Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.06.2023:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

39. Wiener Gemeinderat (10)

Förderung an den Q:Wir, Verein zur Stärkung und Sichtbarmachung queeren Lebens in Wien

GR Thomas Weber (NEOS) versicherte, dass Wien eine weltoffene Stadt sei – auch angesichts der Worte seines Vorredners Krauss (FPÖ). Das queere Jugendzentrum sei für ihn „ein Herzensprojekt“. Die Entstehung des queeren Jugendzentrums sei ein „Vorzeigeprozess“ mit wissenschaftlicher Begleitung, Symposien sowie Vernetzung mit der Community gewesen. Am Ende dieses Prozesses sei klar gewesen, dass es „höchste Zeit“ für ein queeres Jugendzentrum in Wien sei. Mittlerweile sei auch eine passende Immobilie für das Jugendzentrum gefunden worden, die eine gute Vernetzung im Grätzl möglich mache. Das neue Jugendzentrum werde „spezifische Beratungsbedürfnisse“ queerer Jugendlicher abdecken, ihnen Schutz geben und Vielfalt zulassen. Auch Programm und Einrichtung des queeren Jugendzentrums werde gemeinsam mit queeren Jugendlichen erarbeitet, kündigte Weber an. 

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP) sagte, dass sie den Prozess „ein bisschen mitverfolgt“ habe, sie vermisste jedoch die Einbeziehung kritischer Ärzt*innen oder Psycholog*innen. Auch Jugendforscher würden davor warnen, dass „trans“ ein Jugendtrend sei, der gerade in der Pubertät „beschleunigt“ werde. Hungerländer fände es „sinnvoll“ bei Projekten in diesem Bereich auch kritische Stimmen zu hören. Zum Argument, dass das queere Jugendzentrum Raum für Vielfalt biete, sagte Hungerländer, dass diese Vielfalt in den Wiener Jugendzentren schon jetzt gegeben sei. In einem queeren Jugendzentrum sah Hungerländer eine „Segretation“ von Jugendlichen mit Trans-Identität. Sie kritisiert die Beratung in den geförderten Vereinen, diese sei „grundsätzlich affirmativ“ – etwa durch den Hinweis auf die Möglichkeit der Verwendung sogenannter Pubertätsblocker.

GRin Marina Hanke, BA (SPÖ) freute sich über den Beschluss zum queeren Jugendzentrum im Pride-Monat Juni. Auch Hanke berichtete von einem „recht langen“ Entstehungsprozess, in dem mit ganz unterschiedlichen Expert*innen diskutiert worden, was dieses queere Jugendzentrum leisten solle. Angesichts der Aussagen der Vorrender*innen Krauss und Hungerländer warnte sie vor einer „einseitigen“ Debatte. Zur Vielfalt im queeren Jugendzentrum stellte Hanke klar, dass eine breite Zielgruppe angesprochen werde, die etwa auch Freund*innen von queeren Jugendlichen oder Kinder aus Regenbogenfamilien beinhalte. Es mache Sinn, beides zu haben, Jugendzentren für den Querschnitt aller Jugendlichen und auch welche für spezielle Angebote für beispielsweise Mädchen oder nun auch die LGBTIQA-Community. Hanke forderte dazu auf, den Blick in der Debatte ein wenig zu öffnen. Es gehe um mehr als nur um Trans-Personen. In den Jugendzentren würde auch nicht, wie von FPÖ und ÖVP behauptet, „einseitig beraten“. Es gehe in der Jugendarbeit nicht darum, Jugendlichen etwas vorzuschreiben. Es gehe darum, dass junge Menschen einen Raum haben, wo sie ausprobieren können, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Sie bezeichnete die Beiträge von Krauss und Hungerländer als „dramatisierend“ und „einseitig“. Hassverbrechen gegen Homosexuelle würden ansteigen, Suizidraten bei Trans-Menschen seien sehr hoch – das sei die Realität. Es brauche hier Schutz vor Gewalt, das würden das queere Jugendzentrum und die Community-Vereine leisten.

