz wichtig ist es, dem eigenen Instinkt zu vertrauen – die Party etwa in Begleitung von Freund*innen zu verlassen, wenn man sich nicht wohl fühlt.

Bei plötzlichem Schwindel, Übelkeit oder einer unbekannten, enthemmenden Wirkung sollte sich die betroffene Person an eine Vertrauensperson oder an das Barpersonal wenden. Im Zweifelsfall nicht zögern, die Polizei unter 133 zu rufen!

Da das Nachweisfenster je nach eingesetzter Substanz klein ist, sollten Betroffene so rasch wie möglich in ein Krankenhaus, wie etwas das AKH, fahren. Wichtig ist eine rasche Probenahme von Blut und Harn und die damit in Zusammenhang stehende Dokumentation. Auch wenn sich jemand noch nicht zu einer Anzeige entschieden hat, ist es vorerst wichtig für ein allfälliges Strafverfahren, Proben, Befunde und Fotos von Verletzungen zu sichern.

Wie erkennt man K.O.-Mittel?

Es gibt mehr als 100 flüssige oder feste Substanzen, die als K.O.-Mittel eingesetzt werden. Sie sind farb- und geruchlos und der leicht bittere oder seifige Geschmack wird von Alkohol oder anderen Getränken meist überdeckt. Erste Symptome sind eine anfängliche Euphorie und plötzlich einsetzender Schwindel und Übelkeit. Danach folgen häufig Wahrnehmungsschwierigkeiten, eine Art Dämmerzustand, Willenlosigkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur Regungslosigkeit.

Dass möglicherweise K.O.-Mittel verabreicht wurden, wird Opfern meist erst im Nachhinein bewusst. Sie erwachen zu Hause oder an einem fremden Ort, wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind und entdecken Hinweise auf sexuelle Übergriffe wie Blutergüsse, fehlende Kleidung oder haben Schmerzen im Unterleib. Betroffene können noch längere Zeit unter körperlichen Beschwerden wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder Schwindel leiden. Für Betroffene sind Gedächtnislücken und Unsicherheit sehr belastend.

Entlastende Gespräche mit einer Beraterin des 24-Stunden Frauennotrufs können Betroffene in der Situation unterstützen. Generell gilt die Empfehlung, rasch zu handeln, wenn der Verdacht auf die Verabreichung von K.O.-Tropfen besteht. Unter der Frauennotruf-Nummer 01/71719 erhalten Frauen und Mädchen, aber auch Freund*innen und Familie, unmittelbar Beratung für die Planung weiterer Schritte.

Weiterführende Informationen: 

Beratung zum Thema K.O.-Tropfen gibt es unter 01/71719 beim 24-Stunden Frauennotruf.

Der 24-Stunden Frauennotruf ist Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexualisierter, körperlicher und/oder psychischer Gewalt betroffen sind oder Gewalt in der Vergangenheit erfahren haben – egal wie lange die Gewalterfahrung zurückliegt. Das Frauennotruf-Team ist täglich von 0 bis 24 Uhr erreichbar: 01/71719, frauennotruf@wien.atwww.frauennotruf.wien.at 

Alle Infos und Sujets zur Kampagne unter: www.wien.gv.at/gewaltschutz

Zivilcourage-Folder / Schluss

Rückfragehinweis für Medien

  • Gerda Mackerle
    Mediensprecherin Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál
    E: gerda.mackerle@wien.gv.at
    T: 0676/8118 81983
  • Marko Knöbl
    NEOS – Klub im Wiener Rathaus
    Pressesprecher, Kommunikationsleiter stv.
    T: +43 650 405 17 43
    E: marko.knoebl@neos.eu
  • Landespolizeidirektion Wien
    Pressestelle
    Kontrollinspektor Markus Dittrich
    Telefon: 01 31310 72114
    E-Mail: markus.dittrich@polizei.gv.at