Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 07.06.2023:
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Raus aus Gas: Wien Energie legt in vier Pioniergebieten los
Wien Energie startet in vier Pioniergebieten – Gebiete sollen wichtige Erfahrungen für weiteren Ausbau und Umstellung von Gas auf alternative Heizsysteme in der gesamten Stadt liefern
Aktuell wird die Fernwärme in Wien dort ausgebaut, wo es strategisch sinnvoll, technisch möglich und wirtschaftlich ist. Hinzu kommt nun der forcierte Ausbau in vier Pioniergebieten: Rossau (1090), Gumpendorfer Straße (1060), Alliiertenviertel (1020) und Huber-Block (1160). Hier investiert Wien Energie in den kommenden Jahren kräftig in den Fernwärmeausbau. „Wir verfolgen unseren Wiener Klimafahrplan und Raus aus Gas konsequent weiter und starten jetzt in vier Pioniergebieten mit flächendeckendem Fernwärmeausbau. Ein gut ausgebautes Fernwärmenetz und die Dekarbonisierung des Gebäudebestands sind die Voraussetzung, um den Gas-Ausstieg zu meistern“, betont Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Bis 2040 sollen 600.000 Haushalte von Gasheizung auf ein alternatives Heizsystem umgerüstet werden. Im dicht besiedelten Stadtgebiet, wo die Wärmebedarfsdichte besonders hoch ist, soll vor allem die Fernwärmeversorgung stark ausgebaut werden. „Das Ziel bis 2040 die Wärmewende zu schaffen, ist für eine Weltstadt wie Wien eine enorme gemeinsame Kraftanstrengung. Wir müssen Synergien schaffen und Partnerschaften eingehen: Mit dem Alliiertenviertel haben wir das Grätzlerneuerungsprojekt WienNeu+ ganz bewusst miteinbezogen, um Synergien der Zukunft zu testen. Am wichtigsten ist es aber, die Wienerinnen und Wiener an Bord zu holen. Das engagierte Team der Gebietsbetreuung-Stadterneuerung vertieft hier den Dialog mit der Bevölkerung, um neben der ökologischen Nachhaltigkeit auch die soziale Nachhaltigkeit sicher zu stellen“, sagt Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Fernwärmeausbau: Start in vier Pioniergebieten
Um die Planungen zu Raus aus Gas möglichst effizient zu gestalten, wurden die vier Pioniergebiete so gewählt, dass sie sich in Bauart, Zusammensetzung und Größe wesentlich unterscheiden. Ziel ist es, hier so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln, um den weiteren Ausbauprozess und die Umstellung von Gas auf alternative Heizsysteme zügig voranzutreiben. Neben Fernwärme, die bis 2040 komplett klimaneutral sein soll, können je nach Gebäudeart auch Wärmepumpen oder sogar Erdwärmesonden zum Einsatz kommen. „Wien soll auch für zukünftige Generationen eine der lebenswertesten Städte der Welt sein. Die Energiewende im Gebäudebereich trägt einen großen Teil dazu bei, denn die neuen, klimafreundlichen Technologien schonen nicht nur die Umwelt, sondern machen die Energie- und Wärmeversorgung für alle Wienerinnen und Wiener langfristig krisensicher“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
"Der Weg aus der fossilen Energiekrise gelingt nur mit einer nachhaltigen Energiewende, die wir im Wiener Klimafahrplan festgelegt haben. Die größte Herausforderung liegt in der Wärmewende mit der Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Mit den vier Pioniergebieten schaffen wir ein großräumiges Lernumfeld für eine sichere, leistbare und klimaneutrale Energiezukunft", betont NEOS Wien Klimasprecher Stefan Gara.
Aktuell wird in allen vier Gebieten die Gebäudestruktur analysiert und die technische Umsetzung des Fernwärmeausbaus und des Trassenverlaufs geplant. In der ersten Ausbaustufe, die bis voraussichtlich Ende 2026 abgeschlossen sein wird, wird für mehr als 200 Gebäude in den Pioniergebieten ein Fernwärmeanschluss vorbereitet. Damit die Gebäude an die Fernwärme angeschlossen werden können, wird Wien Energie in den kommenden Monaten mit den Gebäudeeigentümer*innen in Kontakt treten. Die Bewohner*innen der vier Pioniergebiete werden über den Verlauf des Fernwärmeausbaus im Rahmen von Info-Veranstaltungen und Postsendungen informiert werden.