GRin Dr.in Jennifer Kickert (GRÜNE) ortete eine „Fehlinterpretation“ zwischen einem sozialpädagogischen Zugang in der Jugendarbeit und einem therapeutischen Zugang. Beim sozialpädagogischen Zugang gehe es darum, die Person zu stärken und zu unterstützen, auch in der Identitätsentwicklung. Wenn es zu einem Punkt komme, an dem eine Geschlechtsangleichung Thema wird, komme es zu einem Wechsel im Zugang. „Es hat in Wien oder Österreich noch nie eine Geschlechtsangleichung ohne Therapie gegeben“, stelle Kickert klar. Die, die jetzt gegen eine „Trans-Lobby“ aufstehen, seien vor 10 Jahren noch gegen eine „Homo-Lobby“ ausgerückt. Sie hätte sich für ihre eigene Identitätsfindung ein queeres Jugendzentrum gewünscht. Für alle Kinder, die diese Identitätsfindung durchmachen, sei ein solches Jugendzentrum wichtig. Transgeschlechtlichkeit sei ein „komplexes“ Thema, aber auch hier brauche es Offenheit und Unterstützung. Alle Jugendlichen, die sich in einer schwierigen Situation finden, hätten es verdient, unterstützt zu werden. „Wir halten es als Gesellschaft mordslocker aus“, diese Menschen zu unterstützen und zu respektieren, sagte Kickert.

Abstimmung: Die Förderung wurde beschlossen. Der Antrag der Grünen zur Wiener Kinder und Jugendstrategie fand nicht die notwendige Mehrheit.

Förderungen im Bereich der Musikausbildung

GR Stefan Berger (FPÖ) sagte, es gehe um rund 600.000 Euro für private Musikschulträger. Das Musikschulwesen in Wien werde sehr „stiefmütterlich behandelt“. Er kritisierte die teils jahrelange Wartezeit für eine Musikschul-Ausbildung. Für eine Musikstadt wie Wien seien diese Zustände „beschämend“. In anderen Bereichen würden Vereine mit viel Geld gefördert, im Musikschulbereich sei die Stadt „knausrig“. Die privaten Musikschulanbieter müssten jedes Jahr als „Bittsteller“ neuer Anträge stellen. Er vermisste den politischen Willen, hier etwas zu ändern. Er wünschte sich von der Stadtregierung den selben Elan wie beim Einsatz für die „queere Community“.

Abstimmung: Die Förderung wurde einstimmig beschlossen.

Förderungen an den Verein EuroGames Vienna 2024

GR Thomas Weber (NEOS) kündigte an, dass die EuroGames im Juli 2024 in Wien stattfinden werden. Die EuroGames seien die größte Multisport-Veranstaltung Europas mit etwa 3.000 Teilnehmer*innen aus der LGBTIQA+-Community. Ziel der EuroGames sei neben dem sportlichen Wettkampf auch der Einsatz gegen Diskriminierung im Sport. Im „EuroGame-Village“ werde es die Möglichkeit zur Vernetzung mit der hiesigen LGBTIQA-Community geben, kündigte Weber an. Er bedankte sich bei den Initiator*innen für diese „großartige Initiative“.

GR Johann Arsenovic (GRÜNE) sagte, die EuroGames seien die größte Sportveranstaltung im Zeichen der Vielfalt. Dass Wien 2024 Austragsort ist, sei eine „großartige Nachricht“ und ein „Privileg“. Neben der Förderung von 150.000 Euro stelle Wien auch Sportstätten zur Verfügung. Die EuroGames seien „sportlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich und touristisch eine gute Sache“. Sie seien eine Gelegenheit für uns alle, für eine Welt einzustehen, in der Menschen unabhängig von Geschlechteridentität und sexueller Orientierung respektiert werden, sagte Arsenovic.

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP) kündigte an, dem Poststück nicht zuzustimmen zu wollen. Sie halte es, als Politikerin oder Amateursportlerin, für falsch, eigene Veranstaltungen für Menschen anderer sexueller Orientierung oder Identität abzuhalten. Hungerländer sprach anschließend zum Thema Transfrauen im Sport. In den USA oder Kanada, wo Transfrauen an Frauenwettkämpfen teilnehmen dürften, würden bereits Frauen ihre Karriere beenden. Das sei eine „Untergrabung von Weiblichkeit im Sport“. Hungerländer brachte einen Antrag betreffend „keine Diskriminierung von Sportlerinnen durch die Zulassung von Transfrauen in Damenwettbewerben“ ein. (Forts.) gaa

Rückfragehinweis für Medien

  • PID-Rathauskorrespondenz
    Stadt Wien Presse- und Informationsdienst, Diensthabende*r Redakteur*in
    Service für Journalist*innen, Stadtredaktion
    01 4000-81081
    dr@ma53.wien.gv.at
    presse.wien.gv.at