Wien Energie investiert 50 Millionen Euro in beschleunigten Fernwärmeausbau
„Unser Ziel ist klar: Wir wollen raus aus Gas und setzen alles daran, das auch zu schaffen. In nur 17 Jahren wollen wir die Fernwärme komplett klimaneutral erzeugen und das Fernwärmenetz massiv ausbauen. 600.000 Wohnungen müssen weg vom Gas. Das gleicht einer Herkulesaufgabe, bei der wir als größter Energiedienstleister gerne einen entscheidenden Beitrag leisten werden. Wir zünden jetzt den Turbo und legen in vier Pioniergebieten los. Aktuell analysieren wir den Gebäudebestand und planen den genauen Verlauf der Fernwärmeleitungen, um in den kommenden drei Jahren bereits für mehr als 200 Gebäude eine Anschlussmöglichkeit an die Fernwärme zu schaffen“, sagt der Vorsitzende der Wien Energie-Geschäftsführung Michael Strebl und ergänzt: „Wir investieren sowohl in den Ausbau und die Nachverdichtung der Fernwärme als auch – und das ist ganz wesentlich – in die Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung, damit auch diese 2040 keine fossile Energie mehr nutzt.“ Wien Energie geht mit diesem 50 Millionen Euro-Beschleunigungstopf in Vorleistung und finanziert den Ausbau vorerst auf eigenes Risiko.
Durchschnittlich schließt Wien Energie pro Jahr Fernwärmekunden (vorinstallierte Wohnungen, Neubauten und Gewerbe) mit einer Leistung von 70 Megawatt (MW) neu an das Netz an. Als Größenordnung: Das entspricht umgerechnet dem Wärmebedarf von rund 20.000 Haushalten pro Jahr. Ziel ist es, 2040 56 Prozent des Wärmebedarfs über Fernwärme abdecken zu können, heute sind es gut 40 Prozent. Aktuell ist das Wiener Fernwärmenetz mit über 1.300 Kilometern Länge bereits eines der größten in Europa. Wien Energie versorgt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme.
Rechtlicher Rahmen notwendig
Damit ein Umstieg der Stadt von fossilen auf erneuerbare Energien bis 2040 Realität werden kann, müssen wesentliche Aspekte in einen entsprechenden rechtlichen Rahmen gegossen werden. Eine flächendeckende Sanierung des Altbaus wird die Grundvoraussetzung für die Umstellung auf ein zentrales Wärmesystem, wie Fernwärme oder Wärmepumpe sein. Ohne das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), das den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen regelt, kann der Gas-Ausstieg nicht gelingen. Das EWG ist somit der zentrale Hebel für die Wärmewende. Mit dem Gesetz soll nicht nur geregelt werden, welche Heizsysteme in neuen Gebäuden errichtet werden dürfen, sondern auch eine erste Grundlage für die Umstellung auf umweltfreundliche Heizsysteme in Bestandsgebäuden gebildet werden.
Dekarbonisierung der Fernwärme mit Abwärme und Geothermie
Das Wiener Fernwärmesystem zählt heute schon zu den Vorreiter-Modellen Europas und den umweltschonendsten Heizformen. Bis 2040 soll die Fernwärme komplett klimaneutral sein. Dafür kommen vor allem Großwärmepumpen und Geothermie zum Einsatz. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz (unter 10 Prozent). Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme.
Um die Fernwärme künftig gänzlich klimaneutral zu erzeugen, hat Wien Energie bereits große Leuchtturmprojekte gestartet. Ganz konkret wird noch in diesem Jahr die leistungsstärkste Großwärmepumpe Europas in Betrieb genommen, die die Abwärme aus der Kläranlage in Simmering nutzen und in der ersten Ausbaustufe bereits Fernwärme für umgerechnet 56.000 Wiener Haushalte erzeugen wird. Im Vollausbau ab 2027 kann die Anlage Fernwärme für umgerechnet bis zu 112.000 Haushalte erzeugen. Der Anteil erneuerbarer Fernwärme wird allein mit diesem Projekt um bis zu 14 Prozent (im Vollausbau) gesteigert.
Eine genauso wichtige Rolle, wie der Einsatz von Großwärmepumpen spielt die Nutzung von Geothermie. Ziel von Wien Energie ist es, bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus der Tiefengeothermie zu versorgen. In Summe sollen bereits ab 2030 bis zu 20 Prozent der Fernwärme-Gesamterzeugung mit der Tiefengeothermie abdeckt werden und bis 2040 55 Prozent der Wärme aus Großwärmepumpen und Geothermie erzeugt werden. „Die nachhaltigste Lösung der Energiekrise ist der Weg raus aus Gas: Deshalb investieren wir in den kommenden fünf Jahren mit 1,8 Milliarden Euro so viel wie noch nie in den Umbau unseres Energiesystems“, ergänzt Strebl abschließend.
Bildmaterial: https://bit.ly/3J0saqZ
Mehr Informationen gibt's unter www.rausausgas.at
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Mediensprecherin StR Jürgen Czernohorszky
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E-Mail: michaela.zlamal@wien.gv.at
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